Soziale Phobie

Synonyme

  • Angst
  • Phobie

Englisch: fear

Definition

Eine soziale Phobie ist die dauerhafte Angst vor der Begegnung und Auseinandersetzung mit anderen Menschen und vor allem die Angst vor negativer Bewertung durch andere.
Bei der sozialen Phobie fühlt der Erkrankte, wie bei jeder anderen Phobie auch, eine logisch nicht nachvollziehbare (irrationale) Angst. Diese Angst ist bei der sozialen Phobie, wie der Name schon sagt, auf soziale Situationen bezogen.

Epidemiologie

Wie bei anderen Phobien auch sind Frauen durch die soziale Phobie deutlich häufiger betroffen als Männer. Oft kommt es schon im Kindesalter zum Auftreten erster Symptome.

Problematisch ist, dass eine Vielzahl der Patienten erst zum Arzt gehen, wenn sich ihre Symptome so sehr verschlimmert haben, dass es z.B. zu massiven Problemen im Berufsleben kommt.

Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens Symptome einer sozialen Phobie zu entwickeln liegt bei ca. 15-20%. Da jedoch die Ausprägung der einzelnen Symptome sehr unterschiedlich ist, spricht man von ca. 3-5% der Bevölkerung, die an einer sozialen Phobie leiden, welche behandelt werden sollte.

Anmerkung des Autors

Viele Menschen leiden unter mehr oder weniger ausgeprägter Prüfungsangst oder Angst vor vielen Menschen zu sprechen. Dies bedeutet nicht, daß wir alle eine soziale Phobie haben (der Autor eingeschlossen). Vielmehr muss an dieser Stelle betont werden, daß der sog Leidensdruck und die Beeinträchtigung im Leben die ausschlaggebenden Rollen spielen, die aus sozialer Ängstlichkeit eine behandlungsbedürftige Krankheit macht.

Diagnose

Die Diagnose sollte durch einen Psychologen, einen Psychiater oder aber durch einen in der Thematik erfahrenen Therapeuten gestellt werden.

Symptome

Ein an sozialer Phobie Leidender Mensch wird vor allem von der Angst gequält, dass er im Umgang mit anderen Menschen auffallen könnte. Er hat Angst zu Erröten, zu Schwitzen oder sonst negativ aufzufallen. Aus dieser Angst heraus beginnt er bestimmte, mit dieser Angst verknüpfte Situationen zu vermeiden.

Typische Vermeidungssituationen sind:

  • Kontakt zu anderen, fremden Menschen aufzubauen
  • vor einer Menschenmenge zu sprechen
  • Prüfungssituationen
  • sich mit dem Vorgesetzten oder einer Behörde streiten
  • die eigene Meinung mitzuteilen und dazu zu stehen
  • einen Geschlechtspartner kennenzulernen etc.

Hierbei gibt es große Unterschiede, wie sehr der Einzelne durch die Erkrankung gestört wird. Manche Patienten erleben nur einige wenige Situationen als schwierig oder bedrohlich, andere jedoch erleben diese Art von Phobie als nahezu allumfassend (generalisiert) und vermeiden damit eine sehr große Zahl von sozialen Situationen.

In schweren Fällen, können diese sozialen Situationen zu Zuständen führen, die einer Panikattacke sehr ähnlich sind (s. auch Panikstörung). Mögliche Probleme, die sich aus einer solchen Störung ergeben, können sehr bedrohlich sein. Nicht selten kommt es zu einer zusätzlichen (sekundären) Suchterkrankung, da die dauerhafte Angstsymptomatik oft nur so ausgehalten werden kann.

Lesen Sie auch: Bindungsstörung

Therapie

Wichtigster Ansatz bei der Therapie der sozialen Phobie ist auch hier die sogenannte Verhaltenstherapie. Der therapeutische Ansatz ist hierbei ein sehr praktischer. In verschiedenen Übungen wird der Patient an die für ihn schwierigen Situationen hingeführt. Dies kann zum einen dadurch geschehen, dass ein Patient sich mit dem Therapeuten zusammen eine “gefährliche” Situation vorstellt und diese somit im Kopf durchlebt (Therapie in sensu), oder aber sich der Situation quasi “live und in Farbe” aussetzt. (Therapie in vivo).

Lesen Sie mehr zum Thema: Verhaltenstherapie

Beispiel: Soziale Phobie

Ein junger Versicherungsvertreter fühlt sich in seinem Beruf schon seit Beginn seiner Arbeitsstelle sehr unwohl. Wann immer er in ein Kundengespräch muss, bekommt er Herzklopfen und Schweissausbrüche und muss immer häufiger die Gespräche abbrechen. Er hat das Gefühl, dass sein Gegenüber nur auf seinen Fehler wartet, um ihn bloßzustellen. Therapeutischerseits wird nun in der Vorstellungskraft des Patienten die Situation eines Kundengespräches simuliert. Wenn sich beim Patienten ein gewisses Gefühl der Sicherheit eingestellt hat, wird mit ihm eine Übung gemacht, in der er Kontakt mit Anderen aufnimmt. (z.B. nach dem Weg fragen usw.) Wenn auch diese Hürde genommen ist, kann man versuchen den Patienten in ein konkretes Kundengespräch zu bringen.


Ziel insbesondere der “in vivo” Therapie ist, dass es zum einem fortlaufendem Absinken der Angst kommt, je häufiger sich der Patient einer für ihn angstmachenden Situation aussetzt.

Bei Bedarf wird die Behandlung durch das sog. "Training der sozialen Kompetenz" ergänzt. Hierbei lernt der Patient im Rollenspiel alleine oder in einer Gruppe in schwierigen sozialen Situationen kompetent, d.h. selbstsicher zu handeln (z.B. wie lerne ich "NEIN" zu sagen, wie tausche ich ein Hemd um, wie beginne ich ein Gespräch und halte es aufrecht etc.).

Geht die soziale Phobie in hohem Maße mit ausgeprägten körperlichen Angstsymptomen einher, empfiehlt sich zusätzlich die Vermittlung und Anwendung eines Entspannungstrainings.

Bei schweren Fällen der sozialen Phobie ist darüber hinaus eine Behandlung mit Medikamenten anzuraten. Hierbei kommen, ähnlich wie bei anderen Angsterkrankungen auch, ein Antidepressivum zum Einsatz. Hier sind im Besonderen zwei Gruppen zu nennen. 1. Die sog SSRI und 2. Die Mono-Amino-Oxidase Hemmer, auch MAO-Hemmer genannt. (s. auch Therapie der Depression).

Auch bei der sozialen Phobie können therapeutischerseits Benzodiazepine sinnvoll sein.
Da hier die Abhängigkeitsgefahr allerdings wiederum sehr hoch ist, sollten sie nur durch kompetente Fachleute und auch nur für kurze Zeit (max. 2-3 Wochen) eingesetzt werden.(s.auch Therapie generalisierte Angststörung).

Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamente gegen Angst

Autor: Christoph Barthel Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021