Bei einem Abszess am Auge entsteht eine abgekapselte Höhle im Gewebe, die mit Eiter gefüllt ist. Die Entstehung von Eiter ist Zeichen einer Infektion mit Bakterien, häufig verursacht durch sogenannte Staphylokokken. Ein Abszess am Auge kann rasch zu schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Tritt ein Abszess am Auge im Bereich der Haut auf, ist dieser häufig durch eine Verletzung verursacht. Der Betroffene muss sich noch nicht einmal an eine solche erinnern. Auch kleine Verletzungen, zum Beispiel tiefe Kratzer, oder das Ausdrücken eines Pickels, können im ungünstigen Fall ausreichen, um den Eintritt von Bakterien über die Haut zu ermöglichen. Auch ein Insektenstich kann als Eintrittspforte für Bakterien dienen. Allerdings können natürlich auch größere Verletzungen, wie Operationswunden, für die Entstehung einer Infektion und eines Abszesses verantwortlich sein. Zudem können Fremdkörper, zum Beispiel Holzsplitter, zu einer Entzündungsreaktion, Eiterbildung und so zu einem Abszess am Auge führen.
Die Ursachen für einen Abszess am Auge können grundsätzlich ebenfalls die genannten sein. Dies ist dann der Fall, wenn sich eine oberflächliche Infektion in die Tiefe ausbreitet. Sie wird dann als bakterielle Orbitaphlegmone oder orbitale Zellulitis bezeichnet. Weitere wichtige Ursachen dieser, sind Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis), der Tränensäcke (Dakrozystitis), des Mittelohres (Otitis media) und der Zähne. Jedoch können auch Infektionen in entfernten Gebieten, wie den Atemwegen, über das Blut zu einer Streuung der Erreger in den Bereich des Auges und zur Ausbildung eines Abszesses führen.
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Grundsätzlich treten bei einem Abszess am Auge Zeichen der Entzündung auf. Die Haut wird stärker durchblutet und rötet sich dadurch. Im Bereich des Abszesses kommt es außerdem zu einer Schwellung, die sich durch eine deutliche Vorwölbung der geröteten, überwärmten Haut nach außen zeigt. Es entsteht ein Spannungsgefühl. Betastet man die Haut über dem Abszess, kann man die Bewegung des Eiters, die Fluktuation, spüren. Im Rahmen des Abszesses treten weiterhin pochende Schmerzen an der betroffenen Stelle auf. Durch die Schwellung und den Schmerz kann außerdem der Lidschluss beeinträchtigt sein. Bei schweren Verläufen können neben diesen örtlich begrenzten Symptomen auch sogenannte systemische Symptome auftreten, also Symptome, die eine Beteiligung des gesamten Körpers anzeigen. Hierunter werden vor allem schlechtes Allgemeinbefinden und Fieber verstanden. Bei Auftreten dieser Symptome muss immer sofort ein Arzt aufgesucht werden, da sie einen schweren Verlauf der Infektion anzeigen.
Gleiches gilt, wenn Warnsymptome als Zeichen einer Entzündung in der Augenhöhle oder eines Abszesses in diesem Bereich auftreten. Diese sind: Fieber, starke Schmerzen am Auge, plötzliche Verschlechterung des Sehens, hervortretender Augapfel (Exophthalmus) und gelähmte Augenmuskeln mit Fehlstellung des Auges (Ophthalmoplegie).
Lesen Sie mehr dazu unter: Symptome bei einem Abszess
Grundsätzlich wichtig für die Diagnose von einem Abszess am Auge ist die Schilderung des Patienten im ärztlichen Gespräch, in dem die Krankengeschichte erhoben wird. In diesem sogenannten Anamnesegespräch erfährt der Haus- oder Augenarzt häufig bereits wichtige Informationen, die auf die Entstehung vom Abszess am Auge hindeuten. Tritt ein Abszess im Bereich der Haut oder Unterhaut am Auge auf, so ist die Diagnose meist durch einen bloßen Blick möglich. Die charakteristische Rötung und Schwellung führen zur Diagnosestellung. Der Arzt kann zudem durch vorsichtiges Betasten des Gebietes mit den Fingern den sich bewegenden Eiter unter der Haut spüren.
Eine Untersuchung der Entzündungswerte im Blut und das Erstellen von Blutkulturen können eine systemische Beteiligung aufdecken.
