Betablocker

Synonyme im weiteren Sinne

  • Beta-Rezeptorenblocker
  • Beta-Adrenozeptorenblocker
  • β-Blocker

Definition

Betablocker werden v.a. in der Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verwendet, darüber hinaus gibt es jedoch auch weitere Anwendungsgebiete.

Diese Medikamentengruppe blockiert das Andocken von Botenstoffen an die so genannten Betarezeptoren, die es am Herzen, der Lunge, der Muskulatur, der Bauchspeicheldrüse, der Nieren, den Blutgefäßwänden und dem Fettgewebe gibt. Sie verhindern somit, dass die Botenstoffe ihre Wirkung entfalten. Botenstoffe, die an den Betarezeptoren angreifen und eine Wirkung hervorrufen, sind die Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die als Katecholamnie bezeichnet werden und dem stressvermittelnden (sympathischen) Nervensystem entstammen.

Die Abläufe, die durch Aktivierung der Betarezeptoren auftreten, sind z.B. eine Steigerung des Herzschlages, ein schneller Puls, eine Verengung der Gefäße, die Weitung der Lunge beim Einatmen oder die Bereitstellung von Zucker aus den Energiespeichern der Muskulatur. Mit Hilfe der Betablocker können diese Abläufe beeinflusst werden, was man sich zu therapeutischen Zwecken zu Nutze macht.

Wirkung allgemein

Betablocker blockieren spezielle Rezeptoren, die sich an einer Vielzahl unterschiedlicher Zellen und Organe im ganzen Körper befinden. Sie werden in der Regel in Tablettenform eingenommen und gelangen über den Magen-Darm-Trakt in die Blutbahn. Über das Blut verteilen sie sich im gesamten Körper und entfahlten ihre Wirkung an den sogenannten Betarezeptoren. Rezeptoren sind Andockstellen an den Zellen für Botenstoffe. Nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip können nur bestimmte Stoffe an die speziellen Rezeptoren binden.

Durch die Blockade der Betarezeptoren hemmen die Betablocker allgemein die Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die ihre Wirkung normalerweise über diese Rezeptoren vermitteln. In der Folge sinkt zum Beispiel die Herzfrequenz und der Blutdruck. An der Lunge führen die Medikamente zu einer Verengung der Bronchien. Da es unterschiedliche Arten von Betarezeptoren im Körper gibt (vor allem Beta-1 und Beta-2) unterscheidet man die selktiven Betablocker, die nur an an einem der Untertypen wirken von den unselektiven, die an Beta-1 und Beta-2 binden können.
 

Wirkung am Herzen

Betablocker wirken gleich an verschiedenen Stellen auf das Herz ein. Zunächst einmal wird die Herzfrequenz und damit der Puls gesenkt, was man sich insbesondere bei Herzrhytmusstörungen mit zu schnellem Herzschlag zu Nutze macht.

Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamente gegen Herzrythmusstörung

Weiterhin reduzieren die Betablocker die Kraft, mit der das Herz schlägt. Dadurch sinkt auch der Energie- und Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels. Dies ist besonders bei der koronaren Herzkrankheit und einem Herzinfarkt wichtig. Durch diese Wirkungen am Herzen sinkt auch der Blutdruck, sodass Betablocker bei der Behandlung von zu hohem Blutdruck eingesetzt werden können. Aber auch bei einer Herzpumpschwäche (Herzinsuffizienz) können Betablocker sich positiv auswirken, da sie die Herzarbeit ökonomisieren.

Lesen Sie mehr zum Thema: Wirkung von Betablockern

Der Einsatz von Betablockern ist vielfältig!

Empfehlungen für den Einsatz einer Therapie mit Betablockern können für mehrere Erkrankungen ausgesprochen werden.

Patienten mit

profitieren von einer Therapie mit Betablockern.

Über diese Anwendungsgebiete hinaus sind Betablocker wirksame Medikamente in der Therapie der folgenden Erkrankungen.

Betablocker kommen bei Patienten mit

zum Einsatz.

Welche Medikamente gehören zu den Betablockern?

