Spermien

Definition

Spermien sind die männlichen Keimzellen. Umgangssprachlich werden sie auch Samenzellen genannt. In der Medizin benutzt man häufig auch den Begriff der Spermatozoen. Sie enthalten das männliche Erbgut zur Fortpflanzung. Hierbei handelt es sich um den einfachen Chromosomensatz, der zusammen mit dem einfach weiblichen Chromosomensatz aus der Eizelle bei Befruchtung den doppelten Chromosomensatz ergibt.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Befruchtung der Eizelle

Spermien sind sehr klein und bestehen aus verschiedenen Teilen. Im Kopfteil enthalten sie den Chromosomensatz und der Schwanz dient der Fortbewegung in der Gebärmutter.

Kann man Spermien einfrieren?

Eine häufig Frage von Paaren im Rahmen der Familienplanung ist, ob man Spermien einfrieren kann. Die Antwort darauf lautet ja. Man kann Spermien einfrieren und zu einem späteren Zeitpunkt seine Familienplanung umsetzen. Das Einfrieren der Spermien konserviert diese für eine möglichere spätere Benutzung.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Künstliche Befruchtung

Dieses Vorgehen ist besonders für Patienten wichtig, die zum Beispiel an einer Tumorerkrankung leiden und behandelt werden müssen.
Sollte bei diesen Patienten die Familienplanung zum Zeitpunkt des Therapiebeginns gegen einen Tumor noch nicht abgeschlossen sein, dann stellt das Einfrieren von Spermien eine gute Lösung für eine spätere Familienplanung dar. Durch eine Bestrahlung oder durch eine Chemotherapie kommt es nämlich häufig zu einer Schädigung der Keimzellen, die daraufhin in einer Unfruchtbarkeit münden kann. Dies kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen passieren. Das Einfrieren der Spermien dient daher dem Zweck, auch nach der Therapie noch Kinder zeugen zu können.

Das Verfahren, mit dem man Spermien einfrieren und für einige Jahre asservieren kann, wird auch als Kryokonservierung bezeichnet. Aus dem Namen lässt sich schon ableiten, dass die Spermien mittels Kälte konserviert werden. Hierbei kommt flüssiger Stickstoff zum Einsatz, der die Spermien auf etwa minus 190 Grad abkühlt. Am Anfang des Einfrierens der Spermien findet ein Gespräch in einer entsprechenden Einrichtung statt. Hierbei wird der Ablauf und grundlegende Fragen erklärt. Die Spermien werden je nach Vertrag nur für einen begrenzten Zeitraum eingefroren. Sie können dann jederzeit für eine künstliche Befruchtung wieder aufgetaut und benutzt werden.

Der eigentliche Prozess einer Kryokonservierung beginnt mit der Abgabe des Ejakulats des Mannes zum Zeitpunkt x ab. Dieses Ejakulat wird dann aufbereitet und es wird geschaut, ob es Spermien enthält, die für eine künstliche Befruchtung in Betracht kommen. Diese werden dann in mehreren Proben eingefroren und konserviert. Flüssiger Stickstoff kühlt die Spermien innerhalb kurzer Zeit auf hohe Minusgrade ab. In einigen Fällen ist auch eine zweite Ejakulatabgabe nötig oder auch besser. Zudem erfolgt noch ein Hepatitis-C und HIV-Test auf eine mögliche Infektion mit einem der beiden Erreger. Sollten diese Tests negativ sein, kann das Sperma in größeren Tanks gelagert werden, bis es wieder für eine künstliche Befruchtung gebraucht wird.

Größe der Spermien

Die menschliche Spermienzelle ist grundsätzlich sehr klein. Sie misst in ihrer Gesamtheit nur etwa 60 Mikrometer. Das Kopfteil, in dem man auch den Chromosomensatz findet, hat eine Größe von etwa 5 Mikrometer. Der restliche Teil des Spermiums, also der Hals und der dranhängende Schwanz, sind etwa 50-55 Mikrometer groß. In die Eizelle dringt später jedoch nur der Kopf rein. Da man sich die Größe häufig nur sehr schwer vorstellen kann, ist ein Vergleich zur weiblichen Eizelle hierbei von Nutzen. Diese ist mit ca. 120-150 Mikrometern etwa doppelt so groß wie ein männliches Spermium

Wie hoch ist die Spermienanzahl?

