Hypnosetherapie

Was ist Hypnosetherapie?

Der Begriff der Hypnose leitet sich vom griechischen Wort „hypnos“ ab, was "Schlaf" bedeutet. Bei einer Hypnose handelt es sich jedoch nicht einfach um den Zustand des Schlafens, sondern vielmehr einen geistigen Zustand, der zwischen dem Schlaf- und Wachbewusstsein liegt. Dieser Bewusstseinszustand, auch „Trance“ genannt, ermöglicht eine fokussiertere Wahrnehmung und Empfindungen.

Doch auch die Kreativität und das Vorstellungsvermögen sind deutlich gesteigert, was dazu führt, dass man sich vergangene Situationen besser vor dem geistigen Auge hervorrufen kann und Ideen oder Gedanken fokussierter betrachten kann. Man spricht hierbei auch von einer kanalisierten Wahrnehmung.

Der beschriebene Zustand wird von allen Menschen täglich erreicht, wenn sie beispielsweise morgens aufstehen oder konzentriert arbeiten. Ziel einer Hypnosetherapie ist es, diese Alltagstrance zu fördern und zu intensivieren, was zu einer körperlichen und geistigen Beruhigung führt.

Diese Effekte können durch technische Verfahren nachgewiesen werden. So zeigt das Elektroenzephalogramm (EEG) typische Alphawellen (8-14 Hz), der Muskeltonus nimmt ab und der Blutdruck und die Herzfrequenz sinken. Die Hypnosetherapie ist hierbei klar von anderen Formen der Hypnose zu differenzieren.

Zudem ist bekannt, dass Hypnose nur dann eine Wirkung zeigen kann, sofern die zu behandelnde Person an die Methode glaubt und offen für diese ist, da man sonst nicht zulässt in den Zustand der „Trance“ zu geraten.

Indikationen für eine Hypnosetherapie

Der Indikationsbereich der Hypnosetherapie ist sehr weit gefächert und umfasst neben psychischen und psychosomatischen Erkrankungen auch die Therapie chronischer Schmerzen. Zu den psychischen Erkrankungen gehören hier vor allem die affektiven Störungen, wie eine Depression oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Angststörungen.

Ein weiteres großes Einsatzfeld der Hypnosetherapie stellt die Suchttherapie dar. Zahlreiche Studien konnten einen Effekt dieser Therapie bei Spielsucht und Drogensucht nachweisen. Hierbei konnte vor allem ein positiver Effekt bei der Raucherentwöhnung festgestellt werden. Doch auch psychosomatische Erkrankungen wie ein Reizdarm sind einer Hypnosetherapie zugänglich.

Zudem findet die Hypnosetherapie in neueren Therapiestrategien gegen chronischen Schmerz oder Kopfschmerzen immer häufiger ihren Platz. Berichte deuten weiterhin darauf hin, dass die Anwendung von Hypnose auch bei funktionellen Beschwerden wirksam sein kann. Hierzu zählen Schluckstörungen oder Sprachstörungen, wie Stottern.

Wie finde ich den richtigen Therapeuten?

Grundsätzlich gilt, dass man eine Hypnosetherapie nur bei Fachpersonal durchführen lassen sollte, die hierfür eine umfangreiche Weiterbildung gemacht haben. Um den nächstgelegenen Hypnotherapeuten in ihrer Gegend zu finden, empfiehlt sich der Besuch der Website der „Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie“. Hier findet man eine Liste mit allen von der Gesellschaft zertifizierten Psychologen und Ärzten.

Wichtig für den Effekt der Therapie ist vor allem eine gute und vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Patienten und dem Hypnotherapeuten. Diese wird in zahlreichen Gesprächen aufgebaut und es erfolgt zunächst eine genauere Besprechung der vorliegenden Problematik. Hat man nicht das Gefühl, eine vertrauensvolle Beziehung mit dem Therapeuten aufbauen zu können, sollte überlegt werden diesen zu wechseln.

Was zahlt die Krankenkasse für eine Hypnosetherapie?

Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass die gesetzlichen Krankenkassen nur in Ausnahmefällen die Kosten für eine Hypnosetherapie übernehmen. Da, je nach Behandlung, die Kosten für eine einzelne Behandlung zwischen 80€ und 120€ liegen können, sollte somit vor der Durchführung Kontakt mit der Krankenkasse aufgenommen werden.

