Ein Gedächtnisverlust kann viele verschiedene Ursachen haben und in verschiedenen Formen auftreten. Es kann das Kurzzeit- oder das Langzeitgedächtnis betroffen sein und der Verlust kann rückwirkend oder fortlaufend sein.
Unter einem Gedächtnisverlust, fachlich bezeichnet als Amnesie (griech. für Gedächtnisverlust), versteht man eine Gedächtnisstörung, bei der Erinnerungen aus dem Gedächtnis ausgelöscht zu sein scheinen. Vermutlich handelt es sich dabei eher um eine Unfähigkeit, Gedächtnisinhalte abzurufen. Weiterhin kann ein Gedächtnisverlust aber auch bedeuten, dass es dem Betroffenen nicht möglich ist, neue Dinge zu lernen und Gedanken abzuspeichern.
Man unterscheidet verschiedene Formen eines Gedächtnisverlusts. Je nach Zeitpunkt des Gedächtnisverlusts unterteilt man entweder in eine retrograde, also eine zeitlich rückwirkende, oder in eine anterograde, zeitlich vorne (in Zukunft) liegende, Amnesie.
Bei der retrograden Amnesie kommt es zum Verlust der Gedächtnisinhalte vor dem schädigenden Ereignis, z.B. kann man sich nach Unfall nicht mehr an den genauen Unfallhergang erinnern.
Eine anterograde Amnesie hingegen besteht dann, wenn man sich nach dem auslösenden Ereignis nicht mehr neue Inhalte merken kann, z.B. nach dem Unfall passierendes sofort wieder vergisst.
Treten beide Formen nebeneinander auf spricht man von einer transienten globalen Amnesie, bei der es vorübergehend sowohl zum Verlust alter wie auch neu zu speichernder Gedanken kommt.
Als Sonderform gibt es zudem eine kongrade Amnesie, bei der lediglich das Erinnerungsvermögen an die eigentliche Ursache fehlt. Weiterhin wird auch eine infantile (=kindliche) Amnesie beschrieben, d.h. dass man sich als Erwachsener nicht mehr an die ersten Lebensjahre erinnern kann.
Unter der dissoziativen Amnesie versteht man hingegen den Verlust der Erinnerung an besonders schwere psychische Belastungen.
Eine besonders drastische Form der Amnesie ist, wenn jemand aus völligem Bewusstsein auf einmal seine Erinnerung verliert, also es zu einem plötzlichen Gedächtnisverlust kommt. In der Fachsprache ist dies unter dem Namen „Transiente globale Amnesie“ (s.o.) bekannt. Das bedeutet, dass genau so schnell wie die Gedächtnislücke aufgetreten ist, diese auch üblicherweise innerhalb eines Tages wieder verschwindet (transient = vorübergehend).
Der Betroffene hat in der Zeit eine mangelnde Fähigkeit, sich an irgendetwas zu erinnern, am meisten ist somit das Kurzzeitgedächtnis eingeschränkt. Es werden immer wieder dieselben Fragen z.B. zu Raum und Situation gestellt, da die Antworten nach kurzer Zeit wieder vergessen werden. Jedoch kann es auch zu Langzeitgedächtnisstörungen kommen, sodass nach dem Verschwinden der Symptome immer noch eine dauerhafte Gedächtnislücke bestehen bleiben kann. Dabei sind Fähigkeiten von komplexen automatisierten Handlungsabläufen nicht beeinflusst, ebenso wie die Orientierung zur Person. Begleitende neurologische Ausfälle wie Sprachstörungen oder Lähmungserscheinungen treten in der Regel nicht auf.
Eine genaue Ursache ist unbekannt, jedoch werden akuter emotionaler oder körperlicher Stress als mögliche Auslöser diskutiert. In bildgebenden Verfahren konnte man im Nachhinein eine Veränderung bzw. Minderversorgung von Arealen im Gehirn beobachten, die bei Lernprozessen eine wichtige Rolle spielen, wie z.B. dem sogenannten Hippocampus.
Der plötzliche Gedächtnisverlust betrifft vor allem Menschen zwischen dem 50. bis 70. Lebensjahr, wobei es sich meist um ein einmaliges Ereignis handelt. Dieser plötzliche Gedächtnisverlust mag für den Betroffenen und für Angehörige sehr beunruhigend sein, jedoch kommt es in der Regel zu einer guten Erholung des Gedächtnisses und zu keinen späteren Langzeitfolgen.
