Mesotherapie

Allgemeines

Die Mesotherapie ist eine komplementärmedizinische Behandlung, bei der mittels feiner Nadeln ein Gemisch aus Medikamenten und anderen (beispielsweise pflanzlichen) Wirkstoffen unter die Haut an der zu behandelnden Stelle injiziert wird. Sie verbindet Grundlagen der Akupunktur, der Neuraltherapie und der Arzneitherapie und baut auf dem Prinzip der Reflexzonen auf. Die Mesotherapie darf nur durch geschulte Ärzte wie beispielsweise Dermatologen oder Schönheitschirurgen und ausgebildete Heilpraktiker durchgeführt werden, nicht aber von Berufsgruppen aus dem Wellness- und Schönheitsbereich wie zum Beispiel Kosmetikern. Die alternative Behandlungsmethode findet Anwendung bei akuten und chronischen Erkrankungen, sowie in der ästhetischen Medizin. Durch ihre gezielte lokale Anwendung soll unter Umgehung des Verdauungstrakts und des Blutkreislaufes eine direkte und örtlich begrenzte Wirkung erfolgen.

Die Mesotherapie ist eine noch junge Disziplin, die von dem französischen Arzt Michel Pistor entwickelt wurde. Sie wird in Frankreich seit mehr als 50 Jahren praktiziert und wird seit den 1980er Jahren auch vermehrt in Deutschland angewendet.

Der Begriff Meso bezieht sich auf das Mesoderm, eine Struktur, die sich in der dritten Entwicklungswoche bildet und aus der sich später unter anderem das Bindegewebe entwickelt.

Wirkweise

Bei der Mesotherapie werden durch Mikroinjektionen verschiedene Wirkstoffe gezielt in bestimmte Akupunktur- und Reaktionspunkte unter die Haut gespritzt.

Dabei wird zunächst leicht mit der Nadel über die Haut gestrichen. Die Haut nimmt die Wirkstoffe auf und diese diffundieren in das oberflächliche Gewebe. Dabei entsteht ein Depot der Medikamente unter der Haut, aus dem die Wirkstoffe nach und nach abgegeben werden, wodurch sie langanhaltend wirken können.

Anschließend werden die Wirkstoffe einige Millimeter unter die Haut injiziert. Sie diffundieren direkt in den erkrankten Bereich und gelangen auch in tieferes Gewebe und Muskeln und können hier schnell ihre Wirkung entfalten.

Die Substanzen fördern die lokale Durchblutung und die Sauerstoffversorgung des Gewebes und stimulieren die Freisetzung körpereigener Endorphine und entzündungshemmender Substanzen. Die geringen Dosen belasten den Organismus nicht unnötig und zeigen normalerweise nahezu keine Nebenwirkungen, da sie kaum in den Blutkreislauf gelangen.

Die Injektionen bestehen aus individuell zusammengestellten Kombinationen verschiedener Arzneien, homöopathischer und pflanzlicher Mittel und Vitaminen.

Durchführung

Die mesotherapeutische Behandlung ist ein kurzer Eingriff, der wenige Minuten bis zu einer halben Stunde dauert und ambulant erfolgt. Die individuell zusammengestellte Wirkstoffmischung wird frisch zubereitet. Mit extrem dünnen Nadeln mit speziellem Schliff werden die Wirkstoffe direkt an der zu behandelnden Stelle in die Haut gespritzt. Dies kann entweder manuell oder mit einer sogenannten Mesotherapiepistole erfolgen. Diese wird vor allem bei größeren Flächen benutzt und erlaubt eine schnelle Behandlung mit genauer und sparsamer Dosierung. Je nach Art der Behandlung variiert die Injektionstechnik. Entweder wird mit der Nadel nur leicht über die Hautoberfläche gestrichen, oder die Substanzen werden einige Millimeter unter die Haut gespritzt. Wegen des leichten Betäubungsmittels, das in der Wirkstoffmischung enthalten ist, und der Feinheit der Nadeln ist die Behandlung nahezu schmerzfrei.

