Ohnmacht (Synkope)

Synonyme im weiteren Sinne

  • Ohnmachtsanfall
  • Bewusstlosigkeit
  • Blackout
  • Zusammenbruch
  • Kollaps

Englisch: swoon, faint

Zusammenfassung

Der Begriff „Synkope/ Ohnmacht“ bezeichnet einen plötzlich einsetzenden Verlust des Bewusstseins aufgrund einer momentanen Unterversorgung des Gehirns mit Blut.
Die Ursachen für eine Ohnmacht sind vielfältig und reichen von harmlos bis lebensbedrohlich und geben unter Umständen Anlass zu einer umfangreichen Abklärungsuntersuchung.

Definition

Eine Ohnmacht (Synkope) ist ein durch eine dem aktuellen Aktivitätszustand nicht angepasste Gehirndurchblutung hervorgerufener kurzfristiger Bewusstseinsverlust. Die Stütz- und Haltemuskulatur des Betroffenen verliert an Spannung, was zu Stürzen führen kann. Nach Wiederherstellung einer angemessenen Durchblutungssituation des Gehirns endet die Bewusstlosigkeit selbstständig. Lesen Sie auch: Durchblutungsstörungen

Häufigkeit

Die Häufigkeit von Ohnmachtsanfällen wird mit 0,7% pro Jahr angegeben, die häufigste Ursache dabei sind Fehlregulationen des vegetativen Nervensystems (vegetative oder vasovagale Synkope).

Info: Vegetatives Nervensystem

Das vegetative Nervensystem beherrscht und reguliert die Tätigkeit unserer inneren Organe und Drüsen und stimmt alle lebensnotwendigen und zumeist unbewusst ablaufenden Vorgänge sinnvoll aufeinander ab, z.B. die Regulierung der:

  • Verdauung von Nahrung
  • Höhe des Blutdrucks
  • der Atmung oder
  • der Fortpflanzung

Autonom ist dieses Nervensystem deshalb, weil diese Vorgänge sich unserer willkürlichen Kontrolle entziehen und eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliegen.
Siehe auch: Sympathikus, Parasympathikus

Ursachen

Ursächlich für eine Ohnmacht (Synkope) können alle Zustände des Körpers sein, in denen es zu einer plötzlich einsetzenden verminderten Hirndurchblutung und damit zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen kommt. Dazu zählen nach Organsystemen gegliedert:

  • Herz: Verminderte Förderleistung durch z. B. einen Herzinfarkt, Herz- rhythmusstörungen, Herzmuskelerkrankungen, Lungenembolie, Herzbeutelerguss, Verengung der Ausflussbahnen in Lunge und Körper u. a.
  • Gehirn: Örtliche Strömungshindernisse z. B. im Rahmen einer Verkalkung der Hirngefässe, Schlaganfall und Vorstufen, Hirndruckerhöhung, selten auch Anzapfsyndrome, bei denen in anderen Körperteilen benötigte Blutversorgung aus dem Gehirn abgezweigt wird.
  • Kreislauf: „orthostatische Dysregulation“ (eine verlangsamte Anpassung von Herzfrequenz und Blutdruck bei Lagewechseln Liegen/Sitzen Stehen), niedriger Blutdruck, verminderter Blutrückfluss zum Herzen, z. B. durch Stuhl-/Harnpressen (erhöhter Druck im Brustkorb drosselt den Rückfluss zum Herzen) oder bei Schwangeren durch den Druck der Gebärmutter auf die untere Hohlvene in Rückenlage; Blutverluste.
  • Vegetatives Nervensystem: vegetative Synkope
  • Medikamente: V. a. Blutdrucksenkende Medikamente können bei zu strenger „Einstellung“ Ohnmachten hervorrufen.

Eine kurzzeitige Ohnmacht/ Bewusstlosigkeit kann aber auch durch andere Krankheitsmechanismen hervorgerufen werden, die diagnostisch ausgeschlossen werden sollten. Dazu gehören z. B. Stoffwechselentgleisungen wie Unterzuckerung, epileptische Anfälle, Vergiftungen, Entgleisungen des Mineralienhaushaltes u.a.

Symptome der Ohnmacht

Als Vorzeichen eines drohenden Kollaps (Ohnmacht) können Schwindel, Blässe, Zittern, kalter Schweiß, Flimmern oder Schwarzwerden vor Augen oder ein Klingeln im Ohr auftreten.
Im Ohnmachtsanfall selbst verlieren die Betroffenen das Bewusstseins und können zu Boden sinken. Selten treten Zuckungen und Krämpfe an den Gliedmaßen während der Ohnmacht auf. Begleitend können Symptome der Ursache des Kollaps auftreten (z. B. Brustenge bei Herzinfarkt, Kopfschmerzen bei Hirnblutung, Ausfallserscheinungen bei Schlaganfall).