Besteht durch die vom Patienten geschilderten Symptome der Verdacht auf eine Entzündung oder einen Abszess im Bereich der Augenhöhle, muss das Auge ausführlich betrachtet werden. Der Arzt achtet dann auf Rötung und Schwellung (Ödem) um den Augapfel, Hervortreten des Augapfels und Fehlstellung des Auges.
Auch dann kommen die oben genannten Blutuntersuchungen zum Einsatz.
Besteht der Verdacht weiter, kann eine CT-Untersuchung des Kopfes notwendig werden. Bei dieser werden mittels Röntgenstrahlung dreidimensionale Bilder angefertigt, auf denen die Ausbreitung der Entzündung in die Tiefe, die Beteiligung umliegender Strukturen und die Lage möglicherweise bestehender Abszesse beurteilt werden können.
Es gilt der Grundsatz "ubi pus, ibi evacua" ("Wo Eiter ist, da entleere ihn"). Dies bedeutet, dass ein Abszess grundsätzlich chirurgisch eröffnet werden muss. Im äußeren Bereich des Auges stellt sich dies verhältnismäßig leicht dar. Es wird eine kleine sogenannte Stichinzision durchgeführt, also ein Stichkanal erzeugt, über den der Eiter nach außen herausgedrückt wird. Die Abszesshöhle kann im Anschluss mit desinfizierenden Lösungen oder Kochsalz gespült werden. Bei tiefen Abszessen wird eine desinfizierende Einlage in die Abszesshöhle eingebracht, um den Abfluss des Eiters, die Drainage, zu ermöglichen.
Lesen Sie hierzu auch: OP eines Abszesses.
Leider ist für diesen an sich kleinen Eingriff oftmals eine Vollnarkose notwendig, da eine lokale Betäubung die Gefahr birgt, Bakterien im Gewebe zu verschleppen
Eine zusätzliche Antibiotikabehandlung des Abszesses muss nicht zwangsläufig erfolgen. Bei systemischen Symptomen oder auffälligen Blutwerten sollte diese allerdings durchgeführt werden. Oftmals wird sie aber auch vorbeugend nach der Abszessspaltung eingesetzt.
Etwas anders stellt sich die Lage bei einem Abszess dar, der im Bereich der Augenhöhle auftritt. In diesem Bereich besteht die Gefahr der Ausbreitung in das Gehirn. Um diese zu vermeiden, muss schnellstmöglich therapiert werden. Zunächst wird der Betroffene hierfür stationär ins Krankenhaus aufgenommen. Erster therapeutischer Schritt ist die Verabreichung von Antibiotika, zumindest anfangs meist über eine Vene. Wenn die Therapie ausreichend anschlägt, wird diese in der Regel solange durchgeführt, bis über einige Tage kein Fieber mehr aufgetreten ist. Ein bestehender Abszess macht zudem einen chirurgischen Eingriff nötig, um den Eiter aus dem unzugänglichen Bereich der Augenhöhle abzuleiten. Dieser erfolgt in Vollnarkose entweder direkt am Auge, oder indirekt über den Oberkiefer. Während des stationären Aufenthaltes wird außerdem engmaschig die Funktion der Augen überwacht.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Behandlung eines Abszesses
Eine Vorbeugung von einem Abszess am Auge ist innerhalb gewisser Grenzen möglich. Nach Verletzungen sollten diese mit einem für die Hautdesinfektion geeigneten Desinfektionsmittel gereinigt werden. Hierdurch kann in vielen Fällen verhindert werden, dass die auslösenden Bakterien dort wachsen können. Da bei der bakteriellen Orbitaphlegmone die Bildung von Abszessen eine Komplikation der Infektion ist, kann diese durch eine frühzeitige Therapie der Grunderkrankung oftmals verhindert werden.
Lesen Sie mehr dazu unter: Wie kann man einem Abszess vorbeugen?
Frühzeitig behandelt, nachdem noch keine systemischen Symptome vorliegen, ist die Prognose von einem Abszess am Auge gut. Er kann meist rasch zur Abheilung gebracht werden. Es sollte in diesem Fall jedoch zügig ein Arzt aufgesucht werden, um schwere Komplikationen zu vermeiden. Tritt ein Abszess im Bereich der Augenhöhle auf, ist die Einleitung der Behandlung für die Prognose entscheidend. Durch eine frühzeitige Therapie können dann meist die Entwicklung schwerer Komplikationen und Langzeitschäden an Augen und Gehirn und lebensbedrohliche Verläufe vermieden werden. Bei jedem Zweifel sollte also immer sofort ein Arzt aufgesucht werden, um die Prognose der Erkrankung selbst günstig zu beeinflussen.
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