Stressfaktoren

Definition

Der Begriff der „Stressfaktoren“, auch Stressoren genannt, umfasst alle inneren und äußeren Einflüsse, die im menschlichen Körper eine Stressreaktion hervorrufen können. Welche Umstände bei Personen als Stressfaktoren wirken und in welchem Ausmaß sie dies tun, ist individuell stark unterschiedlich und hängt von zahlreichen Faktoren ab. Unterteilt werden Stressfaktoren in mehrere Gruppen. Physikalische Stressfaktoren beispielsweise umfassen Lärm, Hitze und Kälte. Dem hingegen beruhen mentale Stressfaktoren meist auf inneren und äußeren Leistungsansprüchen bzw. einer Überforderung.
Zwischenmenschliche Konflikte, Trennungen und der Verlust von nahezustehenden Personen werden den sozialen Stressoren zugeordnet. Inwiefern ein äußerer Faktor als Stressfaktor wirkt oder nicht, hängt maßgeblich von der Persönlichkeit der betroffenen Person ab. So wird beispielsweise äußerer Leistungsdruck von Personen sehr unterschiedlich stark wahrgenommen.

Was können Stressfaktoren sein?

Physikalische Stressfaktoren:

  • Langanhaltender Lärm

  • Hitze und Kälte

  • Schadstoffe

  • Schlechts Licht am Arbeitsplatz

Mentale Stressfaktoren:

  • Innerer und äußerer Leistungsdruck

  • Überarbeitung

  • Gefühl Erwartungen nicht gerecht zu werden

  • Über- und Unterforderung

  • Konkurrenzdruck

  • Unklare Zielvorgaben im Beruf

Soziale Stressfaktoren:

  • Verlust von nahestehenden Personen

  • Trennungen

  • Zwischenmenschliche Konflikte

  • Arbeitsplatzwechsel

  • Mobbing

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Kann man Stressfaktoren messen?

Die physikalischen Stressfaktoren ausgenommen, stellt es sich grundsätzlich schwer dar, Stressfaktoren, wie beispielsweise Leistungsdruck, zu messen. Weiterhin besteht die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist Stressfaktoren direkt zu messen, da eigentlich deren Wirkung auf das Individuum letztendlich entscheidet, ob dieser Stress auslöst oder nicht. Die Auswirkungen eines Stressfaktors auf eine Person können nämlich durchaus gemessen werden. Hierzu können verschiedene Methoden eingesetzt werden. So gibt es mittlerweile zahlreiche psychologische Fragebögen, die den Einfluss von bestimmten äußeren Faktoren auf ein Individuum versuchen zu beschreiben und eine Unterscheidung zwischen leichten und starken Stressoren ermöglichen. Weiterhin können die körperlichen Anzeichen von akutem Stress gemessen werden. Hierzu zählen beispielsweise die Erhöhung der Herzfrequenz, vermehrtes Schwitzen oder eine Steigerung der Muskelspannung.

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Was sind Stressfaktoren bei Kindern?

Während die Stressreaktion bei Kindern und Erwachsenen sehr ähnlich ausfallen können, finden sich große Unterschiede in den auslösenden Faktoren. So spielen soziale Stressfaktoren bei Kindern meist eine noch größere Rolle. Eine der führenden Stressoren in diesem Kontext sind familiäre Probleme, wie eine Scheidung, aber auch der Verlust eines Elternteils. Diese wird von Kindern meist schlechter vertragen, als es bei Erwachsenen der Fall ist. Wenn einer der beiden Elternteile die Familie verlässt, fehlt den Kindern oft nicht nur ein geliebter Mensch im Alltag, sondern es findet auch eine Zerrüttung des kindlichen Gedankens in Bezug auf familiäre Geborgenheit statt und es geht Vertrauen verloren.
Weiterhin stellen mangelnde Geborgenheit oder eine fehlende Vertrauensbasis bedeutende Stressquellen für Kinder dar. Zudem können normale Entwicklungsschritte, wie der Besuch des Kindergartens oder der Schule enormen Stress für Kinder bedeuten, da sie sich auf einen völlig neuen sozialen Kontext einlassen müssen und anfangs meist überfordert mit den neuen Ansprüchen sind. Nicht zu unterschätzen ist zudem der Leistungsdruck, unter dem viele Kinder von Seiten der Eltern leiden. Es kann schnell zu einem Gefühl der Überforderung kommen.