Ohnmacht vortäuschen

Eine Ohnmacht kann bis zu einem gewissen Grad vorgetäuscht werden.
Man sucht sich einen geeigneten Ort, der nicht zu belebt ist und täuscht zunächst leichtes Unwohlsein vor: Der Gang verlangsamt sich, die Konversation verstummt und insgesamt erscheint man müde und schwach. Dies alles geschieht langsam, gleichzeitig fasst man sich an den Kopf gegen die angeblichen Kopfschmerzen und atmet tief gegen den vorgetäuschten Schwindel ein und aus. Nachdem man die Mitmenschen über das Unwohlsein informiert hat, sucht man die frische Luft auf.
Der wirkliche „in Ohnmacht fallen“ ist wohl der schwierigste Teil, da man sicher fallen sollte und sich nicht weiter verletzten will. Da Ohnmacht mit einem Kontrollverlust gleichzusetzen ist wird der Vortäuschende die Augen schließen und die Muskeln entspannen und im Nachhinein angeben eine Amnesie zu haben, also nichts mehr von dem zu wissen, was zuvor passiert war.

Wichtig ist allerdings unterscheiden zu können, wann jemand nur vortäuscht und wann jemand tatsächlich ohnmächtig ist. Bei einer leichten Ohnmacht hilft es den Ohnmächtigen mit Klopfen auf die Wangen zu erwecken.
Eine einfache Entscheidungshilfe ist die Reflexe zu prüfen.
Ist der Patient nämlich tatsächlich ohnmächtig sind diese vermindert oder nicht mehr da. Ein einfacher Reflex wird durch das entlang Streichen an den Wimpern ausgelöst: das geschlossene Auge zwinkert oder wird zusammen gekniffen bei einem Patienten, der nicht wirklich ohnmächtig ist. Oder man nimmt einen Arm und lässt ihn fallen. Ein Simulant wird der Arm nicht völlig schlapp auf den Boden fallen lassen. Wichtig ist aber in jedem Fall – ob vorgetäuscht oder nicht – die Ohnmacht zunächst ernst zu nehmen und zu überprüfen ob der ohnmächtige Patient noch atmet. Dies muss geschehen um auszuschließen, dass der Patient an einem akuten Herzkreislaufversagen leidet und reanimiert werden muss.

Diagnostik

Basismaßnahmen der Ohnmacht - Diagnose sind die körperliche Untersuchung, Puls- und Blutdruckmessung im Liegen und Stehen und Kontrolle der Blutwerte, die erste Hinweise auf eine zugrunde liegende Kreislauf- oder Stoffwechselstörung wie z. B. erniedrigten Blutdruck, Blutarmut oder Diabetes geben können.
Weiterführende Maßnahmen können von Seiten des Herzens beispielsweise EKG-Untersuchungen sein, um eventuelle Herzrhythmusstörungen aufzudecken oder eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die u. a. Hinweise auf die Pumpfunktion des Herzens gibt. Bei entsprechendem Verdacht kann auch die Suche nach Durchblutungsstörungen im Gehirn durch eine Darstellung der hirnversorgenden Arterien begründet sein oder eine Hirnstrommessung (EEG) zum Ausschluss von Epilepsien.

Therapie

Da jede Ohnmacht einen lebensbedrohenden Zustand darstellen kann, sollte ein Notarzt gerufen werden. Da bei bewusstlosen Patienten Schutzreflexe ausfallen und die Muskelspannung nachlässt, besteht die Gefahr, dass die eigene Zunge zurücksinkt und die Atemwege verlegt oder Erbrochenes in die Luftwege gelangt. Daher müssen bis zum Eintreffen des Arztes Atmung und Puls eines Bewusstlosen in kurzen Abständen kontrolliert werden und der Patient muss in die stabile Seitenlage (siehe dort) gebracht werden.

Bei einer klassischen vegetativen Synkope (Ohnmacht)sind solche Komplikationen aufgrund deren kurzen Dauer jedoch recht unwahrscheinlich.

Man kann nicht generell empfehlen, die Beine der Bewußtlosen hoch zu lagern, weil bei manchen Ursachen eines Zusammenbruchs sich der Ausgangszustand der Patienten dadurch sogar noch verschlechtern kann.
Während beim einfachen Kollaps aufgrund emotionaler Belastung oder Erschöpfung dies richtig ist und dem Patienten hilft, würde bei einem Patienten, der aufgrund einer plötzlich eingetretenen Überlastung des Herzens (z. B. im Rahmen eines Herzinfarktes) zusammengebrochen ist, diese Überlastung durch das zurückfließende Blut aus den Beinen noch verschlimmern. Die Therapie richtet sich vielmehr – akut als auch langfristig - nach der (vermuteten) Ursache des Zusammenbruchs.

