Depression und Suizid

Einleitung

Bei einer Depression ist der betroffene Mensch in der Regel übermäßig niedergeschlagen, bedrückt und freudlos. Manche Menschen empfinden auch eine so genannte „Gefühlsleere“.

Unter der fehlenden positiven Selbsteinschätzung können Menschen mit Depressionen auch anderen Menschen lieblos begegnen. Ein Gefühl der Schuld oder der Wertlosigkeit kann ihnen jegliche Hoffnung nehmen. Sie erscheinen müde und antriebslos.
Daher erscheint ihnen das weitere Leben oft unerträglich, sodass sie den Suizid als letzte Möglichkeit sehen.

Aggressionen gegen andere Menschen denen kein Ausdruck verliehen wird, können in der Folge in einer Selbstaggression enden. Unter Suizid versteht man den selbstgewählten absichtlichen Freitod/ Selbsttötung.

Wie hoch ist die Suizidgefahr bei einer Depression

Rund 15% der Bevölkerung erkrankt mindestens einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen Depression. Das bedeutet jeder sechste bis siebte. Trotz eines offeneren und aufgeklärteren Umgangs im Hinblick auf die gesellschaftliche Anerkennung von psychischen Erkrankungen gibt es weiterhin eine hohe Dunkelziffer an Erkrankten.

Dies liegt  vor allem daran, dass einige Menschen voller Schamhaftigkeit nicht über Ihre Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit sprechen möchten. Auch Ärzten entgeht oft eine bestehende Depression ihrer Patienten.
Neben vielen Ursachen ist einer der Gründe für eine erhöhte Suizidgefahr, das Bestehen einer psychischen Erkrankung, wie beispielsweise einer Depression. Alleine hierdurch ergeben sich pro Jahr in Deutschland etwa 10.000 Suizide, so Zahlen des statistischen Bundesamtes. Eine erheblich höhere Zahl ergibt sich aus den meist vorangegangenen Suizidversuchen.

Vermutlich können 5 bis 100 Suizidversuche auf ein vollendeten Suizid angenommen werden. Vergleicht man die Anzahl an Suiziden mit Verkehrstoten, so kann davon ausgegangen werden, dass doppelt so viele Selbsttötungen auf Verkehrsunfälle kommen.

Es ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Trotzdem nimmt seit 1980 die Zahl der Suizide nur sehr langsam ab, was vermutlich der besseren medizinischen Versorgung nach einem bereits stattgehabten Versuch zuzuschreiben ist.

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Wie sollten die Angehörigen mit Suizidgedanken umgehen

Angehörige nehmen in der Versorgung eines Menschen mit Suizidgedanken eine wichtige Rolle ein. Sie sind häufig die ersten Menschen, die von jeglichen Gedanken erfahren und sind ein erster Ansprechpartner.
In jedem Falle gilt, dass jeder einzelne Suizidgedanke und dessen Ankündigung ernst genommen werden muss.

Das Anbieten eines Gesprächs, welches seitens des Angehörigen möglichst neutral geführt werden sollte, kann dem Betroffenen einen ersten Drang nehmen. In diesem Gespräch sollte konkret über den Suizid geredet werden. Dies kann in indirekter Weise geschehen, z.B. durch die Frage: „Was meinst du damit, dass das Leben sinnlos ist?“.

Auch eine direkte Weise ist legitim, in der man fragen kann: „Denkst du daran, dich selber töten zu wollen?“. Ein Beschwichtigen oder Abtun ist gefährlich und kontraproduktiv.

Es sollte dabei beachtet werden, dass der Angehörige selbst ein Teil des Problems darstellen kann, in den Augen des Betroffenen. Daher ist in jedem Fall die Konsultierung eines Arztes wichtig, da es sich bei Suizidgedanken immer um eine selbstgefährdende Absicht handelt. Durch den ausgebildeten Arzt, können weitere notwendige Maßnahmen eingeleitet werden und eine Abschätzung über die Schwere des aktuellen Zustands erfolgen. Ansprechpartner können Psychiater, aber auch jeder weitere Arzt, wie der Hausarzt sein. In dringendem Falle kann der Rettungsdienst dazu gezogen werden.

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Wie gehe ich selbst mit Suzidgedanken um?

Wenn ich in den letzten Tagen oder Wochen immer wiederkehrede Suizidgedanken gehabt und die Möglichkeit der Selbsttötung für mich nicht mehr ausgeschlossen habe, sollte ich mich mit meinem Problem an andere Menschen wenden.
Der Ausweg aus den immer wiederkehrenden Gedanken, kann nur mit anderen Menschen gelingen. Hierbei ist jeder  Ansprechpartner erdenklich, der mir in den Sinn kommt.

