Noradrenalin

Definition

Noradrenalin ist ein körpereigener Botenstoff (Transmitter), der zur Untergruppe der Katocholamine gehört. Es wird aus dem Neurotransmitter Dopamin unter Beteiligung eines Enzyms (Dopamin-beta-Hydroxylase) hergestellt. Deswegen bezeichnet man Dopamin auch als Vorstufe des Noradrenalins. Die Produktion findet vor allem im Nebennierenmark, aber auch im zentralen Nervensystem, sowie spezialisierten Nervenfasern statt. In der Nebenniere wird aus Dopamin ebenfalls das chemisch verwandte Katecholamin Adrenalin hergestellt.

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Noradrenalin ist an der Regulation unterschiedlicher funktioneller Systeme des Körpers beteiligt. Hierbei sollte die Kontrolle der Herz-Kreislauf-Funktionen hervorgehoben werden. Infolgedessen findet Noradrenalin regelmäßig Anwendung in der Notfallmedizin, da es beispielsweise stark gefäßverengend wirkt oder die Herzfrequenz erhöht und somit zur Stabilisierung des Kreislaufes verwendet wird.

Mangel an Noradrenalin

Neben seinen Effekten auf Herz und Gefäße, beeinflusst Noradrenalin subjektive Faktoren, wie Wachheit, Konzentration und Motivation. Ein Abfall beziehungsweise der Mangel dieses Botenstoffs wirkt sich auf diese negativ aus. Ähnlich verhält es sich bezüglich der Neubildung von Erinnerungen im Gedächtnis.

Des Weiteren konnten Zusammenhänge zwischen einem Noradrenalinmangel und der Entwicklung einer Depression hergestellt werden. Dieser manifestiert sich in der etablierten, medikamentösen Therapie mit Antidepressiva, die die Wiederaufnahme von Noradrenalin in die Nervenzellen hemmt (SNRI = Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Inhibitoren und SSNRI = Selektive Serotonin-und-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Inhibitoren). Dadurch verbleibt die verfügbare Menge des Noradrenalins länger im Zwischenraum zweier Nervenzellen und kann somit vermehrt an die vorliegenden spezifischen Rezeptoren binden. Die Bindung ruft in der entsprechenden Zelle unterschiedliche biochemische Reaktionen hervor, was in diesem Falle zu einer verbesserten Stimmungslage führt. Außerdem äußert sich der Therapieerfolg in einem erhöhten, motivationalen Antrieb der betroffenen Person.

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Ein chronischer, krankhafter Mangel des Noradrenalins kann durch eine relativ seltene Stoffwechsel-Erkrankung hervorgerufen werden. Es handelt sich hierbei um den sogenannten Dopamin-beta-Hydroxylasemangel, welcher sich in einer ausbleibenden Synthese des Noradrenalins aus Dopamin äußert. Charakteristischerweise ist der Dopaminspiegel im Blutplasma erhöht, wohingegen die nachweisbare Noradrenalinmenge infolge der geringen Synthese erniedrigt ist. Therapeutisch wird ein anderweitiger Vorläufer des Noradrenalins verabreicht, der ohne Beteiligung der Dopamin-beta-Hydroxylase zu Noradrenalin umgesetzt werden kann. Als wichtigste Nebenwirkung kann es zu einem Anstieg des Blutdruckes kommen.

Noradrenalinrezeptoren

Die spezifischen Rezeptoren für Noradrenalin und Adrenalin werden Adrenozeptoren genannt. Dabei wirken die beiden Botenstoffe an zwei verschiedenen Rezeptorsubtypen. Zum Einen kommt es zur Stimulation der Alpharezeptoren und zum Anderen zur Aktivierung der Betarezeptoren
Alpha-1-Rezeptoren befinden sich zumeist an den Wände der Blutgefäße, welche die Versorgung der Nieren und des Magen-Darm-Traktes gewährleisten. Kommt es zu einer Stimulation dieser Rezeptoren, ruft dies eine Verengung der Blutgefäße (Vasokonstriktion) hervor, was in einem Anstieg des arteriellen Blutdrucks resultiert.
Beta-1-Rezeptoren finden sich am Herzen; ihre Aktivierung führt zu einer Steigerung der Herzkraft und Zunahme der Herzfrequenz. Außerdem wird die Weiterleitung der elektrischen Erregung innerhalb des Herzens, welche zur Kontraktion der Muskelzellen führt, verbessert. Diese Effekte resultieren gemeinsam in einer effizienteren Herzaktivität.
Die Blutgefäße im Magen-Darm-Trakt exprimieren vor allem Beta-2-Rezeptoren, welche bei Aktivierung zu einer Erweiterung der Gefäße (Vasodilatation) führt und somit die Durchblutung der Organe verbessert.
Die Rezeptoren finden sich ebenfalls in den Bronchien, wo sie eine Zunahme des Durchmessers (Bronchodilatation) hervorrufen.

Erhöhte Noradrenalinspiegel

Zur Bewertung der individuellen Noradrenalinspiegel wird dessen Menge im Urin des Patienten bestimmt. Hierzu sammelt der Patient zunächst über 24 Stunden seinen ausgeschiedenen Harn, welcher vollständig zur Messung verwendet wird. Die Ergebnisse werden in Bezug zu den bekannten Referenzwerten interpretiert. Diese liegen für einen gesunden Erwachsenen im Bereich zwischen 23-105 µg beziehungsweise 135-620 nmol pro Tag.
Eine erhöhte Ausscheidung von Noradrenalin weist auf eine ebenfalls vorliegende Erhöhung des Noradrenalinspiegels im Blut hin, was durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen sein kann.
Dies kann zum Einen die Folge eines hormonproduzierenden Tumors des Nebennierenmarks, eines Phäochromozytoms, sein. Diese sind in 85 % der Fälle gutartig und produzieren meist unkontrolliert Noradrenalin und Adrenalin, sowie selten auch Dopamin.
Des Weiteren kann ein Neuroblastom, ein bösartiger Tumor der Nervenzellen des adrenergen Systems, zu einer vermehrten Produktion der Katecholamine führen.
Zu den häufiger auftretenden Ursachen erhöhter Noradrenalinspiegel gehören Bluthochdruck, sowie über einen längeren Zeitraum bestehender Stress, wobei sich hierbei keine Unterschiede zwischen psychischem Stress und übermäßiger körperlicher Anstrengung feststellen lassen. Dieser stressbedingter Anstieg der Katecholamine wird jedoch nicht dauerhaft durch den Körper toleriert, was sich in dem Gefühl körperlicher Erschöpfung äußert.

Dosierung

Da Noradrenalin im Körper bereits in geringen Mengen seine Wirkungen hervorruft, ist eine genaue Dosierung im Rahmen des therapeutischen Einsatzes in der Intensivmedizin von entscheidender Bedeutung. Eine besonders schnelle Wirkung wird durch die Verabreichung einer bestimmten Dosis im Rahmen einer Einmalgabe (Bolus) intravenös erzielt. Die stabile Entfaltung der gewünschten Effekte wird durch die kontinuierliche Infusion geringerer Dosen mittels einer Perfusorpumpe gewährleistet. Bei Erwachsenen wird in der Regel eine Dosis von 0,01 - 1,0 µg / kg KG / min verabreicht. Die individuelle Dosierung des Patienten wird anhand des klinischen Verlaufes angepasst.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.11.2016 - Letzte Änderung: 25.07.2023