Untersuchungen in der Schwangerschaft

Untersuchungen in der Schwangerschaft bieten die Möglichkeit das Kind in seinem Wachstum und seiner Entwicklung zu überwachen und mögliche Probleme und Fehlbildungen möglichst rechtzeitig zu entdecken. Es wird ebenfalls die Gesundheit der Mutter kontrolliert und auf mögliche Schwangerschaftskomplikationen geachtet.

Untersuchungen in der Schwangerschaft

Untersuchungen in der Schwangerschaft sind sehr wichtig, da sie eine Möglichkeit bieten das ungeborene Kind in seinem Wachstum und seiner Entwicklung zu überwachen.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht und kurze Erklärung zu den wichtigsten Untersuchungen in der Schwangerschaft. Für weitere Informationen finden Sie unter jedem Abschnitt einen Verweis zum Hauptartikel zur jeweiligen Erkrankung.

Erstuntersuchung

Die regelmäßigen Untersuchungen während der Schwangerschaft sind vonnöten, um Risiken einer Schwangerschaft frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln. Während der Erstuntersuchung wird der Mutterpass für die Schwangere ausgestellt. In diesem werden alle wichtigen Untersuchungen und Ereignisse der Schwangerschaft dokumentiert. In einem Mutterpass können bis zu zwei Schwangerschaften eingetragen werden. Die Erstuntersuchung beinhaltet als erstes ein ausführliches Gespräch zwischen der Schwangeren und dem zuständigen Frauenarzt. In diesem Gespräch werden etwaige Krankheiten der Schwangeren und ihrem familiären Umfeld angesprochen. Sollten zudem vergangene Schwangerschaften vorliegen, wird auch nach diesen und nach eventuellen Komplikationen gefragt. Anschließend wird auf die sozialen Umstände der Schwangeren und auf ihren Beruf eingegangen, damit der Arzt einschätzen kann, ob diese ein Risiko für die Schwangerschaft darstellen. In vielen Fällen erfolgt im Verlauf der Erstuntersuchung auch eine Beratung der Schwangeren über Themen, wie zum Beispiel Ernährung, Grippe-Impfung und HIV-Test. Außerdem wird mit Zuhilfenahme der Angaben der Schwangeren und des Ultraschalles der Geburtstermin errechnet.

Gynäkologische Untersuchung

Eine ausführliche gynäkologische Untersuchung sollte ebenfalls im Rahmen der Erstuntersuchung stattfinden. Es erfolgt eine Beurteilung der inneren Genitalien mittels des Spekulums. In frühen Stadien kann der Arzt eine bläuliche Verfärbung der Scheidenschleimhaut finden, welches ein Zeichen für eine Schwangerschaft darstellt. Zudem wird am Ende der Spekulumeinstellung ein Abstrich genommen, welcher im Labor aufgearbeitet wird. Unter anderem wird das Gewebematerial zur Krebsfrüherkennung und auf eine Infektion mit Chlamydien untersucht. Chlamydien sind Bakterien und können, wenn sie nicht vorher behandelt wurden, auf das Neugeborene übertragen werden und verschiedene Infektionen, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung auslösen. Im Anschluss erfolgt eine Tastuntersuchung der Gebärmutter, der Eileiter und der Eierstöcke. Bei dieser Untersuchung wird die Größe, Lage und die Konsistenz der Gebärmutter beurteilt. Ab der 6. Schwangerschaftswoche lässt sich die Gebärmutter vergrößert tasten und sie wirkt im Vergleich zu einer nichtschwangeren Gebärmutter aufgelockert. Als nächstes wird der Muttermund mittels der Tastuntersuchung beurteilt. Dies ist wichtig, um Festzustellen, ob sich der Muttermund vorzeitig geöffnet hat, welches ein schnelles Eingreifen erfordern würde. Bei der Untersuchung wird unter anderem auf die Länge des Muttermundes und auf seine Konsistenz geachtet.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Gynäkologische Untersuchung