Bei einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses kommt es ähnlich wie bei einem plötzlichen Gedächtnisverlust zu einer Einschränkung der Abspeicherung neuer Gedächtnisinhalte. Der Betroffene kann sich somit Dinge nicht länger als etwa 3 Minuten merken. Daher werden immer wieder die gleichen Fragen zu Situation, Ort und Raum gestellt, wie z.B. „Warum bin ich jetzt hierhergekommen?" "Wo habe ich den Gegenstand hingestellt?“. Auch wenn diese Fragen beantwortet werden, werden die Antworten nach kurzer Zeit wieder vergessen und dieselben Fragen wiederholt.
Diese Zeit mag dem Betroffenen sehr quälen, jedoch verschwinden die Symptome meist innerhalb der nächsten 24 Stunden und es kommt zu einer vollständigen Erholung. Daher wird auch bei dieser Form oft von einer transienten globalen Amnesie gesprochen, denn die Symptome bestehen nicht für immer fort sondern sind vorübergehend. Erinnerungen an Handlungsabläufe wie Autofahren oder Gehen sind nicht eingeschränkt.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Kurzzeitgedächtnis
Es gibt verschiedene Ursachen, die als Auslöser für einen Gedächtnisverlust infrage kommen. Meist tritt dies in der Folge irgendeines Schadens am Gehirn auf, bei dem auch Nervenzellen zugrunde gehen bzw. Hirnregionen betroffen sind, die für Lern- und Denkprozesse verantwortlich sind. So kann beispielsweise ein Unfall oder Sturz zu einem Gedächtnisverlust führen, da es zu schweren Verletzungen am Kopf bzw. Schädel und damit auch am Gehirn kommen kann. Begleitend besteht oft ein Bewusstseinsverlust oder ein komatöser Zustand.
Generell kommt es bei Mangelversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen zu einem teilweise nicht wiederherstellbaren Verlust von Nervenzellen. Umso länger diese Unterversorgung dabei andauert, umso gravierender sind die späteren Folgen. Weiterhin kann neben einem Schädel-Hirn-Trauma auch eine Demenz, eine Hirnhautentzündung, eine Enzephalitis (eine Entzündung des Gehirns) oder ein epileptischer Anfall einen Verlust von Gedächtnisinhalten bewirken. Denn bei all diesen Erkrankungen kommt es zu einem Verlust von Hirnstruktur, die je nach Ursache rapide oder langsam fortschreitend verläuft. Obwohl der genaue Zusammenhang zwischen Schaden im Gehirn und die genaue Auswirkung auf Lern- bzw. Denkprozesse weiterhin unklar ist, kann man dennoch häufig eine Störung in Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistungen beobachten.
Weitere mögliche Auslöser sind Vergiftungen mit verschiedenen Substanzen, die vom Blut ins Gehirn gelangen können, wie Medikamente, Drogen oder aber Alkohol. Außerdem kommen schwere psychische Belastungen infrage, bei denen es zum Schutz des Betroffenen zu einem Verlust der Erinnerungen an diese besonders belastenden Momente kommen kann.
Ein schwerer Unfall kann gravierende Verletzungen an mehreren Organen und am Gehirn hinterlassen. Durch einen insgesamt starken Blutverlust kann ein Kreislaufversagen und Schock hervorgerufen werden. Dies führt zu einer Unterversorgung von Hirngewebe mit nachfolgendem Verlust von Nervenzellen. Das Trauma kann aber auch selbst direkt zu einem Schaden am Kopf führen, wenn es z.B. durch starke Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge oder einem Aufprall auf den Kopf zu einer Gehirnerschütterung bis hin zu einer Blutung im Gehirn kommt. Der Zusammenhang der Hirnverletzung mit dem Ausmaß eines Gedächtnisverlusts ist unklar. Jedoch kommt es zu einer Störung solcher Hirnfunktionen, die dafür verantwortlich sind Informationen ins Langzeitgedächtnis zu überführen, oder aber zu einem Ausfall des Abrufs von abgespeicherten Informationen.
So vergisst der Betroffene zum Beispiel den Unfallhergang und gleichzeitig auch oft eine kurze Zeit danach. Erst im Laufe der Jahre kommt es bei einigen zu einzelnen Erinnerungen. Weiterhin kann vor allem bei älteren Leuten ein Sturz schwere Folgen haben. Durch den Aufprall kann das Gehirn ruckartig gegen den Schädelknochen aufschlagen, was zu einer Gehirnerschütterung mit kurzzeitigen Bewusstseinsverlust führen kann. Dabei hält die Bewusstlosigkeit oft nur wenige Sekunden an und es kommt begleitend zu Übelkeit, Erbrechen und einer Gedächtnislücke.