Wenn die Ohnmacht beendet ist, können homöopathische oder Bachblüten Notfalltropfen helfen danach die Situation zu verbessern. Lesen Sie mehr hierzu in unserem Thema: Homöopathie bei Kreislaufkollaps

Ohnmacht in der Schwangerschaft

Eine Ohnmacht wird dadurch ausgelöst, dass zu wenig Sauerstoff aus dem Blut im Gehirn ankommt.
Besonders in der Schwangerschaft ist die Blutversorgung im ganzen Körper verändert, da der mütterliche Kreislauf auch zu einem gewissen Teil das ungeborene Kind mitversorgt.
Zusätzlich wird dem Blut der Weg zurück zum Herzen erschwert, da das Kind wächst und die Organe im Bauch verdrängt. Die Ohnmacht in der Schwangerschaft wird ausgelöst, wenn das Kind nicht nur die Organe verdrängt sondern der Uterus auf die untere Hohlvene drückt (Vena cava inferior) und dadurch die Blutzufuhrt zum Herzen deutlich vermindert oder abdrückt. Dies geschieht vor allem in der Spätschwangerschaft (letztes Trimenon), wenn das Kind schon groß ist.

Dieses Krankheitsbild nennt man Vena-Cava-Kompressionssyndrom. Das Vena-cava-Kompressionssyndrom ist durch einen abrupten Blutdruckabfall gekennzeichnet. Durch die Kompression fließt ebenfalls weniger Blut zum Herzen zurück, es besteht also ein Mangel an Blutvolumen, durch welchen auch weniger Sauerstoff ins Gehirn gelangt. Dies hat die Ohnmacht zur Folge.
Die Ohnmachtsanfälle treten vor allem auf, wenn die Schwangere auf dem Rücken liegt, da die Vena cava rechts neben der Wirbelsäule verläuft und in Rückenlage der Uterus unmittelbar dort drauf liegt. Tritt ein Ohnmachtsanfall in der Schwangerschaft auf sollte also in jedem Fall die Patientin so schnell wie möglich in Linksseitenlange gebracht werden, damit die Vena cava entlastet wird und das Blut weiter zirkuliert. Denn die Blutzirkulation ist nicht nur für das Leben der Mutter sehr wichtig, sondern auch für das Leben des Kindes.
Im Falle einer Mangelversorgung kann eine Frühgeburt ausgelöst werden. Um einer Ohnmacht in der Schwangerschaft vorzubeugen ist es ratsam nicht lange auf dem Rücken zu liegen und die Linksseitenlage einzunehmen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Komplikationen während einer Schwangerschaft und Vena-Cava-Kompressionssyndrom

Ohnmacht bei Kindern

Bei Kindern gibt es zahlreiche Gründe für das Entstehen einer Ohnmacht, aber erfordert immer rasches Handeln.
Einige Ohnmachtsfälle können ohne Hilfe eines Arztes gelöst werden, andere hingegen erfordern die Hilfe eines Arztes. Das Kind sollte allerdings immer in der stabilen Seitenlage gelagert werden.

Bei Kleinkindern wird eine Bewusstlosigkeit häufig durch einen „Affektkrampf“ ausgelöst. Dieser entsteht durch langes Schreien bei Wut oder Frustration. In diesem Fall kommt das Kind sehr schnell wieder von alleine zu sich. Ein anderer Fall ist eine Ohnmacht, wenn das Kind schnell aufgestanden ist oder sich erschreckt hat.
Dieser Ohnmachtsanfall ist dadurch ausgelöst, dass der Blutdruck zu niedrig ist (Orthostase-Syndrom) und tritt auch häufig bei jungen Mädchen in der Pubertät auf. Eine Ohnmacht kann auch durch Hyperventilation ausgelöst werden.
Man erkennt eine Hyperventilation daran, dass die Kinder auffällig schnell atmen. Dem Körper wird dann zu wenig Sauerstoff zugeführt und gleichzeitig sammelt sich durch die ungenügende Ausatmung Kohlenstoffdioxid an. In den beiden zuletzt genannten Fällen sollten die Kinder zunächst in Rückenlage gebracht und die Beine erhöht gelagert werden, bis die Kinder wieder zu Bewusstsein kommen.
Bleibt das Kind bewusstlos sollte die stabile Seitenlage eingenommen werden und ein Notarzt hinzugezogen werden. Falls solche Ohnmachtsfälle gehäuft vorkommen sollte ein Termin bei dem zuständigen Kinderarzt vereinbart werden, um die Gründe abzuklären und einen Weg zu finden dem vorzubeugen. Ein weiterer Grund für Ohnmachtsanfälle im Kindesalter im Zusammenhang mit Diabetes mellitus kann eine Unterzuckerung sein, die man daran erkennt, dass die Haut warm und feucht ist.
In diesem Fall sollte man immer den Notarzt rufen und das Kind in die stabile Seitenlage bringen.

Andere Arten der Ohnmacht sind immer ein Notfall und bedürfen deshalb der Abklärung durch einen Notarzt. Die möglichen Ursachen sind vielfältig:

Sollte die Atmung ausbleiben unbedingt mit der Wiederbelebung beginnen. Da bei Kindern häufig die Atmung der Grund für den Kreislaufstillstand ist sind die Intervalle der Herzmassage kürzer (15 Mal ) und darauf folgen zwei Beatmungen.

Prognose

Die Prognose einer Ohnmacht ist abhängig von der Grunderkrankung sehr unterschiedlich.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

  • Vegetative Synkope

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.08.2008 - Letzte Änderung: 12.01.2023