Vena-Cava-Kompressionssyndrom

Beim Vena-Cava-Kompressionssyndrom handelt es sich klassischerweise um eine Komplikation in der Schwangerschaft, die vor allem zum Ende hin auftreten kann. Das Kind in der Gebärmutter drückt dabei auf die Vena cava inferior, die große untere Hohlvene.

Wird die Vene abgedrückt, fällt als erste Folge die Blutmenge, die am Herzen ankommt, rasch ab. Dies führt dann zu verschiedenen kreislaufbezogenen Problemen, die aber in der Regel schnell durch eine Umlagerung der werdenden Mutter behoben werden können.

Auch wenn das Vena-Cava-Kompressionssyndrom normalerweise keine schwere Komplikation darstellt, so sollten betroffene Frauen doch informiert und das Umfeld in entsprechenden Notfallsituationen unterrichtet sein. Denn auch wenn es nicht die Regel darstellt, kann die Abklemmung der Vene sowohl für die Mutter als auch für das Kind lebensbedrohlich sein.

Symptome & Diagnose

Symptome

Die Symptome die beim Vena-Cava-Kompressionssyndrom auftreten, sind durch den Blutmangel begründet, der am Herz durch die Abklemmung entsteht. Es kommt nicht mehr genug Volumen an, wodurch auch die Ausschüttung von neuem, sauerstoffreichem Blut vermindert wird. Der Blutdruck sinkt also rapide ab und es kommt zu einer Kreislaufkrise.

Als Erstes bemerkt der Patient dies durch plötzlichen Schwindel. Das Gehirn macht so darauf aufmerksam, dass nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht. Als nächstes kann es zu Bewusstseinsstörungen oder gar zu einer Ohnmacht kommen. Geschieht dies, muss schnell gehandelt werden, um Folgeschäden bei Mutter und Kind zu verhindern.

Den verminderten Blutausstoß versucht das Herz durch eine schnellere Frequenz auszugleichen, weshalb Herzrasen auftritt. Außerdem kommt es zu einer tiefen und schweren Atmung, da der Körper nicht weiß, dass der Sauerstoffmangel nicht von einem Lungenproblem herrührt. Der Sauerstoffmangel führt durch die meist kurze Dauer eher selten zu Schäden bei der Mutter, kann aber erhebliche Folgen für das heranwachsende Kind haben. Schlimmstenfalls kommt zu einer sogenannten fetalen Hypoxie (kindlicher Sauerstoffmangel), wodurch nicht nur eine Frühgeburt, sondern auch Spätschäden beim Baby verursacht werden können.

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Symptome im Stehen

Das Vena-Cava-Kompressionssyndrom wird in der Fachliteratur meist nur im Liegen beschrieben. Jedoch berichten auch gelegentlich Schwangere davon, dass die Symptome ebenfalls im Sitzen oder gar im Stehen auftreten.

Hierbei kann es sich ebenfalls um ein Vena-Cava-Kompressionssyndrom handeln, welches allerdings sehr stark ausgeprägt ist und zu einer ernsthaften Belastung für die schwangere Frau werden kann. Den Betroffenen bleibt meist nichts anderes übrig, als zu versuchen, die restliche Schwangerschaft unbeschadet zu überstehen.

Es kommt im Rahmen dessen wahrscheinlich dazu, dass die werdende Mutter ihre Arbeit einstellen und ihre körperlichen Aktivitäten auf ein Minimum reduzieren muss. Auch sollte immer jemand anwesend sein, da es durchaus zu vermehrten Stürzen kommen kann. Wird die Situation zu unerträglich oder ist die Gesundheit der Patientin zu stark gefährdet, muss eventuell eine frühzeitige Entbindung in Erwägung gezogen werden.

Ebenfalls sollten andere Ursachen für ein Vena-Cava-Kompressionssyndrom ausgeschlossen werden.

Symptome im Sitzen

Das Vena-Cava-Kompressionssyndrom kann sich nicht nur in der liegenden Position, sondern auch im Sitzen bemerkbar machen. Auch wenn dies um ein Vielfaches seltener der Fall ist, führt die Symptomatik zu umfassenden Einschränkungen im Alltag der Patientin.

