Schmerzen nach Knie-TEP

Definition

TEP ist die Abkürzung für Totalendoprothese und beschreibt einen kompletten Gelenkersatz.
Beim Knie bedeutet das, dass sowohl die Gelenkfläche des Oberschenkelknochens als auch die Gelenkfläche des Schienbeins, welche unter anderem das Kniegelenk bilden, durch eine Prothese ersetzt werden. Eine Knie-TEP wird durchgeführt, wenn die Beschwerden durch eine Schädigung des Knieglenks durch Arthrose mit einer nicht-operativen Therapie nicht eingedämmt werden können und dadurch die Lebensqualität des Betroffenen stark eingeschränkt ist.
Nach der Operation sind vorübergehende Schmerzen normal, können aber bei längerem Verlauf durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden.

Ursachen der Schmerzen

Die Schmerzen nach einer Knie-TEP können unterschiedlicher Ursache sein.
Es ist normal, wenn Schmerzen nach einer Operation für einen gewissen Zeitraum anhalten. Diese können dann in den meisten Fällen durch eine adäquate Schmerz- und Physiotherapie behandelt werden. Bleiben die Schmerzen allerdings bestehen, können andere Ursachen zugrunde liegen.

So können beispielsweise während der Operation geschädigte umliegende Strukturen wie Nerven oder Sehnen die Schmerzen verursachen. Sind die Schmerzen nicht im betroffenen Kniegelenk sondern im Bein zu spüren, kann es sich auch um einen Gefäßverschluss also eine Thrombose handeln. Da beim Anbringen der Prothese auch der Knochen angepasst werden muss, kann es zu versehentlichen Knochenbrüchen (Oberschenkel- oder Unterschenkelknochen) kommen, die während der Operation nicht auffallen. Insbesondere ältere Patienten mit Knochenschwund (Osteoporose) können auch nach Protheseneinsatz Knochenbrüche um die Prothese herum erleiden. Hierzu kommt es meist bei starker Belastung des Knies, wie zum Beispiel beim Stolpern und bei Stürzen.

Des Weiteren könnten eine Fehlstellung, Fehlpositionierung, Instabilität oder Lockerung des neuen Gelenks für Schmerzen nach der Operation sorgen. Eine bakterielle Infektion des neuen Gelenks und der umliegenden Strukturen sollte außerdem frühzeitig erkannt und behandelt werden. Auch eine zu frühe und zu starke Belastung des neuen Kniegelenks nach der Operation kann zu Schmerzen führen.

Lesen Sie mehr zum Thema: 

Begleitende Symptome

Schmerzen und Schwellung nach einer Operation am Kniegelenk sind nicht ungewöhnlich und können auch bei einem normalen Verlauf auftreten.
Plötzlich neu aufgetretene Schwellung, Rötung oder Erwärmung des Kniegelenks sollten allerdings als Warnzeichen gesehen werden. Achtung ist auch geboten, wenn plötzlich Wundsekret im Bereich der Operation austritt. Tritt Fieber auf, sollte unbedingt eine Untersuchung erfolgen, da es sich hierbei um eine schwerwiegende Entzündung handeln kann. Im Zuge der Entzündung kann es außerdem zu grippalen Symptomen wie Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen kommen.

Treten dumpfe Schmerzen, eine Schwellung und eine blau-livide Färbung des Beins auf, kann ein Gefäßverschluss des Beines (Thrombose) vorliegen. Diese Komplikation tritt meist kurz nach der Operation auf, wenn das Bein ruhiggestellt war und keine ausreichenden vorbeugenden Maßnahmen, wie die Gabe von blutverdünnenden Medikamenten, getroffen wurden. Auch eine Bewegungseinschränkung des Kniegelenks kann auftreten. Dies kann zum einen durch eine starke Schwellung, zum anderen durch eine Fehlstellung oder Lockerung des Gelenks verursacht werden.

Diagnose

Um die Ursache der Schmerzen im Knie zu eruieren, wird das Kniegelenk untersucht. Dabei können bei Inspektion beispielsweise Fehlstellung, Rötung und Schwellung auffallen. Außerdem wird bei einer Untersuchung der passive Bewegungsumfang des Knies untersucht, welcher ebenfalls bei einer Störung der Knieprothese eingeschränkt sein kann. Eine Röntgenuntersuchung, ein CT und eine Szintigraphie können das Gelenk und eine mögliche Lockerung darstellen. Außerdem sollte eine Blutuntersuchung erfolgen, die auf eine Entzündung hinweisen kann. Des Weiteren sollte bei Verdacht auf eine Infektion des Gelenks eine Punktion des Entzündungsinfiltrats erfolgen. Das gewonnene Punktat kann dann auf Bakterien untersucht werden.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Schmerzen die im direkten Anschluss der Operation auftreten, werden mit Schmerzmitteln behandelt. Dadurch sollten die Betroffenen schmerzfrei werden, um leichte Übungen durchführen zu können. Die Schmerztherapie kann mit sogenannten NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen erfolgen.

