Die Sucht

Definition

Sucht, oder wie es in der Fachsprache heißt, der „schädliche Gebrauch und die Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen“, ist ein gewaltiges Problem, dass sich nicht an Schichten oder Bildungsstandards hält, sondern alle Bevölkerungsschichten betrifft.

Fast jeder kennt jemanden, der an jedem Wochenende „mal so richtig voll tankt bis zum Pupillenstillstand“. Auch raucht fast jeder 5. Erwachsene in Deutschland, obwohl mittlerweile den meisten bekannt sein dürfte, was die Folgen sind bzw. sein können (Siehe auch Psychische Störung / Drogenpsychose).

Stoffe, die süchtig machen beeinflussen sowohl Körper, als auch unsere Psyche. Meist sorgen sie dafür, dass man kurzzeitig in einen Zustand kommt, der als schöner, ruhiger oder lockerer erlebt wird, als ohne die Substanzen. Das Problem hierbei ist nur, dass sich Menschen an solche Zustände gewöhnen können und sie so häufig wie möglich erleben wollen. Sie werden abhängig. Ein Sucht wird dabei verneint.

Hier können sie mehr zu den Folgen von Drogen wie Cannabis, Ecstasy oder Amphetaminen lesen.

Epidemiologie

Wie viele Menschen letztendlich die Kriterien für eine Abhängigkeit erfüllen kann nur geschätzt werden. Da es leider typischerweise zu der Störung gehört, dass es Tendenzen zur Untertreibung bzw. Leugnung von Konsum gibt, versucht man sich verschiedener bekannten Statistiken (z.B. Unfallstatistik oder Verhaftungen wegen Dogenbesitzes) zu bedienen.

Die häufigste Suchterkrankung ist die Tabakabhängigkeit. Statistiken gehen von mindestens 10 Millionen Abhängigen aus.

Die zweithäufigste Suchterkrankung in Deutschland ist die Alkoholabhängigkeit / Alkoholismus. Etwa 2,5 Millionen leiden gesichert an dieser Erkrankung.
Es gibt jedoch auch Schätzungen, dass, unter Einbeziehung der sog. „Dunkelziffer“, von einer Häufigkeit von 10-15% also 8 bis 12 Millionen Kranken ausgegangen werden kann.

Etwa 1,5 Millionen Menschen in unserem Land leiden an einer Medikamentenabhängigkeit (Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Schlafmittel etc.)

Bezüglich der sog. illegalen Drogen (Heroin, Kokain etc,) schwanken die Zahlen zwischen 90.000 – 160.000 Kranken.

Abgesehen von der Medikamentenabhängigkeit finden sich in der Gruppe der Kranken deutlich mehr Männer als Frauen. Das typische Einstiegsalter für Tabak und Alkohol liegt zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr.

Einteilung der Sucht

Substanzgebundene Sucht

Die Substanzgebundene Sucht beschreibt die Abhängigkeit von bestimmten Stoffen. Die Betroffenen haben ein überaus starkes Verlangen diese Substanz immer wieder zu konsumieren und verlieren je nachdem welche Substanz verwendet wird, die Kontrolle über ihr Leben.

Die Alkoholsucht

Die Alkoholsucht ist eine weit verbreitete Erscheinung. Die Betroffenen konsumieren täglich größere Mengen alkoholhaltiger Gertränke.
Dies hat negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislaus-System. Zudem kann es zu Organschädigungen kommen. Vor allem die Leber ist häufig betroffen. Mit der Zeit kann es bei den Betroffenen auch zu einer Wesenveränderung kommen.
Die Therapie sollten aus mehreren Bereichen erfolgen. Eine psychotherapeutische Betreuung stellt hierbei eine wichtige Grundlage dar.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Alkoholsucht

Die Nikotinsucht

Eine weitere verbreitete Sucht stellt die Nikotinsucht dar. Nikotin stimuliert das körpereigene Belohnungssystems und fühlt zu einem Wohlempfinden. Mit der Zeit entsteht eine Abhängigkeit.
Allerdings ist Nikotin sehr schädlich für unseren Körpere. Insbesondere das Herz, die Lunge und auch der Magen wird geschädigt. Es kommt zu Symptomem wie Bluthochdruck und Atemnot, aber auch Magengeschwüre können entstehen. Zudem steigt Risiko für Krebserkankungen stark an.
Es gibt verschiedene Tipps und Tricks wie man erfolgreich mit dem rauchen aufhören kann. 

