Zunge

Allgemeines

Die Zunge (Lingua) ist ein länglicher von Schleimhaut überzogener Muskel, der sich innerhalb der Mundhöhle befindet, welche er bei geschlossenem Mund fast vollständig ausfüllt.

Die Zunge wird bereits zum oberen Verdauungstrakt gerechnet,
übernimmt wichtige Funktionen beim

  • Kauen und
  • Schlucken und ist außerdem an den Vorgängen des
  • Schmeckens und
  • Tastens wesentlich beteiligt (womit sie auch ein Sinnesorgan ist).

Abgesehen davon verdanken wir unter anderem unserer Zunge auch das Vermögen sprechen zu können.

Abbildung der Zunge

Zunge - Lingua

  1. Gaumenmandel -
    Tonsilla palatina
  2. Zungengrund mit 
    der Zungenmandel -
    Radix linguae mit 
    Tonsilla lingualis
  3. Kehldeckel - Epiglottis
  4. Blindes Zungenloch -
    Foramen caecum linguae
  5. Endständige Zungenrinne -
    Sulcus terminalis linguae
  6. Wallpapillen -
    Papillae vallatae
  7. Zungenrücken -
    Dorsum linguae
  8. Blattpapillen -
    Papillae foliatae
  9. Mittelständige Zungenrinne -
    Sulcus medianus linguae
  10. Pilzpapillen -
    Papillae fungiformes
  11. Zungenspitze -
    Apex linguae
  12. Zungenbein -
    Os hyoideum

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Einteilung der Zunge

Bei der Zunge lassen sich makroskopisch verschiedene Abschnitte unterscheiden.

Ganz hinten befindet sich die Zungenwurzel (auch: Zungengrund, Radix linguae). Dies ist der dickste Teil der Zunge, der nicht nur Muskelgewebe, sondern ebenfalls die Zungenmandel (Tonsilla linguae) enthält, die aus lymphatischem Gewebe besteht und ein Teil des Abwehrsystems darstellt.

Die Zungenwurzel ist fest am Zungenbein (Os hyoideum) verankert, welches wiederum mithilfe von Bändern und Muskeln am Kehlkopf befestigt ist. Diese Verbindung ist für den Schluckvorgang von ausgesprochener Bedeutung.

An die Zungenwurzel schließt sich der Zungenkörper (Corpus linguae) an. Der Übergang zwischen den beiden Bereichen wird durch den sogenannten Sulcus terminalis markiert, einer Einkerbung auf der Oberfläche der Zunge. Der Zungenkörper besteht aus mehreren Schichten quergestreifter Muskulatur, die sich in eine innere und eine äußere Gruppe unterteilen lassen. Die Muskelfasern verlaufen von vorne nach hinten, von oben nach unten und von rechts nach links, wodurch ein Geflecht entsteht, das es unserer Zunge ermöglicht, sich so flexibel in jegliche Richtungen zu bewegen und verschiedene Formen anzunehmen (also zum Beispiel mal dicker und mal dünner zu erscheinen).
Abgesehen vom Muskelgewebe kommen im Zungenkörper auch Nerven und Blutgefäße vor, die zwischen den einzelnen Muskelfaserbündeln verlaufen. Über die Mitte des Zungenkörpers verläuft von vorne nach hinten das Septum linguae, eine Art Scheidewand, die aus Sehnenfasern besteht. Ganz vorne befindet sich die Zungenspitze (Apex linguae), wo die beiden äußeren Zungenränder zusammenlaufen.

Die obere Außenfläche der Zunge bezeichnet man als Zungenrücken (Dorsum linguae), welcher eine leichte Wölbung nach oben hin aufweist und ganz frei liegt. Im hinteren Teil des Zungenrückens ist eine dreieckige Vertiefung zu sehen, die man auch blindes Loch (Foramen caecum) nennt. Dieses Loch ist ein Überbleibsel eines Ganges, der früher einmal die Mundhöhle mit der Schilddrüse verbunden hat (Ductus thyreoglossus), jetzt aber verschlossen ist. Hier münden jetzt mehrere Schleimdrüsen. Die Unterseite der Zunge (Facies inferior linguae) liegt hingegen nicht komplett frei. Sie ist mit ihrem Mittelteil fest mit der Mundhöhle verwachsen.