Beispielsweise kann der normalerweise ausgeübte Beruf nicht mehr effektiv ausgeführt werden. Vor Allem ein Bürojob stellt eine große Hürde dar, bei dem entweder die Arbeitszeit verkürzt werden sollte oder gar eine Krankschreibung erfolgen muss. Auch das Essen am Tisch kann zu einem Problem werden.

Einige Schwangere beschreiben eine Linderung der Symptomatik bei Hochlagerung der Beine. Andere müssen ihre Nahrung in (halb)liegender Position zu sich nehmen. Wie bei jeder Schwangerschaftskomplikation gilt auch hier: wird die Gesundheit der werdenden Mutter zu stark gefährdet, sollte unbedingt über eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft nachgedacht und das Kind früher geholt werden.

Diagnose

Die Diagnose eines Vena-Cava-Kompressionssyndroms wird hauptsächlich über die speziellen Symptome gestellt. In den meisten Fällen sind Frauen in den letzten drei Monaten ihrer Schwangerschaft betroffen, die hauptsächlich im Liegen Probleme mit ihrem Kreislauf bekommen. Die Schwangere sollte als Erstes versuchen, bei Symptomausprägung einen Lagerungswechsel zu vollziehen. Verschwinden dann die Kreislaufprobleme und treten auch in entsprechender Lage nicht auf, ist das schon ein sehr deutliches Zeichen für ein Vena-Cava-Kompressionssyndrom.

Zur Diagnosesicherung kann die betreuende Frauenärztin mit Ultraschall die Situation im Bauch beurteilen. Unter Umständen kann auf diesem Wege sogar beobachtet werden, wie die Gebärmutter die Vene abdrückt. Ist die Patientin nicht schwanger oder handelt es sich um einen Mann, so sollte eine umfassende Diagnostik mit bildgebenden Verfahren und Labortests eingeleitet werden, um die Ursache aufzuspüren.

Behandlung

So furchterregend die Symptome des Vena-Cava-Kompressionssyndroms sich auch anhören mögen, so einfach ist doch meistens die Akutbehandlung des Krankheitsbildes, zumindest bei schwangeren Frauen – bei anderer Ursache der Raumforderung kann die Therapie durchaus umfangreicher sein und einen chirurgischen Eingriff nötig machen.

Da die Beschwerden bei Schwangeren hauptsächlich in Rückenlage auftreten und somit das gesamte Gewicht der Gebärmutter und des Kindes auf der Vena cava inferior ruhen, reicht meist schon eine leichte Seitenlage. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten sollte die Patienten auf die linke Seite gedreht werden. Die untere Hohlvene verläuft nämlich in Nähe zur Wirbelsäule auf der rechten Seite des Körpers.

Bei Linksseitenlage wird das Gefäß also entlastet und die Symptome sollten fast sofort verschwinden. Oftmals reicht schon dieser Tipp, eine weitere Behandlung unnötig zu machen. Die Schwangere merkt oftmals schon von selbst, wann die Symptomatik beginnt und kann sich dann eigenmächtig auf die Seite drehen. Neben der werdenden Mutter sollte aber auch das Umfeld diesbezüglich geschult werden. So kann auch beispielsweise der Vater aktiv eingreifen, wenn es zu einer Ohnmacht seitens der Schwangeren kommt.

Sollte durch die Umlagerung keine relevante Verbesserung des Zustands herbeigeführt werden, muss sofort ein Notarzt alarmiert werden. Es folgt die Einlieferung auf die nächstgelegene Intensivstation, wo anschließend mittels Flüssigkeitsgabe versucht wird, den Kreislauf zu stabilisieren. In seltenen Fällen muss zum Schutz der Mutter ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schwindel im Liegen und Ohnmacht (in der Schwangerschaft)

Linksseitenlage

Wie bereits beschrieben ist die Linksseitenlage die Therapie der Wahl bei Vena-Cava-Kompressionssyndrom. Die untere Hohlvene liegt neben der Wirbelsäule auf der rechten Seite des Bauchraums. Zur Entlastung muss also eine Lagerung auf die Gegenseite durchgeführt werden. Die Patientin muss sich dazu nur vom Rücken auf die linke Seite drehen oder rollen. Es reicht oftmals bereits eine Neigung von etwa 45 Grad.

