Therapie einer Migräne

Therapie

Inzwischen stehen verschieden Medikamentengruppen zur Therapie der Migräne zu Verfügung.

Die angewendete Medikamente sind wesentlich abhängig vom Schweregrad des Migräneanfalls.

Man differenziert drei Schweregrade:

  1. leichte Anfälle
  2. mittelschwere Anfälle
  3. schwere Anfälle

Gegen Übelkeit und Erbrechen kommen Wirksubstanzen wie Metoclopramid (Paspertin) oder Domperidon (Motilium) zum Einsatz. Sie führen zu einer Verminderung der Übelkeit und Aktivieren die Magen- und Darmtätigkeit, die während der Migräne zum Stillstand kommt. Hierdurch wird die Grundlage zur Aufnahme weiterer Medikamente - wie Schmerzmittel - geschaffen.

Grundsätzlich werden klassische Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Paracetamol, aber auch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Dicolfenac (Voltaren) oder Metamizol (Novalgin) eingesetzt. Teilweise können auch stärkere Schmerzmittel wie Valoron hilfreich sein.

Zur Regulation der Gefäßweite werden Ergotamin - Präparate (Mutterkornabkömmlinge = Alkaloide) eingesetzt. Leider haben Ergotamine einige Nebenwirkungen. Durch ihre gefäßverengende Wirkung können Sie andernorts zu Durchblutungsstörungen führen. Sie dürfen daher nicht bei bekannten Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße eingesetzt werden. Regelmäßige Einnahme von Ergotaminen kann medikamentenbedingt zu einem Entzugskopfschmerz bei nicht - mehr Einnahme der Ergotaminen führt, wodurch eine Teufelskreislauf entsteht. Ergotamine sollten daher nicht häufiger als 10 -12 mal pro Monat eingenommen werden.
Sie wirken nur zu Beginn der Attacke und müssen daher in der Frühphase eingenommen werden.

Seit einigen Jahren werden erfolgreich in der Migränetherapie die Gruppe der Triptane eingesetzt. Sie sind keine eigentlichen Schmerzmittel und helfen deshalb auch nur beim Migränekopfschmerz. Pharmakologisch wirken Sie als Serotininagonisten. Das bedeutet sie stimulieren - durch ihr verwandtes Aussehen wie Serotonin - Serotoninrezeptoren (5- HT 1B/1D - Rezeptoren), was zu einer Verminderung des Kopfschmerzes, Übelkeit und Erbrechen führt. Durch ihre zeitlich begrenzte Wirksamkeit kann nach einigen Stunden es zu einem Wiederauftreten der Symptome kommen, die durch eine erneute Einnahme wieder reduziert werden können. Inzwischen bieten mehrere Hersteller unterschiedliche Triptane wie Almotriptan, Naratriptan, Sumatriptan oder Eletriptan an.

Weitere Infomrationen zum Thema finden Sie hier: Triptane

Auch Verhaltenstherapie, die bei speziell geschulten Psychotherapeuten und Psychiatern erlernt werden kann, kann die Migräne beeinflußt werden. Spezielle Entspannungstechniken haben sich als wirksam erwiesen.

Biofeedback - ist nicht besonders verbreitet - hilft aber während der akuten Attacke. In speziellen Laboratorien kann durch “sichtbarmachen” der Gefäßweite der Hirnhautgefäße erlernt werden, bewußten Einfluß auf die Weite der Gefäße zu nehmen, wodurch der Migräneanfall “kontrolliert” werden soll.

Hinweis: Progressive Muskelrelaxation

In Zusammenarbeit mit unserem Team zur chronischen Schmerztherapie haben wir ein spezielles Programm entwickelt, das sich an Personen richtet die unter chronischen Rücken- schmerzen, Kopfschmerzen oder Migräne leiden. Bei diesen Krankheitsbildern hat sich die progressive Muskelrelaxation als besonders hilfreich erwiesen.
Weitere Informationen finden Sie unter progressive Muskelrelaxation.

Prophylaxe

Zur Migräneprophylaxe, das heißt Medikamente zur Vorbeugung von Migräneanfällen oder Verminderung der Migränehäufigkeit kommen sogenannte Betablocker wie Metoprolol und Propranolol und Kalziumantagonisten wie Flunarizin zum Einsatz. Diese Medikamente werden zur Prophylaxe in der Regel täglich eingenommen. Da sie zur Gruppe der Bluthochdruckmedikamente gehören haben sie als Wirkung oder Nebenwirkung einen blutdrucksenkenden Effekt.

Indikation zur Migräneprophylaxe können sein:

  • > 3 Anfälle pro Monat
  • mehrfacher Status migränosus (siehe oben)
  • starke subjektive Beeinträchtigung der Lebensqualität
  • neurologische Störungen durch die Migräne (siehe oben)

Wissenschaftlich nicht eindeutig belegt, aber unter subjektiver positiver Beobachtung mehrfach Erfahren wirkt Akupunktur besonders in der akuten Phase, aber auch als Prophylaxe nach mehreren Sitzungen. Wichtig ist hierbei die richtige Wahl der Akupunkturpunkte während der akuten und prophylaktischen Phase.

Weiterhin haben sich Ausdauersportarten wie Jogging und Radfahren als günstig für die Entwicklung in Studien gezeigt. Insbesondere Jogging mit mittlerer Pulsfrequenz soll sich positiv auf die beschwerdefreien Intervalle auswirken.

Generell ist es wichtig, mögliche Auslöser für einen Migräneanfall zu kennen, um rechtzeitig entgegenwirken zu können. Dafür eignet sich das Führen eines Kopfschmerztagebuchs sehr gut. Darin werden u. a.  Zeitpunkt, Stärke, Dauer und die Begleitumstände der Migränekopfschmerzen festgehalten. 

Lesen Sie weiter unter: Kopfschmerztagebuch

Welcher Arzt behandelt die Migräne?

Wer sollte eine Migränetherapie einleiten?
Da es sich bei der Migräne um eine Erkrankung eine neurologische Erkrankung handelt ist der Neurologe der richtige Ansprechpartner für Sie. Alternativ können auch Schmerztherapeuten eine Migräne behandeln.

Weiterführende Informationen

Hier finden Sie weiterführende Informationen zum Themenbereich:

Alle Themen, die zum Bereich Neurologie veröffentlicht wurden, finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.05.2012 - Letzte Änderung: 06.11.2021