In der nachfolgenden Übersicht sind die am häufigsten für die Therapie eingesetzten Betablocker dargestellt:

Wirkstoff-Name: (Name des Präparates)

  • Propanolol: z.B. Dociton®, Inderal®, Elbrol®
  • Atenolol: z.B. Atebeta®, Cuxanorm®, Tenormin®
  • Sotalol: z.B. Darob®, Favorex®, Gilucor®
  • Metoprolol: z.B. Belok®, Prelis®
  • Acebutolol: z.B. Prent®
  • Bisoprolol: z.B. Concor®, Biso Beta®
  • Nebivolol: z.B. Nebilet®, Lovibon®
  • Carvedilol: z.B. Dilatrend®, Dimetil®

Die Spalte „Name des Präparates“ enthält die Bezeichnung der Pharmafirmen für ihre Medikamente mit einem speziellen Wirkstoff aus der Gruppe der Betablocker.

Alternativen zu Betablockern

Betablocker stellen bei einer Vielzahl von Erkrankungen ein mögliche Therapieoption dar. In den meisten Fällen gibt es jedoch auch Alternativen in Form von anderen Medikamenten oder aber durch nichtmedikamentöse Maßnahmen. Welche Alternativen zu Betablockern zur Verfügung stehen, richtet sich danach, welche Erkrankung bzw. Indikation bei dem Patienten vorliegt. Wenn zum Beispiel ein zu hoher Blutdruck gesenkt werde soll, gibt es neben Betablockern verschiedene andere Medikamentengruppen, die infrage kommen, wie zum Beispiel die sogenannten ACE-Hemmer oder die Sartane.

Wenn die Behandlung eines grünen Stars (Glaukom) erfolgen soll gibt es neben Augentropfen mit Beta-Blockern als Wirkstoff ebenfalls eine Vielzahl möglicher Alternativen.

Zudem werden Betablocker manchmal bei Migräne zur Vorbeugung von Anfällen eingesetz. Auch für diese Indikation gibt es verschiedene Alternativen. Hierbei stellt Ausdauersport eine gute und wirksame nichtmedikamentöse und nebenwirkungsfreie Alternative dar.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie der Migräne

Behandlung des hohen Blutdrucks

Ein erhöhter Bluthochdruck wird u.a. durch die Aktivität des Sympathikus, des stressvermittelnden Nervensystems, verursacht. Der Sympathikus führt zu einer Stimulierung von so genannten Betarezeptoren, was zu einer Aktivierung des Herzens und des Kreislaufsystems führt:
Der Herzschlag wird schneller und kräftiger, was mehr Arbeitsaufwand für das Herz bedeutet. Außerdem erhöht sich der Blutdruck. Durch die größere Belastung des Herzens steigt der Sauerstoffverbrauch und es besteht die Gefahr der Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff (Ischämie).

Die Medikamentengruppe der Betablocker hemmt das Eintreten der angeführten Wirkungen:
Betablocker vermindern die Frequenz (Schläge des Herzens pro Minute) und die Schlagkraft des Herzens, was zu einer Entlastung des Organs führt. Der Sauerstoffverbrauch des weniger beanspruchten Herzmuskels sinkt somit ab, so dass die Gefahr einer Sauerstoffminderversorgung geringer wird. Diese Wirkungen treten ein, da die Betablocker die Wirkung von Stresshormonen am Herzen verringern. Je höher die Aktivität des stressvermittelnden Nervensystems ist, umso ausgeprägter ist der Effekt der Blutdrucksenkung unter einer Therapie mit Betablockern.

Hinweis: Betablocker

Es ist zu beachten, dass Betablocker nie abrupt abgesetzt werden dürfen, da dies zu einem überschießenden Blutdruckanstieg führen würde! Außerdem ist es wissenswert, dass die vollständige Wirkung von Betablockern erst nach einigen Tagen bis Wochen einsetzt.

Eine Behandlung mit Betablockern führt zu einem geringeren Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben und daher sind Betablocker Prognose-verbessernde Medikamente bei Patienten mit einem Bluthochdruck.

Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie unter: Bluthochdruck

Behandlung der koronaren Herzkrankheit (KHK)

Die koronare Herzkrankheit zeichnet sich dadurch aus, dass durch die verengten Herzkranzgefäße weniger Blut, somit auch weniger Nährstoffe und Sauerstoff, zum Herzen gelangt. Es besteht die Gefahr eines Herzinfarkts, bei dem die Blutversorgung des Herzens unterbrochen wird und Herzmuskelgewebe abstirbt.

Zumeist sind die Herzkranzgefäße verengt, da sie durch Arteriosklerose veränderte Wände haben. Arteriosklerose wird auch als Arterienverkalkung bezeichnet und bedeutet, dass sich an den Gefäßwänden Ablagerungen befinden. In Gefäßen mit Wandschädigungen durch Arteriosklerose kann es leicht zu Blutgerinnselbildung kommen, die das Gefäß noch mehr einengt oder es sogar komplett verschließt. Im Falle der Herzkranzgefäße würde ein Gefäßverschluss zu einem Herzinfarkt führen.

Um einer weiteren Verringerung der Durchblutung und einem Herzinfarkt vorzubeugen, kommen Betablocker zum Einsatz:
Die Betablocker verringern das Blutvolumen, das das Herz pro Schlag in den Kreislauf pumpt. Außerdem sinkt der Puls, d.h. die Herzschläge pro Minute nehmen ab und das Herz muss weniger leisten. Es nimmt also mit Hilfe von Betablockern eine ruhigere Situation ein und verbraucht hierbei weniger Sauerstoff. Somit wird die Versorgung des Herzens mit Sauerstoff verbessert bzw. der Verbrauch ist verringert und einer Sauerstoffunterversorgung wird vorgebeugt.

Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie unter: Koronare Herzkrankheit

Behandlung eines Herzinfarkts

Die Therapie mit Betablockern senkt in der Nachsorgephase nach einem Herzinfarkt das Krankheitsrisiko der Patienten sowie die Sterblichkeit.

Die Prognose der Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, verbessert sich durch die Einnahme dieser Medikamentengruppe.
Die Gabe von Betablockern nach dem akuten Ereignis des Herzinfarktes nennt man Sekundärprophylaxe. Sekundär bedeutet „an zweiter Stelle in einer Reihenfolge stehend“ und Prophylaxe bezeichnet die vorbeugende Behandlung, so dass eine Erkrankung nicht eintritt.
Da man einem weiteren Herzinfarkt vorbeugen will, werden Betablocker also zur Sekundärprophylaxe gegeben.

Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie unter: Herzinfarkt

Behandlung der Herzschwäche

Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) stellt die Unfähigkeit des Herzens dar, die Organe des Körpers ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Bei stabilen Patienten werden Betablocker gegeben, um die Herzleistung zu verbessern:
Die Medikamente schützen das Herz vor der Wirkung stressvermittelnder Hormone, indem sie die Herzfrequenz senken und somit die Sauerstoffversorgung des Herzens verbessern.

Den Schweregrad der Herzschwäche teilt man in vier Stufen ein. Patienten, die zusätzlich einen hohen Blutdruck haben oder einen Herzinfarkt hatten, erhalten in jedem Fall einen Betablocker. Liegt allein die Herzinsuffizienz vor, werden Betablocker erst ab der zweiten Schweregrad-Stufe verschrieben.

Man sollte die Behandlung mit einer niedrigen Betablocker-Dosis beginnen, da bei einer Herzschwäche, wie der Name schon sagt, das Herz geschwächt ist und der Patient empfindlich auf eine zu hohe Dosis reagieren könnte. Verträgt der Patient den Betablocker gut, kann eine langsame Dosiserhöhung vorgenommen werden.

Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie unter: Herzschwäche

Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen werden auch als Arrhythmie bezeichnet. Man versteht darunter eine Störung der normalen Herzschlagfolge, verursacht durch nicht regelrechte Vorgänge bei der Erregungsbildung und -leitung im Herzmuskel. Das Herz der Patienten schlägt nicht regelmäßig. Herzrhythmusstörungen können lebensbedrohlich sein und als Folge von Herzerkrankungen oder anderen Erkrankungen auftreten. Sie kommen aber auch bei Gesunden vor und besitzen dabei keinen Krankheitswert.

Unter dem Oberbegriff „Herzrhythmusstörungen“ werden viele Erkrankungen zusammengefasst. Mit Hilfe von Betablockern werden folgende Rhythmusstörungen behandelt:

Das zu schnelle Schlagen des Herzens wird auch Tachykardie genannt. Schlägt das Herz nicht nur schnell sondern auch nicht gleichmäßig, spricht man von einer Tachy-Arrhythmie, also einer gekoppelten Störung. Weitere Formen, bei denen eine Betablocker-Therapie hilfreich sein kann, sind das Vorhofflimmern und zusätzliche Herzschläge, die sogenannten Extrasystolen .

Die Wirkung der Betablocker besteht in einer Verminderung der Erregbarkeit des Herzens. Die Medikamente führen dazu, dass das Herz zu häufig zur Schlagaktivität angeregt wird. Somit sinkt die Herzfrequenz (Herzschläge pro Minute) ab.

Das Herz wird also durch die Betablocker entlastet, der Herzschlag wird gebremst und erfolgt in regelmäßiger Abfolge.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: Herzrhythmusstörung

Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Eine Schilddrüsenüberfunktion führt durch das Zuviel an Schilddrüsenhormonen im Körper zu verschiedenen Symptomen:

Die Patienten sind oft nervös und unruhig. Sie bemerken ein Zittern ihrer Finger und berichten von Schlafstörungen. Die Herzschlagrate (Herzfrequenz) ist erhöht und die Patienten bemerken ein starkes Herzklopfen. Es kann zu Extraschlägen des Herzens (=Extrasystolen) oder Herzrhythmusstörungen kommen, die die Patienten meist als „Herzstolpern“ angeben. Der Blutdruck ist bei einer Hyperthyreose oftmals erhöht.

An erster Stelle steht die Behandlung der Grunderkrankung, der Schilddrüsenüberfunktion, mit entsprechenden Verfahren. Die Betablocker können als Zusatzmedikamente gegeben werden, um die Herzfrequenz und den hohen Blutdruck der Patienten zu senken und das unangenehme Gefühl des Herzstolperns und starken Herzklopfens zu mildern.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: Schilddrüsenüberfunktion

Therapie mit Betablockern bei Phäochromozytom

Das Phäochromozytom ist eine Erkrankung, bei der ein Tumor ein Zuviel an Hormonen produziert. Dieser Hormon-bildende Tumor besteht aus Zellen, die vom stressvermittelndem Nervensystem abstammen. Das Phäochromozytom bildet die stressvermittelnden Hormone Adrenalin und Noradrenalin in großer Menge und schüttet sie in die Blutbahn aus. Noradrenalin und Adrenalin sind so genannte Katecholamine. Adrenalin verursacht eine Gefäßverengung, während Noradrenalin eine gefäßerweiternde Wirkung hat und am Herzen die Steigerung der Herzfrequenz und eine erhöhte Schlagkraft verursacht. Zum größten Teil bildet das Phäochromozytom Adrenalin, weshalb eine Gefäßverengung stattfindet und sehr häufig bei den betroffenen Patienten ein hoher Blutdruck auftritt.

