Blutentnahme

Was ist eine Blutentnahme?

Als Blutentnahme wird die Punktion eines Gefäßes zur Gewinnung einer Blutprobe bezeichnet. In den meisten Fällen erfolgt sich venös. Eine Blutentnahme erfolgt meist als diagnostisches Mittel zur Untersuchung verschiedener Parameter im Blut wie z.B. Entzündungswerte oder Gerinnungswerte. In seltenen Fällen wird sie auch in Form eines Aderlasses als therapeutisches Mittel angewandt. Dies erfolgt zum Beispiel beim Krankheitsbilder der Hämochromatose.
In den meisten Fällen erfolgt eine Blutentnahme mittels spezieller Nadeln an der oberen Extremität. Bei kleinen Kindern kann eine Blutentnahme auch am Kopf oder an der Ferse erfolgen.

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Welche Blutentnahmen müssen nüchtern durchgeführt werden?

Es gibt nur wenige Parameter, die durch eine Blutentnahme im nüchternen Zustand bestimmt werden sollte. Hierzu zählt, wie der Name schon sagt, der Nüchternblutzucker. Dieser Wert wird bestimmt um bei Patienten einen Diabetes mellitus auszuschließen oder zu bestätigen. Ein bereits vor der Blutentnahme erfolgtes Frühstück würde diesen Wert verfälschen. Ein normaler Nüchternblutzucker liegt bei 70-100 mg/dl.

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Auch der Cholesterin-Wert sollte nüchtern bestimmt werden. Dieser Wert, der die Fette im Blut bestimmt könnte ebenfalls durch ein fetthaltiges Frühstück vor der Entnahme verfälscht werden. Ein zu hoher Wert könnte für eine Fettstoffwechselstörung sprechen.

Normalerweise sollte der Arzt dem Patienten vorher mitteilen, ob er für die anstehende Blutentnahme nüchtern sein muss. Bestehen allerdings Zweifel lohnt es sich noch einmal explizit nachzufragen. Wichtig ist auch die Frage, ob die Hausmedikation vor der Blutentnahme eingenommen werden sollten oder nicht.

Aber was bedeutet eigentlich nüchtern sein? Man sollte in den letzten 8-12 Stunden vor der Blutentnahme nichts gegessen haben. Das Trinken von Wasser ist hingegen erlaubt. Kaffee und Tee dürfen auch getrunken werden wenn sie nicht gesüßt sind und ohne Milch getrunken werden.

Welche Blutentnahmen müssen nicht nüchtern durchgeführt werden?

Die meisten Blutwerte verändern sich durch die aufgenommene Nahrung vor einer Blutentnahme nicht. Daher ist es nicht wichtig, dass der Patient nüchtern ist. Die beiden Ausnahmen hierfür sind zum einen der Blutzucker und das Cholesterin. Da diese beiden Stoffen Bestandteil unserer Nahrung sind, sind sie somit nach einer Mahlzeit auch in höherer Konzentration in unserem Blut zu finden. Eine nicht nüchterne Blutentnahme würde die Werte für Cholesterin und den Blutzucker verfälschen.

Ob sie für eine Blutentnahme nüchtern sein müssen oder nicht kann ihnen der behandelnde Arzt sagen.

Welches Röhrchen wird für was verwendet?

Bei einer Blutentnahme werden meist mehrere Blutproben in Plastikröhrchen mit verschiedenfarbigen Deckeln entnommen. Diese Farbkodierung der Röhrchen hat eine Bedeutung.
In dem roten Röhrchen befindet sich der Zusatzstoff Kalium-EDTA. Diese Substanz verhindert die Blutgerinnung innerhalb der Probe. Aus dieser Probe kann das Blutbild, also die einzelnen Zelltypen wie z.B. weiße und rote Blutkörperchen, bestimmt werden sowie Werte wie der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) ermittelt werden. Das rote Röhrchen kann ebenfalls Material für einen direkten Erregernachweis aus dem Blut liefern.

Im braunen Röhrchen befindet sich ein Trenngel. Diese dient nach der Zentrifugation der Blutprobe als Barriere zwischen den flüssigen und festen Bestandteilen des Blutes. Aus dem braunen Röhrchen können Werte wie Leber- und Nierenwerte bestimmt werden. Auch die Blutsalze (Elektrolyte) wie Natrium, Kalium und Chlorid können aus dieser Probe ermittelt werden.

Im grünen Röhrchen befindet sich der Zusatz Natrium-Citrat. Dieser verhindert die Blutgerinnung in der Probe. Dadurch wird die Bestimmung der Gerinnungswerte wie z.B. des INR und des Quick-Wertes ermöglicht.

Auch das violette Röhrchen ist mit der Substanz Natrium-Citrat versetzt. Aus diesem Röhrchen wird die Blutsenkungsgeschwindigkeit bestimmt werden.