Nach der Behandlung wird die Haut an der betroffenen Stelle gekühlt und mit einer speziellen Schutzcreme bearbeitet. Die betroffenen Areale sollten nun geschont, also nicht gerieben oder gekratzt werden. Am Tag vor und 48 Stunden nach der Behandlung sollten Sauna- und Solariumbesuche, übermäßige Sonneneinstrahlung und ausgiebiger Sport vermieden werden.

Normalerweise hinterlässt die Mesotherapie keine Spuren, es kann allerdings vor allem an empfindlichen Stellen wie um die Augen oder die Lippen zu einer sogenannten Erstreaktion kommen mit Rötungen, Schwellungen, Hautschälen und eventuell leichten Schmerzen. Selten kann die Therapie vegetative Reaktionen wie Schwindel oder Übelkeit hervorrufen, extrem selten sind schwerere Nebenwirkungen wie Bindegewebsknötchen oder Narbenbildung. Zu Infektionen kommt es normalerweise nur unter unhygienischen oder unprofessionellen Umständen.

Je nach Art und Indikation werden drei bis zu zehn Behandlungen in unterschiedlichen Abständen durchgeführt. Bei akuten Erkrankungen erfolgt die Behandlung etwa einmal wöchentlich, chronische Leiden können im Abstand von bis zu mehreren Monaten mesotherapeutisch behandelt werden.

Es besteht auch eine nadellose Variante der Mesotherapie, die sogenannte Elektroporation. Hierbei werden durch elektrische Schwingungen Kanäle in der Zellmembran geöffnet, wodurch die Wirkstoffe direkt in die Zellen aufgenommen werden und ihre Wirkung entfalten können.

Anwendungsgebiete

Die Anwendungsgebiete der Mesotherapie haben ein breites Spektrum und können in drei große Kategorien eingeteilt werden:

  • kurative Anwendungsgebiete: Heilung oder Linderung von Krankheiten
  • präventive Anwendungsgebiete: Vorbeugung von Krankheiten
  • ästhetische Anwendungsgebiete: Veränderung der äußeren Erscheinung

Kurative Anwendungsgebiete

Die kurativen Einsätze der Mesotherapie sind vielfältig und decken praktisch alle Gebiete der Medizin ab. Sie werden meistens dann angewendet, wenn andere Behandlungsmethoden erfolglos oder nur unzureichend verliefen. Im Folgenden werden einige Beispiele der kurativen Anwendungsgebiete der Mesotherapie genannt.

Durch die Anregung der Mikrozirkulation können arterielle oder venöse Durchblutungsstörungen, Wundheilungsprobleme wie bei Dekubitus und schlechte Narbenbildung (z.B. Schwangerschaftsstreifen) verbessert werden.

Rheumatische Erkrankungen und Arthrosen der Wirbelsäule oder anderer Gelenke sprechen gut auf die Mesotherapie an. Ergänzend zu schonender Bewegung der Gelenke und Gewichtsreduktion bei Übergewicht kann sie eine Operation durch Linderung der Symptome aufschieben oder sogar verhindern. Besonders bei den sonst schwierig zu behandelnden Fingergelenksarthrosen hat sich die Mesotherapie bewährt. Ein Wirkstoffgemisch aus einem lokalen Betäubungsmittel, homöopathischen Komplexen, Durchblutungsmitteln, einem Antirheumatikum und Calcitonin, das eine regulierende Rolle im Knorpel- und Knochenstoffwechsel spielt, wird gezielt in die schmerzende Region injiziert. Die Mesotherapie hat hierbei nicht nur eine Schmerzlinderung zum Ziel, sondern auch das Aufhalten der entzündlichen Schübe der Arthrose-Erkrankung und die Wiederherstellung der Gelenkfunktion.