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Psychische Erkrankungen wie etwa eine Depression können zu Gedächtnisstörungen führen. Bei einer Depression kommt es neben einer niedergedrückten Stimmung, einer Antriebslosigkeit, Desinteresse und einer Unfähigkeit, Freude zu empfinden, auch zu Konzentrations- und Schlafstörungen. Damit kann man sich auch erklären, dass beispielsweise aus Müdigkeit oder wegen verminderter Aufmerksamkeit Denkvorgänge blockiert bzw. erschwert werden können. Vor allem bei älteren Leuten, bei denen man bei nachlassenden Gedächtnisleistungen umgehend an eine Demenz als Ursache denkt, kann es sich genauso gut um eine Altersdepression handeln.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Symptome einer Depression.
Ein schneller Konsum von großen Mengen Alkohol birgt das Risiko für das spätere Auftreten von einem sogenannten Filmriss, sodass sich der Betroffene z.B. nach dem Aufwachen am nächsten Morgen nicht mehr an Details des vorherigen Abends erinnern kann. Denn Alkohol beeinflusst über sogenannte GABA-Rezeptoren die Aufmerksamkeits- und Lernprozesse. Diese Rezeptoren sind mitverantwortlich für die Regelung der Gedächtnisprozesse. Dabei ist diese Wirkung des Alkohols individuell unterschiedlich, so kommt es bei dem einen früher bei dem anderen erst später nach größeren Mengen Alkohols zu Erinnerungslücken. Generell führt jedoch vor allem das schnelle und viele Trinken großer Mengen Alkohol über einen kurzen Zeitraum auch eher später zu einem Blackout.
Außerdem ist ein chronischer Alkoholkonsum für Gedächtnisprozesse schädlich. Bei Alkoholerkrankten kommt es nämlich häufig zu einer Mangelernährung, da der Energiebedarf hauptsächlich über den Alkoholkonsum gedeckt wird. Dadurch kommt es zu einem sogenannten Korsakow-Syndrom, einem Vitamin B1 Mangel. Das Vitamin B1, als Thiamin bezeichnet, steuert verschiedene Abläufe im menschlichen Körper, darunter auch in Nervenzellen. Daher führt eine Minderversorgung zu einer Zerstörung wichtiger Hirnstrukturen, wie der sogenannten Mammilarkörper. Diese sind Teil des limbischen Systems, was eine wichtige Aufgabe bei Lern- und Denkprozessen erfüllt, v.a. für das Abspeichern neuer Gedächtnisinhalte.
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Hoher Blutdruck hat bekanntlich viele Folgeschäden. Da dieser zudem häufig mit einem Diabetes oder einer Fettstoffwechselstörung vorkommt, ist das Risiko für eine krankhafte Veränderung von kleinen und großen Blutgefäßen erhöht. So kommt es mit der Zeit zu Arteriosklerose, d.h. zu einer Verkalkung der Arterien. Im Gehirn kann nun die mangelnde Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen durch verengte kleine Gefäße zu Gedächtnisstörungen führen. Beispielsweise kommt es zu einer sogenannten vaskulären (=gefäßbedingten) Demenz. Typische Symptome hierbei sind neben einer Persönlichkeitsveränderung, Orientierungslosigkeit und Sprachstörungen eben auch Gedächtnisstörungen, v.a. kommt es zu Schwierigkeiten sich neue Dinge zu merken, zu nachlassendem Urteilsvermögen und Problemen bei Alltagstätigkeiten, da man bestimmte Geräte nicht mehr bedienen kann.
Emotionaler oder körperlicher Stress hat viele Auswirkungen. Beispielsweise kann eine starke psychische Belastung die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Gedächtnisverlust oder eine psychisch ausgelöste Amnesie, heute als dissoziative Amnesie bezeichnet, erhöhen. Hierunter versteht man das Vergessen von schweren traumatischen Erlebnissen. Das Gehirn blockiert sozusagen diese Inhalte bzw. den Abruf dieser Erinnerungen, um den Patienten vor der enormen psychischen Belastung durch die Verarbeitung zu schützen. Außerdem kann chronischer Stress mit dauerhaft erhöhten Stresshormonspiegeln, wie dem Kortison, zu Schäden im Gehirn führen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Symptome von Stress.