Vorne befindet sich eine Falte in der Mundschleimhaut, das sogenannte Zungenbändchen (Frenulum linguae), über welches die Zunge auf eine solche Weise befestigt ist, dass deren Seitenränder und die Spitze frei liegen. Es gibt eine Entwicklungsstörung, bei der das Zungenbändchen zu weit nach vorne reicht (Ankyloglosson). Säuglinge, die hiervon betroffen sind, fallen dadurch auf, dass sie nur erschwert saugen können (und dadurch häufig nicht ausreichend Nahrung zu sich nehmen) und in ihrer Lautbildung eingeschränkt sind. Diese Störung lässt sich allerdings relativ einfach beheben, indem man das Zungenbändchen einschneidet.

Die Gefäßversorgung der Zunge erfolgt über eine Arterie namens Arteria lingualis, die aus der Arteria carotis externa abzweigt und nur für die Versorgung der Zunge zuständig ist. Sie zweigt sich in ihrem Verlauf in diverse kleinere Äste auf, unter anderem die Arteria sublingualis und die Arteria profunda linguae. Über die Vena lingualis kann das Blut schließlich wieder abfließen.

Innervation

Die Innervation (Versorgung mit Nerven) der Zunge ist recht kompliziert, da sie aus drei verschiedenen Anteilen, nämlich einem motorischen, einem sensiblen und einem sensorischen (für den Geschmack zuständig), besteht.

Die motorische Innervation der Zungenmuskulatur erfolgt über den 12. Hirnnerven, den Nervus hypoglossus.
Die sensible und sensorische Innervation unterscheiden sich je nach Lokalisation auf der Zunge:

  • Das hintere Drittel (bis zum Sulcus terminalis) wird sensibel vom 9. Hirnnerven, dem Nervus glossopharyngeus, versorgt,
  • wohingegen die vorderen zwei Drittel durch den Nervus lingualis versorgt werden, der einen Ast des 5. Hirnnerven (Nervus trigeminus) darstellt.
  • Die sensorische Innervation wird im hinteren Drittel ebenfalls vom Nervus glossopharyngeus gewährleistet,
  • in den vorderen zwei Dritteln sorgt hingegen die Chorda tympani (ein Ast des 7. Hirnnerven, des Nervus facialis) für die sensorische Innervation, die sich an den Nervus lingualis anlagert.

Zungenschleimhaut

Auf der Oberseite der Schleimhaut, die die Zunge rundherum bedeckt, findet man ein mehrschichtes, unverhorntes Plattenepithel, in welchem sich vier verschiedene Typen von Papillen, die sich in zwei Gruppen unterteilen lassen:

  • Zum einen gibt es die mechanischen Papillen (Papillae filiformes). Diese sind fadenförmig und sind hauptsächlich für die spezifische Oberflächenbeschaffenheit der Zunge verantwortlich. Sie verhelfen der Zunge zu ihrem Tastempfinden.
  • Zum anderen gibt es die Geschmackspapillen (Papillae gustatoriae), welche man je nach Form noch einmal in drei Untergruppen einteilt: die Pilzpapillen (Papillae fungiformes), die Blattpapillen (Papillae foliatae) und die Wallpapillen (Papillae vallatae). Alle drei Typen sind mit den Geschmacksnerven verbunden und enthalten Geschmacksknospen, kleine Organe, die die Nervenendigungen darstellen und uns zum Schmecken befähigen. Darüber hinaus enthält die Zunge noch einige kleine Speicheldrüsen, die sich vermehrt im Bereich der Zungenwurzel ansiedeln.

Funktionen der Zunge

Die Zunge erfüllt beim Menschen eine Vielzahl wichtiger Funktion.

Zum einen stellt sie den ersten Kontaktpunkt bei der Nahrungsaufnahme dar. Sie bewegt die Nahrung im Mund, verteilt sie also einmal so, dass sie zu den Zähnen gelangen kann, zerdrückt und zerkleinert sie teilweise auch schon und vermengt sie mit dem Speichel, welcher bereits die Verdauung bestimmter Nahrungsbestandteile einleitet.
Letztendlich schiebt sie den Speisebrei in den Rachen, wodurch sie eine entscheidende Rolle beim Schluckvorgang spielt.

Auch für das Sprechen ist die Zunge unbedingt notwendig, da sie an der Artikulation der sogenannten Zungenlaute beteiligt ist. Nicht die letzte Rolle spielt der Gaumen bzw. das Gaumensegel bei diesem Vorgang. 

 Darüber hinaus ist die Zunge dasjenige Organ, welches das Schmecken ermöglicht. Auf ihr liegen eine Vielzahl von Geschmacksknospen, die uns dazu befähigen, die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und umami (wohlschmeckend, fleischig) zu unterscheiden.

