Biopsie der Brust

Was ist eine Biopsie der Brust?

Eine Biopsie bezeichnet eine diagnostische Methode, bei der eine Materialprobe aus einem bestimmten Gewebe entnommen wird. Bei der Biopsie der Brust handelt es sich dabei um Brustgewebe. Je nach vermuteter zugrundeliegender Erkrankung können dabei verschiedene Regionen der Brust biopsiert werden. Meist folgt dies aufgrund eines vermuteten Knotens in der Brust, der nun genauer untersucht werden soll.

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Indikationen

Eine Biopsie der Brust wird meist dann durchgeführt, wenn eine Raumforderung in einer Brust erkannt wurde. Diese kann in Form eines Knotens von der betroffenen Frau selbst oder meist vom Frauenarzt ertastet worden sein. Auch in Früherkennungsuntersuchungen wie dem Ultraschall oder der Mammographie können auffällige Regionen in der Brust erkannt werden, welche mittels einer Biopsie auf ihre Entität (gutartig vs bösartig) untersucht werden sollen.

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Echte Indikationen für eine Biopsie der Brust stellen vor allem Raumforderungen mit einem unklaren Ursprung oder einem Verdacht auf Bösartigkeit dar. Eingeteilt wird dies nach den BI-RADS-Kriterien, welche bei der Mammographie eingesetzt werden. Bei einem BI-RADS-Wert von 4 (= verdächtiger Befund, Abklärung empfohlen, Verdacht auf Bösartigkeit zwischen 2 und 95%) sowie einem BI-RADS-Wert von 5 (hochgradig verdächtig auf Bösartigkeit über 95%) sollte eine Biopsie durchgeführt werden. Der höchste BI-RADS-Wert wird mit 6 erreicht und bezeichnet einen mittels Gewebeprobe gesicherten Brustkrebs. Bei BI-RADS-Werten unter 4 sind keine bis geringgradig (unter 2%) malignitätsverdächtige Auffälligkeiten in der Mammographie zu finden. Eine Biopsie wird in diesen Fällen nicht empfohlen, gegebenenfalls sollte eine frühzeitige neue Bildgebung der Brust (beispielsweise nach 6 Monaten) erfolgen, um das weitere Vorgehen zu bestimmen).

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Was ist eine Vakuumbiopsie?

Die Vakuumbiopsie bezeichnet eine Art der Gewebeentnahme, bei der eine dünne Hohlnadel für die Biopsie verwendet wird. Die Nadel meist unter Ultraschallkontrolle oder durch MRT-Bilder gesteuert in die Brust eingebracht, von dort wird eine Gewebeprobe direkt in die Hohlnadel eingezogen. Der daraus gewonnene Zylinder aus Gewebe kann anschließend unter dem Mikroskop untersucht werden.

Was ist eine offene Biopsie?

Bei einer offenen Biopsie wird das Gewebe nicht durch einen feinen Stichkanal entnommen. Stattdessen wird zunächst die Haut über der verdächtigen Stelle eröffnet, anschließend wird das verdächtige Gewebe operativ freigelegt, danach kann eine Entnahme der Gewebeprobe stattfinden. Offene Biopsien werden aufgrund des eher größeren Eingriffs nur selten eingesetzt, minimalinvasive Verfahren werden (wenn möglich) bevorzugt. Da es sich bei der offenen Biopsie um eine größere Untersuchung mit mehr betroffenem Gewebe handelt, wird dies immer mit lokaler Betäubung, bei großen Operationen sogar in Vollnarkose durchgeführt.

Was ist eine stereotaktische Biopsie?