Die ursächliche Behandlung des Phäochromozytoms besteht in einer Operation. Es ist jedoch wichtig, den Patienten vor und nach der Operation mit Medikamenten zu behandeln, um ein Schnellerwerden des Herzschlages als Reaktion des Körpers auf den gesenkten Blutdruck abzumildern. Die Betablocker dürfen jedoch nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Behandlung bereits mit Alphablockern begonnen worden ist. Kann keine Operation zur Entfernung des Tumors durchgeführt werden, erfolgt diese Form der Medikamenten-gestützten Behandlung, um den Blutdruck der Patienten zu senken.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: Phäochromozytom

Behandlung eines erhöhten Augeninnendrucks

Diese Erkrankung des Auges ist auch als grüner Star bekannt. Der Sehnerv ist bei dieser Erkrankung geschädigt, was man Optikoneuropathie nennt. Nicht immer, aber sehr häufig, geht der grüne Star mit einem erhöhten Augeninndendruck einher. Dieser erhöhte Druck kommt zustande, wenn das Kammerwasser des Auges nicht gut über die Venen abfließen kann und sich im Auge zurück staut. Hierfür gibt es mehrere Gründe, denen zwei Mechanismen zu Grund liegen: Es wird zuviel Kammerwasser gebildet, das dann nur ungenügend abfließen kann, oder der Abfluss des Kammerwassers ist behindert.

Der Betablocker Metoprolol verringert die Bildung des Kammerwassers, so dass schließlich weniger Flüssigkeit abfließen muss: Hierdurch sinkt der Augeninnendruck.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: Grüner Star (Glaukom)

Vorbeugende Therapie (Prophylaxe) der Migräne

Patienten mit Migräne leiden an attackenweise heftigen, einseitigen Kopfschmerzen, die einen pochenden Charakter haben. Ein Drittel der Patienten verspüren am gesamten Kopf Schmerzen. Die typischen Begleitbeschwerden von Migräne sind Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit.
Oftmals beginnt ein Migräneanfall mit schmerzen im Nacken, die über den Hinterkopf zur Schläfenregion und ins Gesicht wandern. Bei Migräne mit Aura haben die Patienten vor dem Beginn der Kopfschmerzen neurologische Symptome, d.h. Symptome des Nervensystems: Sie können Lichtblitze sehen und haben Sehstörungen oder Gesichtsfeldausfälle.

Um häufigen Migräneanfaällen vorzubeugen, können Betablocker eingesetzt werden: Für Patienten,

  • die mehr als drei Migräneattacken pro Monat haben,
  • deren Migräneanfälle über 48 Stunden andauern,
  • die eine Migräne mit Aura und neurologischen Symptomen
  • oder die die Akut-Medikamente nicht vertragen,

kommt die Prophylaxe in Frage. Die Patienten nehmen dann in regelmäßigen Abständen und in einer zumeist niedrigen Dosis das Medikament ein. Der Erfolg der Behandlung kann frühestens nach 6-12 Wochen beurteilt werden.

Neben den Betablockern sind auch die Kalziumantagonisten mögliche Medikamente zur Vorbeugung einer Migräne.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: Migräne

Dosierung

In welcher Dosierung ein Betablocker eingenommen werden soll hängt zum einen vom Wirkstoff (am häufigsten werden Bisoprolol oder Metoprolol verschrieben) und zum anderen von Erkrankung ab, die durch das Medikament behandelt werden soll.

Bei Bluthochdruck sind Dosierungen von 50 bis maximal 200 Milligramm am Tag möglich, je nachdem, wie stark der Blutdruck erhöht ist. Bei Bisoprolol wird in einer Dosierung von 2,5 bis maximal 10 Milligramm am Tag verordnet. Bei anderen Betablockern gelten entsprechend andere Dosierungen.

Wenn die Tabletten zur Behandlung von Herzrhytmusstörungen eingesetzt werden sollen, wird Metoprolol üblicherweise in der Dosierung von 100 Milligramm verschrieben und soll dann ein- oder zweimal täglich eingenommen werden. Bei Bisoprolol können Dosierungen zwischen 2,5 und zehn Milligramm verordnet werden.

Grundsätzlich muss bei einer Behandlung mit Betablockern zunächst mit einer geringen Dosierung einschleichend begonnen werden. Im Bedarfsfall ist eine schrittweise Steigerung der verschriebenen Dosierung durch den Arzt möglich. Bei der Therapie von zu hohem Blutdruck wird eher auf eine zweites oder drittes Medikament angeordnet, ehe die Dosierung des Betablockers ausgereizt wird.

