Psychose

Definition - Was ist eine Psychose?

Eine Psychose ist eine psychische Störung. Patienten, die an einer Psychose leiden, haben eine veränderte Wahrnehmung und / oder Verarbeitung der Realität. Während Außenstehende diese Wahrnehmung deutlich als abnorm wahrnehmen, ist den Betroffenen selbst ihre Fehlwahrnehmung nicht bewusst. Eine Psychose kann mit verschiedenen Symptomen einhergehen. Hierzu zählen Halluzinationen, Wahnvorstellungen sowie ausgeprägte Denkstörungen.

Psychosen können im Sinne einer einmaligen Episode auftreten. Ebenso kann es jedoch zu einem wiederkehrenden Verlauf kommen. Wie eine Psychose verläuft, ist unter anderem von der auslösenden Ursache abhängig. Eine akute Psychose sollte so zeitnah wie nötig medikamentös behandelt werden.

Ursachen

In Bezug auf die möglichen auslösenden Ursachen werden Psychosen in zwei große Gruppen eingeteilt: Die organischen Psychosen und die nicht-organischen Psychosen.

Eine organische Psychose kann durch verschiedene somatische (körperliche) Erkrankungen ausgelöst werden. Hierzu zählen beispielsweise Erkrankungen des Gehirns wie Demenz, Epilepsie und Morbus Parkinson oder Raumforderungen im Bereich des Gehirns (Tumore). In seltenen Fällen können auch Verletzungen des Gehirns zur psychotischen Episoden führen. Auch bestimmte Autoimmunerkrankungen können Psychosen auslösen. Beispiele hierfür sind die multiple Sklerose (MS) oder der Lupus erythematodes.
Eine der häufigsten Ursachen für eine organische Psychose ist allerdings der Konsum von Drogen, man spricht dann von einer substanz- oder drogeninduzierten Psychose. Substanzinduzierte Psychosen können durch verschiedenste Arten von Drogen ausgelöst werden.

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Neben den organischen Psychosen gibt es die große Gruppe der nicht-organischen Psychosen. Hierzu zählen Psychosen, die im Rahmen einer psychischen Grunderkrankungen auftreten. Die Schizophrenie ist die am häufigsten mit Psychosen einhergehende psychische Erkrankung. Doch auch im Rahmen von affektiven Störungen, also Depressionen oder der bipolaren Störungen können psychotische Episoden auftreten. Nicht für jede akute psychotische Episode kann jedoch eine direkt auslösende Ursache gefunden werden.

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Welche Rolle spielt Vitamin D?

Einige Studien beschäftigen sich mit der Frage, welche Effekte ein Mangel an bestimmten Vitaminen auf die psychische Funktion hat. Einige Studien haben Hinweise darauf ergeben, dass es einen Zusammenhang zwischen einem Vitaminmangel und psychischen Störungen, wie beispielsweise Psychosen, geben könnte. Gegenstand dieser Studien waren unter anderem die Vitamine D, B12 und Folsäure. Eine Studien wies darauf hin, dass bei Patienten mit psychotischen Störungen überdurchschnittlich häufig ein Mangel an Vitamin D vorliegt. Es gibt jedoch bisher keine nachgewiesenen Zusammenhänge dafür, dass ein Mangel an Vitamin D ein Auslöser für eine psychotische Episode sein kann. In den kommenden Jahren werden weitere Studien zu dem Thema womöglich Genaueres aufdecken können.

Begleitende Symptome

Eine Psychose geht mit zahlreichen, für den Erkrankten meist sehr beängstigenden Symptomen einher. Es kommt häufig zu akustischen Halluzinationen. Die Betroffenen hören beispielsweise Stimmen, die über sie reden oder auch mit ihnen kommunizieren. Auch gibt es imperative Stimmen, die dem Betroffenen Befehle erteilen. Seltener kommt es zu Geruchs- und Geschmackshalluzinationen oder zu taktilen (Berührungs-) Halluzinationen.

Sehr häufig treten im Rahmen einer Psychose auch Wahnvorstellungen auf. Der Erkrankte fühlt sich beispielsweise verfolgt, bedroht, abgehört oder beobachtet. Auch ein sogenannter Beziehungswahn, bei dem der Betroffene in seinem Umfeld geschehende Dinge fälschlicher Weise auf sich bezieht, kommt relativ häufig vor. Ein Beispiel hierfür sind Nachrichten im Radio, die der psychotische Patient plötzlich auf sich bezieht - er glaubt, dass hier über ihn geredet wird.