Ein Schlaganfall führt je nachdem welche Hirnregion betroffen ist zu unterschiedlichen Symptomen und Folgeschäden. Somit können verschiedene Gedächtnisfunktionen eingeschränkt sein. Zum Beispiel kommt es bei einem Schlaganfall im linken Schläfenlappen zu einer verminderten Erinnerung von Faktenwissen. Denn hier sitzt das sogenannte semantische Gedächtnis, bei dessen Verlust z.B. alltägliche Worte nicht mehr verstanden werden. Ist die rechte Hirnhälfte betroffen, verliert der Betroffene sein sogenanntes episodisches Gedächtnis, d.h. man erinnert sich nicht mehr an persönliche Ereignisse, wie z.B. an den letzten Geburtstag. Die Folgen sind oft vorübergehend und können sich mit der Zeit verbessern. Dafür ist allerdieng die Durchführung einer Reha entscheidend, bei der auch die anderen Symptome behandelt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Anzeichen eines Schlaganfalls.
Die während einer Operation erforderliche Narkose kann zu einem Gedächtnisverlust führen. Im Rahmen einer OP ist dies sogar eine erwünschte Wirkung der Narkosemittel, damit sich der Patient nicht mehr an die Operation und damit auch den entstehenden Schmerzen während des Eingriffs erinnert. Zum einen wird mit den Narkosemitteln die Schmerzweiterleitung blockiert, zum anderen das Bewusstsein ausgeschaltet. Die angewendeten Medikamente führen dazu, dass bestimmte Rezeptoren, sogenannte GABA-Rezeptoren, beeinflusst werden. Dadurch kommt es zu einer Behinderung des Abspeicherns neuer Informationen ins Langzeitgedächtnis und zugleich zum Herbeiführen eines vorübergehenden Bewusstseinsverlusts.
Diese Beeinflussung findet sich in der Regel nur während der Wirkzeit des Medikaments und verschwindet nach Abbau und Ausscheidung des Mittels, sodass üblicherweise keine nachfolgenden Auswirkungen auf die Gedächtnisfunktion befürchtet werden müssen. Jedoch kommen neben den Narkosemitteln auch die Operation selbst als Auslöser einer Gedächtnislücke infrage, vor allem wenn eine OP am Gehirn erforderlich ist.
Lesen Sie mehr zum Thema Nachwirkungen einer Narkose.
Wird bei einer Leukämie als Therapie eine Stammzell- oder Knochenmarktransplantation durchgeführt, kann es folglich zu Einschränkungen der mentalen Leistungsfähigkeit kommen. Die genauen Auswirkungen auf die Gedächtnisleistung sind nicht bekannt, aber in einigen Studien wurden z.B. Veränderungen in der Konzentrations- und Merkfähigkeit, sowie bei der Aufmerksamkeit beobachtet. Diese traten häufiger auf, wenn es im Rahmen der Therapie zu Komplikationen gekommen ist. Zudem stellten eine Strahlentherapie des Kopfes oder eine lokale Chemotherapie des Rückenmarks Risikofaktoren dar.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Knochenmarkspende.
Es kommt nicht bei jedem Parkinsonpatienten zu Gedächtnisstörungen, jedoch sind einige davon betroffen. Umso fortgeschrittener die Erkrankung ist, desto eher kann ein Gedächtnisverlust entstehen bzw. andere Zeichen einer Demenz auftreten. Es betrifft etwa ein Viertel der Parkinson-Patienten. Typische Symptome einer Parkinson-Demenz sind Aufmerksamkeitsstörungen, ein verlangsamtes Denken, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen und Gedächtnisstörungen. Vor allem ist der Abruf neuer Informationen erschwert, der Lernvorgang selbst ist jedoch meist nicht eingeschränkt. Weiterhin können die bei Parkinson eingesetzten Medikamente eine Demenz verschlimmern, sodass die Therapie der Parkinson-Demenz sich schwierig gestaltet.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter Symptome eines M. Parkinson.
Ein epileptischer Krampfanfall führt dazu, dass sich der Betroffene nach dem Ereignis nicht mehr an die Zeit während des Krampfens und kurz vorher erinnert. Man hat somit einen Gedächtnisverlust für diese zurückliegende Zeitspanne, es handelt sich also um eine retrograde Amnesie.
Bei älteren Leuten sollte bei Gedächtnisstörungen auch an eine Epilepsie gedacht werden. Denn hier können auch untypische Symptome wie kurzzeitige Bewusstseinseintrübungen, Sprachstörungen, Verwirrtheit oder ein vorübergehender Gedächtnisverlust auf eine Epilepsie hindeuten, sodass es nicht unbedingt zu einem typischen Krampfanfall kommen muss.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter Symptome einer Epilepsie.
