Ist eine Schizophrenie heilbar?

Grundsätzlich gilt die psychische Störung der Schizophrenie  als heilbar. Da die genauen Ursachen der Erkrankung jedoch noch nicht verstanden sind, kann man bei der Schizophrenie von keiner ursächlichen Heilung sprechen. Als geheilt gelten hier Patienten, die über einen gewissen Zeitraum keine Symptome mehr aufweisen. Circa 30% aller Schizophrenie-Patienten erreichen diesen Zustand.

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Doch auch, wenn keine Heilung bei einem/einer Betroffenen möglich ist, können die Symptome durch eine adäquate Therapie meist deutlich reduziert werden. Nur in seltenen Fällen gelingt es nicht die Symptome einer Schizophrenie in den Griff zu bekommen. Zudem muss erwähnt werden, dass bis zu 30% aller vermeintlich geheilten Patienten im Laufe ihres Lebens einen Rückfall der Symptome erleben.

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Die angewandte Therapie besteht meist aus der Kombination einer medikamentösen Therapie mit Antipsychotika (früher Neuroleptika) und einer Psychotherapie. Die verwendeten Medikamente wirken hierbei am stärksten auf die Positivsymptomatik der Schizophrenie, wie die Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Der Effekt auf die Negativsymptomatik ist meist reduzierter, weshalb diese meist noch längere Zeit anhalten können. Neben den klassischen Antipsychotika, wie Haloperidol, gibt es mittlerweile auch atypische Antipsychotika, die meist ein geringeres Nebenwirkungsspektrum aufweisen.

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Konnte eine Schizophrenie durch eine entsprechende Therapie geheilt werden, ist das nächste wichtige Ziel die Prophylaxe eines Rückfalls. Neben der weiteren Einnahme von Medikamenten, nun jedoch geringer dosiert, spielen vor allem äußere Einflüsse hierfür eine entscheidende Rolle. Hierzu gehören das Schaffen eines sozialen Umfelds mit klaren Strukturen, dem Vermeiden von übermäßigem Stress und ausreichend Freizeitaktivität. Diese drei Faktoren gehören zu einer langen Liste von positiven Faktoren, die mit einer besseren Prognose der primären Schizophrenie ausgemacht werden konnten.

Zu diesen zählen weiterhin ein hoher Bildungsstand, eine unauffällige Persönlichkeit vor der Erkrankung, das plötzliche Einsetzen der Symptome, sowie ein frühzeitiger Beginn der medikamentösen Therapie. Zudem haben Frauen eine etwas erhöhte Heilungsrate als Männer.

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So kann zwar lediglich bei jedem fünften bis dritten Patienten von einer Heilung sprechen, doch kann auch bei ausbleibender Heilung das Symptomspektrum und -ausmaß deutlich reduziert werden.

Bei bleibenden Symptomen trotz Therapie kann ein schizophrenes Residuum vorliegen. Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Was ist ein schizophrenes Residuum?

Wie ist der Verlauf

Der Verlauf der Schizophrenie wird, um ein besseres Verständnis des Verlaufs zu erhalten, in drei verschiedene Episoden aufgeteilt. Diese können jedoch bei jedem Patienten sehr individuell verlaufen und unterschiedlich schnell vonstatten gehen.

Die ersten Symptome, die sich im Rahmen einer Schizophrenie zeigen, werden der sogenannten Vorphase, auch Prodromalphase, zugeordnet. Das Symptomspektrum dieser Phase beinhaltet meist einen Interessenverlust, eine emotionale Labilität und eine allgemeine Angespanntheit. Meist folgt durch das Einsetzen der ersten Wahnvorstellungen ein sozialer Rückzug der Betroffenen.

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In der Folge nehmen die Symptome meist weiter zu und es wird die Phase des sogenannten Akuten Schubs erreicht. In diesem Stadium kommt die Positivsymptomatik, wie Halluzinationen, meist zur vollen Ausprägung. Oft ist auch ein Verfolgungswahn Teil des Symptomspektrums. Zu diesem Zeitpunkt wird die Krankheit in den häufigsten Fällen diagnostiziert. In dieser Phase zeigen Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Suizid. Die Phase des Akuten Schubs ist, wie der Name bereits andeutet, meist nur relativ kurz.