Oft kommt es im Rahmen einer Psychose auch zu sogenannten Ich-Störungen. Die Betroffenen fühlen sich von sich selbst entfremdet, haben den Eindruck, dass Andere ihnen ihre Gedanken entziehen oder sie lesen / hören können. Auch Denkstörungen sind ein typisches Symptom der Psychose. Von Außenstehenden werden diese als Verwirrtheit oder starke Konzentrationsstörungen wahrgenommen. Das Denken der Betroffenen erscheint außenstehenden völlig zusammenhangslos, zerfahren und ohne innere Logik. Dies zeigt sich auch in der Sprache. Es kann vorkommen, dass Sätze mittendrin abgebrochen werden. Es wird scheinbar völlig zusammenhangslos von einem Thema zum nächsten gesprungen und der Inhalt des Gesprochenen ist für Außenstehende nicht mehr nachvollziehbar.

Zusätzliche mögliche Symptome sind – je nach Grunderkrankung – ausgeprägte Konzentrationsstörungen, Leistungsminderung und starke Gedächtnisstörungen. Gerade bei Psychosen die im Rahmen einer Schizophrenie auftreten, kommt es zusätzlich zur sogenannten Negativsymptomatik mit Konzentrationsstörungen, Denkstörungen, sozialem Rückzug, Affektarmut und Freudlosigkeit sowie Antriebsminderung.
 Die Symptome einer Psychose sind sowohl für den Betroffenen als auch die Angehörigen ausgesprochen belastend und beängstigend.

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Zwangsgedanken

Zwangsgedanken sind kein typisches Symptom einer Psychose. Vielmehr kommen sie im Rahmen sogenannter Zwangsstörungen vor. Patienten mit einer Zwangsstörung leiden häufig unter Zwangsgedanken. Hierbei handelt es sich um Gedanken, die die Betroffenen eigentlich nicht denken wollen, die sich ihnen aber immer wieder aufdrängen ohne dass sie etwas dagegen tun können. Zwangsgedanken haben häufig gewalttätigen Charakter und sind für die Betroffenen sehr quälend. Patienten mit einer Zwangsstörung haben jedoch, im Gegensatz zu psychotischen Patienten, einen erhaltenen Realitätsbezug.

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Diagnose

Die Diagnose einer Psychose bedarf zunächst keiner apparativen Medizin sondern ist eine rein klinische Diagnose und wird anhand des Verhaltens und der Symptome des Patienten gestellt. Ist die Diagnose gestellt, muss jedoch weiterführende Diagnostik erfolgen, um die möglichen Ursachen für die Psychose einzugrenzen.

Um das Vorliegen einer organischen Psychose auszuschließen ist es zunächst wichtig, eine genaue Anamnese zu erheben. Da die Betroffenen selbst während einer Psychose kaum ein adäquates Gespräch führen können, ist der behandelnde Arzt hier oftmals auf die Fremdanamnese, also das Befragen von engen Verwandten / Bekannten / Freunden, angewiesen. Wichtig bei der Anamneseerhebung ist hier die Frage nach Vorerkrankungen, sowohl somatischer als auch psychischer Natur. Auch ist es sehr wichtig, zu erfahren ob schon einmal eine psychotische Episode stattgefunden hat. Weiterhin sollte ein möglicher Drogenkonsum genau hinterfragt werden. Auch die Frage nach regelmäßig eingenommenen Medikamenten ist wichtig.

Nach der Anamnese folgt die Blutentnahme. Auch hier können sich körperlicher Erkrankungen zeigen, die möglicher Auslöser für die Psychose sein können. In vielen Fällen ist es außerdem sinnvoll, eine Bildgebung vom Kopf zu machen um raumfordernde Prozesse im Gehirn oder beispielsweise Erkrankungen wie eine multiple Sklerose ausschließen zu können. Bei älteren Patienten kann hier – je nach Fragestellung – gegebenenfalls die schneller verfügbare Computertomographie (CT) zum Einsatz kommen, mithilfe derer beispielsweise Raumforderungen relativ verlässlich ausgeschlossen werden können. Bei jüngeren Patienten und speziellen Fragestellungen wird jedoch eher eine Kernspintomographie (MRT) durchgeführt. Auch ein Elektroenzephalogramm (EEG), also eine Untersuchung der Hirnströme, kann notwendig sein. Welche weiteren Untersuchungen notwendig sind, hängt von den laufenden Untersuchungsergebnissen ab.