Sie kann auch bei Sportverletzungen und Überlastungsschäden wie einer Sehnenentzündung, Prellungen oder Muskelzerrungen helfen.

Die Mesotherapie beinhaltet auch eine sogenannte Mini-Impfung („Mikrovakzination"), die das Immunsystem stimulieren soll und deshalb bei chronischen Infekten der Atemwege (zum Beispiel bei Asthma bronchiale oder Mukoviszidose), der Harnwege oder allgemeiner Immunschwäche eingesetzt werden kann.

Ergänzend zu Gesprächs- und anderen Therapien findet die Mesotherapie bei psychosomatischen Störungen wie Stresserscheinungen, Erschöpfungszuständen wie „Burn-out“ oder Schlafstörungen Anwendung.

Auch gegen Migräne, Spannungskopfschmerzen, Gesichtsneuralgien, Schwindel oder Tinnitus zeigt die Mesotherapie Erfolg.

In der Augenheilkunde und der Geriatrie (Altersmedizin) kann sie Anwendung zur Verbesserung von Altersweitsichtigkeit oder -schwerhörigkeit finden.

In der Frauenheilkunde kann die Mesotherapie beispielsweise bei Dysmenorrhoe (schmerzhaften Menstruationsbeschwerden) und Infertilität genutzt werden.

In der Zahnmedizin können Erkrankungen des Zahnfleisches oder des Zahnhalteapparates mesotherapeutisch behandelt werden.

Zusätzlich kann die Mesotherapie zur Zigarettenentwöhnung genutzt werden. Hierbei sollen Injektionen in bestimmte Akupunkturpunkte zu einer Aversion, also einer Abneigung des Tabaks führen.

Ein sehr wichtiges Anwendungsgebiet der Mesotherapie sind außerdem Rückenschmerzen. An den betroffenen Strukturen werden ein lokales Betäubungsmittel, homöopathische Mittel, ein Muskelrelaxans, ein durchblutungsförderndes Medikament und gegebenenfalls ein Antirheumatikum eingespritzt. Die muskelentspannende und schmerzlindernde Wirkung setzt sofort ein und hält aufgrund des Wirkstoffdepots unter der Haut eine Weile an. Die Behandlungen können bei Bedarf wöchentlich wiederholt werden, die Belastung des Organismus ist durch die lokale Anwendung gering. Zusammen mit physiotherapeutischer oder osteopathischer Behandlung und entsprechender Lebensstilveränderung kann das ganzheitliche Behandlungskonzept zu einer deutlichen Verbesserungen oder sogar Behebung der Rückenschmerzen führen.

Präventive Anwendungsgebiete

Präventiv wird die Mesotherapie in Form einer sogenannten Mini-Impfung eingesetzt. Hierbei werden stark verdünnte unspezifische Impfstoffe unter die Haut gespritzt, die das Immunsystem anregen und stärken sollen um Krankheiten vorzubeugen. Diese Mikrovakzination wird an spezifischen Akupunktur- und Reaktionspunkten injiziert und soll durch Steigerung der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung des Bindegewebes das Gewebe stimulieren, Endorphine und entzündungshemmende Substanzen auszuschütten.

Diese Mikrovakzination kann zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten - zum Beispiel einer Bronchitis oder einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) - dienen, oder auch bei Pollenallergien (Heuschnupfen) zum Einsatz kommen. Hier kann sie Patienten helfen, denen eine Hyposensibilisierung zu aufwändig ist, oder die auf andere Therapien nicht ansprechen. Weitere Indikationen sind beispielsweise Asthma bronchiale, Epstein-Barr-Virus (Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers)- oder andere Virus-Infektionen, Gürtelrose und Nesselsucht.

Außerdem kann die Mesotherapie auch zum Schutz vor Mückenstichen genutzt werden. Dabei werden geringe Mengen an Vitamin B oberflächlich in die Haut an Nacken, Beinen und Armen gespritzt. Eine anschließende kaum wahrnehmbare Veränderung des Hautgeruchs soll Stechmücken fern halten.