Stereotaktische Verfahren bezeichnen in der Medizin Untersuchungs- oder Therapievorgänge, bei denen aus mehreren Richtungen agiert wird. Bei der stereotaktischen Biopsie werden beispielsweise mehrere Instrumente aus unterschiedlichen Richtungen auf das verdächtige Areal in der Brust gerichtet. Meist erfolgt die Planung zuvor am Computer nach der Auswertung dreidimensionaler MRT-Bilder. Durch die stereotaktische Art des Eingriffs kann eine punktgenaue Biopsie der Brust erfolgen. So kann sehr präzise gearbeitet werden, während gleichzeitig nur wenig umliegendes Brustgewebe durch den Eingriff geschädigt werden kann.

Vorbereitung

Die Vorbereitung der Biopsie der Brust besteht zunächst in einer ausführlichen Indikationsstellung durch Anamnese, körperliche Untersuchung und Bildgebung (Ultraschall, MRT der Brust). Anschließend kann vor allem aufgrund der Bildgebung das genaue Verfahren der Probenentnahme gewählt werden. Je nach Art der vermuteten Gewebsveränderungen können offene oder geschlossene Biosieentnahmen vorgenommen werden. Außerdem kann durch Computersimulationen und -modelle bestimmt werden, welcher Zugangsweg sich am besten für die Biopsie eignet. Betroffene Personen müssen außerdem rechtzeitig vor dem Eingriff aufgeklärt werden und sich natürlich mit der Untersuchung einverstanden erklären. Weitere Vorbereitungen betreffen vor allem die Art und Weise der vorgenommenen (meist örtlichen) Betäubung.

Ablauf

Der Ablauf der Biopsie der Brust ist, je nachdem welches Verfahren gewählt wird, meist etwas unterschiedlich. Meist wird die Probenentnahme unter einer Bildkontrolle durchgeführt. Dies kann entweder mittels Ultraschall oder MRT erfolgen. Die Stelle, an der die Biopsienadel die Haut durchdringen soll, muss zunächst desinfiziert werden. Sind mehrere Biopsien geplant, wird oftmals eine örtliche Betäubung der Haut und der darunterliegenden Schichten durchgeführt. Bei einer einzelnen Biopsie wäre der Stich mit der Betäubungsspritze ebenso unangenehm wie der Stich durch die Punktionsnadel, sodass man in Rücksprache mit der untersuchten Person meist auf eine Betäubung verzichtet.

Anschließend wird je nach Verfahrensart eine Vakuumbiopsie, eine Stanzbiopsie oder eine Aspirationsbiopsie durchgeführt. Alle Verfahren beruhen auf einer Nadel, welche in das verdächtige Gewebe vorgeschoben wird. Anschließend gelangt durch verschiedene Mechanismen eine Probe in den Hohlraum der Nadel. Die Gewebeprobe wird danach schnellstmöglich mikroskopisch untersucht, gegebenenfalls muss die Probe zunächst in einem Röhrchen konserviert werden und an ein pathologisches Institut verschickt werden. Die Punktionsstelle selbst kann meist mit einem einfachen Pflaster wieder verschlossen werden. Einzig offene Biopsien erfolgen ein etwas anderes Vorgehen, bei dem die Haut sowie darunterliegende Schichten operativ abgetragen werden müssen und entsprechend nach der Biopsieentnahme auch wieder ordentlich vernäht werden müssen.

Wie schmerzhaft ist das?

Die meisten Biopsien der Brust werden mittels Biopsienadeln durchgeführt. Wird nur eine einzige Probe entnommen, handelt es sich um einen einmaligen Nadelstich. Da dieser nicht weniger unangenehm als eine Betäubungsspritze ist, verzichtet man dabei meist sogar auf eine lokale Betäubung.

Werden mehrere Biopsien entnommen, kann vorher eine örtliche Betäubung der Haut sowie der darunterliegenden Schichten durchgeführt werden. Dabei spürt man den Nadelstich der Betäubungsnadel, außerdem kann das Betäubungsmittel etwas Druck im Gewebe verursachen. Die Biopsie selbst wird anschließend jedoch nicht mehr wahrgenommen. Bei diesen Nadelbiopsien können Schmerzen auftreten, wenn die Betäubung nachlässt. In der Regel verschwinden die Schmerzen jedoch nach einigen Stunden bis Tagen wieder.