Informieren Sie sich hier mehr zum Thema Nikotin.

Die Cannabissucht

Der Konsum von Cannabis (sog. "Gras") hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Es besitzt eine entspannende, euphorisierende Wirkung. Durch regelmäßigen Konsum kommt es zu einer psychischen und physischen Abhängigkeit.
Cannabis hat negative Auswirkungen auf kognitive Leistungen, wie zum Beispiel das Gedächtnis. Darüber hinaus können Psychosen und Halluzinationen ausgelöst werden.
Je nach Schwere der Abhängigkeit kann eine ambulante oder stationäre Behandlung notwenig sein. 

Erfahren Sie mehr zum Thema: Was sind die Folgen von Cannabis?

                                                   Gedächtnisprobleme und/durch Drogen - Ursachen & Therapie​​​​​​​

Sucht nach harten Drogen

Als harte Drogen bezeichnet man Substanzen wie zum Beispiel Heroin und Koks. Diese wirken euphorisierend auf die Stimmung und führen rasch zu einer Abhängigkeit. 

Kokain hat negative Effekte auf das Herz-Kreislauf-System und kann zu Halluzinationen führen. Reines Heroin hingegen schädigt die Organe kaum. Allerdings führt diese Droge zu einer sozialen Isolation, da Betroffene sehr fixiert auf den Konsum sind.
Die Therapie sollte auf mehreren Ebenen erfolgen, unter anderem sollten auch psychotherapeutisch Maßnahmen erfolgen.

Sucht nach Medikamenten

Die Medikamentensucht beschreibt das starke Verlangen nach bestimmten Medikamenten. Meist handelt es sich hierbei um Schmerzmittel und Schlaftabletten. Bei den Betroffenen handelt es sich meist um Frauen höheren Alters.
Die Medikamentensucht ist ein weit verbreitetes Phänomen, welches oftmals nicht richtig erkannt wird. Bei Absetzen der Medikamente entstehen typische Entzugserscheinungen wie Unruhe, Reizbarkeit, Übelkeit und das psychische Verlangen nach dem Arzneimittel.

Die Betroffenen sollten sich zunächst an den Hausarzt wenden oder eine psychotherapeutische Behandlung aufsuchen. 

Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamentenabhängigkeit

Substanzunabhängige Sucht

Die Magersucht

Die Magersucht ( auch Anorexia nervosa) beschreibt eine Esströung, welche meist junge Frauen betrifft. Betroffene versuchen so wenig wie möglich zu essen um möglichst viel Gewicht zu verlieren. Hierbei kann es sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen, da die Organe nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden.
Weitere Symptome die durch eine Magersucht entstehen können sind zum Beispiel Kreislaufstörungen, hormonelle Störungen und Depressionen.

Die Behandlung einer Magersucht sollte stationär erfolgen. Zudem sollte eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen um individuelle Konflikte, welche diese Essstörung verursachen, zu therapieren. 

Informieren Sie sich hier rund um das Thema Magersucht.

Die Bulimie

Auch bei der Bulimie handelt es sich um eine Essstörung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion. Im Gegensatz zur Magersucht essen die Betroffenen in kurzer Zeit sehr viel. Da diese Heißhungerattacken aber mit einer Gewichtszunahme verbunden sind, wird oftmals ein selbst-induziertes Erbrechen provoziert.
Symptome einer Bulimie sind unter anderem Kreislaufstörungen, Elektrolytstörungen, Anämie, Sodbrennen und Depressionen.
Die Therapie sollte auch hier stationär erfolgen. Begleitend sollten psychotherapeutische Maßnahmen ergriffen werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Bulimie.

