Beckenendlage

Definition

Die Beckenendlage beschreibt die Lage des Kindes in der Gebärmutter der Frau kurz vor der Geburt. Dreht sich das ungeborene Kind nicht richtig, zeigt das Becken beziehungsweise der Po des Kindes nach unten. In diesem Fall spricht man von einer Beckenendlage. In der Regel dreht sich das Baby zum Ende der Schwangerschaft mit dem Kopf nach unten. Deshalb ist die Beckenendlage eine Lageanomalie, das heißt eine Abweichung von der normalen Lage.

Ungefähr 10 % der Babys liegen nicht richtig im Bauch der Mutter. Es gibt verschiedene Arten der Beckenendlage. Die häufigste Art ist die reine Steißlage. Dabei sind beide Beine hochgeschlagen wie ein Klappmesser. Bei der Steiß-Fuß-Lage sind beide Beine angehockt. Weiterhin gibt es Mischformen wie Knielage, Fußlage oder nur ein Bein hochgeschlagen.

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Ursachen

Es gibt verschiedene Gründe, warum sich das Baby zum Ende der Schwangerschaft nicht gedreht hat und in Beckenendlage liegt. In der Hälfte der Fälle kann die Ursache nicht geklärt werden. Häufig treten Beckenendlagegeburten bei Frauen auf, die zum ersten Mal ein Kind zur Welt bringen. In einer Studie konnte zudem gezeigt werden, dass Frauen die selbst in einer Beckenendlage geboren wurden, etwa doppelt so häufig ein Baby in Beckenendlage zur Welt bringen als andere Frauen.

Es gibt allerdings auch Gründe seitens des Kindes, die eine Beckenendlage verursachen können. Zu früh geborene Babys haben sich häufig noch nicht mit dem Kopf nach unten gedreht und werden dann in Beckenendlage geboren.

Bei Zwillingen kann es auch vorkommen, dass eines oder beide mit dem Po nach unten auf die Welt kommen, da sie häufig keinen Platz zum Drehen haben. Bei zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion) kann sich das Baby bis kurz vor der Geburt noch viel bewegen und stellt sich manchmal nicht mit dem Kopf nach unten ein. Ebenso kann aber auch zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnion) dazu führen, dass das Baby zu wenig Platz hat sich zu drehen. 

Weitere Ursachen sind Missbildungen, Abweichung der Kopfform, Nabelschnurumschlingung oder zu kurze Nabelschnur und Plazentaanomalien sein. Allerdings können auch Beckentumore, Myome der Gebärmutter oder bestimmte Beckenformen der Mutter zu einer Beckenendlage führen.

Beckenendlage durch Stress

Es wird angenommen, dass erhöhte psychische und physische Belastungen zu vermehrtem Stress und somit zu einer Beckenendlage führen können. Dies konnte allerdings bisher nicht bewiesen werden. Allerdings ist es ratsam, dass sich die Frau während der Schwangerschaft häufiger Pausen gönnt. Auch die Arbeit kann plötzlich während der Schwangerschaft belastend sein, deshalb sollte das Arbeitspensum etwas verringert werden. Zudem wird Schwangeren empfohlen häufiger Entspannungsübungen beispielsweise in Form von leichtem Yoga zu machen, um sich zu erholen.

Diagnose

Die Diagnose Beckenendlage wird von dem Frauenarzt mittels Ultraschall gestellt. Es ist auch möglich, dass der Arzt oder die Hebamme die Lage von außen ertasten können. Dies ist mit den so genannten Leopoldschen Handgriffen möglich.

Bis zur 32. Schwangerschaftswoche sollte sich das Baby mit dem Kopf nach unten gedreht haben. Wenn dies nicht passiert ist, wird von einer Beckenendlage oder Steißlage gesprochen. Es ist allerdings immer noch möglich, dass sich das Baby mit dem Kopf nach unten dreht. Der Arzt oder die Hebamme tragen die Lage in den Mutterpass ein.

Begleitende Symptome

Es kann möglich sein, dass Frauen deren Babys in Beckenendlage liegen andere Beschwerden und Symptome haben. Allerdings ist dies nicht immer zutreffend.

Mögliche Symptome können vermehrte Kindsbewegungen im Unterleib sein, beispielsweise Tritte des Kindes. Meist spüren die werdenden Mütter werden die Füße an oder über der Blase. Dies kann zu vermehrtem Harndrang führen. Da der Kopf nach oben gerichtet ist, kann er von unten gegen die Rippen drücken. Dies wird von der Mutter oft als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden.

Sollte aufgrund der Symptome der Verdacht auf eine Beckenendlage bestehen, sollte die Hebamme oder der Frauenarzt um Rat gefragt werden.

Drehung des Babys

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dass Baby zu drehen oder zum Drehen zu bewegen, wenn es noch mit dem Po nach unten liegt. Welche Methode in Frage kommt, sollte zusammen mit der Hebamme oder dem Frauenarzt abgesprochen werden.

Ab der 36. Schwangerschaftswoche kann versucht werden, dass Baby von außen zu wenden. Die äußere Wendung sollte allerdings nur von einer erfahrenen Hebamme oder einem Frauenarzt durchgeführt werden. Zuvor wird mittels Ultraschall die Größe des Babys, die Fruchtwassermenge und die Plazenta untersucht. Dies ist wichtig um Risiken während der Wendung zu vermeiden. Vor der Wendung werden noch die Herztöne des Babys mittels CTG bestimmt. Die äußere Wendung wird manchmal als schmerzhaft beschrieben und kann vorzeitige Wehen auslösen. Vor der Wendung wird die Hebamme oder der Frauenarzt ein aufklärendes Gespräch mit über Risiken und Erfolg führen.