Bei der Spermienanzahl orientiert man sich heute an den Richtwerten der WHO (Weltgesundheitsorganisation).
Hier ist eine Mindestanzahl von über 15 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat der Normwert.

Die Anzahl an Spermien pro Milliliter Ejakulat kann jedoch bis 150 Millionen reichen.

Eine Ejakulation besteht in der Regel aus 2 bis 6 Milliliter Sperma, was laut WHO zu einer Gesamtspermienanzahl von mindestens 39 Millionen Spermien pro Ejakulation führt.

Überlebensdauer der Spermien

Bei der Überlebensdauer der Spermien kommt es darauf an, an welchem Ort diese gemessen wird. Man unterscheidet hierbei die Lebensdauer von Spermien im männlichen Hoden, die Überlebensdauer in den weiblichen Geschlechtsorganen und die Überlebensdauer an der Luft.

Nachdem die Spermien im Hodengewebe herangereift sind und ihre Entwicklung dort abgeschlossen ist, beträgt ihre Überlebensdauer hier bis zu einem Monat. Während der Ejakulation erreichen die Spermien die männliche Harn-Samen-Röhre über den Samenleiter.

Nach der Ejakulation schwimmen die Spermien in der Spermienflüssigkeit; diese schützt sie vor Umwelteinflüssen.
Innerhalb der weiblichen Geschlechtsorgane beträgt die Überlebensdauer der Spermien im Durchschnitt drei bis fünf Tage. In einigen Fällen kann die Überlebensdauer der Spermien sogar knapp sieben Tage betragen.

Überlebensdauer von Spermien an der Luft

Die Überlebensdauer der Spermien an der Luft ist deutlich geringer als in den weiblichen Geschlechtsorganen. Spermien sind gegenüber der Umwelt sehr empfindlich und wenig überlebensfähig. Durch die Spermienflüssigkeit werden sie einige Zeit lang geschützt. An der Luft vertrocknet diese Flüssigkeit aber, sodass die Spermien letztendlich ihren Schutz verlieren und dadurch absterben. Die Überlebensdauer der Spermien an der Luft hängt daher davon ab, wann das Ejakulat abgetrocknet ist. Je nach Menge kann dies einige Minuten bis einige Stunden dauern.

Sind Spermien im Lusttropfen?

Der Lusttropfen ist ein Sekret der Bulbourethraldrüse (Cowper-Drüse) des Mannes. Der Lusttropfen wird bei sexueller Erregung aus der Harnröhre ausgestoßen und hat eine reinigende Funktion auf die Harnröhre.
Der pH-Wert der Harnröhre wird dadurch erhöht, das Milieu wird also alkalischer, was die Überlebenschancen der Spermien steigert.

Eine zusätzliche Funktion des Lusttropfens ist die befeuchtende Wirkung. Man könnte ihn also als körpereigenes Gleitmittel bezeichnen.

Entgegen der früheren Meinung wurde in einer Studie 2011 gezeigt, dass durchaus Spermien im Lusttropfen enthalten sind, selbst, wenn der Mann zwischen der letzten Ejakulation und dem Austritt des Lusttropfens urinierte. Früher ging man davon aus, dass beim Urinieren die in der Harnröhre verbliebenen Spermien beseitigt würden.

Dementsprechend kann es laut heutigem Wissensstand auch ohne Ejakulation, nur durch den Lusttropfen, zu der Übertragung von Spermien kommen. Damit ist folglich auch eine Befruchtung möglich.

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Was ist ein Spermiogramm?

Ein Spermiogramm ist die medizinischen Analyse und Auswertung des männlichen Ejakulats. Hierbei werden die Spermien hinsichtlich der Zeugungsfähigkeit analysiert. Ein Spermiogramm wird häufig bei einem unerfüllten Kinderwunsch angewendet, um zu überprüfen, ob der Mann zeugungsunfähig ist.

Alternativ dient das Spermiogramm der Kontrolle einer Vasektomie (Durchtrennung des Samenleiters), um festzustellen, ob der Mann noch zeugungsfähig ist oder weitere Interventionen notwendig sind.
Nach zwei bis drei Tagen Enthaltsamkeit wird eine Spermaprobe durch Masturbation erlangt. Diese verflüssigt sich nach kurzer Zeit und wird anschließend analysiert.