Muss man Betablocker beim Absetzen ausschleichen?

Wenn man Betablocker absetzt, muss man diese unbedingt ausschleichen. Ansonsten droht die Gefahr, dass es zu Nebenwirkungen kommt, die der Wirkung der Medikament oft entgegengesetzt sind. Es kann somit zu Herzrasen, Migräne, erhöhtem Blutdruck und Herzrhytmusstörungen kommen. Das Risiko für solchen Folgen ist umso höher, je höher die eigenommene Dosierung des Betablockers war. Das Absetzen von Betablockern wie auch anderen Medikamenten sollte auch immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Ein mögliches Konzept ist es, über etwa 6 Wochen zunächst die Dosis zu senken und irgendwann nur noch jeden zweiten Tagen, jeden dritten Tag usw. das Medikament einzunehmen.

Welche unerwünschten Wirkungen (Nebenwirkungen) können auftreten?

Die Nebenwirkungen einer Betablockertherapie auf das Herz-Kreislaufsystem sind ein verlangsamter Herz- und Pulsschlag sowie elektrische Überleitungsstörungen mit Herzrhythmusstörungen.

Auch an anderen Organen wie der Lunge, den Nieren und der Leber gibt es Betarezeptoren, so dass die Betablocker genauso hier eine Wirkung bzw. Nebenwirkungen entfalten:

  • Die kleinen Atemwege der Lunge verengen sich, so dass es zu einem Anfall von Luftnot kommen kann.
  • Die Nieren scheiden weniger Natrium und Wasser aus, so dass sich ein höheres Flüssigkeitsvolumen im Körper befindet.
  • Die Leber stellt weniger Zucker bereit, was zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) bei Diabetikern (siehe auch das Thema Diabetes mellitus) führen kann, die wiederum Beschwerden verursacht.
  • Die Blutfettwerte können sich bei einer Betablocker-Therapie erhöhen, was zu einem Anstieg des Arteriosklerose-Risikos führt.

Betablocker dürfen nicht eingesetzt werden, wenn eine nicht-ausgeglichene Funktionseinschränkung des Herzens (dekompensierte Herzinsuffizienz) vorliegt, wenn elektrische Überleitungsstörungen am Herzen vorhanden sind oder wenn eine niedrige Herzschlagrate (Herzfrequenz) schon vor dem Therapiebeginn besteht.
Auch bei Asthma bronchiale und der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) dürfen Betablocker nicht verschrieben werden, da sie zu Asthmaanfällen bzw. starker Luftnot führen können.

Patienten mit Diabetes, die oft Unterzucker haben, sollten ebenfalls keine Betablocker zur Bluthochdrucktherapie erhalten, da das Medikament eine weitere Absenkung des Blutzuckers verursachen kann.

 

Gerade bei einer neu begonnenen Behandlung kann es zu vermehrter Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Schwitzen, Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen und Halluzinationen kommen. Diese recht unspezifischen Symptomen treten aber nicht bei allen Patienten auf und können zudem auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren bedingt sein. Zudem können die Nebenwirkungen auch nachlassen oder ganz verschwinden, wenn der Körper sich erstmal an das Medikament gewöhnt hat.

Seltener aber ebenfalls möglich sind Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt wie Durchfall oder Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen.

Hauterscheinungen wie Ausschlag, Rötungen und Juckreiz sind ebenfalls in manchen Fällen möglich.

Sehr selten aber dafür möglicherweise schwerwiegender sind Nebenwirkungen wie ein zu starker Blutdruckabfall, eine zu niedrige Herzfrequenz sowie Atemnot. Zu diesen Symptomen kann insbesondere bei einer Überdosierung, bei Wechselwirkungen oder bei Vorerkrankungen, die gegen die Einnahme Betablockern sprechen, kommen.

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Eine spezielle bei Männern gefürchtete mögliche Nebenwirkung von Betablockern ist die erektile Dysfunktion, die häufig einfach als Impotenz bezeichnet wird.

