Erkrankung auslösende Pilze

Einleitung

Pilze können als Krankheitserreger für den Menschen, ähnlich wie beispielsweise Bakterien, eine ernste Bedrohung darstellen. Es gibt Fälle, in denen sie bestimmte Bereiche des menschlichen Organismus befallen aber zu keiner Erkrankung führen, man spricht von Kommensalen.
In anderen Fällen wiederum führen sie zu schweren Infektionen.
Man unterscheidet verschiedene Gruppen von Pilzen. Unter den Dermatophyten fasst man Pilzarten zusammen, die vor allem Hautbereiche des Fußes befallen. Der klassische Fußpilz, den man in feuchten Umgebungen bekommen kann (z.B. im Schwimmbad) wird von Dermatophyten ausgelöst. Zu den Dermatophyten zählen Trichophyton, Microsporum und Keratomyces.
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Dann gibt es die große Gruppe der Hefepilze. Die Hefepilze können eine Entzündung des Mundraums und der Speiseröhre auslösen (Soor) und können auch für schwere Verläufe der Hirnhautentzündungen verantwortlich sein. Weitere Infektionen durch Hefepilze werden allgemein als Candidosen bezeichnet. Zu den Hefen gehören Candida albicans, Candida glabrata, Candida krusei und Cryptococcus neoformans, der für das Auslösen besagten Hirnhautentzündungen verantwortlich ist.

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Schlussendlich bleibt noch die große Gruppe der Schimmelpilze zu erwähnen. Diese Art von Pilzen können ebenfalls schwere Infektionskrankheiten beim Menschen hervorrufen, u.a. auch eine schwere pilzbedingte Lungenentzündung. Einer der wichtigsten Vertreter der Schimmelpilze ist der Aspergillus fumigatus.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Wie ansteckend sind Hefepilze? und Hefepilzinfektion

Diagnose

Bei der Diagnose einer Pilzinfektion kommt es ganz darauf an, welcher Bereich des Körpers betroffen ist. Der oft bei immungeschwächten Menschen auftretende Mundsoor beispielsweise ist durch ihre typische weißliche Färbung im Bereich des Mund-, und Rachenbereiches eine Blickdiagnose und muss meist nicht weiter abgeklärt werden.
Lungenentzündungen, die durch Pilze ausgelöst werden haben, im Röntgenbild oftmals einen fleckigen Charakter. Dies ist zwar zunächst kein Beweis jedoch ein Hinweis, dass es sich hierbei um eine Pilzerkrankung handeln könnte. Hier erfolgt der Nachweis durch eine laborchemische Untersuchung des Sputums (ausgehustetes Sekret).
Möchte man bei einem Mund-/Speiseröhrensoor einen Beweis haben, muss man einen Abstrich des Rachens mit einem Wattestäbchen machen und diesen ins Labor schicken. Die Probe wird auf einen Nährboden aufgebracht und mehrere Tage bebrütet. Wenn die typischen Strukturen eines Pilz auf dem Nährboden innerhalb weniger Tage wachsen, ist dies der Beweis für den jeweiligen Pilz.
Es gibt auch des öfteren ein Pilzbefall des Magen-Darm-Traktes. Hier erfolgt der Nachweis durch eine Stuhlprobe, die ebenfalls in ein Labor geschickt und entsprechend dem Abstrich auf einem Nährboden bebrütet wird. Auch hier steht das Ergebnis nach wenigen Tagen fest. Beachtet werden sollte jedoch, dass kein schneller Nachweis innerhalb weniger Stunden möglich ist und mindestens 3-4 Stunden gewartet werden muss, bis ein Nachweis erbracht ist. Im Zweifelsfall, also wenn der Patient in einem schlechten Zustand ist, sollte bereits vorher mit der Behandlung begonnen werden.

Symptome

Pilze können ganz unterschiedliche Symptome machen. Auch hier ist ausschlaggebend, welcher Bereich im Körper betroffen ist. Bei einer Speiseröhrenentzündung durch einen Soor (Soor-Ösophagitis) kommt es zu Schluckbeschwerden, zu Jucken und Brennen des Mund- und Rachenraumes, zu Geschmacksstörungen, Appetitverlust und zu dem typischen weißlichen Belag des Mund- und Rachenbereiches.
Bei dem Befall der Füße durch Dermatophyten kommt es zu rötlich offenen und brennenden Hautstellen in den Zehenzwischenräumen. (s. So erkennen Sie Fußpilz)