Die Knospen für die Qualität „süß“ liegen vermehrt im vorderen Bereich der Zunge, daran schließen sich nacheinander salzig, sauer und dann wieder salzig an. Die Empfindung „bitter“ wird vor allem im hinteren Bereich der Zunge wahrgenommen. Prinzipiell kann man allerdings entgegen der lange verbreiteten Meinung mit jedem Bereich der Zunge jede Geschmacksqualität wahrnehmen.

Veränderungen der Zunge können häufig Hinweis auf Erkrankungen sein, weshalb eine Untersuchung der Zunge unbedingt zu einer allgemeinen körperlichen Untersuchung dazugehört.

Diese Untersuchung beinhaltet das Betrachten der Zungenoberfläche (häufig mithilfe eines Zungenspatels, um die gesamte Fläche bis hinten zur Zungenwurzel hin beurteilen zu können), wobei vor allem auf eventuell

  • vorhandene Beläge,
  • die Farbe und
  • die Oberflächenbeschaffenheit der Schleimhaut geachtet wird.

Die Zunge kann selbst der Ort einer Krankheit sein. So gibt es zum Beispiel den Pilzbefall der Zunge mit Candida, Aphthen, Abszesse und sogar Tumoren, die ausschließlich die Zunge betreffen.

Andererseits kann sie auch im Rahmen einer zugrundeliegenden Erkrankung mitbetroffen sein. Hier sollen nur einige häufig beobachtete Beispiele genannt werden: Die Lackzunge ist eine ungewöhnlich glatte und manchmal leicht dunklere Zunge, die für das Vorliegen einer Leberzirrhose oder einer bestimmten Form der Blutarmut, der perniziösen Anämie spricht.

Eine Himbeerzunge, die durch ihre kräftige Rötfärbung und beerenartige Oberfläche auffällt, kommt bei einigen fieberhaften Infekten, vor allem aber bei Scharlach, vor.
Die Blaufärbung der Zunge deutet auf einen zentralen Mangel an Sauerstoff hin.
Ein vermehrter weißlicher Zungenbelag spricht häufig ebenfalls für einen Infekt oder einfach dafür, dass längere Zeit keine Nahrungsaufnahme mehr erfolgt ist, weshalb sich der Belag einfacher ansammeln kann.

Aphten

Aphten sind Schleimhauterosionen, die auf der Zunge auftreten können. Darunter versteht man weiterhin kleine, schmerzhafte Wunden auf der Zunge, die mit einem weiß-gelblichen Belag, dem sogenannten Fibrin, bedeckt sein können. In der Umgebung der Aphten spielen sich zusätzlich Entzündungsreaktionen ab, die dazu beitragen, dass Patienten, welche an Aphten leiden, starke Schmerzen haben. Patienten sind stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt, denn nicht nur das Essen sondern auch Sprechen und Schlucken sind extrem schmerzhaft. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es vorkommen, dass sie das Essen und Trinken einstellen, wenn sie Aphten an der Zunge haben.

Die Schmerzen des Patienten sind nicht abhängig von der Größe der Aphten, sondern von der Lokalisation. Besonders Läsionen der Zunge sind sehr schmerzhaft, da diese mit vielen Nerven versorgt ist und starken mechanischen Belastungen ausgesetzt ist. Zusätzlich verschlimmern sich die Schmerzen, wenn säurehaltige Lebensmittel und Getränke zu sich genommen werden, die die entzündlichen Bläschen zusätzlich reizen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen unter der Zunge.

Die Ursachen für die Entstehung von Aphten sind nicht abschließend geklärt. Neben infektiösen Ursachen werden auch autoimmune Prozesse für die Entstehung von Aphten verantwortlich gemacht. Häufig sind virale Infektionen, wie eine Infektion mit dem Herpes Virus verantwortlich für die Entstehung von Aphten. Aphten an der Zunge können darüber hinaus auch durch Verdauungsbeschwerden oder Immunschwäche entstehen. Neben diesen Faktoren werden auch Nahrungsmittel für die Entstehung von Aphten verantwortlich gemacht. Neben säurehaltigen Lebensmitteln sollen auch Nüsse oder Tomaten eine Rolle spielen. Darüber hinaus wird vermutet, dass Mangelzustände von Vitamin B12, Eisen oder Folsäure die Entstehung von Aphten zur Folge haben können.

Eine medikamentöse Therapie ist meistens nicht erforderlich, da die Aphten nach einiger Zeit wieder von alleine ausheilen. Da es auch keine direkten Mittel gegen Aphten gibt, werden hauptsächlich Schmerzmittel verwendet, um die Schmerzen zu lindern. Wenn Bakterien als Ursache für die Aphten im Verdacht sind, werden Antibiotika verschrieben. Zur Desinfektion des Mundraums können Lösungen aus Wasserstoffperoxid oder einfache Hausmittel, wie Kamillen- und Salbeitee zur Mundspülung angewendet werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Aphten

Zunge brennt

Die Ursachen für ein Brennen auf der Zunge sind vielfältig. Der ganze Mund und die Zunge können nach der Aufnahme von besonders scharfen Lebensmitteln brennen. Dieses Brennen nimmt aber schnell wieder ab.

