Panikattacken

Hinweis

Das Thema Panikattacke gehört zu unserer Themenfamilie "Angst / Angsstörung".
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Synonyme

Angst, Panikstörung, Panik

Definition

Als Panikattacke wird das plötzlich und in der Regel nur wenige Minuten anhaltende Auftreten einer körperlichen und psychischen Alarmreaktion unklarer Ursache ohne angemessenen äußeren Anlass bezeichnet. Dem Betroffenen ist das Vorliegen einer Panikattacke häufig nicht bewußt.
Die Verhaltensweise der Panik ist in jedem Menschen angelegt und dient in früheren Evolutionsstufen als Energiebereitstellung in lebensbedrohlichen Situationen.

Epidemiologie

Die Wahrscheinlichkeit im Leben eine Panikstörung zu entwickeln, liegt zwischen 1,5 und 3% (etwa die Hälfte der Patienten erfüllen auch die Kriterien einer Agoraphobie).

Frauen erkranken hierbei etwa 2x häufiger als Männer. In der Regel kommt es zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr zum Erstauftreten der Panikstörung. Die Patienten, welche sich in Behandlung begeben, sind in der Regel jedoch einige Jahre älter, da sie erst einen langen Weg durch die körperliche Abklärung und Diagnostik durchschreiten.

Die Diagnose der Panikattacke / Panikstörung sollte durch einen Psychologen, einen Psychiater oder aber durch einen in der Thematik Erfahrenen Therapeuten gestellt werden. Eine besondere Schwierigkeit in der Diagnostik zeigt sich dahingehend, daß sowohl die Patienten, als auch die behandelnden Ärzte häufig körperliche Ursachen hinter den Symptomen vermuten. In den meisten Fällen finden sich in der körperlichen Diagnostik keine Auffälligkeiten, so daß der an eine Panikstörung Leidenende wieder und wieder hört, daß er körperlich gesund sei. Hierdurch fühlt er sich hilflos und verlassen.

Symptome

Das Hauptmerkmal bei der Panikstörung sind die sog. Panikattacken. Diese “überfallen” den Patienten oft aus heiterem Himmel und können in der Regel keiner besonderen Situation zugeordnet werden.

Eine Panikattacke beginnt in der Regel mit zunächst einigen Symptomen, die der Patient häufig bereits aus vorhergegangenen Attacken kennt. (Symptomliste s.u.) Diese Symptome werden vom Patienten als bedrohlich oder sogar lebensgefährlich interpretiert. Durch das Gefühl der Bedrohung, steigert sich die Angst erneut. Es kommt zu einer Art "Teufelskreis".

Beispiel: Panikattacke

Hr. A. merkt plötzlich, daß sein Herz schneller schlägt. Er bekommt daraufhin ein mulmiges Gefühl im Bauch und sagt zu sich selbst: "Jetzt geht das wieder los..." Mit steigendem Herzschlag, bemerkt er ein Engegefühl in der Brust und denkt sich : "Oh Gott, das kann nicht normal sein, ich bekomme einen Herzinfarkt." Daraufhin steigert sich seine Angst und er bekommt Atemnot und ihm wird schwindelig... Das Aufschaukeln zwischen Gedanken und körperlichen Beschwerden nimmt seinen Lauf.


Die typischerweise auftretenden körperlichen Symptome einer Panikattacke sind:

  • beschleunigte Atmung bis zur Atemnot, einhergehend häufig mit Engegefühl in der Brust.
  • Schwindelgefühl, welches häufig mit dem Gefühl einer drohenden Ohnmacht einhergeht.
  • Übelkeit, Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen
  • Beschleunigter Herzschlag mit vermehrtem wahrnehmen von Herzstolpern (Palpitationen)
  • Schwitzen, Zittern
  • Hitzewallungen, Kälteschauer
  • Angst vor Kontrollverlust, Todesangst
  • Bluthochdruck
  • das Gefühl, daß die Welt um einen herum "unwirklich" wird, wie im Traum (Derealisationserleben)

Es gibt jedoch auch weitere Ursachen, die zu einem Engegefühl und Druck in der Brust führen. Lesen Sie dazu unseren Artikel Druck im Brustkorb- Das sind die Ursachen.

Diese Art von Attacke steigert sich in der Regel innerhalb der ersten 10 Minuten nach Beginn. (manche steigern sie sich auch bis hin zu 30 Minuten). Hiernach kommt es in der Regel zu einem erneuten Abflachen der Symptomatik und zu einer langsamen Beruhigung. Erschwert wird die Problematik jedoch durch die an eine Panikattacke anschließende sog. Erwartungsangst. Dies ist die Angst davor erneut eine Panikattacke zu bekommen. Man spricht auch von der Angst vor der Angst. Die Häufigkeit mit der solche Angstattacken auftreten, können sehr unterschiedlich sein. Es können theoretisch Monate zwischen 2 Attacken vergehen, doch manchmal sind es nur wenige Stunden.