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Es folgt eine leichte Abflachung der Symptomatik im Übergang in die Phase der Chronifizierung. Es kann jedoch auch nach dem akuten Schub bereits zu einem nahezu vollständigen Abklingen der Erkrankung kommen. Dies ist bei circa 25% der Betroffenen der Fall. Bei einer Chronifizierung steht meist, neben akuten Phasen, die Negativsymptomatik mit Interessenverlust, Abgeschlagenheit, Gefühlsarmut und Antriebsmangel im Fokus. Etwa 25-30% aller Patienten leiden ein Leben lang unter den Symptomen der Schizophrenie.

Betont werden muss, dass die verschiedenen Phasen bei jedem Patienten unterschiedlich lange und stark ausgeprägt sein können. Zudem ist das Verbleiben in einer Phase möglich.

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Wie ist die langfristige Prognose?

Die langfristige Prognose der Schizophrenie gilt allgemein als durchwachsen. Zwar können bis zu ein Drittel aller Patienten von den Symptomen der Schizophrenie geheilt werden, doch können auch diese noch nach vielen Jahren die Auswirkung der Erkrankung spüren. Hierzu gehören eine deutlich niedrige Erwerbsfähigkeit, eine Einschränkung  der Gedächtnisfunktionen und sozialer Fähigkeiten, infolge der Erkrankung.

Zudem besteht stets das Risiko eines Rückfalls. Die konsequente Weiterführung einer medikamentösen Therapie kann hierbei jedoch das Risiko von 85% auf 15% drastisch senken.

Ein weiterer prognostischer Faktor ist die genaue Form der Schizophrenie. So haben Patienten, die unter einer paranoiden Schizophrenie mit Verfolgungswahn leiden, die beste Prognose aller Schizophrenie-Patienten. Bleibt die Psychose jedoch für lange Zeit unbehandelt, ist eine deutlich schlechtere Entwicklung anzunehmen. Diese beinhaltet soziale Isolation, geringere Heilungschancen und ein höheres Risiko eine Sucht zu entwickeln.

Was ist der aktuelle Stand der Wissenschaft?

Der Wissenschaftsstand zur Erkrankung der Schizophrenie zeigt sich sehr gemischt. So gibt es Bereiche, die mittlerweile sehr gut erforscht sind, wie beispielsweise Prognoseparameter. In der Erforschung der exakten Entstehung der Erkrankung ist jedoch bei weitem noch kein Ziel in Sicht. Mittlerweile ist zwar verstanden, dass es sich um eine multifaktorielle Entstehung handelt, doch ist unklar welche Faktoren hiereinspielen und in welchem Ausmaß.

Fokus der Grundlagenforschung liegt hierbei aktuell jedoch auf den genetischen Grundlagen der Erkrankung, da diesem der größte Einfluss zugeschrieben wird. Klar definierte Mutationen, die zur Schizophrenie führen, sind jedoch noch nicht ausgemacht worden. Hierbei ist zu erwähnen, dass man bei der Schizophrenie nicht von einem direkten Zusammenhang von genetischer Veränderung und dem Auftreten einer Erkrankung ausgeht, wie es bei anderen Krankheiten, wie der Trisomie 21, der Fall ist. Vielmehr ist der aktuelle Konsens, dass viele verschiedene Mutationen zu einer erhöhten Anfälligkeit für die Entstehung der Schizophrenie führen können. Jedoch bedarf es für die Entstehung weitere äußere Faktoren, wie Stress, damit es letztendlich zum Krankheitsausbruch kommt. Man spricht also bei den genetischen Veränderungen lediglich von einer Risikoerhöhung.

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In der Therapie gab es in den letzten Jahren, außer der Einführung atypischer Antipsychotika, nur bedingt Fortschritte. Dies ist jedoch auch auf die noch nicht verstandene Entstehung der Erkrankung zurückzuführen, da man noch keine genaueren Ansatzpunkte für eine neue Therapie kennt.

Somit kann man zusammenfassen, dass in den letzten Jahren durchaus Fortschritt in der Erforschung der Schizophrenie gemacht wurde, ein umfassendes Verständnis der Erkrankung jedoch noch in weiter Zukungt liegt.

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 16.01.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021