Blutuntersuchung

Im Rahmen der Erstuntersuchung werden bestimmte Bluttests durchgeführt. Die Ergebnisse oder die Durchführung der Tests werden im Mutterpass protokolliert. Es werden zunächst die Blutgruppe und der Rhesus-Faktor der Schwangeren bestimmt. Bei Rhesus negativen Frauen besteht eventuell die Notwendigkeit einer sogenannten Rhesus-Prophylaxe, daher ist es wichtig den Rhesus-Faktor zu bestimmen. Weiterhin wird ein sogenannter Antikörpersuchtest durchgeführt. Der Antikörpersuchtest wird zwischen der 24. und 27. Schwangerschaftswoche noch einmal wiederholt. Ein Antikörper ist ein Protein, dass an bestimmte Oberflächenmerkmale von zum Beispiel Blutzellen bindet. Der Test ist dafür da, um festzustellen, ob im Blut der Schwangeren Antikörper vorhanden sind, die an Blutkörperchen des Ungeborenen binden könnten. Bei jedem Vorsorgetermin wird zudem der Hämoglobingehalt im Blut bestimmt. Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, welcher den Sauerstoff im Blut transportiert. Der Hämoglobingehalt kann Aufschluss darüber geben, ob eine Blutarmut vorhanden ist. Niedrige Werte sollten beobachtet werden und der Frauenarzt muss abwägen, ob weitergehende Diagnostik betrieben werden muss, um die Ursache der Blutarmut festzustellen.

Ausschluss einer Infektion

Mit Zuhilfenahme der Blutprobe, die bei der Erstuntersuchung abgenommen wird, werden im Labor Tests durchgeführt, um das Vorhandensein von schädlichen Krankheitserregern zu überprüfen. Es wird ein Suchtest nach dem Erreger der Syphilis durchgeführt. Zudem wird festgestellt, ob eine ausreichende Immunität gegen Röteln besteht, da eine Infektion in der Schwangerschaft Risiken für das Ungeborene birgt. Sollten in der 32. Schwangerschaftswoche Zweifel darüber bestehen, ob eine ausreichende Immunität gegen Hepatitis B besteht, wird ein Protein im Blut bestimmt, welches sich auf der Oberfläche des Hepatits-B-Virus befindet. Fällt der Test positiv aus, muss das Neugeborene sofort nach Geburt gegen diesen Virus geimpft werden. Neben diesen vorgeschriebenen Untersuchungen können noch weitere Tests durchgeführt werden. Der Frauenarzt sollte jede Schwangere bezüglich eines HIV-Tests beraten und dies auch im Mutterpass dokumentieren. Ob der Test durchgeführt werden soll, entscheidet die Schwangere. Bei Schwangeren, die regelmäßig mit Katzen Kontakt haben, empfiehlt es sich eine Untersuchung auf Toxoplasmose durchzuführen, da der Krankheitserreger über Katzenkot und auch rohes Fleisch auf den Menschen übertragen werden kann.

Vorsorgeuntersuchungen

Bei jedem Vorsorgetermin wird das Körpergewicht bestimmt und der Blutdruck gemessen. Eine übermäßige Gewichtszunahme kann auf Wassereinlagerungen in den Beinen hindeuten, wie es bei der Präeklampsie vorkommen kann. Die Präeklampsie ist eine Erkrankung in der Schwangerschaft, die mit hohem Blutdruck einhergeht und sowohl die Schwangerschaft, als auch das Wochenbett komplizierter gestalten kann. Aus diesem Grund wird auch regelmäßig der Blutdruck gemessen, damit ein Bluthochdruck nicht übersehen wird, da er dem Ungeborenen schaden kann. Zudem erfolgt eine körperliche Untersuchung, in der unter anderem die Höhe des oberen Randes der Gebärmutter festgestellt wird. In der 6. Schwangerschaftswoche ragt dieser gerade über das Schambein hinaus. Am Geburtstermin liegt der obere Rand unter dem Rippenbogen. Ab der 20. Schwangerschaftswoche kann darüberhinaus mit einer weiteren Tastuntersuchung festgestellt werden, wie das Kind in der Gebärmutter liegt und auf welcher Seite sich der Rücken befindet. Neben diesen spezifischen Untersuchungen wird auch eine herkömmliche körperliche Untersuchung der anderen Organsysteme vorgenommen. Diese wird idealerweise bei der Erstuntersuchung durchgeführt. Weiterhin ist der Körperbau der Schwangeren von Interesse, da dieser Hinweise darauf geben kann, ob es zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Wehentätigkeit geben wird.

Zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche wird weiterhin der Glukosetoleranztest durchführt, um einen möglichen Schwangerschaftsdiabetes zu entdecken.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft

Urinuntersuchung

Zusätzlich zu der körperlichen Untersuchung findet bei jedem Vorsorgetermin eine Untersuchung des Urins statt. Dieser wird mithilfe eines Teststreifens auf Proteine, Glukose, Blutbestandteile und Nitrit untersucht. Proteine im Urin können für eine Präeklampsie sprechen, eine Schwangerschaftserkrankung mit hohem Blutdruck. Die Proteine im Urin zeigen, dass eine Schädigung der Nieren vorhanden ist. Glukose, also ein Zucker, befindet sich dann im Urin, wenn die Nieren aufgrund der hohen Mengen an Zucker im Blut nicht mehr in der Lage sind, diesen ausreichend zu filtrieren. Zucker im Urin könnte also für einen Schwangerschaftsdiabetes sprechen und muss mit weiterführenden Tests bestätigt oder ausgeschlossen werden. Sind Blutbestanteile, wie zum Beispiel weiße oder rote Blutkörperchen, sowie Nitrit im Urin vorhanden, besteht der Verdacht, dass ein Harnwegsinfekt vorliegt. Ein Harnwegsinfekt sollte auch dann behandelt werden, wenn von der Schwangeren keinerlei Beschwerden wahrgenommen werden. Vor der Antibiotikagabe sollte der Erreger mittels einer Anzüchtung im Labor identifiziert werden, damit eine zielgerechte Antibiotikagabe erfolgen kann.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Urinuntersuchung in der Schwangerschaft

Sonographie

Gemäß der Mutterschaftsrichtlinien sind drei Ultraschall-Untersuchungen während der Schwangerschaft vorgesehen. Die erste findet zwischen der 9. und der 12. Schwangerschaftswoche statt. Bei dieser ersten Untersuchung wird überprüft, ob der Embryo regelrecht in der Gebärmutter liegt und, ob eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegt. Anschließend wird geschaut, ob der Embryo eine zeitgerechte Entwicklung zeigt und ob eine Herzaktion nachweisbar ist. Zuletzt wird die Scheitel-Steiß-Länge gemessen und anhand dieser die Schwangerschaftsdauer eventuell korrigiert. Die zweite Ultraschalluntersuchung findet zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche statt. Zunächst wird überprüft, ob die Plazenta einen normalen Sitz in der Gebärmutter hat und die Menge an Fruchtwasser wird beurteilt. Danach erfolgt die sonographische Untersuchung des Kindes. Es wird erneut auf die Herzaktion und nun ebenfalls auf kindliche Bewegungen geachtet. Weiterhin wird der gesamte Körper des Ungeborenen untersucht und einige Messungen durchgeführt, die bei abweichenden Werten, auf Fehlentwicklungen hinweisen können. Der dritte Ultraschall wird zwischen der 29. und 32. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Erneut wird die Plazenta beurteilt und eine regelrechte Entwicklung des Kindes überprüft. Zudem kann anhand von Messwerten das Gewicht geschätzt werden.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Ultraschall in der Schwangerschaft

Geburtshilfliche Dopplersonographie

Die Dopplersonographie wird angewandt, um den Blutfluss in den Gefäßen darzustellen und zu vermessen. In der Schwangerschaft findet diese Untersuchung Anwendung darin, die Blutversorgung des Ungeborenen zu überprüfen, um einen Mangelzustand frühzeitig zu erkennen. Zumeist wird eine Dopplersonographie in der zweiten Schwangerschaftshälfte durchgeführt, besonders dann, wenn ein verlangsamtes Wachstum oder eine Fehlbildung des Kindes verdächtigt wird. Andere Gründe für die Durchführung dieser Untersuchung sind ein Schwangerschaftsbluthochdruck, vergangene Mangelgeburten oder Fruchttode, ein auffälliges CTG (Kardiotokogramm) oder eine Mehrlingsschwangerschaft mit nicht-parallelem Wachstum der Kinder. Bei der Untersuchung wird der Blutfluss an verschiedenen Stellen, sowohl bei der Mutter, als auch beim Kind gemessen. Man misst die Flussgeschwindigkeit in der Gebärmutterarterie der Mutter, in den Nabelschnurarterien und in einem der Hirngefäße des ungeborenen Kindes. Über diese Messwerte kann eingeschätzt werden, ob eine Minderversorgung des Kindes besteht.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Dopplersonographie in der Schwangerschaft