Zu den seltenen Ausnahmen dieser Regelungen zählen beispielsweise Patienten, denen von psychiatrischer Seite eine Angst vor dem Zahnarzt nachgewiesen wurde. In einem solchen Fall kann es sein, dass die Krankenkasse die Therapie zahlt, um eine Behandlung beim Zahnarzt zu ermöglichen.

Weitere einzelne Fälle betreffen Anträge bei denen die Hypnosetherapie im Rahmen einer Schmerztherapie stattfindet oder in der Behandlung einer Depression oder Angststörung, sofern die Hypnotherapie in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie steht. Die Regelungen bei privaten Krankenversicherungen sind abhängig von der jeweiligen Versicherung.

Es erfolgt häufiger eine ganze oder teilweise Übernahme der Kosten. Dies ist vor allem der Fall sofern eine Zusatzversicherung für Heilpraktiker abgeschlossen wurde. Doch auch in diesem Fall sollte am besten der Kontakt mit der jeweiligen Krankenkasse gesucht werden.

Wie sind die Aussichten beim Abnehmen zu bewerten?

Die Anwendung von Hypnosetherapie bei der Reduktion des Körpergewichts findet immer häufiger statt. Neben den Slogans des „stressfreien Abnehmens“ sind es jedoch auch die guten Studienergebnisse, die zu dieser Entwicklung führen. In zahlreichen Studien konnte eine Wirkung der Hypnosetherapie beim Abnehmen festgestellt.

Diese zielt hierbei vor allem auf die Veränderung von Verhaltensmustern und der Empfindungen ab, sodass beispielsweise der Geruch von fettigem Essen nicht mehr als schmackhaft empfunden wird. Wichtig ist jedoch, dass die Hypnotherapie zusätzlich zu einer Diät durchgeführt wird, da nur diese letztendlich eine Gewichtsreduktion bewirken kann.

Ziel ist jedoch diese zu erleichtern und durch die Veränderung der grundlegenden Verhaltensmuster eine langfristigere Wirkung erzielen zu können.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Abnehmen mit Hypnose

Wie sind die Aussichten bei Depression zu bewerten?

Einige neuere Studien konnten einen positiven Effekt von Hypnotherapie in der Behandlung von Depressionen zeigen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass diese mit einer Verhaltenstherapie verbunden ist. Die positiven Ergebnisse dieser Studien haben sogar bereits zu einer teilweisen Übernahme der Behandlungskosten seitens der gesetzlichen Krankenkassen geführt.

Im Rahmen der Therapie einer Depression gibt es zahlreiche verschiedene Methoden der Hypnose, die zur Anwendung kommen können. Hierzu zählen beispielsweise die suggestive Hypnotherapie, eine positive Visualisierung oder die Hypnoanalyse, die ursachenorientiert vorgeht.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Therapie der Depression

Wie läuft eine Hypnosetherapie ab?

Grundsätzlich sollte vor jeder Hypnosetherapie ein Gespräch erfolgen. In diesem geht es vor allem über die vorliegende Problematik des Patienten und einen Vertrauensaufbau zwischen Patient und Therapeut. Am Anfang der eigentlichen Hypnotherapie wird zunächst der „Trancezustand“ des Patienten angestrebt. Hierbei gibt es verschiedene Methoden, die innerhalb weniger Sekunden (Schnellinduktion) oder durch ein langsames Hinführen zum gewünschten Bewusstseinszustand führen.

Anschließend erfolgt eine Kontrolle der Trancetiefe. Auch hierzu gibt es zahlreiche Methoden, wie beispielsweise dem Herbeiführen einer Starre des Arms (Katalepsie). Nach dieser Einleitung erfolgt nun die eigentliche Hypnotherapie, die je nach angewandter Technik sehr variieren kann. Sie reichen von suggestiven Methoden bis hin zur Hypnoanalytik, deren Fokus auf der Suche nach der zugrundeliegenden Ursache der Problematik des Patienten liegt.

Am Ende jeder Hypnotherapie erfolgt die sogenannte „Ausleitung“ aus dem Trancezustand mittels gezielter suggestiver Verfahren.

Welche Risiken bestehen bei einer Hypnotherapie?

Inwiefern die Anwendung von Hypnose zu therapeutischen Zwecken Nebenwirkungen oder gar Risiken birgt, wird aktuell kontrovers diskutiert. Bekannt ist, dass infolge der Hypnotherapie Verwirrung, schwere Träume, Übelkeit oder sexuelle Probleme auftreten können. Die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen bzw. Risiken ist jedoch vergleichbar mit denen anderer Entspannungsübungen oder verschiedener Formen der Psychotherapie.