Auswirkung auf den Puls

Das menschliche Herz wird gesteuert von dem sogenannten vegetativen Nervensystem. Hierbei gibt es zwei Gegenspieler: den Sympathikus und dem Parasympathikus. Letzterer ist zuständig für das Ruhen und Verdauen, der Sympathikus hingegen wirkt über die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aktivierend auf den Körper. Diese Stresshormone bewirken am Herzen eine gesteigerte Schlagkraft, der Blutdruck wird hochreguliert und das Herz schlägt schneller. An diese Stelle greifen die Betablocker ein. Sie blockieren die Andockstelle der Stresshormone, die sogenannten Beta-Adrenorezeptoren und senken so nicht nur den Blutdruck, sondern auch die Herzfrequenz. Damit senken Betablocker den Puls. Es gibt einige Erkrankungen, wie zum Beispiel die Herzschwäche, bei denen ein gesenkter Puls sehr entlastend wirkt, da ein verlangsamtes Herz besser mit Sauerstoff versorgt werden kann und effizienter arbeitet. Auch bei Rhythmusstörungen, die das Herz sehr schnell schlagen lassen, hilft die Senkung des Pulses. Sinkt die Herzfrequenz jedoch unter 50 Schläge die Minute, spricht man von einer Bradykardie – diese ist häufig mit Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit verbunden. Therapieziel bei der Einnahme von Betablockern sollte also über 50 Schlägen die Minute liegen.

Betablocker und Asthma

Asthma ist eine der Erkrankungen, bei denen Betablocker nicht eingesetzt werden dürfen. Auch an der Lunge befinden sich Betarezeptoren die durch die Aktivierung durch Hormone wie Adrenalin zu einer Weitstellung der Bronchien und damit einem verbesserten Atemfluss führen. Bei Asthma liegt eine Verengung der Bronchien zu. Wenn nun Betablocker eingenommen werden, kommt es zu einer zusätzlichen Verengung der Luftwege, sodass die Symptome der Erkrankung verstärkt werden und sogar ein Asthmaanfall provoziert werden kann. Daher muss auf ein alternatives Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe ausgewichen werden wie zum Beispiel einen Calcium-Kanal-Blocker.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie von Asthma
 

Nebenwirkung Impotenz

Betablocker unterscheiden bei ihrer Wirkung nicht zwischen den im gesamten Körper verteilten Betarezeptoren auf den Zellen. Da auch bei der Entstehung der Erektion beim Mann die Wirkung von Adrenalin auf Betarezeptoren eine wichtige Rolle spielt, kann es durch die Einnahme von Betablockern auch zu einer erektilen Dysfunktion kommen. Das bedeutet dass der Penis nicht mehr oder zumindest weniger steif werden kann, was meist als Impotenz bezeichnet wird.

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Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit

Wie oben bereits beschrieben, können Betablocker Patienten, die an Rhythmusstörungen und Herzschwäche leiden, eine effizientere Herzarbeit mit besserer Sauerstoffversorgung bieten – dies wirkt sich dann häufig leistungssteigernd aus, da die Patienten nun nicht mehr so schnell unter Atemnot oder Schwindel leiden. Zu beachten ist, dass dies eine subjektive Leistungssteigerung ist, sprich die Patienten waren vorher nur wenig belastbar. Auch bei Patienten, die unter starker Nervosität oder Ängsten leiden, kann die dämpfende Wirkung von Betablockern durchaus zu einer Leistungssteigerung führen, da die Patienten sich nun besser konzentrieren und zurechtfinden können.