Die Mediensucht

Die Mediensucht beschreibt die übermäßige Nutzung von Medien, wie zum Beispiel das Internet, den Fernseher oder auch das Handy.
Betroffene chatten stundenlang im Internet oder spielen online. Andere wiederum sitzen den ganzen Tag vor dem Fernseher. Dabei werden soziale Kontakte zunehmend vernachlässigt.

Die Betroffenen sollten aus diesen Gründen eine psychotherapeutische Behandlung  erhalten.

Die Spielsucht

Diese Sucht beschreibt einen Kontrollverlust bei Glücksspielen.
Betroffene investieren immer mehr Geld und versuchen Verluste auszugleichen. Dabei geraten Sie in einen Teufelskreis und verschulden sich häufig. Auch soziale Kontakte werden vernachlässigt.
Körperliche Symptome sind kaum vorhanden. Lediglich sind Reizbarkeit, Nervosität, Schlafprobleme und depressive Verstimmungen zu beobachten.

Die Therapie sollte durch psychotherapeutische Maßnahmen erfolgen. Zudem sind Selbsthilfegruppen vorhanden, an welche man sich wenden kann. 

Die Arbeitssucht

Die Arbeitssucht (engl. Workaholism) beschreibt Menschen, welche abhängig von ihrer Arbeit sind und diese für ihr persönliches Wohlergehen benötigen.
Die Betroffenen arbeiten überdurchschnittlich viel und sind sehr perfektionistisch. Soziale Kontakte werden aus zeitlichen Gründen vernachlässigt. Im Verlauf können auch Symptome wie Depressionen und Angstzuständen entstehen.

Die Betroffenen sollten psychotherapeutisch betreut werden um die Ursache der Arbeitsucht zu identifizieren und erfolgreich zu behandeln. 

Die Kaufsucht

Die Kaufsucht beschreibt den Zwang sich Klamotten bzw. Gegenstände zu kaufen, welche gar nicht benötigt werden. Oftmals handelt es sich hierbei um junge Frauen, die versuchen ihr Selbstwertgefühl zu verbessern und sich Anerkennung zu verschaffen.
Durch diesen Zwang geben die Betroffenen unkontrolliert Geld aus und verschulden sich. Folglich enstehen ein schlechtes GewissenAngstzustände und Depressionen. 

In Deutschland wird die Kaufsucht nicht als eigenständige Krankheit anerkannt. Den Betroffenen wird zur Behandlung eine Verhaltenstherapie oder der Beitritt in Selbsthilfegruppen empfohlen.

Klassifizierung von Sucht nach ICD-10

Um die Diagnose einer Abhängigkeitserkrankung stellen zu können, müssen mindestens 3 der folgenden Kriterien erfüllt sein:

  1. Es kommt zur Toleranzentwicklung. Toleranz bedeutet, dass ein Patient im zeitlichen Verlauf stets mehr Substanz benötigt, um den gleichen positiven Effekt zu spüren.
    Beispiel: Ein Alkoholiker, der zu Beginn seiner Erkrankung etwa eine halbe Flasche Schnaps trank, um einen Zustand des angenehmen Rausches herbeizuführen, wird nach einigen Wochen vermutlich schon eine ganze Flasche brauchen, um sich so zu fühlen wie zu Beginn der Erkrankung.
  2. Körperliche Entzugssymptome. Dies bedeutet, dass es bei Nichteinnahme der Substanz zu den typischen körperlichen Symptomen kommt, welche anzeigen, dass der Körper sein “Gift“ braucht. Typischerweise sieht man hier ein verstärktes Schwitzen, körperliche Unruhe, Zittern und Schlaflosigkeit.
  3. Substanzgebrauch mit dem Ziel, Entzugssymptome zu vermindern. Dies bedeutet, dass es im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann nicht mehr nur um Rauschzustände geht, sondern vielmehr darum, dass es häufig notwendig ist Substanzen zu sich zu nehmen, um überhaupt in einen „neutralen“ Zustand zu kommen.
  4. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums. Normalerweise nimmt man eine Substanz zu sich, um einen bestimmten Effekt zu erzielen und hört anschließend mit der Zufuhr auf. Man trinkt eine gewisse Menge und hört dann auf. Die Abhängigkeitserkrankung macht die Patienten jedoch „haltlos“ oder „haltarm“. Ihnen entgleitet die Kontrolle über Beginn, Ende und Menge des Konsums. Dieser wird als unbegrenzte Selbstverständlichkeit betrieben und verfolgt somit keinen echten, begrenzten Zweck mehr. Man nimmt sich z.B. vor nur ein einziges Glas Wein zum Essen zu trinken und trinkt dann doch eine ganze Flasche.
  5. Starker Wunsch bestimmte Substanzen zu konsumieren. Diesen Mechanismus bezeichnet man auch als „Craving“. Hiermit wird ein Verlangen bezeichnet, was so stark ist, dass es alle guten Vorsätze oder drohende negative Konsequenzen überlagert. Diese Form des Verlangens geht nicht mit Entzugserscheinungen einher.
    Beispiel: Ein alkoholabhängiger Patient nannte dieses Verlangen mir gegenüber einmal: Es fühlt sich an, als ob man drei Tage durch die Wüste irrt und dann eine Oase findet. Da können noch so viele Warnschilder stehen. Sie werden trinken!
  6. Eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit psychoreaktiven Substanzen. Dies bedeutet, dass z.B. der Alkohol oder Cannabis im Rahmen der Abhängigkeit ihren ursprünglichen Zweck verliert. Vormals wurden sie vielleicht als Stimmungsaufheller oder einfach als Teil des gelungenen Wochenendes und der Geselligkeit gesehen. Später jedoch werden Sie nur noch eingesetzt, um die Realität nicht mehr wahrzunehmen oder einfach, weil es Gewohnheit geworden ist. Es geht darum „drauf“ zu sein, weil das Leben nüchtern so schwer zu ertragen ist.
  7. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen. Hiermit ist gemeint, dass Sucht, ganz ähnlich wie Krebs, in das Leben des Patienten hineinwuchert und immer mehr Lebensbereiche bestimmt.

Beispiel: Sucht und Vernachlässigung

Ein Mann, welcher zunächst nur nach der Arbeit zu Hause trank und langsam in eine Abhängigkeit rutschte, wird wegen Trunkenheit am Arbeitsplatz entlassen. Dies hat zur Folge, dass sich aus Wut und Trauer darüber sein Alkoholkonsum deutlich steigert. Immer öfter wird er zu Hause durch Freunde, die ihm eigentlich beistehen wollen betrunken angetroffen. Im Weiteren ziehen sich die Freunde immer mehr zurück und da der Mann sich schämt vernachlässigt er auch immer mehr Kontakte nach Außen. Letztendlich hält es auch seine Frau nicht mehr aus und verlässt ihn, so dass der Mann in die vollständige „soziale Isolation“ gerät.

8. Anhaltender Substanzkonsum trotz eindeutiger körperlicher und psychischer Folgen. Dieser Punkt macht im Besonderen noch einmal das Teuflische der Abhängigkeitserkrankung deutlich. Die meisten Patienten wissen sehr wohl, was mit Ihnen passiert. Sie bemerken die Veränderungen an und in ihren Körpern. Auch merken sie die Veränderungen des Denkens und ihres Wesens. Abhängige wünschen diese Veränderungen keineswegs, noch wünschen sie sich zu sterben. Trotzdem ist es ihnen nicht möglich aufzuhören.

