Rehabilitation nach einer Knieprothese

Einleitung - Warum braucht man nach einer Knieprothese eine Reha?

Nach dem Einbau einer Knieprothese ist das Knie nicht sofort wieder voll belastbar. Und auch in den weiteren Wochen benötigt es eine professionelle Betreuung beim langsamen Aufbau der Muskulatur und der Steigerung der Belastung des Gelenkes und der Prothese. In der Reha sind dafür von pflegerischer, physiotherapeutischer, ergotherapeutischer und ärztlicher Seite, Personen vorhanden, die auf die Phase nach der Operation spezialisiert bzw. trainiert sind, und genau wissen, welche Aktivitäten und Übungen erlaubt sind, und was besser noch vermieden werden sollte. Wenn auf eine Reha verzichtet wird, besteht die Gefahr, dass durch Über- und Fehlbelastungen die Knieprothese instabil wird und eine erneute Operation ansteht.

Welche Formen gibt es?

Die Rehabilitation nach einer Knieprothese kann in unterschiedlichen Szenarien stattfinden. Sie kann in vollstationärer, teilstationärer und auch ambulanter Form ablaufen. Den Ort der Reha kann der Patient in einem begrenzten Rahmen mitbestimmen. Meist wird die Reha schon in der Klinik beantragt und der Sozialdienst bespricht mit dem Ärzteteam und dem Patienten, sowie gegebenenfalls dessen Angehörigen, welche Form der Reha gewünscht oder empfohlen ist. Im Zuge der Beantragung bei der Renten- oder Krankenversicherung werden von diesen Vorschlägen für Einrichtungen vorgegeben, aus denen der Patient meist aussuchen kann. Viele Kliniken haben auch eine Reha-Abteilung angeschlossen in die der Patient nach der Operation weitergeleitet wird. Andere Kliniken haben zum Beispiel auch Kooperationen mit Reha Kliniken.

Wenn die Reha vollstationär abläuft, dann befindet sich der Patient für meist 3- 4 Wochen in einer Reha-Klinik in der er für die Zeit auch in einem Zimmer wohnt.
Bei einer teilstationären Variante wohnen die Patienten zuhause, kommen aber jeden Tag morgens in die Klinik und gehen abends wieder nach Hause. Über den Tag nehmen sie am normalen Reha-Alltag der Klinik teil.
Bei einer ambulanten Form der Reha läuft es quasi genauso ab, wie bei einer teilstationären Reha. Der Unterschied liegt hier in anderen Wortlauten im Gesetzestext der Krankenkassen.

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Vorteile der ambulanten Variante

Der Vorteil einer ambulanten Reha liegt darin, dass Patienten nicht komplett aus dem Leben gerissen sind. Sie sind meist am späten Nachmittag wieder zuhause und können am familiären Alltag teilnehmen. Wenn zum Beispiel der Ehepartner lange oder im Schichtdienst arbeitet, ist so gesichert, dass trotzdem jemand da, der sich um die Kinder, Angehörige, Haustiere oder allgemein den Haushalt kümmern kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch den fehlenden Aufenthalt in einer Klinik, geringere Kosten für die Kasse anfallen, und daher Zuzahlungen geringer ausfallen oder ganz wegfallen. Ein weiterer Vorteil besteht für jüngere Patienten, die so an eine adäquate Reha gelangen, aber trotzdem nicht von den Eltern getrennt werden.

Nachteile der ambulanten Variante

Nachteile der ambulanten Reha liegen darin, dass je nach Situation die Patienten zum Teil lange Fahrwege auf sich nehmen müssen. Täglich muss eine Hinfahrt und Rückfahrt aus sich genommen werden. Das kommt nicht für jeden in Frage. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Person, die sich in der Reha Maßnahme befindet, nicht zur Ruhe kommt. Während es für die Familie positiv ist, dass der Vater oder die Mutter ab Nachmittag wieder da ist und den Alltag organisieren kann, besteht für den oder die Betroffene das Risiko, dass das Knie belastet wird und nicht wie es eigentlich nötig wäre nach einem langen Reha Tag hochgelegt wird.

Vorteile einer stationären Aufnahme

Der Vorteil einer stationären Reha ist, dass der Patient während der ganzen Reha Maßnahme an einen festen Stundenplan gebunden ist und sich zu jeder Zeit in einer gesicherten Umgebung befindet, wo er zu jeder Zeit bei Problemen in eine Klinik überwiesen werden kann. Vor allem Patienten, die zuhause nicht versorgt, sondern auf sich alleine gestellt, wären, sind so gut versorgt bis das Knie wieder ausreichend belastbar ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch den stationären Aufenthalt der Stress, der durch eine tägliche An- und Abfahrt entsteht, nicht vorhanden ist, und die sich in der Reha befindende Person auch aus dem alltäglichen Stress im heimischen Alltag entbunden ist.

Nachteile einer stationären Aufnahme

Der Nachteil einer stationären Reha ist, dass man für eine lange Zeit in einer klinik-ähnlichen Einrichtung ist, und in der täglichen Gestaltung des Tages abseits der Reha Maßnahmen eingeschränkt ist. Zudem kommt es je nach Ort und Dauer der Reha oft zur Zuzahlung, da nicht die vollen Kosten von der Kasse übernommen werden. Problematisch könnte auch gesehen werden, dass Eltern in einer stationären Reha über längere Zeiträume von ihren Kindern getrennt sind, auch wenn hier je nach Alter der Kinder und der familiären Situation Sondersprachen mit den Kassen vereinbart werden können.

