Palliativmedizin

Was ist das?

Das Ziel der Palliativmedizin liegt nicht in der Heilung einer schweren Erkrankung und auch nicht auf der Lebenserhaltung- oder verlängerung. Stattdessen ist das Ziel der Palliativmedizin das, mit einer chronisch fortschreitenden und in kurzer Zeit (in der Regel weniger als ein Jahr) tödlichen Krankheit einhergehende, Leiden zu lindern. Der Tod und die Sterbephase werden als Teil des Lebens angenommen, der Tod wird weder beschleunigt noch hinausgezögert.

Das Ziel ist es, die Lebensqualität des todkranken Patienten zu verbessern und zu ermöglichen, dass das Leben so aktiv wie möglich gestaltet werden kann. Die Linderung von Schmerzen und anderen Krankheitssymptomen steht im Vordergrund, zusätzlich werden psychische, soziale und spirituelle Bedürfnisse des Patienten in die Behandlung integriert. Dies geschieht zum Beispiel durch die Unterstützung des Ärzte- und Pflege-Teams durch Seelsorger oder Geistliche. In der Palliativmedizin soll auch die Lebensqualität der Angehörigen verbessert werden, indem sie Beratung erhalten und Unterstützung erfahren.

Palliativmedizin zu Hause

Viele schwerstkranke Patienten hegen den Wunsch, die letzte Phase ihres Lebens zu Hause gemeinsam mit der engsten Familie zu verbringen. Um diesen Wunsch erfüllen zu können, ist es notwendig, dass die Familie bei der Pflege des Kranken helfen möchte und dies auch im erforderlichen Maße tun kann. Unterstützung durch den Hausarzt und einen ambulanten Pflegedienst ist ebenfalls nötig, bestenfalls bringen sie auch Erfahrung in der Betreuung sterbender Patienten mit und sind auch im Notfall kurzfristig erreichbar. Je nach Pflegebedürftigkeit des Patienten erfolgt die Eingruppierung in einen Pflegegrad, nach dem sich dann die finanzielle Unterstützung der Krankenkassen für den Pflegedienst richtet. Manche Hausärzte haben die Zusatzqualifikation „Palliativmedizin“ durch Fortbildungen erworben und können eine palliativmedizinische Versorgung leisten.

In manchen Ortschaften und Gemeinden existieren auch „Palliativ-Teams“, die sich um die medizinische Versorgung palliativer Patienten kümmern. Bevor eine palliativmedizinische Behandlung zuhause stattfindet, sollten wichtige Eckpunkte besprochen werden: Wie ist das generelle Vorgehen geplant? Wie soll in möglichen Notfallsituationen verfahren werden? Welche (Notfall-)Medikamente erhält der Patient? Dieser Patientenwille wird in einem Behandlungsplan festgehalten und bietet auch kurzfristig hinzugezogenen Ärzten (Vertretung des Hausarztes, Notarzt etc.) einen schnellen Überblick über die Situation des Patienten.

Palliativmedizin im Krankenhaus

Die beste Möglichkeit für eine Behandlung mittels Palliativmedizin im Krankenhaus bietet sich auf einer speziellen Palliativstation. Besonderheiten der Palliativstation sind die kleinere Bettenanzahl und die bessere Ausstattung mit Ärzten und Pflegepersonal. Die Aufnahme auf die Palliativstation ist möglich, wenn der/die PatientIn an einer unheilbaren Krankheit leidet, die in absehbarer Zeit zum Tod führen wird und aktuell unter erheblichen Symptomen und Einschränkungen der Lebensqualität durch die körperliche Situation leidet. Die PatientInnen müssen damit einverstanden sein, dass sie nicht mehr mit dem Ziel der Lebensverlängerung behandelt werden. Das Hauptziel der palliativmedizinischen Behandlung im Krankenhaus ist die Kontrolle und Linderung von Symptomen der Erkrankung. Langzeitbehandlungen sind nicht möglich, es wird angestrebt, die Patienten wieder nach Hause oder zum Beispiel in ein Hospiz zu entlassen.

Die Aufnahme auf die Palliativstation geschieht durch die Krankenhauseinweisung des Hausarztes, die Kosten werden von der jeweiligen Krankenkasse getragen. Aber auch auf einer „normalen“ Krankenhausstation ist eine palliativmedizinische Behandlung möglich: Ein speziell geschultes Team, bestehend aus Ärzten, Pflegern und anderen Berufsgruppen (z.B. Seelsorge, Physiotherapeut, Sozialarbeiter etc.) unterstützt das Stationsteam bei der Betreuung der todkranken Patienten.

Palliativmedizin im Hospiz

Das Ziel der Hospizbewegung ist, genauso wie das Ziel der Palliativmedizin, die umfassende Betreuung todkranker und sterbender Patienten in der letzen Phase der Erkrankung und der Erhalt der höchstmöglichen Lebensqualität. Hospize können stationär (mit Übernachtung) oder ambulant (als eine Art Tagesklinik) organisiert sein und arbeiten sehr eng mit palliativmedizinischen Einrichtungen und Ärzten (z.B. in Palliativmedizin geschulte Hausärzte) zusammen, die das Hospizteam durch regelmäßige Hausbesuche unterstützen. Sie sind es auch, die den palliativmedizinischen Behandlungsplan festlegen und mit den Patienten und deren Angehörigen besprechen. Die Zimmer im Hospiz sind hell und freundlich gestaltet und eventuell auch mit Garten ausgestattet. Das Team besteht aus geschulten Pflegekräften und ehrenamtlichen Hospizhelfern, die ebenfalls eine spezielle Schulung absolviert haben. Der Tagesablauf im Hospiz folgt keinem festgeschriebenem Rhythmus, sondern es wird versucht, sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner zu orientieren. Ziel der Hospizbetreuung ist es, die Würde des sterbenden Patienten zu wahren und durch einen offenen Umgang mit den Themen „Sterben“ und Tod“ das Sterben als Teil des Lebens anzuerkennen und so den Sterbeprozess zu bewältigen.

Wer trägt die Kosten für die Palliativmedizin?

Der Aufenthalt auf einer Palliativstation wird komplett von der Krankenkasse bezahlt. Entscheidet sich der Patient gemeinsam mit seiner Familie für den Aufenthalt in einem stationärem oder ambulanten Hospiz, übernimmt die Pflegekasse je nach Höhe des Pflegegrades einen Teil der Kosten. Die Krankenkasse beteiligt sich ebenfalls an den Kosten, abhängig vom Pflegegrad und Dauer des Hospizaufenthaltes. Der Restbetrag muss durch eine Eigenbeteiligung gedeckt werden. Viele Hospize erhalten zusätzlich Spenden oder kirchliche Mittel, um die Eigenbeteiligung für die Patienten möglichst gering zu halten. Wird der Patient zuhause gepflegt und regelmäßig vom Hausarzt oder einem Palliativ-Team besucht, werden die Kosten für diese palliativmedizinischen Besuche komplett von der Krankenkasse übernommen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.07.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023