Braucht man dafür eine Narkose?

Ob eine Narkose für die Biopsie der Brust durchgeführt wird, hängt stark vom angewandten Verfahren ab. Bei offenen Biopsien handelt es sich um einen operativen Eingriff, der oftmals auch in Vollnarkose durchgeführt wird. Biopsien welche durch Nadeln erfolgen, werden entweder in einer örtlichen Betäubung oder in Rücksprache mit der betroffenen Person auch ohne Betäubung (wenn nur ein oder zwei Stiche benötigt werden) durchgeführt.

Ist das ambulant möglich?

Die meisten Biopsien der Brust können ambulant durchgeführt werden, da entweder nur ein örtliches oder gar kein Betäubungsmittel verwendet wird. Außerdem handelt es sich um einen kleinen Eingriff, der in der Regel ohne Komplikationen durchgeführt werden kann, sodass eine medizinische Überwachung nach der Biopsie nicht notwendig ist. Einzig offene Biopsien werden in der Regel in einer stationären Situation durchgeführt, da betroffene Personen anschließend länger beobachtet werden sollten.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Biopsie der Brust sollen zunächst Aufschluss darüber geben, ob es sich um gut- oder bösartige Veränderungen des Brustgewebes handelt. Dies kann meist anhand von mikroskopischen Untersuchungen bestimmt werden. Anschließend erfolgt eine genaue Auswertung, von welchen Zellen die Veränderungen ausgehen. So können beispielsweise unterschiedliche Zellen der Milchgänge oder der Drüsen betroffen sein. Eine genauere Aufbereitung der Ergebnisse findet meist nur dann statt, wenn es sich um behandlungsbedürftige und /oder bösartige Veränderungen handelt. In diesem Fall sollten die genauen biologischen Reaktionen der betroffenen Zellen untersucht werden. So kann beispielsweise festgestellt werden, welche Medikamente besonders gut gegen die Erkrankung wirken, ob eine Hormontherapie wirksamer als eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung ist.

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Dauer bis zu den Ergebnissen

Wie lange es dauert, bis die Ergebnisse da sind, hängt von dem Ausmaß der Biopsie sowie den lokalen Strukturen ab. So dauert es meist einige Tage, bis Ergebnisse von Proben, die in ein Labor verschickt werden mussten, wieder da sind. Kliniken, die über eine eigene Pathologie verfügen, können je nach Dringlichkeit bereits nach einigen Stunden mit ersten Ergebnissen rechnen. Die genauen biologischen Eigenschaften der betroffenen Zellen können jedoch erst durch aufwändigere Tests bestimmt werden, sodass auf diese Ergebnisse meist einige Tage bis hin zu Wochen gewartet werden muss.

Was bedeutet Mikrokalk?

Mikrokalk kann in der Brust sowohl mittels Bildgebung (Ultraschall, Mammographie, Röntgen) als auch bei einer Biopsie festgestellt werden. Grundsätzlich können verschiedene Arten von Verkalkungen in der Brust auftreten. Bei Mikrokalk handelt es sich um Areale, die weniger als einen halben Zentimeter im maximalen Durchmesser messen. Während es sich bei Makrokalk (größere Kalkherde) in der Regel um gutartige Befunde handelt, kann Mikrokalk sowohl für gutartige als auch für bösartige Veränderungen sprechen, weshalb oftmals eine Biopsie durchgeführt wird, wenn man Mikrokalk in der Mammographie oder dem Ultraschall entdeckt.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Verkalkung der Brust

Risiken - wie gefährlich kann das sein?

Die Risiken einer Biopsie der Brust lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen. So kann es zunächst zu allgemeinen Komplikationen wie Blutungen, Nachblutungen, Schwellungen, Verletzungen und Entzündungen der Haut sowie des Unterhautfettgewebes kommen. Dies kann in der Folge zu ausgeprägteren und länger anhaltenden Schmerzen an der betroffenen Stelle führen. Auch eine allergische Reaktion auf das lokale Betäubungsmittel sowie gegebenenfalls auf die Vollnarkose sind möglich.