Beispielsweise treten mir nahestehenden Menschen häufig gerne für mich ein. Wohl wissend birgt der Kontakt zu Angehörigen oder Personen im engen Kreise, immer eine Hürde. Es können neben der Familie auch Freunde, oder Bekannte sein, denen ich in besonderer Weise Vertrauen schenke. Bin ich alleine, oder habe zu wenig Vertrauen in mein näheres Umfeld, können mir einige andere Gesprächspartner weiterhelfen.
Jede Hilfe ist erlaubt.

Wenn ich im persönlichen Gespräch Hilfe brauche, sind in erster Linie medizinisch ausgebildeten Personen, wie Ärzte, Psychologen, in Krankenhäusern und Praxen zu nennen. Hierbei habe ich die Sicherheit, dass Gesprochenes zwischen mir und der anderen Person bleibt.
Das Angebot der Selbsthilfegruppe bietet mir im Gespräch mich von meinen Suizidgedanken zu distanzieren und von anderen Betroffenen verstanden zu werden und Ratschläge zu erhalten.

Wenn ich mehr Vertrauen zu Pfarrern, Rabbinern, Imamen oder anderen Personen, die meine Religion vertreten habe, sind diese auch denkbare Ansprechpartner. Diese unterliegen dem Seelsorgegeheimnis.

Über Telefon, Chat oder E-Mail kann ich die Telefonseelsorge ganz anonym erreichen. Diese ist kostenfrei und die Nummer erscheint nicht auf der Telefonrechnung.

In jedem Fall lohnt es sich die Beziehung zu seinen Mitmenschen zu stärken, da es oft unter psychischen Erkrankungen zur sozialen Isolation kommt.

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Was können die Anzeichen für einen bevorstehenden Suizid sein?

In den meisten Fällen sind Anzeichen für einen bevorstehenden Suizid in Verhaltensänderungen zu sehen. Hierbei kann allgemein und im Rahmen einer Depression das Zurückziehen des Menschen von seiner Umwelt gesehen werden.

Der Betroffene fühlt sich oft einsam und möchte alleine sein. Begleitend dazu können ebenfalls Aggressionen gegenüber Angehörigen gesehen werden, welche oft still verlaufen. Das bedeutet, dass diese teilweise nicht zur Sprache gebracht werden.
Im weiteren Verlauf lenkt der Suizidgefährdete die Aggressionen gegenüber seinen Mitmenschen und Angehörigen schließlich auf sich selbst.

Weitere Anzeichen für einen Suizid können Aussagen über die Sinnlosigkeit des Lebens sein. Begleitend dazu können konkrete Pläne eines Selbsttötungsversuchs genannt und die Vorstellung der Besserung nach dem Tod artikuliert werden.
Im Rahmen einer Depression berichtet der Betroffene auch von Impulsen, die den Drang der Suizids auslösen.

Beispielsweise die Konfrontation mit einer angehörigen Person. Menschen, die durch ihre Depression unter medikamentöser Behandlung stehen, können trotz ihrer depressiven Grundstimmung ein leistungsgesteigertes Verhalten aufzeigen. Hierbei zeigt sich ein sehr starker Wille, unbedingt Wünsche und Vorstellungen umsetzen zu wollen. Zusätzlich können auch die Gedanken des Einzelnen für die Zeit nach dem Tod, den Menschen veranlassen Gegenstände zu verschenken, oder eine Regelung durch Erstellen eines Testaments zu finden.

Mehr hierzu in unserem Artikel: Was können Anzeichen für einen Suizid sein?

Kann Ritzen ein Anzeichen für einen bevorstehenden Suizid sein?

Das Ritzen, oder die Selbstverletzung tritt häufig bei Jugendlichen auf. Meist sind die bewusst zugefügten Verletzungen der Körperoberfläche kein direkter Anhalt für Suizidalität.

Es sollten jedoch Angehörige, vor allem Eltern hellhörig werden, da das Ritzen oft als Signal einer zugrundeliegenden psychischen Erkrankung zu werten ist. Meist berichten die Personen von einer hoffnungslosen Situation und fühlen sich in ihrem Leben wertlos.
Den Betroffenen fällt der Umgang mit Gefühlen schwer. Daher wird die Selbstverletzung in erster Linie als Möglichkeit gesehen, negative Gefühle zu entkräften und inneren Druck abzubauen.

Es sollte hierbei aufgrund der selbst offenbarenden Handlung des Ritzens, unmittelbar eine professionelle Unterstützung mit herangezogen werden, um die psychische Ursache frühzeitig zu diagnostizieren und Abhilfe zu schaffen.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel: Symptome eines Borderline Syndroms

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.08.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021