Im weißen Blutentnahmeröhrchen befinden sich kleine Kunststoffkügelchen. Sie aktivieren die Blutgerinnung innerhalb der Probe und dienen so der Gewinnung von Blutserum als flüssigen Blutbestandteilen. Aus dieser Probe können dann spezielle Werte wie das Troponin bestimmmt werden.

Im gelben Röhrchen befindet sich Natrium-Fluorid. Dieser Zusatz hemmt die Enzyme, die für den Abbau von Zucker zuständig sind. Somit ist es möglich aus der Probe Werte für den Blutzucker und das Laktat zu bestimmen ohne dass diese Werte verfälscht werden.

Ist die Reihenfolge der Blutentnahme-Röhrchen wichtig?

Die Reihenfolge der Blutentnahmeröhrchen spielt durchaus eine große Rolle, da es bei falscher Reihenfolge dazu kommen kann, dass gewisse Werte verfälscht werden.
Die Röhrchen sollten in folgender Reihenfolge entnommen werden: braun, grün, rot. Bei den weiteren Röhrchen spielt die Reihenfolge keine große Rolle. 

Das braune Röhrchen sollte zuerst abgenommen werden, da durch längeres Stauen der Venen bei der Entnahme der Kaliumwert steigen kann und so in der Probe verfälscht werden könnte. Das grüne Röhrchen sollte als zweites folgen da hier besonders darauf geachtet werden sollte, dass es bis zum Eichstrich voll ist. Dies ist wichtig, da zur Bestimmung der Gerinnungswerte das Verhältnis zwischen Blut und Zusatz im Röhrchen gleich ist. Am Anfang der Blutentnahme befindet sich immer eine minimale Menge an Luft im Schlauch des Entnahmesystems und dies kann dazu führen, dass das grüne Röhrchen nicht voll wird. Das grüne Röhrchen sollte nach der Entnahme gut durchgemischt werden. Dies gilt ebenfalls für das violette Röhrchen.

Fehlerquellen bei der Blutentnahme

Bei der Blutentnahme können sich schnell einige Fehler einschleichen. Es kann passieren, dass dem falschen Patienten Blut abgenommen wird oder das Proben von Patienten vertauscht werden. Um dies zu vermeiden sollte vor jeder Abnahme geprüft werden ob die Angaben auf dem Röhrchen mit dem Namen und Geburtsdatum des Patienten übereinstimmt.

Eine zweite Fehlerquelle kann die falsche oder unzureichende Desinfektion der Einstichstelle sein. Es kann zu Verunreinigungen der Probe durch Hautkeime kommen. Weiterhin kann es durch das zu lange Abbinden des Armes bei der Blutentnahme zu verfälschten Werten kommen. Hierbei steigt vor allem das Kalium an.

Vor allem beim grünen Röhrchen kann es durch eine unzureichende Füllung des Röhrchens zu verfälschten Gerinnungswerte kommen. Diese Probe sollte daher nicht als erstes Röhrchen bei entnommen werden.

Eine letzte mögliche Fehlerquelle bei der Blutentnahme ist das fehlende Durchmischen der Probe. Hierdurch kann es zu einer ungewollten Gerinnung des Blutes kommen und die Probe kann nicht mehr verwendet werden.

Blutentnahme bei der Polizei - dürfen die das?

Blutentnahmen durch die Polizei können bei Verdacht auf eine Verkehrstüchtigkeit oder zur Bestimmung des Blutalkohols zur Tatzeit durchgeführt werden. Es müssen jedoch einige Bedingungen beachtet werden.

Die Blutentnahme darf nur durch einen Arzt durchgeführt werden. Es dürfen dem Betroffenen daraus keine gesundheitlichen Nachteile entstehen und dieser muss der Untersuchung einwilligen. Bei fehlender Einwilligung ist die Anordnung eines Richters erforderlich. Wenn durch das Abwarten auf die Anordnung Ermittlungen nicht mehr erfolgreich sein könnten, kann in Ausnahmefällen auch die Staatsanwaltschaft oder ab einem gewissen Dienstgrad der ermittelnde Polizist die Blutentnahme anordnen. In diesem Fall kann die Blutentnahme auch gegen den Willen des Betroffenen durchgeführt werden.

Ist eine Blutentnahme Körperverletzung?

Streng genommen stellt eine Blutentnahme eine körperliche Verletzung dar. Sie darf daher nur mit einer Aufklärung und anschließender Einwilligung des Patienten erfolgen. Sollte der Patient nicht mehr in der Lage sein seine Einwilligung zu geben, kann zum Beispiel im Rahmen eines schweren Unfalles nach dem mutmaßlichen Willen des Patienten gehandelt werden und die Blutentnahme trotzdem durchgeführt werden.