Ästhetische Anwendungsgebiete

Der Einsatz der Mesotherapie in der ästhetischen Medizin ist ein vergleichsweise schonendes Verfahren, das Haut, Haare und Bindegewebe von innen heraus verbessern soll. Sie soll durch eine vitalisierende Wirkung auf noch intakte anatomische Strukturen (z.B. Haarwurzeln) wirken und bietet eine Alternative zu operativen Eingriffen.

Typischerweise findet die Mesotherapie Anwendung bei Fältchen im Gesicht, Hals und Dekolleté, tieferen mimischen Falten und zur Hautstraffung. Die Wirkstoffe enthalten z.B. Vitamine, Antioxidantien, kleine Mengen an Botulinumtoxin („Botox“) oder Hyaluronsäure und sollen der Haut Feuchtigkeit spenden und die Kollagenproduktion anregen. Das soll für eine bessere Nährstoffversorgung der Haut und letztendlich ein jugendlicheres Aussehen sorgen.

Bei Cellulite und lokalen Fettdepots an Hüfte, Oberschenkeln, Gesäß und Bauch soll durch die Mesotherapie lokal der Stoffwechsel aktiviert und Fett mobilisiert werden.

Die Mesotherapie wird auch gegen Hauterscheinungen wie Akne, Pigmentstörungen, Dehnungsstreifen, Narben, Besenreisern oder Neurodermitis eingesetzt.

Bei übermäßigem Schwitzen unter den Achseln, an Händen oder Füßen kann mit kleinen Mengen Botulinumtoxin mesotherapeutisch behandelt werden.

In der Anwendung gegen Haarausfall soll dieser durch eine angeregte Nährstoffzufuhr und einer Regeneration der Haarfollikel (die Haarwurzel umgebende Strukturen) aufgehalten werden. Ein „Revitalisierungscocktail“ wird in die Kopfhaut injiziert und verteilt sich durch Diffusion im gesamten Haarbereich. Die Mesotherapie kann zu einer Verlangsamung des Haarausfalls, einer verbesserten Haarqualität und bei noch vorhandenen Haarwurzeln durch erneutes Wachstum zu vollerem Haar führen. Normalerweise werden die ersten sechs Behandlungen im wöchentlichen Abstand und bei Bedarf anschließende monatliche Behandlungen durchgeführt. Die Erfolgsaussichten der Mesotherapie bei Haarausfall sind umso besser, je früher sie begonnen wird.

Kosten

Die Kosten für eine mesotherapeutische Behandlung werden nur selten von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sie betragen je nach Art der Behandlung ca. 150 - 300€.

Kontraindikationen

Unter bestimmten Umständen sollte die Mesotherapie nicht zum Einsatz kommen, beispielsweise bei vorliegenden Infekten, Allergien auf eventuell verwendete Wirkstoffe, Fieber, Tumorerkrankungen, Hautkrebs oder Multipler Sklerose. Weitere Kontraindikationen sind Erkrankungen des Nervensystems oder der Schilddrüse. Auf eine Behandlung während der Schwangerschaft oder der Stillzeit sollte ebenfalls verzichtet werden.

Fazit

Die Mesotherapie zeigt als komplementärmedizinische Behandlung große Erfolge bei vielen medizinischen und ästhetischen Problemen. Vor der Durchführung der Behandlung sollte sich der Patient allerdings ausführlich informieren und vom behandelnden Arzt oder Heilpraktiker beraten lassen. Die Ergebnisse vor allem von ästhetischen Behandlungen hängen auch von der persönlichen Lebensweise ab, also einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, Bewegung und Verzicht auf übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum.

Die Mesotherapie bildet eine Ergänzung oder eine Alternative zu herkömmlichen Therapien oder kann zur Aufschiebung solcher führen.

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.10.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021