Damit die Lage trotzdem bequem ist und die Schlafposition stabil, kann natürlich auch eine 90 Grad Drehung vollzogen werden. Außerdem gibt es spezielle Seitenschläferkissen, die viele Schwangerer ohnehin schon wegen den Problemen mit einem Babybauch im Bett benutzen müssen.

Zusätzlich kann auch ein Kissen oder eine Decke in den Rücken gelagert werden, damit die Betroffene in der Nacht nicht wieder zurückrollt. Durch diese relativ einfache Vorgehensweise kann das Vena-Cava-Kompressionssyndrom in vielen Fällen symptomlos bleiben. Allerdings muss auch immer beachtete werden, dass nicht immer eine sofortige Linderung durch die Lagerung erwartet werden darf und in diesem Fall umgehend ein Arzt zu kontaktieren ist.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen

Die Ursache für ein Vena-Cava-Kompressionssyndrom ist in den meisten Fällen eine Schwangerschaft. Vor allem in den letzten drei Monaten wächst das Baby zu einer stattlichen Größe heran und nimmt immer mehr an Gewicht zu. Die Gebärmutter dehnt sich aus und verdrängt zunehmend die umliegenden Organe und Strukturen – so auch eventuell die Vena cava inferior.

Venen sind von Natur aus eher elastisch und dünnwandig. Sie lassen sich im Gegensatz zu den Arterien, in denen das sauerstoff- und nährstoffreiche Blut zur Versorgung des Körpers fließt, leicht zusammendrücken. Außerdem ist der Blutdruck in den Venen um ein vielfaches geringer, als im arteriellen System. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass das Gefäß bereits durch das Gewicht eines Babys abgedrückt werden kann.

In seltenen Fällen ist kein Kind die Ursache für ein Vena-Cava-Kompressionssyndrom, zum Beispiel wenn ein Mann unter einer entsprechenden Symptomatik leidet. Auch andere Strukturen können auf die Vena cava inferior drücken. In Frage kommen dabei jegliche Raumforderungen im Bauchraum, wie Zysten, Abszesse, Organvergrößerungen im Rahmen spezifischer Erkrankungen, ein Bauchaortenaneurysma oder ein wachsender Tumor. Wenn sich das klinische Bild eines Vena-Cava-Kompressionssyndroms zeigt, sollte in jedem Fall als erstes ein Arzt aufgesucht werden, damit die genaue Ursache geklärt werden kann.

Verlauf & Prognose

Wann tritt das Vena-Cava-Kompressionssyndrom auf?

Es gibt keinen genau festgelegten Zeitpunkt in der Schwangerschaft, wann es klassischer Weise zu einem Vena-Cava-Kompressionssyndrom kommt. Man kann jedoch sagen, dass die Erkrankung im dritten Trimenon auftritt, also im dritten Teil der Schwangerschaft – in den letzten drei Monaten.

Ob und wie stark das Syndrom auftritt, wird entscheidend durch die Größe des Kindes, das Gewicht und die Lage der Gebärmutter vor der Schwangerschaft beeinflusst. Auch spielt unter Umständen die Lage des Kindes eine Rolle und ob die Mutter irgendwelche anatomischen Besonderheiten aufzuweisen hat.

In Schwangerschaftswochen ausgedrückt tritt das Vena-Cava-Kompressionssyndrom also am wahrscheinlichsten zwischen der 29. und der 40. SSW auf. Beruhigend ist dabei die Information, dass Frühgeburten ab der 26. SSW als überlebensfähig eingestuft werden und eine frühzeitige Beendigung der Schwangerschaft nicht zwangsläufig ein Nachteil für das Kind sein muss.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.01.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023