Blutentnahme bei Kindern - das sind die Besonderheiten

Blutentnahmen bei Kindern erfolgen im Prinzip wie bei Erwachsenen auch. Einige Besonderheiten gibt es jedoch. Manchmal ist es möglich bei Kindern, statt der venösen, eine kapillären Blutentnahme durchzuführen. Hierfür wird bei kleinen Kindern an der Ferse und bei größeren Kindern am Finger die Haut angestochen und das Blut gewonnen.

Für die venöse Blutentnahme gibt es bei Kindern spezielle Nadeln, die einen deutlich kleineren Durchmesser haben als die Nadeln für Erwachsene. Wenn Kinder besonders viel Angst haben oder eine schwierige Punktion zu befürchten ist, kann mittels eines Emla-Pflasters die Haut über der Punktionsstelle etwas betäubt werden. Dieses Pflaster sollte etwa 15 Minuten vor der Blutentnahme angebracht werden.

Besonders bei Säuglingen eignen sich für die Blutentnahme häufig die Venen am Kopf. Dies sieht für die Eltern sehr brutal aus, kann jedoch für das Kind unter Umständen schmerzarmer sein als an anderen Stellen. Zudem sind die Venen am Kopf gut sichtbar und für die Punktion zugänglich.

Während der eigentlichen Blutentnahme müssen Kinder häufig festgehalten werden. Dies stört sie meist mehr als der eigentliche Schmerz bei der Punktion. Es ist wichtig hierbei die Kinder zu beruhigen und auch die Eltern in der Nähe des Kindes zu positionieren.

Blutentnahme bei schlechten Venen

Viele Patienten hören bei einem Arztbesuch, dass sie schlechte Venen haben. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Häufig haben vor allem ältere Menschen Venen, die nicht sofort für den Arzt sichtbar sind, sei es aufgrund kalter Extremitäten oder einer tieferen Lage der Venen in der Haut. Ein weiterer Grund für schlechte Venen sind sogenannte Rollvenen, die bei der Punktion wegrollen.

Bei schlechten Venenverhältnissen ist eine Blutentnahme dennoch machbar. Zur Darstellung der Venen sollte ein Stauschlauch angebracht werden und bei sehr kalten Händen kann es helfen diese vorher mit warmen Wasser zu waschen. Es sollte auch auf gute Lichtverhältnisse geachtet werden.

Die Punktionsstelle für die Blutentnahme sollte sorgfältig ausgewählt werden bevor eine Punktion erfolgt. Hier gilt es oftmals, dass eine tastbare Vene besser geeignet sein kann als eine deutlich sichtbare Vene. Falls der Patient Rollvenen hat, kann es hilfreich sein die Haut über den Vene gut zu straffen um ein Wegrollen so gut es geht zu vermeiden.

Bluterguss nach Blutentnahme - was tun?

Ein Bluterguss entsteht nicht zwangsläufig nach einer Blutentnahme. Blutergüsse nach einer Blutentnahme entstehen meist durch fehlendes Drücken auf die Einstichstelle nach dem Herausziehen der Nadel. Das kleine Loch in der Vene konnte sich noch nicht verschließen und es kommt zum Austritt von Blut in das umliegende Gewebe.

Der Körper baut das Blut von alleine ab. Eine Behandlung des Blutergusses ist also nicht nötig, man braucht nur etwas Geduld. Dieser Vorgang kann jedoch einige Tage dauern. Einige Hausmittel, die unterstützend wirken sind leichtes kühlen der betroffenen Körperstelle sowie Substanzen wie Arnika oder Aloe Vera.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wie behandelt man einen Bluterguss?

Was ist ein Butterfly?

Der Butterfly, auch Flügelkanüle genannt, ist eine spezielle Nadel zur Blutentnahme. Butterflys werden heute in den meisten Krankenhäusern und Arztpraxen anstelle von anderen Nadeln verwendet. Der Butterfly besteht aus einer dünnen Kanüle, die an ihren beiden Seite zwei biegsame Plastikflügel besitzt. Die Kanüle ist mit einem Schlauch verbunden, an den die Blutentnahmeröhrchen angeschlossen werden können. Die beiden Plastikflügel dienen der einfacheren Handhabung bei der Punktion. Das Plastikgehäuse, dass die Nadel umgibt kann nach der Blutentnahme vorgeschoben werden und die Nadel sichern. Das Risiko für eine Nadelstichverletzung wird so minimiert.

Vakuumröhrchen

Bei den Blutentnahmeröhrchen gibt es zwei verschiedene Systeme. Die Vakuumröhrchen funktionieren mit einem Unterdruck der in dem Röhrchen vorhanden ist. Bei der Blutentnahme wird ein bestimmter Adapter an die Punktionsnadel gesteckt und das Vakuumröhrchen auf den Adapter gesetzt. Nun fließt das Blut aufgrund des Unterdrucks in das Röhrchen hinein. Ein Nachteil dieses Systems ist, dass es durch den Unterdruck bei feinen Venen schneller zum Platzen der Venen kommen kann.

Weitere Informationen

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Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Diagnostik finden Sie unter: Diagnostik A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.09.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021