Unmittelbar durch die Biopsie hervorgerufene Komplikationen machen sich vor allem im Brustgewebe selbst bemerkbar. Dort können einzelne Strukturen geschädigt werden oder sich entzünden, wodurch es zu länger anhaltenden Beschwerden innerhalb der betroffenen Brust kommt. Am gefährlichsten sind Infektionen der Brust, welche nach der Biopsie auftreten. Durch die Biopsie wird ein Stichkanal bis in tiefere Geweberegionen der Brust verursacht. Durch diesen Kanal können Krankheitserreger (insbesondere Hautkeime) besonders gut in das tiefere Gewebe eindringen. In der Folge kommt es dort meist zu Entzündungen, die sich auch im Körper ausbreiten können und so zu Fieber und Unwohlsein bis hin zur Blutvergiftung führen können. Im Allgemeinen handelt es sich bei der Biopsie der Brust jedoch um ein sehr wenig invasives und sicheres Verfahren, sodass schwerwiegende Komplikationen nur sehr selten auftreten.

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Dauer

Die meisten Biopsien der Brust sind inklusive Voruntersuchung, Desinfektion, gegebenenfalls Betäubung und Nadelbiopsie innerhalb von einigen Minuten bis hin zu einer halben Stunde durchgeführt. Muss eine Biopsie am Computer mittels dreidimensionaler Bilder geplant werden, nimmt vor allem die Vorbereitung meist einige Tage in Anspruch. Auch in diesem Fall ist die Biopsie selbst meist schnell durchgeführt. Einzig die offene Biopsie benötigt meist einen längeren Zeitraum, da hier der Beginn und das Ende der Narkose meist eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Hier muss mit Eingriffen von etwa einer Stunde (je nachdem wie kompliziert und groß der Eingriff an der Brust ist) auch mit mehreren Stunden gerechnet werden.

Kosten

Die Kosten für eine Biopsie der Brust sind aufgrund des kleinen Eingriffs meist vor allem dadurch bedingt, wie lange der durchführende Arzt für die Untersuchung braucht. Außerdem müssen Laborkosten für die Untersuchung des Probenmaterials berechnet werden. Bei einer Steuerung der Biopsie durch Ultraschall bleiben die Kosten gering, muss ein MRT Gerät eingesetzt werden, kann es teurer werden.

Wer zahlt die Kosten?

Die Kosten für eine Biopsie der Brust werden in aller Regel von der Krankenkasse übernommen, daher ist eine genaue Auskunft über die jeweiligen Preise leider nicht möglich. Da Biopsien normalerweise nur aufgrund einer medizinischen Indikation durchgeführt werden, sollte die Kostenübernahme sowohl durch private als auch gesetzliche Krankenversicherungen vollkommen abgedeckt sein.

Was sind die Alternativen?

Die Alternativen zu einer Biopsie der Brust sind zunächst bildgebende Verfahren. Mittels Ultraschalls, MRT und Mammographie können Raumforderungen eingeschätzt werden. Dabei spielt vor allem die Wahrscheinlichkeit einer bösartigen Entartung der betroffenen Region eine wichtige Rolle. Anhand verschiedener diagnostischer Kriterien kann diese Wahrscheinlichkeit oftmals sehr gut abgegrenzt werden. Liegt die Wahrscheinlichkeit unter 2% wird in der Regel ein abwartendes Verhalten mit Folgebildgebungen nach mehreren Monaten angestrebt. Auch bei höherem Risiko für gefährliche Läsionen kann zunächst abgewartet werden und die Situation mittels Ultraschalls, etc. überwacht werden. Allerdings wird dieses Vorgehen in den Leitlinien nicht empfohlen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: MRT der Brust und Mammographie

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.12.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021