Wenn man sich jetzt vorstellt, dass einem Menschen eine solch bedrohliche Panikattacke in einem Bus oder in einem Café passiert, kann man sich vorstellen, dass ein Patient in Zukunft solche Situationen vermeidet. Er “lernt” quasi, dass diese Situation für ihn gefährlich werden könnte. Aber auch Orte und Situationen, an bzw. in denen er noch nie eine Panikattacke erlitten hat, können aus Angst heraus vermieden werden. Es reicht nämlich für den Patienten häufig schon aus, sich vorzustellen, daß im Falle einer Panikattacke dort die Flucht aus dieser Situation schwierig oder peinlich sein könnte. Diese Problematik trägt den Namen Agoraphobie. Dies bedeutet aus dem Griechischen übersetzt "Furcht vor dem Marktplatz”. Dies wurde und wird heutzutage häufig noch missverstanden. Es handelt sich nicht nur um die Angst vor großen und weiten Plätzen, sondern versteht sich als Angst vor bestimmten Situationen, wie sie auch auf dem Marktplatz anzutreffen sind. Auch Menschenansammlungen, Flugzeuge und Fahrstühle etc. können Inhalt einer Agoraphobie werden. Konkret benannt, hat der Patient die Angst, dass in den von ihm als bedrohlich bewerteten Situationen eines oder mehrere der oben genannten körperlichen Symptome auftreten könnten und nicht schnell genug Hilfe verfügbar sein könnte oder aber keine Möglichkeit zur Flucht bestehen könnte.

Für den Erkrankten selbst ist nicht nur die Panikattacke selbst schlimm, sondern auch die Hilflosigkeit, die er im Zusammenhang mit dem Auftreten und der Beeinflussung dieser Attacken erlebt. Die einzige ihm mögliche Strategie liegt also, wie bereits oben erwähnt, in der Vermeidung von bedrohlichen Situationen. Dies führt dazu, dass bestimmte Dinge nur noch in Gesellschaft von anderen erledigt werden, bestimmte Verkehrsmittel nicht mehr benutzt werden etc.

Das Auftreten einer Agoraphobie ist auch ohne eine vorhergehende Panikstörung möglich. Hier ist vor allem die Angst vor der Angst die treibende Kraft, die zur Vermeidung führt.

Nächtliche Panikattacken können für den Betroffenen sehr belastend sein. Erfahren Sie diesbezüglich alle wichtigen Informationen unter: Nächtliche Panikattacken - was steckt dahinter?

Therapie

Die sog. Verhaltenstherapie hat sich als psychotherapeutisches Verfahren zur Therapie der Panikstörung bewiesen. Zentraler Ansatz der Therapie muss hierbei die Durchbrechung des Teufelskreises sein. Beispielsweise können typischerweise auftretende Symptome der Panikstörung wie z.B. die Atemnot durch kontrollierte körperliche Belastung oder vermehrtes, schnelles Atmen provoziert werden. Hierbei kann der Patient erlernen, dass er die Kontrolle über solche Symptomatik besitzt. Er lernt nicht nur, daß er diese Symptome selbst auslösen kann, sondern daß von ihnen keine Bedrohung ausgeht. Außerdem lernt der Patient durch die sog. kognitive Therapie sich mit den angststeigernden Gedanken auseinanderzusetzen und eine realistischere Sichtweise für die körperlichen Beschwerden zu entwickeln. (Mein Herz klopft schnell, weil ich mich aufgeregt habe es ist trotzdem gesund)

Bei der Therapie der Agoraphobie kann die sogenannte Exposition, also das kontrollierte Auseinandersetzen mit den angstmachenden Situationen deutliche Besserung bringen. Verhaltenstherapeutisch unterscheidet man im Rahmen der Exposition zwischen dem langsamen Auseinandersetzen und Heranführen an die Situation, der sog. fraktionierten Exposition und der “vollen Breitseite”, dem Flooding. Hierbei wird der Patient in Begleitung des Therapeuten direkt in die Angst auslösende Situation geführt.

Eine solche Therapie kann mit einer medikamentösen Therapie verbunden sein. Für die grundsätzliche Behandlung sollten aus der Gruppe der sog. Antidepressiva vornehmlich die sog. SSRI eingesetzt werden. Gute Erfahrungen wurden in der Vergangenheit auch mit Medikamenten aus der Gruppe der sog. Tryziklika gemacht. (s. auch Therapie der Depression) .

Wie bei jeder Art von Angststörung haben auch Benzodiazepine ihren Platz in der kontrollierten Behandlung, jedoch nicht in der ambulanten Behandlung, da die Suchtgefahr sehr groß ist. (s.auch Therapie der generalisierte Angststörung)

Autor: Christoph Barthel Veröffentlicht: 20.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021