Hält der Zustand des Brennens länger an, ist es nicht leicht die genaue Ursache festzustellen. Entzündungen der Zungenschleimhaut oder allergische Reaktionen auf bestimmte Stoffe, die mit dem Mund aufgenommen wurden, können die Empfindung einer brennenden Zunge hervor rufen. Eine weitere Ursache kann die Blutarmut in Folge von Vitamin B12 Mangel sein.
Auch Eisenmangel kann zu dieser Empfindungsstörung führen. Zahlreiche allgemeine Erkrankungen sind ebenfalls ursächlich: Diabetes mellitus, gastroösophageale Refluxkrankheit und Infektionen. Zungenbrennen kann auch durch pyschische Ursachen, wie Depressionen ausgelöst werden. Außerdem können Verspannungen und Fehlbewegungen des Kausystems Empfindungsstörungen hervorrufen.

Tritt das Zungenbrennen unabhängig von anderen Krankheiten auf wird dieses Krankheitsbild als „Burning-Mouth-Syndrom“ bezeichnet.

Einige Ursachen für Schmerzen der Zunge wurden bereits genannt: Aphten und andere Verletzungen, Diabetes mellitus und Entzündungen im Mundraum und der Zunge.
Weiterhin können Vitamin- und Eisenmangel, Blutarmut, sowie Allergien auf Nahrungsmittel und Metalle zu Schmerzen der Zunge führen.
Sollten Sie einen Eisenmangel als Ursache Ihres Brennens auf der Zuge vermuten, vergleichen Sie Ihren weiteren Symptome mit den Symptomen eines Eisenmangels.
Auch Nikotingenuss oder der Genuss von scharfen Speisen können eine Ursache sein. Neben diesen Ursachen können die Schmerzen auch aus Kieferfehlstellungen oder der Unverträglichkeit von Prothesen resultieren.

Die Zungenschmerzen lassen sich entweder durch Schmerz- und Betäubungsmittel behandeln oder man versucht die Ursache der Schmerzen zu heilen und schafft so längerfristig Besserung.

Lesen Sie viele weitere Informationen zu diesem Thema: Zunge brennt

Zunge verbrannt

Wenn man zu heiße Speisen oder Getränke zu sich nimmt, verbrennt man sich häufig die Zunge und insbesondere in den ersten Minuten ist der Schmerz am Größten.

Um diesem Schmerz zu lindern ist es am ratsamsten die betroffene Stelle auf der Zunge zunächst mit kaltem Wasser zu kühlen. Gleichzeitig wird die Wunde durch das Wasser gespült, von Keimen befreit und die Infektion verhindert. Zur Kühlung empfiehlt es sich auch Eiswürfel zu lutschen.

Eine verbrannte Zunge heilt meistens wieder von alleine aus. Einige Hausmittel helfen bei diesem Prozess dadurch, dass die Heilung beschleunigt wird und Bakterien abgetötet werden. Zu diesen Hausmitteln zählen Honig, Kamillen- und Salbeitee. Neben diesen einfachen Methoden können auch in der Apotheke Salben oder Lutschtabletten erworben werden. In besonders seltenen Fällen heilt die Zunge nicht von alleine wieder ab, dann sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Zunge verbrannt

Reinigen

Die Reinigung der Zunge dient der Mundhygiene und beugt Mundgeruch, sowie Entzündungen im Mundraum vor. Außerdem werden die Geschmacksknospen gereinigt und so Geschmäcker intensiver wahrgenommen.

Vor allem am hinteren Teil der Zunge kann sich ein Belag bilden, der einen Nährboden für Bakterien bildet. Diese führen zur Erkrankung der Zähne, der Mundschleimhaut und führen zu Mundgeruch.

Zur Reinigung der Zunge eigenen sich neben der herkömmlichen Zahnbürste ein Zungenschaber oder eine spezielle Zungenbürste, die flacher ist und dadurch bei Verwendung im hinteren Bereich der Mundhöhle den Würgereflex minimiert. Diese Instrumente werden nach der normalen Zahnreinigung eingesetzt, um den Belag von der Zunge zu schaben.

Weitere Informationen zum Thema Zunge

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 05.11.2012 - Letzte Änderung: 25.07.2023