Nebenhodenzyste

Als Nebenhodenzyste oder Spermatozele bezeichnet man eine Flüssigkeitsansammlung des Nebenhodens, die durch eine Abflussbehinderung der Samenflüssigkeit entsteht (=Retentionszyste). Durch die Aufstauung kommt es hierbei zu einer Aufweitung des Samenstrangs.
Zu Beginn ist die Zyste meist nur etwa stecknadelkopfgroß und lässt sich in der körperlichen Untersuchung kaum tasten. Je nach Ausmaß der Abflussbehinderung kann die Zyste jedoch aufgrund der zunehmenden Flüssigkeitsaufstauung wachsen.
Sofern nur ein Nebenhoden betroffen ist, kommt es bei einer Spermatozele in der Regel nicht zu einer Infertilität (Unfruchtbarkeit). Eine Therapie ist deshalb nicht dringend indiziert und wird meist aufgrund von Patientenwünschen durchgeführt. Es muss jedoch in jedem Fall eine ausführliche Diagnostik stattfinden, um mögliche Differentialdiagnosen, wie einen Hodentumor, auszuschließen.

Welche Ursachen gibt es für Nebenhodenzysten?

Die Ursache von Nebenehodenzysten ist eine nachgeschaltete Abflussstörung der Samenflüssigkeit durch eine Einengung des Samenstrangs. Dadurch wird vermehrt Flüssigkeit zurückgehalten, die Druck aufbaut und letztendlich zu einer Aussackung des Samenstrangs führt. Diese Aussackung kann im Verlauf anwachsen.
Ein Grund für Einengungen des Samenstrangs können Verwachsungen nach entzündlichen Prozessen, zum Beispiel durch Infektionskrankheiten, sein.
Möglich ist außerdem die Kompression des Samenleiters durch eine Prostatavergrößerung oder Tumore.
Weiterhin können Spermatozelen nach durchgeführter Vasektomie, also der Durchtrennung des Samenleiters, auftreten.
Nicht selten sind Nebenhodenzysten jedoch auch angeboren.

An welchen Symptomen erkenne ich eine Nebenhodenzyste?

Nebenhodenzysten bereiten in den meisten Fällen keine Symptome, wie Infertilität oder Schmerzen. Es kann jedoch bei zunehmenden Größenzuwachs zu einer Kompression umliegender Strukturen kommen.
Häufig tasten Betroffene selbst die Raumforderung und stellen sich ärztlich vor, um mögliche anderen Ursachen, wie einen Hodentumor, auszuschließen. Durch die Asymptomatik dieses Befundes kann dieser meist gut von anderen Diagnosen unterschieden werden.

Was sind die alternativen Diagnosen?

Bei Erstdiagnose einer Raumforderung des Hodens müssen mehrere Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden.

Hierzu gehören unter anderem sogenannte Hydrozelen. Bei diesen kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung um den Hoden herum, die auf einer angeborenen Verbindung zum Bauchraum oder Entzündungen beruhen kann. Hydrozelen stellen die häufigste gutartige Raumforderung des Hodens dar.

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Weiterhin müssen in der Diagnostik mögliche bösartige Raumforderungen ausgeschlossen werden, die meist vom Hoden ausgehen. Die Tumore des Hodens sind dabei vor allem Keimzelltumore. Ähnlich wie die Spermatozele sind sie meist durch eine schmerzlose Raumforderung gekennzeichnet. Geeignetes Mittel zur Differenzierung der Diagnosen stellt hierbei der Ultraschall der Hoden dar, mit dem eine genaue Beurteilung der strukturellen Veränderungen durchgeführt werden kann.

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Wie wird eine Nebenhodenzyste behandelt?

Da Nebenhodenzysten in der Regel nicht symptomatisch sind, ist in den meisten Fällen keine Therapie indiziert.
Handelt es sich hingegen um eine große Spermatozele oder eine schnell wachsende Zyste kann ein operatives Vorgehen mit Zystenentfernung nötig sein. Dies ist insbesondere der Fall, wenn es zu funktionellen Schwierigkeiten beim Sitzen oder Laufen kommt.  Diese Operation beinhaltet die Entfernung des Hodens samt Nebenhoden, was zu einer einseitigen Infertilität  (Unfruchtbarkeit) führt. Bei noch bestehendem Kinderwunsch wird daher meist von einer Operation abgeraten.

Wie ist die Prognose?

Die Prognose von Nebenhodenzysten (Spermatozelen) ist im Allgemeinen sehr gut, da sie keine Symptome hervorrufen und nur selten therapiert werden müssen. Im Falle einer Operationsindikation wird ein kleiner operativer Eingriff durchgeführt und der betroffene Hoden entfernt. Patienten müssen hierbei meist nur wenige Tage im Krankenhaus verbringen. Durch die vollständige Entfernung des Hodens besteht kein Wiederholungsrisiko.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.02.2020 - Letzte Änderung: 22.10.2021