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Behandlung / Therapie

Bei einer Psychose ist ein rascher Behandlungsbeginn wichtig. Je nach Schweregrad der Psychose kann die Behandlung ambulant oder stationär erfolgen. Oftmals ist jedoch aufgrund der Schwere der Symptome die eine Selbstgefährdung des Patienten bedingen, eine stationäre Behandlung empfehlenswert.

Als Mittel der ersten Wahl zur Behandlung von Psychosen gelten Medikamente, die sogenannten Antipsychotika oder Neuroleptika. Zur Gruppe dieser Medikamente zählen zahlreiche verschiedene Wirkstoffe die jedoch fast alle mehr oder wenig stark in den Dopaminstoffwechsel im Gehirn eingreifen und dadurch vor allem zur raschen Eindämmung der Wahnvorstellungen und Halluzinationen führen. In den meisten Fällen sollten Antipsychotika auch nach Abklingen der Beschwerden zunächst weiter eingenommen werden, da sie die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens der Psychose deutlich reduzieren. Wie lange die Medikamente eingenommen werden sollten, muss individuell entschieden werden. Gerade bei Psychosen mit rezidivierendem (immer wieder auftretenden) Verlauf wie beispielsweise bei der Schizophrenie, ist oftmals eine dauerhafte Einnahme der Medikamente notwendig.

Man unterscheidet typische und atypische Antipsychotika. Heutzutage werden zunehmend atypische Antipsychotika wie Risperidon, Quetiapin, Clozapin, Olanzapin und Aripiprazol eingesetzt. Typische Antipsychotika wie Haloperidol werden heutzutage vor allem in der Akutphase angewendet. Welches Antipsychotikum zum Einsatz kommt, muss jedoch individuell entschieden werden. Psychotherapeutische Verfahren spielen in der Akutphase der Psychose nur eine untergeordnete Rolle, können jedoch im Verlauf helfen. Patienten, die eine Psychose durchlebt haben, können auch an Psychoedukationsgruppen teilnehmen. Hier werden sie über das Thema Psychose und den Umgang damit informiert und kommen mit Gleichgesinnten zusammen. Bei organischen Psychosen steht die Behandlung der auslösenden Erkrankung an erster Stelle.

Zyprexa

Zyprexa ist ein Medikament aus der Gruppe der Antipsychotika. Es enthält den Wirkstoff Olanzapin und zählt zu den atypischen Neuroleptika. Eingesetzt wird es hauptsächlich zur Behandlung von Psychosen die im Rahmen einer paranoiden Schizophrenie auftreten. Auch zur Behandlung bipolarer Störungen wird es eingesetzt. Außerdem kann Olanzapin als Zweitmedikament bei Depression zur sogenannten Augmentationstherapie angewendet werden. Die Theorie hierbei ist, dass die Zunahme eines 2. Medikaments, hier Olanzapin, einen zusätzlichen stimmungsaufhellenden Effekt hat.

Sehr häufige und häufige Nebenwirkungen von Olanzapin sind Gewichtszunahme, Müdigkeit, Mundtrockenheit, Schwindel, Übelkeit / Erbrechen, Verstopfungen, Schlaflosigkeit und Unruhe, Erhöhung bestimmter Blutwerte, Ödeme (Wassereinlagerungen), ungewöhnliche Bewegungen (Dyskinesien), Hautausschlag, Gelenkschmerzen sowie Störungen der Sexualfunktion.

Dauer

Die Dauer einer Psychose ist sehr unterschiedlich und hängt unter anderem von der auslösenden Ursache ab. Außerdem spielt der Zeitpunkt des Behandlungsbeginns eine wesentliche Rolle. Je schneller eine medikamentöse Therapie eingeleitet wird, desto besser lässt sich eine Psychose eindämmen. Psychosen können wenige Tage, aber unbehandelt auch mehrere Monate oder länger andauern.