Was erwartet mich in einer ambulanten Reha nach Knieprothese?

Nach der Operation wird der Patient noch ca. 8 – 10 Tage in der Klinik bleiben bis er in die ambulante Reha entlassen wird. Schon während der Zeit, die der Patient in der Reha ist wird mit der Mobilisation und Beübung des Knies begonnen. Jeder Tag, den das Knie nicht bewegt wird, ist ein verlorener Tag. Daher kann der Aufenthalt in der Klinik auch verlängert werden, wenn sich kein lückenloser Übergang in die Reha regeln lässt. Wenn zusätzlich das Problem besteht, dass der Patient noch nicht in der Lage ist, sich selbstständig zu versorgen, dann kann eine Anschlussheilbehandlung (AHB) beantragt werden, die so lange läuft bis der Patient in die Reha entlassen werden kann.

Während der ambulanten Reha wohnt und schläft der Patient zuhause. Morgens wird er von einem Fahrdienst oder Taxi abgeholt und die Reha Einrichtung transportiert. Je nach Reha Zentrum kann es sein, dass die Patienten ein Zimmer für den Tag haben in dem sie sich ausruhen können. Ansonsten finden in der ambulanten Reha die gleichen Behandlungen, wie in der stationären Reha statt. Am Nachmittag oder je nach Absprache findet im Laufe des Nachmittages der Rücktransport des Patienten nach Hause statt.

Generell steht im Mittelpunkt der Reha die Mobilisation und Kräftigung des Knies. Zu Beginn darf meist nur schmerzadaptiert vollbelastet und nur bis maximal 110° gebeugt werden. Daran angepasst macht die Physiotherapie Kraft-, Mobilisations-, Bewegungs- und Koordinationsübungen mit dem Patienten. Weitere Bestandteile sind Lymphdrainage, Massagen und Ergotherapie (Bewältigung des Alltages). Je nach Therapiezentrum wird auch Aquagymnastik angeboten. Je weiter die Reha fortschreitet, desto mehr Krafttraining kommt dazu. Zu Beginn finden nur Übungen in der geschlossenen Kette statt, wie zum Beispiel Kniebeuge (Squads).
Von Sportarten, die Körperkontakt, schnelle Richtungswechsel, Sturzrisiko und große Belastungen des Knies mit sich bringen, wird nicht nur während der Reha abgeraten, sondern generell auch für die Zeit danach. Ansonsten gilt, dass nach 3- 6. Monaten wieder schmerzfrei vollbelastet und Sport gemacht werden kann.

Was erwartet mich in einer stationären Reha nach Knieprothese?

Noch ca. 8 – 10 Tage nach der Operation bleiben die Patienten in der Klinik bis sie in die Reha entlassen werden. Auch schon in dieser Zeit beginnt die Mobilisation des Knies.

Mit der Physiotherapie wird das Knie bewegt. Zu Beginn nur passiv, das bedeutet, dass man nicht mit eigener Muskelkraft arbeitet, sondern dass das Knie vom Physiotherapeuten durchbewegt wird. Innerhalb von 3- 5 Tagen werden die Wunddrainagen entfernt. In den ersten 10 Tagen sollen auch schon mit Unterarmgehstützen erste kurze Wegstrecken zurückgelegt werden, wie der Weg zur Toilette.

In der Reha-Einrichtung erwartet den Patienten ein speziell dafür ausgearbeitetes Programm. Meist finden physiotherapeutische Behandlungen über den Tag verteilt statt. Außerdem finden sich an den Verlauf angepasste Sportaktivtäten. Zu Beginn ist es wichtig, dass die Beweglichkeit des Gelenkes erhalten bleibt bzw. wiederhergestellt wird. Das findet durch zunächst passive Bewegungen des Knies durch die Physiotherapie statt. Zusätzlich werden Anwendungen, wie Lymphdrainagen, Massagen, Kniescheiben-mobilisation, Treppensteigen, Krafttraining in der geschlossenen Kette, sowie ergotherapeutische Methoden, wie ADL-Schulungen (Aufgaben des täglichen Lebens), angeboten.

In der 2. - 3. Woche nach OP darf meist schmerzadaptiert vollbelastet werden. Vorsicht ist hier bei der Beugung (Flexion) des Knies walten zulassen – maximal bis 110° darf gebeugt und nicht in die Hocke gegangen werden. Nur durch einen stabilen und trainierten Muskelapparat am Knie kann dieses später wieder voll genutzt werden. Zu Beginn kann Aquagymnastik hilfreich sein, da hier geringere Kräfte auf das Knie wirken. Hier gilt aber, dass die Wunde schon gut verschlossen sein muss.
Auf dem Fahrradergometer kann das Knie ebenfalls gut beübt werden.

Ab der 4. Woche darf meist schon vollbelastet werden. Sportarten, die schnelle Richtungswechsel beinhalten oder Belastungen auf das Knie ausüben, wird man in der Reha nach Knieprothese nicht vorfinden – generell gilt, dass die meisten Sportarten frühestens nach 3 – 6. Monaten wieder aufgenommen werden dürfen. Wichtig zu wissen ist, dass nach der Reha meist noch nicht komplette Schmerzfreiheit erreicht ist und das Training für das Knie und den gesamten Körper nicht beendet werden darf. Die Behandlung wird meist beim ambulanten Physiotherapeuten fortgesetzt.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.10.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024