Bei einem Spermiogramm wird das Ejakulat mikroskopisch hinsichtlich der:

  • Beweglichkeit,
  • Form,
  • Anzahl
  • und Vitalität (Anteil lebender Spermien im Ejakulat) der Spermien untersucht.

Außerdem wird mithilfe einer Laboranalyse die Spermaprobe untersucht.
Hierbei sind z.B.

  • der pH-Wert (Säuregehalt),
  • die Zähflüssigkeit (Viskosität),
  • der Fructosegehalt (Fruchtzucker - Energiequelle der Spermien)
  • und die Leukozytenzahl (Abwehrzellen des Immunsystems) zu untersuchen.

Mithilfe des Befundes kann daraufhin entschieden werden, ob bei bestehendem Kinderwunsch eine künstliche Befruchtung notwendig ist. Alternativ kann man mit einfachen Umstellungen der Ernährung oder Alltagsgewohnheiten (Vermeidung von Hitze/mechanischer Beanspruchung) eine Verbesserung der Spermienqualität und -quantität bewirken.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Spermiogramm

Alkohol und Fruchtbarkeit

Alkohol ist ein bekanntes Zellgift, das auf viele Organe des menschlichen Körpers einen schädigenden Einfluss hat. Da spielt natürlich auch der Zusammenhang von Alkohol mit der Fruchtbarkeit der Spermien eine entscheidende Rolle. Im Allgemeinen kann man sagen, dass ein gemäßigter Alkoholkonsum nicht schädlich in Bezug auf die Spermienqualität und Fruchtbarkeit ist.
Eine Studie konnte zeigen, dass ein erhöhter Alkoholkonsum mit einer erniedrigten Spermienanzahl im Ejakulat einhergeht. Gleichzeitig kommt es zu einem Qualitätsverlust der Spermien. Auch die Zahl der funktionsfähigen, also die fortpflanzungsfähigen Spermien, wird durch einen erhöhten Alkoholkonsum vermindert. Häufig geht ein erhöhter Alkoholkonsum aber auch generell mit einem tendenziell ungesunden Lebensstil einher, sodass häufig nicht genau abgegrenzt werden kann, welche Ursache genau für welche Folge verantwortlich ist.

Können Medikamente die Spermienqualität beeinflussen?

Die Spermienproduktion ist ein empfindlicher Vorgang, welcher für mehrere Störquellen anfällig ist.
Neben Temperatur und Nikotin können auch Medikamente die Spermienqualität negativ beeinflussen.

Vor allem anabole Steroide, welche beispielsweise zum Muskelaufbau oder als Haarwuchsmittel verwendet werden, können die körpereigene Testosteronproduktion so weit zurückfahren, dass die Spermienentwicklung gestört wird. Auch Antidepressiva können die Spermienproduktion einschränken.

Unter Medikamenten, welche die Spermienqualität positiv beeinflussen, sind vor allem Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin und Zink zu nennen. Jedoch gibt es zu dem Thema bisher wenige Studien.
Somit ist ein positiver Efffekt bisher nur zu vermuten.

Beeinflussen Antibiotika die Spermienqualität?

Zwischen den gebräuchlichen Antibiotika gibt es auch Präparate, welche die Spermienqualität beeinflussen können. Beispielsweise bei den Antibiotika der Familie der Nitrofurane (z.B. Nitrofurazon) wurde festgestellt, dass sie negative Auswirkungen auf die Spermienanzahl und -qualität haben können.
Auch Makrolidantibiotika (z.B. Erythromycin) sollen beschriebene Nebenwirkungen aufweisen. Hierbei ist es hilfreich, die Nebenwirkungen, welche in der Verpackungsbeilage abgegeben werden, zu überprüfen.

Die Beeinflussung der Spermienqualität ist von Medikament zu Medikament unterschiedlich und sollte jeweils individuell abgeklärt werden.

Wie kann man Spermienqualität verbessern?