Diagnose

Abhängigkeit ist eine ernste und schwere Erkrankung. Aus diesem Grunde sollte die Diagnose keinesfalls leichtfertig vergeben werden. Um sich professionell ein Bild zu verschaffen, muss der Diagnosesteller verschiedene Bereiche kennen.
Mit welcher Symptomatik stellt sich der Patient bei ihm vor und welche Symptomatik entwickelt sich im Laufe der Behandlung.

Beispiel: Alkoholsucht

Manche Patienten, die regelmäßig größere Mengen Alkohol zu sich nehmen, leiden nicht unter Entzugssymptomen. Andere, die deutlich weniger trinken, haben dagegen oft sehr wohl Symptome. Gibt aber ein Patient an, dass er lediglich 2 Flaschen Bier zum Abendessen trinke und zeigt eine sehr ausgeprägte Entzugssymptomatik, kann von einer deutlich größeren Menge ausgegangen werden.

Was kann der Behandler aus einem diagnostischen Gespräch lernen?
Hierbei geht es zum einen darum die Abhängigkeitsgewohnheiten kennen zu lernen und zum anderen auch die Geschichte des Patienten zu hören (z.B. was führte zur Störung, was hält die Störung aufrecht und welche Konsequenzen hatte die Störung bislang auf das Leben des Patienten etc).

    1. Es gibt verschiedene Fragebögen, die in der klinischen Diagnostik typischerweise zum Einsatz kommen. Einige Beispiele (für Alkohol) hierfür sind:
    2. MALT – Münchener Alkoholismus-Test bei dem durch Selbstbeurteilung relativ deutlich zwischen Alkoholikern und Nicht-Alkoholikern getrennt wird.
    • TAI – Trierer Alkoholismus Inventar. Hier wird anhand einer Selbstbeurteilung festgestellt, ob alkoholabhängiges Erleben und Verhalten vorliegt.
    • BDA – Baseler Drogen- und Alkoholfragebogen. Dies ist auch ein Selbstbeurteilungsfragebogen, bei dem z.B. der Schweregrad beider o.g. Substanzgruppen erfragt werden

Folgen der Abhängigkeit

Bei den meist unvermeidlichen negativen Folgen einer Sucht muss man unterscheiden zwischen den körperlich-psychischen und den sozialen Folgen.

Körperlich können nahezu alle Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Alkohol / Alkoholismus z.B. führt direkt oder indirekt zu:

Bei illegalen Drogen kommen noch vermehrt Infektionskrankheiten (Hepatitis, AIDS etc.) hinzu.

Medikamentenabhängige Patienten erleben oft zusätzlich noch einen sog. „paradoxen“ (also gegenteiligen) Effekt. Beispielsweise führt überhäufige Einnahme von Kopfschmerztabletten unweigerlich zu erneuten Kopfschmerzen. Schlafmittelmissbrauch führt zu Schlaflosigkeit.

Psychisch können Veränderungen vor allem depressive Zustände und soziale Vereinsamung als direkte oder indirekte Folge entstehen. Insbesondere bei der Abhängigkeit von Cannabis hat sich vor allem bei Jugendlichen gezeigt, dass es zu deutlichen Störungen in der Entwicklung der eigenen Emotionalität und der sozialen Entwicklung kommen kann. Auch gibt es Hinweise, dass Cannabis die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs einer Psychose bzw. Schizophrenie erhöhen kann, wenn eine entsprechende Veranlagung besteht. Auch verstärkt Cannabis Angst- und Panikstörung. Durch die zunächst beruhigende Wirkung kommt es zum häufigen Einsatz von Cannabis (quasi als versuch der Selbstmedikation), was bei Angstpatienten im Verlauf zu einem „Rebound“-Effekt führt. Hierbei kommt es zu einem verstärkten und gehäuften Auftreten der eigentlich unterdrückten Symptome.