Bei starken Schmerzen können Opioide wie Fentanyl oder Morphium eingesetzt werden. Nach dem Krankenhausaufenthalt sollten die Schmerzen jedoch weitestgehend verschwunden sein. Sind diese trotzdem anhaltend, kann eine verlängerte Therapie mit Medikamenten erfolgen. Für die Heilung ist es außerdem wichtig nach einer Knieoperation einem Nachbehandlungsplan mit Physiotherapie und Aufbautraining zu folgen und diesen auch konsequent einzuhalten. Dadurch wird zum einen eine Überbelastung vermieden und zum anderen ein auf das neue Gelenk und den Patienten abgestimmtes Training bestimmt.

Bei einer Fehlstellung oder Lockerung des neuen Kniegelenks können Schmerzmittel nur bedingt helfen, da sie die Ursache nicht beseitigen. Daher muss in diesen Fällen ein Austausch der Prothese und somit eine erneute Operation erfolgen. Ist es zu einer Infektion im Kniegelenk gekommen, ist das Therapieziel die Eliminierung des die Entzündung auslösenden Bakteriums. Dabei ist eine Antibiotikatherapie wichtig. Außerdem sollte das Gelenk gekühlt und geschont werden. Kommt es zu einem schwerwiegenden Infekt, muss das Gelenk entfernt werden. Ist ein Gefäßverschluss Ursache der Schmerzen, muss eine Therapie mit Blutverdünnern durchgeführt werden, die das Gefäß wieder durchgängig macht.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Rehabilitation nach einer Knieprothese

Wie lange dauern die Schmerzen an?

Die Dauer der Beschwerden hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. Normalerweise nehmen die Schmerzen nach einer Woche nach der Operation unter Schmerzmedikamenteneinnahme ab und können noch einige Wochen leicht bestehen bleiben. Sollten die Schmerzen allerdings gleichbleibend stark sein, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Außerdem ist eine komplette Belastung des Knies normalerweise erst nach ca. sechs Wochen wieder möglich. Eine Physiotherapie sollte unter Anweisung für zwei Monate nach der Operation erfolgen und vom Patienten selbstständig ein weiteres Jahr lang durchgeführt werden.

Teilweise kann sich die Schmerzsymptomatik länger hinziehen oder sogar dauerhaft anhalten. Hat sich das künstliche Gelenk entzündet, kann es ebenfalls mehrere Wochen bis sogar Monate dauern bis die Beschwerden verschwinden. Muss das Gelenk aufgrund der Entzündung entfernt werden, muss ebenfalls mit einem verlängerten Verlauf gerechnet werden, da die Entzündung erst komplett aus dem Körper verschwunden sein muss, bis ein neues Gelenk eingesetzt werden kann.

Hat sich die Prothese gelockert, wird schnellstmöglich eine neue Prothese eingesetzt. Der postoperative Verlauf sollte sich nach dem Prothesenwechsel wie ein Verlauf nach erstmaligem Protheseneinsatz – also einige Wochen – gestalten. Knochenbrüche benötigen meist sechs Wochen bis zur Ausheilung. Ist es aufgrund der Operation zu einem Gefäßverschluss gekommen, ist dieser mit einer schnellen, medikamentösen Therapie nach wenigen Tagen beseitigt. Eine medikamentöse Nachbehandlung des Gefäßverschlusses dauert allerdings meist drei bis sechs Monate.

Schmerzen besonders in der Kniekehle

Zum einen kann es durch Verkürzung der Muskeln und Sehnen um das Kniegelenk zu Schmerzen in der Kniekehle kommen. Diese Verkürzungen können durch eine Schonhaltung des Beines nach der Operation entstehen und durch Dehn- und Streckübungen wieder ausgeglichen werden. Um diese Beschwerden zu verhindern, sollte ein Physiotherapieplan nach der Operation unbedingt eingehalten werden.