Ein Herzinfarkt kann zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Dadurch kommt es zu einem Sauerstoffmangel in allen Organen und im Gehirn. Wenn eine Minderversorgung im Gehirn für eine längere Zeit besteht, ist die Wahrscheinlichkeit für Hirnschäden höher, denn es sterben Nervenzellen ab. Damit können auch Gedächtnisleistungen eingeschränkt werden. Etwa die Hälfte aller Patienten leiden nach Herzinfarkt unter Formen eines Gedächtnisverlusts.
Lesen SIe mehr zum Thema unter Folgen eines Herzinfarktes.
Für die Diagnose und die genaue Erfassung eines Gedächtnisverlusts ist das Arzt-Patienten-Gespräch zu Beginn einer Untersuchung unerlässlich (sog. Anamnese). Daher wird der Arzt nach der Dauer, nach Begleiterkrankungen, nach Medikamenten und nach Begleitumständen fragen. Oft sind Beobachtungen von Angehörigen wichtig. Kommt es im Rahmen eines Unfalls oder Sturzes zum Gedächtnisverlust, wird häufig im akuten Stadium ein bildgebendes Verfahren veranlasst, mit Hilfe dessen ein Schaden im Gehirn und deren Ausmaß dargestellt werden kann. Hierbei kommt meist eine CT-Untersuchung zum Einsatz.
Oft werden im weiteren Verlauf mittels EEG (Elektroenzephalographie) die Hirnströme gemessen, womit eine Epilepsie als mögliche Ursache nachgewiesen werden kann. Für die Erfassung des Ausmaßes der Gedächtnislücke kommen standardisierte neuropsychologische Testverfahren und Fragebögen zum Einsatz.
Man unterscheidet je nach Ursache verschiedene Begleitsymptome. Diese sind entweder bereits zum Zeitpunkt des Gedächtnisverlusts vorhanden, bestehen aufgrund der Grunderkrankung oder entstehen im Nachhinein durch die Belastung der Erinnerungslücke. So kommt es in der Folge eines Unfalls nicht selten zu vielen weiteren Schäden und Beschwerden, wie z.B. zu Knochenbrüchen oder Verletzungen an inneren Organen oder zu massiven Blutverlusten bis zu einem Schock.
Eine schwere zum Gedächtnisverlust führende Gehirnerschütterung ist häufig begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Im Nachhinein besteht Verwirrung und fehlende Orientierung zur jeweiligen Situation. (siehe auch Gehirnerschütterung)
Ist die Epilepsie ursächlich, beobachten man typischerweise die Symptome des Krampfanfalls mit einem Verlust der Körperkontrolle, Zuckungen, unwillkürlichen Bewegungen und einem Bewusstseinsverlust. Der Betroffene erinnert sich nicht mehr an den Anfall und die Zeit kurz vorher.
Bei Demenzerkrankungen wie beispielsweise vom Typ Alzheimer oder bei der Parkinson-Erkrankung kommt es neben Gedächtnisverlusten zu Konzentrationsstörungen und Orientierungs- und Aufmerksamkeitsproblemen zusätzlich neben den erkrankungstypischen Symptomen. Zudem können die Erinnerungslücken die Betroffenen psychisch so stark belasten, dass man begleitet eine depressive, niedergeschlagene Stimmung beobachten kann.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Anzeichen einer Demenz.
Die Therapie des Gedächtnisverlusts richtet sich nach der Ursache. Führt eine Grunderkrankung, wie eine Epilepsie, eine Demenz, eine Hirnentzündung oder ein Schlaganfall zu den Gedächtnisstörungen, sollten diese entsprechend therapiert werden. Es sollte gleichzeitig aber auch die psychische Belastung durch die Erinnerungslücken bedacht werden und in schweren Fällen mit einer Psychotherapie behandelt werden. Die wohl wichtigste und effektivste Therapiemaßnahme stellt die neuropsychologische Komponente dar. Hierbei werden dem Betroffenen in einem intensiven Training verschiedene Lernstrategien vermittelt, mit dem die Gedächtnisleistung verbessert werden kann.
Um den Alltag des Patienten zu erleichtern, wird zudem der Einsatz externer Gedächtnishilfen empfohlen. Das heißt, dass man sich z.B. wichtige Dinge auf einem Notizzettel oder auf dem Smartphone vermerkt, damit diese nicht in Vergessenheit geraten.