Häufig werden Betablocker allerdings auch bei Bluthochdruck eingesetzt, da dieser auf lange Sicht das gesamte Herzkreislaufsystem schädigt und beispielsweise Gefäßverkalkungen begünstigt. Patienten, die nun neu mit Betablockern eingestellt werden, klagen zu Beginn häufig über einen Einbruch ihrer Leistungsfähigkeit. Dies liegt einerseits daran, dass der Körper es gewohnt war unter hohem Blutdruck zu arbeiten. Fällt dieser plötzlich ab, ist dies eine Umstellung für alle Organsysteme, da sich die Durchblutung ändert – und dies auch, obwohl der Blutdruck nun im Normalbereich liegt. Dieser Knick in der Leistungsfähigkeit ist aber vorrübergehend, bis der Körper sich an die neu vorliegenden Verhältnisse gewöhnt hat. Andererseits senken Betablocker wie bereits beschrieben den Puls. Auch dies kann zunächst analog zur Blutdrucksenkung einen Leistungseinbruch zur Folge haben. Hier ist nur zu beachten, dass Menschen mit einem generell niedrigen Puls schnell in die sog. Bradykardie rutschen können. Das heißt, dass das Herz weniger als 50 Schläge die Minute tätigt. Ist dies dann dauerhaft der Fall und der Leistungseinbruch langfristig, sollte der zuständige Arzt erneut aufgesucht werden und ggf. ein neues Blutdruckmedikament, welches die Herzfrequenz nicht weiter senkt, ausgesucht werden.

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Betablocker als Doping

Betablocker bremsen die Leistungsfunktionen des Körpers durch die Hemmung der Wirkung der Stresshormone Adrenalin oder Noradrenalin aus. Eine Missbrauch der Medikamente als Dopingmittel scheint daher auf den ersten Blick wenig sinnvoll zu sein. Bei Sportarten, die eine hohe Konzentration und gegebenenfalls körperliche Ruhe erfordern, kann sich ein Betablocker allerdings positiv auf die Leistung auswirken. Dabei zu nennen sind Sportarten wie Autorennen, Billard oder Schießsportarten. Aus diesem Grund sind Betablocker seit 2009 bei diesen Disziplinen verboten. Auch bei weiteren Sportarten, darunter Bogenschießen, diverse Wintersportarten und Golf, gelten Betablocker als Dopingmittel. Die Sportler können vor den Wettkämpfen ihre Nervosität senken und haben dadurch gegebenenfalls ein ruhigeres Händchen. Bei Sportarten, bei denen es sich vorwiegend um hohe Ausdauer- oder Kraftleistungen, wie z.B. Radrennen, Schwimmen oder Laufsport, dreht, gelten Betablocker nicht als Dopingmittel, da sie diese Leistungen nicht unterstützen. Sollten die Betablocker jedoch wegen einer Erkrankung wie z.B. Bluthochdruck verschrieben worden sein, können diese auch in sportlichen Wettkämpfen eingenommen werden. Hierfür benötigt es ein ärztliches Attest.

Betablocker und Alkohol - Verträgt sich das?

Wer regelmäßig Betablocker einnimmt sollte den Konsum von Alkohol meiden. Alkohol hat eine gefäßerweiternde Wirkung. Dadurch sinkt der Widerstand in den Blutgefäßen, sodass der Blutdruck abfällt. Gemeinsam mit der blutdrucksenkenden Wirkung der Betablocker kann es in der Folge zu einem zu stakren Blutdruckabfall kommen. Die Folge können Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder ein Kreislaufversagen (Ohnmacht) sein. Kommt es zu einem Sturz, können dadurch schwerwiegende Verletzungen zum Beispiel des Kopfes entstehen.

Neben dieser Auswirkungen auf den Blutdruck verträgt sich die Einnahme von Betablockern und der Konsum von Alkohol jedoch auch dahingehend nicht, dass spezielle möglichen Nebenwirkungen der Betablocker durch den Alkoholgenuss auftreten oder verstärkt werden können. Gerade wenn das Medikament noch nicht lange eingenommen wird, sollte in dieser Anfangsphase Alkohol möglichts gänzlich gemieden werden. Im Verlauf wird der gelegentliche Genuss eines Glases Wein oder eines Bieres in der Regel gut vertragen und ist daher unbedenklich. Entscheidend ist eine Mäßigung beim Alkoholkonsum. Patienten die regelmäßig größere Mengen zu sich nehmen und darauf auch nicht verzichten können oder wollen sollten daher erst gar nicht mit Betablockern behandelt werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.06.2008 - Letzte Änderung: 18.09.2024