Zum anderen kann eine Baker-Zyste für Schmerzen in der Kniekehle verantwortlich sein. Hierbei kommt es zu einer Aussackung der Kniegelenkskapsel durch die Ansammlung von Entzündungsflüssigkeit, die nach der Operation auch für eine Schwellung des Kniegelenks verantwortlich sein kann. Es zeigt sich eine Schwellung. Außerdem kommt es zu Schmerzen in der Kniekehle. Die Baker-Zyste kann durch einen Ultraschall dargestellt werden. Des Weiteren kann ein Gefäßverschluss für Schmerzen in der Kniekehle verantwortlich sein. Auch dieser kann mittels Ultraschall ausgeschlossen bzw. festgestellt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Baker-Zyste

Schmerzen besonders in Kniescheibe

Es kann nach der Operation zu einer Ergussbildung hinter der Kniescheibe kommen. Dieser Erguss kann dann starke Schmerzen verursachen.
Gegen die Entzündung und Ergussbildung können entzündungshemmende Schmerzmedikamente eingenommen werden. Wird die Kniescheibe (Patella) im Zuge der Operation nicht ersetzt, kann es aufgrund einer nichtbehobenen Arthrose der Kniescheibe zu weiterbestehenden Schmerzen kommen. Sollte eine Schädigung der Kniescheibenrückfläche für die Schmerzen ursächlich sein, kann auch die Kniescheibe bei einem erneuten Eingriff ersetzt werden.

Mehr hierzu: Kniegelenkserguss

Was kann man gegen chronische Schmerzen nach Knie-TEP machen?

Um chronischen Schmerzen nach einer Knie-TEP entgegenzuwirken, sollten Medikamentenplan und die Physiotherapie sowie Verhaltensregeln unbedingt eingehalten werden. Kommt es dennoch zu dauerhaften Schmerzen, ist die Einnahme von Schmerzmittel die Therapie der Wahl, um die Schmerzen zu lindern.

Am Anfang werden leichte Schmerzmittel gewählt, die zur Gruppe der NSAR (Nicht-steroidalen-Antirheumatika) gehören, wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen. Bringen diese nicht die gewünschte Wirkung (bei stärkeren Schmerzen), können sie mit Opioiden kombiniert werden. Die Durchführung einer Physiotherapie und Krankengymnastik ist ebenfalls ein Bestandteil der Schmerztherapie.

Osteopathische Behandlungen können mögliche Muskelverhärtungen, die ebenfalls für die Schmerzen verantwortlich sein können, lösen. Auch eine Akupunktur kann nachgewiesen bei Knieschmerzen Linderung verschaffen. Da chronische Schmerzen für die Psyche sehr belastend sein können, sollte frühzeitig an eine psychologische Betreuung gedacht werden, um zum Beispiel Depressionen zu verhindern bzw. frühzeitig zu behandeln.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Chronisches Schmerzsyndrom

Welche Schmerzen deuten auf einer Lockerung der Knie-TEP hin?

Der Betroffene merkt die Lockerung meist erst, wenn es zu spät ist und sich das Implantat im Knochen bewegt.
Es kommt dann meistens zu Schmerzen, die vor allem bei Belastung des Knies entstehen. Diese können - je nachdem wie locker die Prothese sitzt - nur beim Sport , also stärkeren Belastungen oder auch schon beim Gehen zu spüren sein.

Wie stark sind die Schmerzen nach der OP?

Direkt nach der Operation sind meist durch die während der Operation durchgeführte Narkose keine Schmerzen zu spüren. Die Schmerzen sind zumeist in den ersten zwei bis drei Tagen nach der Operation am stärksten und sollten innerhalb einer Woche abklingen. Im Regelfall sind leichte Schmerzen noch zwei bis drei Wochen nach der Operation im Knie zu spüren. Sollten die Schmerzen nicht auf das Knie beschränkt sein, sollten andere zugrundeliegende Ursachen – wie ein Gefäßverschluss - ausgeschlossen werden.

Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren: Knieprothese und Sport​​​​​​​

Schmerzen nach Knie-TEP Wechsel

Die Schmerzen nach einem Wechsel einer Knie-TEP sollten sich ähnlich der Schmerzen entwickeln, die auch nach dem ersten Kniegelenksersatz aufgetreten sind.
So sollten die Schmerzen auch nach dem Knie-TEP-Wechsel nach einigen Wochen verschwunden sein.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.07.2018 - Letzte Änderung: 21.07.2023