Zuletzt kann die Gedächtnisleistung durch gewisse Medikamente beeinflusst werden. Der Einsatz sollte jedoch individuell je nach Fall abgewogen und mit einem Facharzt entschieden werden, denn ein positiver Einfluss ist nur für einen Gedächtnisverlust durch ein Schädel-Hirn-Trauma untersucht worden. So werden Mittel wie Donepezil oder Methylphenidat (Ritalin®)""off-label" empfohlen. Das heißt, dass diese Medikamente eigentlich bei anderen Erkrankungen angewendet werden.
Weiterhin werden zudem Rivastigmin oder Physostigmin eingesetzt, die beide die Konzentration des Neurotransmitters (Stoffe zur Signalweitergabe im Nervensystem) Acetylcholin erhöhen.
Der Umgang mit den unterschiedlichsten beworbenen Mittel zum Verbessern der Hirnleistung sollte umsichtig bedacht werden, bevor man sich für ein Präparat entscheidet. Es ist wichtig, sich von einem Arzt oder Apotheker hierzu beraten zu lassen. Natürlich kann ein Medikament alleine niemals dazu führen, die Hirnleistung wieder in Höchstleistung zu bringen. Daher sollte man neben einer Therapie mit Medikamenten immer versuchen, durch verschiedene Lerntechniken und Übungen sein Gedächtnis zu trainieren. Selbst Bewegung ist für die Hirnleistung sehr förderlich.
Es gibt Präparate, die bei Alzheimer-Demenz angewendet werden und eine Besserung kognitiver Funktionen bewirken und den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit verzögern können. Hierbei handelt es sich um sogenannte Acetylcholinesteraseinhibitoren, diese verhindern den Abbau von Acetylcholin, ein wichtiger Botenstoff für die Informationsverarbeitung in Nervenzellen. Medikamente dieser Gruppe sind beispielsweise Donepezil (Aricept®), Galantamin (Reminyl®) und Rivastigmin (Exelon®).
Weiterhin gibt es Ginkgopräparate, die eine andere Wirkweise haben. Ginkgo ist ein pflanzliches Präparat, das die Fließeigenschaften des Blutes und damit die Hirndurchblutung verbessert. Damit können Gedächtnisleistung und Lernvermögen gesteigert werden. Man kann noch unzählige weitere Mittel aufzählen, um die geworben wird. Jedoch sollte eine Entscheidung immer individuell und besser unter fachärztlicher Beratung getroffen werden, denn jedes Medikament kann Wechsel- und Nebenwirkungen aufweisen.
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Je nach Form der Amnesie kommt es zu unterschiedlicher Dauer der Gedächtnisstörungen. Bei einem vorübergehenden Gedächtnisverlust verschwinden die Symptome meist innerhalb weniger Stunden und dauern nicht länger als einen Tag an.
Handelt es sich jedoch z.B. um eine retrograde Amnesie nach einem Unfall, bei der man sich bspw. nicht mehr an den Unfallhergang erinnert, kommt es wenn überhaupt erst im nach einiger Zeit zu bruchhaften Erinnerungen an das Ereignis.
Bei verschiedenen Formen der Demenz können die Gedächtnisstörungen hingegen mit Fortschreiten der Erkrankung zunehmen, denn mit zunehmendem Alter nimmt zusätzlich das Hirnvolumen ab.
Je nach Auslöser unterscheidet sich auch die Prognose. Zwar korreliert das Ausmaß der Hirnschädigung nicht immer eindeutig mit dem Gedächtnisverlust, jedoch verläuft dieser günstiger, wenn die Ursache klar ist und gut behandelt werden kann. Wird z.B. eine Epilepsie oder Hirnnervenentzündung erkannt und umgehend behandelt, besteht weniger Risiko für bleibende Schäden.
Besonders bei einem Schädel-Hirn-Trauma mit Bewusstseinsverlust und begleitenden Symptomen ist die umgehende Therapie entscheidend, da jede verlorene Minute mit Minderversorgung des Gehirns mehr Schäden hervorrufen kann. Im Nachhinein kann man die verlorene Gedächtnisleistung durch ein gezieltes Trainieren des Kurzzeitgedächtnisses und die erneute Aktivierung des Langzeitgedächtnisses günstig beeinflussen. Bei einigen gelingt es sogar, mit der Zeit die ausgelöschten Gedächtnisinhalte zurückzugewinnen. Dies kann jedoch mehrere Jahre dauern.
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