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Prognose

Patienten, die das erste Mal in ihrem Leben eine Psychose erleben, haben relativ gute Chancen, dass eine solche Episode nicht wieder auftritt. Der Verlauf / die Prognose ist jedoch maßgeblich von der Ursache abhängig.

Handelt es sich um eine drogeninduzierte Psychose und ist sie zum ersten Mal aufgetreten, kann ein konsequentes Meiden von Drogen zu einer vollständigen Genesung führen. Wiederholter Drogenkonsum bei Patienten, die eine drogeninduzierte Psychose durchlitten haben, erhöht das Risiko für das Wiederauftreten psychotischer Episoden deutlich.

Bei Patienten, die eine erste Psychose im Rahmen einer Schizophrenie hatten, ist die Chance, dass die Erkrankung folgenlos ausheilt etwa 1/3. Beim zweiten Drittel der Patienten kommt es zu einem Verlauf in dem sich immer wieder Phasen der Symptomlosigkeit mit psychotischen Phasen abwechseln. Bei etwa einem Drittel der Patienten kommt es zu einem chronischen Verlauf mit dauerhaft vorhandenen Symptomen. Bei chronischen Formen kommen neben den Symptomen einer Psychose auch kognitive Störungen sowie Störungen der Konzentration, der Gefühle und des Antriebs hinzu. In schweren Fällen kann dies eine Frühberentung notwendig machen.

Differenzierung des Krankheitsbildes

Was ist eine Drogenpsychose

Eine Drogenpsychose wird im Fachjargon als drogeninduzierte oder substanzinduzierte Psychose bezeichnet. Es handelt sich um eine psychotische Episode, die durch Einnahme einer oder mehrerer psychotroper Substanzen ausgelöst wurde. Beispiele für mögliche psychogene Substanzen sind Alkohol, Cannabis, Amphetamine, Kokain, LSD oder Crystal Meth (Metamphetamine).

Es gibt Menschen, die anfälliger (vulnerabler) für die Entwicklung von Psychosen sind, als andere. Gerade bei diesen Menschen kann der Konsum von Drogen eine Psychose auslösen. Drogenpsychosen werden medikamentös genauso behandelt wie andere Arten von Psychosen. Essentiell ist bei der Behandlung solcher Psychosen jedoch zusätzlich die vollständige Abstinenz. In vielen Fällen kann hierdurch ein erneutes Auftreten der Psychose verhindert werden, jedoch nicht immer. Die Symptome einer Drogenpsychose ähneln denen anderer Psychoseformen. Es kommt zu Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Angst, Denkstörungen, Ich-Störungen und Konzentrationsstörungen.

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Was ist der Unterschied zwischen einer Psychose und einer Schizophrenie?

Psychose ist ein Begriff, der in dieser Form heute eigentlich nicht mehr verwendet wird. Im psychiatrischen Fachjargon ist eher die Rede von einer psychotischen Störung oder einer psychotische Episode. Eine Psychose beschreibt einen Zustand, in dem der Betroffene die Realität inadäquat wahrnimmt. Er leidet unter Halluzinationen und Wahnvorstellungen und kann reales nicht mehr von irrealem unterscheiden. Eine solche Psychose kann – wie oben bereits beschrieben – zahlreiche mögliche Ursachen haben.

Die Schizophrenie wiederum ist eine der möglichen Ursachen für eine Psychose. Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, zu deren Hauptsymptomen die psychotische Störung mit all ihren Symptomen zählt. Patienten mit einem akuten psychotischen Schub einer Schizophrenie leiden also unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Auch Denkstörungen und Ich-Störungen sind typisch. Zusätzlich dazu kommt es bei der Schizophrenie häufig zu sogenannten Negativsymptomen. Hierzu zählen Symptome  wie Affektminderung, Antriebsminderung, Verlust sozialer Kontakte und Apathie. Der dritte Symptompfeiler der Schizophrenie sind die kognitiven Störungen. Es kommt häufig zu ausgeprägten Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Die Psychose ist also eher als ein Symptom (welches aus anderen Symptomen besteht) zu werten, das verschiedene Ursachen haben kann, während die Schizophrenie eine schwere psychische Erkrankung ist, die sehr häufig mit psychotischen Symptomen einhergeht.

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Welchen Zusammenhang mit einer Zwangsstörung gibt es?