Der Anteil von Patienten mit leichten Nebeneffekten der Behandlung liegt bei ca. 15%, wohingegen der Anteil mit schwereren Beeinträchtigungen bei lediglich 2% liegt. Darüber hinaus besteht bei der Hypnotherapie, je nach angewandter Form, das Risiko einer Re-traumatisierung, da frühere Erfahrungen, wie beispielsweise eine Misshandlung, wieder bewusst werden können.

Somit sollte vor der Anwendung einer Hypnose ein gründliches Anamnesegespräch geführt werden, um solche Risiken zu thematisieren. Bekannt ist weiterhin, dass die Rate von Nebenwirkungen und Risiken bei der Showhypnose deutlich höher liegt.

Was sind die Aussichten bei Raucherentwöhnung?

Die Erfolgsquoten der Raucherentwöhnung durch die eine Hypnotherapie variieren je nach Quelle zwischen 30% und 90%. Seriöse Quellen gehen meist von einer moderaten Erfolgsrate von ca. 50% aus, sofern die Hypnose als Einzeltherapie angewandt und nicht mit anderen Verfahren kombiniert wird.

Grundlage jeder Raucherentwöhnung ist auch hier eine innere Motivation und die Bereitschaft mit dem Rauchen aufhören zu wollen. Ist diese Prämisse nicht gegeben, kann auch keine Hypnotherapie helfen. Somit erfolgt am Anfang einer möglichen Hypnotherapie zunächst die Erfragung der Motivation des Patienten.

Die eigentliche Hypnotherapie hat hierbei das Ziel, die Einstellung bezüglich des Rauchens zu verändern. So wird vermittelt, dass man dem Rauchen gleichgültig gegenübersteht und sich auch ohne Zigaretten entspannen könne.

Vor der Anwendung einer Hypnotherapie sollte jedoch bereits ein selbstständiger Versuch der Entwöhnung stattgefunden haben, da diese selbst bereits passable Erfolgsquoten aufweist und man sich seiner inneren Bereitschaft und Motivation deutlicher bewusst wird.

Wie sind die Aussichten bei einer Angststörung zu bewerten?

Die Hypnosetherapie erlangte in den letzten Jahren einen immer größer werdenden Stellenwert in der Behandlung von schweren Angststörungen. Angststörungen können sehr unterschiedliche Ausmaße und Formen annehmen und sind mit der Depression eine der häufigsten Vorstellungsgründe in einer psychotherapeutischen Praxis.

Da schwere Angststörungen durch Verhaltenstherapien nicht immer ausreichend therapiert werden können, wird bei diesen mittlerweile immer häufiger eine Kombination mit Hypnotherapie eingesetzt und wird in einigen Fällen sogar von der Krankenkasse übernommen.

Der Effekt der Hypnotherapie im Kontext der Angststörungen ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Angststörungen häufig auf Traumata aus der frühen Kindheit basieren, die später nur noch unterbewusst vorhanden sind. Durch eine Hypnotherapie können diese Erfahrungen wieder ins Bewusstsein gerufen und damit verarbeitet werden, im Sinne einer „Neutralisierung“.

Welche Qualifikation braucht der Therapeut?

Da die unsachgemäße Anwendung von Hypnose auch Nebenwirkungen und Risiken birgt, wird dazu geraten lediglich Ärzte oder Psychologen/Psychotherapeuten aufzusuchen, die hierzu eine Weiterbildung besucht haben und von der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie zertifiziert sind.

Eine Liste aller von dieser Gesellschaft zugelassenen Hypnotherapeuten ist im Internet zu finden. Neben dieser Weiterbildung gilt somit, dass der behandelnde Therapeut eine Grundausbildung in den Heilberufen der Medizin oder Psychologie vorweisen sollte, um über ausreichend Kenntnisse über die Krankheitsbilder und deren Diagnostik zu verfügen.

An welchen Arzt muss ich mich wenden?

Da Hypnotherapie in den meisten Fällen von Psychologen oder Psychotherapeuten durchgeführt werden, kann man diese selbst kontaktieren oder den Weg über den Hausarzt oder den Psychiater gehen. Letztere können bei anerkannter medizinischer Indikation, wie beispielsweise einer Angststörung, eine Überweisung ausstellen, die dann in manchen Fällen zu einer Übernahme der Kosten durch die Kasse führen kann.

In den meisten Fällen ist jedoch mit einer privaten Übernahme der anfallenden Kosten zu rechnen.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema Hypnosetherapie finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.02.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021