Bei einer Lungenentzündung, die durch einen Pilz ausgelöst wird, kommt es meistens zu einem starken und produktiven Husten (mit Auswurf), der auf keinerlei Antibiotika anspricht. Da auch immer ein viraler Infekt dahinterstecken kann, kommt der Verdacht auf eine Pilzpneumonie meist erst relativ spät auf.
Pilzbefall des Magen-Darm-Traktes macht oftmals gar keine Beschwerden. Manche Patienten berichten über immer mal wieder auftretende Durchfälle und viel Luft im Bauch. Beweisend ist das aber nicht. Es gibt Untersuchungen, die beweisen, dass viele Menschen auch einen Pilzbefall im Darm haben, der keine Beschwerden macht, ungefährlich ist und auch nicht behandelt werden muss.
Der wohl schwierigste Verlauf stellt eine Pilzinfektion des Blutes dar. Man spricht auch von einer Pilzsepsis. In diesem Fall sind Pilze, welcher Art auch immer, in die Blutbahn gelangt und haben eine Blutvergiftung ausgelöst. Die Beschwerden sind sehr hohes Fieber, Allgemeinzustandsverschlechterung und Schwäche. Im schlimmsten Fall kommt es zum Multiorganversagen und zum Tod des Patienten.

Therapie

Die Behandlung von Pilzen wird durch die Medikamentengruppe der sogenannten Antimykotika gesichert. Sie sind nicht im klassischen Sinne Antibiotika sondern zählen durch ihre etwas andere Wirkungsweise zu den Pilzmedikamenten.
Je nach Pilzart wird ein anderes Pilzmedikament verwendet. Die meistens Pilzmedikamente wirken über eine Hemmung eines Enzyms, das für den Zellaufbau des Pilzes notwendig ist. Durch diese Hemmung geht der Pilz zugrunde und kann sich auch nicht mehr vermehren. Zu dieser Wirkungsgruppe zählen Medikamente wie Morpholine, Pyrrole und Azole (z.B. Clotrimatzol - Canesten®).
Die sogenannten Porenbildner, zu denen Amphotericin und Nystatin gehören, sorgen dafür, dass die Zellmembran des Pilzes durchbrochen wird und dieser dadurch abstirbt.
Dann gibt es noch Medikamente, die die DNA-Synthese der Zellen hemmen und so dafür sorgen, dass der Pilz zugrunde geht und sich nicht weiter vermehren kann. Zu dieser Stoffklasse gehört 5-Fluorcytosin.
Die Medikamente sollten einige Wochen konsequent verwendet werden. Manchmal ist es notwendig, die Medikamente systemisch einzunehmen (also in Form einer Tablette, die im gesamten Körper wirkt). In anderen Bereichen z.B. bei einem Hautpilz, reicht eine Anwendung als Salbe aus. Hier kommt vor allem der Wirkstoff Nystatin zum Einsatz.

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Candida albicans

Candida Albicans ist ein Pilz aus der Gruppe der Hefen. Es ist ein Pilz, der zu den sogenannten fakultativ pathologischen Pilzen gehört, das heißt zu Erregern, die nur unter bestimmten Voraussetzungen zu einem Schaden führen. Oftmals befinden sich Hefen auf und im Körper des Menschen und müssen nicht behandelt werden und lösen auch keine Krankheit aus. Eine Infektion mit Candida albicans wird allgemein als Candidose bezeichnet.
Vor allem bei immungeschwächten Patienten, wie z.B. HIV-Patienten oder Patienten mit schweren Begleiterkrankungen (Diabetes mellitus) kann es vorkommen, dass Candida albicans zum Ausbruch einer Erkrankung führt. Zu nennen wären die Candidamykose, die auf der Haut zu Beschwerden führen kann, im Bereich des Darms oder im Bereich der Speiseröhre und des Rachens können Soor-Infektionen auftreten. Die Behandlung einer Candida-Infektion erfolgt durch Nystatin oder Fluconazol.
Es sollte in jedem Fall eine Candida-Sepsis vermieden werden, da es sich dabei um einen lebensbedrohlichen und schnell zu behandelnden Zustand handelt. Oftmals können Candidapilze jahrelang auf der Haut oder auf den Schleimhäuten sitzen bleiben und keine Beschwerden auslösen. Irgendwann und aus bestimmten Gründen vermehren sie sich dann übermäßig, sodass das eigene Immunsystem den Erreger nicht mehr in Schach halten kann. Es kommt dann zu einem Krankheitsausbruch, der behandelt werden muss.

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Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Pilze finden Sie hier:

Eine Übersicht zu weiteren anatomischen Themen finden sie unter Anatomie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.01.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023