Eine psychotische Störung hat grundsätzlich nichts mit einer Zwangsstörung gemeinsam. Es handelt sich bei diesen beiden Erkrankungen um zwei unterschiedliche Entitäten von psychischen Störungen. Die Zwangsstörung geht mit Zwangshandlungen und Zwangsgedanken einher. Die Zwangsgedanken drängen sich dem Betroffenen ungewollt auf und müssen immer wieder gedacht werden. Im Gegensatz zur Psychose weiß der Betroffene jedoch um die eigentliche Unsinnigkeit dieser Gedanken, der Realitätsbezug ist erhalten. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei der Zwangsstörung um eine äußerst quälende und oftmals behandlungsbedürftige Erkrankung.

Was ist der Unterschied zwischen einer Psychose und einer Neurose?

Den Begriff der Neurose gibt es heute in der psychiatrischen Medizin in dem Sinne eigentlich nicht mehr. Früher beschrieb man hiermit eine allgemeine psychische Verhaltensstörung die mit verschiedensten Symptomen einhergehen konnte. Der Betroffene kann diese Verhaltensstörungen zwar nicht ausreichend kontrollieren, ist sich ihrer aber bewusst. Der Bezug zur Realität ist also unverändert vorhanden. Bei der Psychose hingegen hat der Betroffene den Bezug zur Realität verloren, er kann nicht mehr zwischen Wahninhalt und Realität unterscheiden. Psychose und Neurose sind somit zwei verschiedene psychische Störungen.

Wann darf man bei einer Psychose Zwangseingewiesen werden?

Eine Zwangseinweisung wird im Fachjargon Unterbringung nach dem Psychisch-Kranken-Gesetz, oftmals auch als PsychKG bezeichnet, genannt. In Deutschland kann eine Person im Regelfall nicht gegen ihren Willen in eine Einrichtung gebracht oder dort festgehalten werden da dies als Freiheitsberaubung gilt. Daher müssen zur Unterbringung einer Person nach PsychKG gewichtige Gründe vorliegen, welche im Gesetzestext aufgeführt sind:

  • Die betroffene Person muss psychisch krank sein.
  • Es muss eine bedeutende Gefährdung der Person durch sich selbst vorliegen oder
  • Es muss eine erhebliche Gefährdung von Rechtsgütern Anderer durch die Person vorliegen.

Im psychiatrischen Bereich wird meist der Einfachheit halber von vorliegender Eigen- oder Fremdgefährdung gesprochen.

Patienten mit einer akuten psychotischen Störung können unter Umständen die genannten Gründe für eine Einweisung nach PsychKG vorweisen. Zum einen liegt eine psychische Erkrankung vor, zum anderen kann es im Rahmen der Psychose unter Umständen zu einer Eigen- oder Fremdgefährdung kommen. Beispiele hierfür wären folgende: Die erkrankte Person hört Stimmen, die ihr befehlen, aus dem Fenster zu springen. Hier besteht eine akute Suizidalität und somit eine Eigengefährdung. Ein anderes Szenario ist, dass die betroffene Person Stimmen hört, die Befehle erteilen in denen es darum geht, dass die betroffene Person anderen Menschen schwere Gewalt antut. Dies sind nur exemplarische Beispiele um zu erläutern, in welchen Situationen eine Unterbringung (Zwangseinweisung) notwendig werden kann und gerechtfertigt ist.

Um eine solche Unterbringung zu vollstrecken, muss – je nach Bundesland und Tageszeit – das Ordnungsamt oder die Feuerwehr hinzugerufen werden. Weiterhin muss ein ärztliches Zeugnis erstellt werden, dass die Gründe für die geplante Unterbringung erläutert. Dieses muss dem Amtsgericht zugestellt werden. Innerhalb von 24 Stunden muss dann eine richterliche Anhörung erfolgen. Bis dahin darf die erkrankte Person gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden. Innerhalb dieser Zeit ist – sofern zwingend notwendig – auch eine Zwangsmedikation möglich, ebenso wie die Anwendung von Fixierungsmaßnahmen. Nach diesen 24 Stunden muss ein Richter darüber entscheiden, ob eine weitere Unterbringung des Patienten rechtens ist oder ob die Unterbringungsmaßnahmen beendet werden müssen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.11.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021