Im Rahmen der Familienplanung kommt es bei einigen Paaren zu einem vergeblichen Versuch schwanger zu werden. Dies kann mehrere Ursachen haben. Eine mögliche Ursache davon ist zum Beispiel eine reduzierte Spermienqualität.
Diese können in ihrer Anzahl vermindert sein, zu unbeweglich bis gänzlich unbeweglich oder auch einfach zu langsam sein. Ein Test zur Feststellung der Qulität und Quantität der Spermien ist das sogenannte Spermiogramm. Für das Paar stellt sich daher häufig die Frage, ob und wie man die Spermienqualität verbessern kann. Sollten die Spermien zu langsam sein gibt es einige Tipps, wie man diese verbessern kann:

Prinzipiell lässt sich hierbei eine gesunde Lebensweise nennen. Diese ist so gut wie bei allen Erkrankungen ein entscheidender Faktor. Sie spielt daher auch bei der Verbesserung der Spermienqualität eine wichtige Rolle.
Das Rauchen sollte hierbei strikt unterbleiben. Alkohol darf zwar getrunken werden, jedoch nur in Maßen und nicht regelmäßig. Außerdem sollte der betroffene Mann auf eine gesunde Ernährung achten. Hierzu zählt der Verzehr von Obst und Gemüse. Insbesondere sind einige Vitamine und Nährstoffe wichtig, um die Spermienqualität zu verbessern und sollten daher in ausreichendem Maße konsumiert werden. Gerade Zink wird immer wieder im Zusammenhang der Verbesserung von Spermien genannt. Zink kann beispielsweise auch regelmäßig als Nahrungsergänzungsmittel vom Mann eingenommen werden. Auch Vitamin E soll eine bedeutende Rolle spielen, wie man die Qualität von Spermien verbessern kann. Bei einer reduzierten Spermienqualität kann ebenso das Essen von Nüssen eine Verbesserung bringen. Wichtig ist außerdem, dass man auf sein Gewicht und seinen BMI(Body-Mass-Index) achtet. Dieser sollte weder zu niedrig noch zu hoch sein. Man sollte daher weder an Untergewicht noch an Übergewicht leiden. Auch regelmäßiger Sport kann die Spermienqualität verbessern. Allerdings sollte man es nicht übertreiben und Leistungssport betreiben, denn Leistungssport wiederum kann die Spermienqualität reduzieren. Gleichzeitig sollt man das Einnehmen von Anabolika zum Muskelaufbau unbedingt unterlassen, denn dieses reduziert und beeinflusst die Spermienqualität sehr. Das betroffene Paar sollte auf ein reges Sexualleben achten. Dieses reduziert zwar die Menge an Spermien und Spermienflüssigkeit sowie die Konzentration der Samenzellen im Sekret, gleichzeitig verbessert es aber sowohl die Qualität als auch die Beweglichkeit der Samenzellen.

Schließlich ist auch noch die Temperatur der Hoden zu nennen. Eine erhöhte Hodentemperatur führt nämlich auch zu einem Temperaturanstieg der Spermien. Diese brauchen jedoch eine gewissen Kälte, um überleben zu können und nicht abzusterben. Daher sollten eine Dinge vermieden werden, die die Temperatur des Hodens erhöhen können.
Der Mann sollte auf häufige Saunagänge verzichten, im Auto sollte die Sitzheizung nicht die ganze Zeit über laufen, aber auch der Computer auf dem Schoß kann die Temperatur ansteigen lassen.

Durch all diese Tipps können zu langsame Spermien schneller werden. Sollte dies immer noch keinen Erfolg bringen, dann hilft häufig nur eine künstliche Befruchtung.

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Spermien und Wehen auslösen - welchen Zusammenhang gibt es?

Der Zusammenhang zwischen Spermien und dem Auslösen von Wehen ist momentan noch zu unzureichend erforscht, um eine klare Antwort darauf zu geben.

Der angenommene Zusammenhang besteht darin, dass Sperma zu einem gewissen Teil aus Prostaglandinen besteht.
Prostaglandine sind Gewebshormone, welche im gesamten Körper vorkommen und auch bei Entzündungen, Schmerzempfinden und Blutgerinnung mitwirken.

Man schreibt Prostaglandinen auch eine Stimulation von glatter Muskulatur, welche auch im Uterus vorkommt, zu. Dementsprechend werden prostaglandinähnliche Substanzen (wie Dinoproston®) in der Geburtshilfe zur Auslösung der Wehen verwendet.

Ob die Konzentration des Prostaglandins im Sperma ausreicht, um Wehen auszulösen, ist fraglich. Es wird außerdem angenommen, dass Prostaglandine die Befruchtung positiv beeinflussen, indem sie die Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut steigern.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wehen auslösen

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Spermien:

Eine Übersicht aller Informationen finden Sie unter Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.10.2016 - Letzte Änderung: 25.07.2023