Alkohol / Alkoholismus z.B. führt auf längere Sicht zu dauerhaften Abbauprozessen im Gehirn, zu Wortfindungsstörungen, zu Gedächtnisverlust, Enthemmung, Verlust des logischen, planvollen Denkens etc.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Gedächtnisverlust.


2 Einschübe des Autors zum vermeintlich „harmlosen“ Cannabis:

  1. In meiner Zeit im psychiatrischen Krankenhaus behandelten wir stets mindestens ein halbes Dutzend 20-jähriger, die im Rahmen Ihres Cannabis-Konsums ihren ersten Schizophrenie Schub erlitten. Hierbei ist Cannabis vermutlich nicht verantwortlich, dass jemand generell krank wird, doch ist es fatal für jemanden der die Anlage zur Entwicklung einer Schizophrenie in sich trägt. Man kann also sagen, dass die Krankheit ohne Drogenkonsum möglicherweise nicht ausgebrochen wäre.
  2. Wenn jemand einmal eine Psychose oder gar eine Schizophrenie hatte und anschließend Cannabis konsumiert ist die Wahrscheinlichkeit eines Rückfall in die Erkrankung meiner Erfahrung nach zwischen 80-100%, egal ob der Kranke Medikamente nimmt oder nicht! Dieses Gift ist somit alles andere als harmlos!


Was bedeuten nun die Folgeerkrankungen für den Abhängigen?

Es bedeutet, dass der Kranke gegenüber der „Normalbevölkerung“ ein deutlich erhöhtes Risiko hat zu sterben. Bei Alkohol liegt die Wahrscheinlichkeit 4x höher, bei Medikamenten etwa 2x höher und bei den harten Drogen etwa 20x höher als bei Nichtabhängigen.

Raucher haben eine ca. 13 x höhere Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs zu erkranken.

Soziale Folgen einer Abhängigkeitserkrankung sind typischerweise familiäre Streitigkeiten sowie der Verlust von Freunden und Interessen.

Grundsätzlich führen Abhängigkeiten darüber hinaus zu einem deutlichen Abfall der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, was sich natürlich auch mittelfristig auf berufliche Tätigkeiten ausweitet, was dann den Verlust des Arbeitsplatzes zur Folge haben kann.

Da Abhängigkeiten / Sucht in der Regel viel Geld kosten, kann es entweder im Rahmen von Beschaffungskriminalität, aber auch im Rahmen von Rauschzuständen zu Straftaten und Verurteilungen führen.

Auch kann Abhängigkeit / Sucht zu einer deutlichen Einschränkung der Verkehrstauglichkeit führen, so dass es nicht selten zu einem Verlust des Führerscheins kommt