Zudem gibt es alternative Methoden, das Baby zu einer Drehung zu bewegen, sollte es sich bis zur 35. Schwangerschaftswoche noch nicht gedreht haben. Diese können von der Mutter selbst durchführt werden.

Was kann ich selbst tun, dass sich mein Baby noch dreht?

Bis zur 34. Schwangerschaftswoche kann es dazu kommen, dass sich das Baby im Bauch sehr viel bewegt. Denn bis dahin haben Babys häufig noch viel Platz um sich zu drehen. Sollte sich ab der 35. Schwangerschaftswoche allerdings die Tendenz zeigen, dass das Baby eher mit dem Po nach unten liegt, gibt es einige Tipps und Übungen um das Baby zum Drehen zu bewegen.

Eine Möglichkeit stellt die sogenannte Indische Brücke dar. Dabei wird in Rückenlage ein Kissen unter den Po gelegt, so dass das Becken höher liegt. Nach etwa. 10 bis höchstens 15 Minuten soll mit Schwung über eine Seite aufgestanden werden. Diese Übung soll bewirken, dass das Kind zunächst aus dem Becken rutscht und durch das Aufstehen eine Wendung macht. Die Übung kann zwei mal täglich wiederholt werden.

Eine weitere Methode aus dem Bereich der traditionellen chinesischen Medizin ist das Moxen. Dazu wird eine Akupunkturnadel an einen Punkt am kleinen Zeh angebracht. Nun wird eine angezündete Moxa-Zigarre an diese Akupunkturnadel gehalten. Durch die Wärme soll das Baby über bestimmte Leitbahnen angeregt werden sich zu drehen. Dies sollte allerdings von einer Hebamme ausgeführt werden, die Erfahrungen mit Akupunktur hat.

Geburt aus Beckenendlage

Es ist grundsätzlich möglich ein Baby, dass in Beckenendlage liegt, natürlich auf die Welt zu bringen. Allerdings wird dies heutzutage nicht in jeder Klinik angeboten. Der Grund ist, dass viele Frauenärzte und Hebammen nicht mehr darin ausgebildet werden und demnach zu wenig Erfahrung haben. Deshalb wird den Frauen häufig geraten, dass Baby per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen.

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Bei der Beckenendlagengeburt liegt das Becken des Babys unten. Aus diesem Grund wird zuerst der Körper und zuletzt das Köpfchen des Babys geboren. Die natürliche Beckenendlagengeburt gilt als eine Risikogeburt. Es treten öfter Probleme oder Verletzungen auf, als dies bei einer normalen Geburt in Kopflage der Fall ist. Während des Geburtsvorganges kann es durch die Geburt des Körpers zu einer Sauerstoffunterversorgung kommen, da die Nabelschnur eingeklemmt werden kann. Um eine Minderversorgung des Babys zu vermeiden versuchen Hebammen und Ärzte den Kopf so schnell wie möglich nach dem Körper auf die Welt zu bringen. Dies gelingt ihnen mit speziellen Handgriffen.

Um Komplikationen während des Geburtsvorganges bei Frau und Baby zu vermeiden, sollte eine Beckenendlagengeburt deshalb nur von erfahrenen Geburtshelfern durchgeführt werden. Wichtig ist es, dass die Schwangere im Vorfeld ausreichend über mögliche Risiken von der Hebamme oder dem Frauenarzt aufgeklärt wird.

Warum sollte bei Beckenendlage ein Kaiserschnitt durchgeführt werden?

Eine spontane, also natürliche Beckenendlagengeburt ist nicht immer möglich. Dafür gibt es vielfältige Gründe. Ein häufiger Grund warum Frauen zu einem Kaiserschnitt bei Beckenendlage geraten wird, ist die mangelnde Erfahrung der Geburtshelfer. Nicht in allen Kliniken und Krankenhäusern sind Hebammen oder Ärzte vertreten die mit Beckenendlagengeburten vertraut sind. Deshalb sollte vorab geklärt werden, ob das Krankenhaus in der Nähe spontane Geburten aus Beckenendlagen anbietet.

Da die Beckenendlagengeburt selbst unter normalen und optimalen Bedingungen ein Risiko für Mutter und Kind darstellen kann, wird bei Vorliegen gewisser Umstände von einer natürlichen Geburt abgeraten. Ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei einer Spontangeburt besteht bei einem geschätzten Geburtsgewicht über 4000 g, vorangegangenen Schnittentbindungen, kompletter Fußlage, Schwangerschaftserkrankungen und wenn der Kopf sehr viel größer als der Bauch des Babys ist. Diese Faktoren können zu einer verlängerten Geburtsdauer führen und damit das Risiko einer Sauerstoffmangelversorgung des Babys führen. Um dies zu vermeiden wird den Frauen deshalb eher zu einem Kaiserschnitt geraten. Da es bei einem Kaiserschnitt aber auch zu Komplikationen kommen kann, wird der Arzt bezüglich der möglichen Optionen beraten und über Vor- und Nachteile einer Spontangeburt und eines Kaiserschnitts ausführlich aufklären.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021