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Wie kann man Stressfaktoren reduzieren?

Besteht die Absicht das eigene Stresspensum reduzieren zu wollen, sollte man sich stets zunächst die Frage stellen, welche Stressfaktoren die stärkste Stressreaktion auslösen. Sind diese identifiziert, können verschiedene Strategien verfolgt werden, um das eigene Stresslevel zu reduzieren. Die banalste Methode stellt die Reduktion oder Vermeidung der stressauslösenden Tätigkeit dar. Da jedoch häufig der Beruf oder familiäre Aufgaben die stärksten Stressoren darstellen, ist eine solche Umsetzung meist nicht möglich. Vielmehr sollte versucht werden, die eigene Stresswahrnehmung und Stressresistenz zu erhöhen.

So konnten mehrere Entspannungsübungen in Studien eine deutliche Erhöhung der Stressresistenzen zeigen. Hierzu gehören beispielweise die progressive Muskelrelaxation oder bestimmte Yoga-Formen. Auch andere Formen von Sport, wie Joggen, können einen positiven Einfluss haben. Weiterhin wurden in den letzten Jahren mehrere Alltags-Strategien zum Umgang mit Stress entwickelt. Hierzu gehören beispielweise das Setzen von konkreten erreichbaren Zielen für einen Tag, ein besseres Zeitmanagement oder das Schaffen eines angenehmen Arbeitsplatzes. Zudem sollte stets das Erreichen einer ausgeglichenen „Work-Life-Balance“ angestrebt werden.

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Was sind positive Stressfaktoren?

Der Begriff des positiven Stressfaktors klingt für viele Menschen zunächst paradox. Doch wie wir bereits im Kontext der negativen Stressfaktoren gesehen haben, gilt auch hier, dass Stressfaktoren zunächst einfach neutrale innere und äußere Reize sind, die auf den Menschen wirken. Ob dieser Reiz nun letztendlich als negativ oder positiv bewertet wird, hängt weniger von dem Reiz selbst, sondern vielmehr von dem eigenen Umgang mit diesem ab. So können Stressfaktoren, wie ein voller Terminkalender, von einer Person als deutlich negativ bewertet werden, wohingegen andere Menschen diesen als neutral oder gar positiv bewerten.
Abhängig ist der Umgang mit solchen Reizen vor allem von Erfahrung mit diesem und den eigenen Stressbewältigungsmechanismen. Dieser Mechanismus findet sich auch sehr häufig in Methoden zur Stressreduktion. Ziel dieser ist es häufig, den Umgang von Menschen mit Stressfaktoren so zu trainieren, dass diese ehemals negative Stressfaktoren als positiv werten können und somit das Stresslevel nachhaltig sinkt.

Was sind Stresshormone?

Der Begriff der „Stresshormone“ umfasst alle Hormone, die im Rahmen einer akuten und chronischen Stressreaktion im Körper vermehrt ausgeschüttet werden. Zu den wichtigsten Hormonen, die an der Stressreaktion beteiligt sind, gehören die Gruppe der Katecholamine und der Glukokortikoide. Die Katecholamine sind maßgeblich für die sekundenschnelle Reaktion unseres Körpers zuständig und umfassen vor allem die Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Sie bewirken eine Steigerung der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Außerdem bewirken sie eine Freisetzung der Energiereserven unseres Körpers, damit dieser mit der akuten Stresssituation umgehen kann. Mit etwas Verzögerung steigt dann auch die Konzentration der Glukokortikoide, allen voran das wohl bekannteste Stresshormon, dem Cortisol. Dieses hat zahlreiche Funktionen wie der Hemmung des Immunsystems, der Steigerung der Herzfrequenz, die Mobilisierung von Energiereserven, aber auch eine Steigerung der Aufmerksamkeit.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.05.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021