CTG

Die Kardiotokografie (Abkürzung CTG) ist ein Ultraschall-basiertes Verfahren, um die Herzfrequenz des Fetus zu messen.
Gleichzeitig wird die Wehentätigkeit der Mutter über einen Druckmesser aufgezeichnet (Tokogramm). Ein CTG wird routinemäßig im Kreissaal und unter der Geburt aufgezeichnet.
Weitere Gründe für eine CTG-Untersuchung sind zum Beispiel:

  • eine drohende Frühgeburt
  • Mehrlingsschwangerschaften
    oder
  • Unregelmäßigkeiten der kindlichen Herztöne.

In den Mutterschaftsrichtlinien ist eine CTG Aufnahme während der Vorsorgeuntersuchung nicht vorgeschrieben. Allerdings führen manche Frauenärzte ab der 30. Schwangerschaftswoche diese Untersuchung zusätzlich durch. Mittels des CTGs kann festgestellt werden, ob das Herz des Ungeborenen regelrecht oder eventuell zu schnell bzw. zu langsam schlägt. Gründe für eine erhöhte Herzfrequenz sind zum Beispiel Stress oder eine Mangelversorgung des Gewebes mit Sauerstoff (Hypoxie).
Eine Mangel an Sauerstoff, sowie das Vena-cava-Kompressions-Syndrom kann aber auch zu einer verminderten Herzfrequenz führen.
In den Kurven, welche das CTG ausgibt, achten die Ärzte auch auf Ausschläge der Basislinie nach oben oder nach unten. Ein Ausschlag nach oben (Akzeleration), also eine kurzzeitige Beschleunigung der fetalen Herzfrequenz, ist normal und wird durch Kindsbewegungen ausgelöst. Ein Ausschlag nach unten, welches einer Verlangsamung der Herzfrequenz entspricht, muss genau beobachtet werden und hat abhängig von der Wehentätigkeit unterschiedliche Maßnahmen zur Folge.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Pränataldiagnostik

Die Pränataldiagnostik umfasst eine Reihe an verschiedenen invasiven und nicht-invasiven Untersuchungsmöglichkeiten, die an der Schwangeren und am Fetus durchgeführt werden. Sie sind als zusätzliche Untersuchungen zu werten und werden somit im Regelfall nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Die hier angegebenen Verfahren sind nur eine Auswahl der vielen Möglichkeiten. Im ersten Trimester ungefähr zwischen der 12. und der 14. Schwangerschaftswoche kann eine sonographische Nackentransparenzmessung vorgenommen werden. Die Untersuchung ist nicht-invasiv und eine erhöhte Transparenz des Nackenbereiches kann für eine Anomalie des Ungeborenen sprechen. Diese kann nach einer Risikoeinschätzung mittels einer Amniozentese weiter abgeklärt werden. Bei der Amniozentese wird Fruchtwasser entnommen und eine Analyse der kindlichen Chromosomen durchgeführt. Der Triple-Test ist ein Bluttest bei dem drei Marker im Blut der Mutter bestimmt werden und anhand eines Algorithmus das Risiko für eine fetale Anomalie errechnet wird. Zudem kann aus dem mütterlichen Blut DNA des Kindes gefiltert und auf Auffälligkeiten untersucht werden. Eine invasive Methode, die allerdings schon sehr früh in der Schwangerschaft angewendet werden kann, ist die Chorionzottenbiopsie. Bei diesem Verfahren wird Gewebe aus der Plazenta entnommen und daran genetische Tests durchgeführt.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Pränataltest

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.02.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021