Lesen Sie mehr zum Thema: Folgen von Drogen

Ursachen einer Sucht

  1. Jede Abhängigkeit / Sucht beginnt mit dem sogenannten „Probieren“. Wenn nun bestimmte äußerliche und innerliche Faktoren eines Menschen zusammentreffen, kann aus dem Probieren ein wiederholtes konsumieren, also ein Missbrauch werden. Ein letztendlicher Übergang zwischen Missbrauch und Abhängigkeit ist fließend.
    Innere Faktoren, die die Entwicklung einer Sucht begünstigen:
    Der Person fehlen allgemeine Fähigkeiten im Umgang mit Stress, Selbstzweifeln und Mitteilung eigener Wünsche und Sorgen.
    Es gibt Schwierigkeiten bezüglich des Konsums einer Substanz dem sog. Gruppendruck standzuhalten. („Komm schon, Du Lusche, einen können wir noch...“)
    Es gibt keine kritische Auseinandersetzung bezüglich der kurzfristigen und längerfristigen Auswirkungen der Substanz bzw. bezüglich Legalität und Illegalität. („Verbotene Äpfel sind die süßesten...“)
    Äußere Faktoren, die die Entwicklung einer Sucht begünstigen:
    Die Substanz ist leicht zu beschaffen.
    Es kommt im Rahmen der Substanzeinnahme zu interessanten Erfahrungen
    Es kommt vor der nächsten Einnahme zur Erwartung noch interessanterer Erfahrungen.
    Die unmittelbare Bezugsgruppe (Freunde, Verein) hat eine sehr positive Beziehung zu der Substanz.
    Die Bezugsgruppe kann auf Grund ihrer Wichtigkeit im Leben des Individuums manipulierend auf ihn einwirken
  2. Eine lerntheoretische Hypothese zur Entwicklung von Missbrauch und Abhängigkeit (am Beispiel Alkohol):
    Die Einnahme von bestimmten Mengen Alkohol führt meistens gleichzeitig zu zwei Dingen. Zum einen erlebt man einen Zustand der Entspannung und Lockerheit. Hierbei spricht man von einem Effekt der positiven Verstärkung („Wenn ich trinke, geht´s mir besser!“). Gleichzeitig führt Alkoholkonsum häufig zu einem Vergessen von schlechten und unerwünschten Gedanken und Emotionen. Es kommt zur Beendigung von negativen Zuständen (Negative Verstärkung). Wenn sich also ein Mensch durch seinen Arbeitplatz, seine Partnerschaft oder sonstige Lebensumstände dauerhaft in solchen negativen Zuständen befindet, wird er möglicherweise häufig das Instrument, welches diese Zustände beenden kann, einsetzen.
    Nun ist es so, dass Menschen bewusst und unbewusst lernen. Ein Individuum, welches bewusst den Alkohol einsetzt, um aus bestimmten definierten Zuständen „zu fliehen“, wird gleichzeitig unbewusst lernen, dass Stress grundsätzlich erfolgreich mit Alkohol bekämpft werden kann. Dies kann schließlich zur Folge haben, dass neuer Stress, der gar nicht mit der Anfangssituation zu tun hat, gleich als Reiz verstanden werden kann, das Hilfsmittel Alkohol einzusetzen und somit der Grundstein für eine Abhängigkeit gelegt wird.
  3. Körperliche Entzugssyndrome:
    Ein weiterer begünstigender Faktor zur Entwicklung einer Abhängigkeit ist die Wahrscheinlichkeit mit der ein Stoff Entzugssymptome auslöst. Es gibt hierbei sehr große Unterschiede. „Crack“ (eine dem Heroin verwandte Droge) z.B. wird schon nach 1-2 maliger Einnahme heftige körperliche Entzugssymptome auslösen. Da diese Entzugssymptome den Konsumenten sehr krank machen können, gibt es natürlich das Bedürfnis diesen Zustand so schnell wie möglich zu beenden. Wenn hierbei nun eine erneute Einnahme der Droge erfolgt, kommt es zur unmittelbaren Beendigung der Entzugssymptomatik, so dass es wieder zu einer „negativen“ Verstärkung kommt (der unangenehme Zustand / die Schmerzen hören auf).
    Die Wahrscheinlichkeit wie schnell es bei anderen Substanzen zur Entwicklung von Entzugssymptomen kommt ist von Stoff zu Stoff unterschiedlich und hängt darüber hinaus auch von den körperlichen Voraussetzungen des Konsumenten ab, so löst z.B. Cannabis in der Regel keine körperlichen Symptome aus.
  4. Genetik:
    Schon lange ist bekannt, dass es häufig Kinder von Abhängigen (insbesondere Alkohol) sind, die später ihrerseits abhängig werden. Man geht heute davon aus, dass es hierfür tatsächlich eine genetische Komponente gibt, Abhängigkeit somit (zumindest teilweise) vererblich ist. Hierbei gab es zum einen Untersuchungen mit Zwillingspaaren, aber auch mit Kindern von alkoholkranken Eltern, die ihre Kinder zur Adoption freigaben, welche o.g. Theorie unterstrichen.
    Nichtsdestotrotz sind die Gene sicherlich nicht alleine verantwortlich zu machen.

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Autor: Christoph Barthel Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021