Stresshormone

Definition der Stresshormone

Der Begriff Stresshormone umfasst alle biochemischen Botenstoffe unseres Körpers, die an der körperlichen Stressreaktion infolge eines Stressors beteiligt sind. Diese Reaktion hat zum Zweck, die Leistungsfähigkeit zu steigern, um uns auf einen bevorstehenden Kampf oder eine Flucht vorzubereiten.

Zu den wichtigsten Hormonen, die an der Stressreaktion beteiligt sind, gehören die Gruppe der Katecholamine und der Glukokortikoide. Die Erstere ist maßgeblich für die sekundenschnelle Reaktion unseres Körpers zuständig und umfasst vor allem die Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Sie bewirken eine Steigerung unserer Herzfrequenz und unseres Blutdrucks und eine Freisetzung von Energiereserven. Mit etwas Verzögerung steigt dann auch die Konzentration der Glukokortikoide, allen voran das wohl bekannteste Stresshormon Cortisol. Beide großen Gruppen der Stresshormone werden zum Großteil in der Nebenniere produziert.

Welche Stresshormone gibt es?

Die wichtigsten Stresshormone lassen sich zwei größeren Gruppen zuordnen, den Katecholaminen und den Glukokortikoiden.

Das wohl bekannteste Stresshormon Cortisol gehört zur letzteren Gruppe und seine Wirkungen im Körper sind sehr vielseitig. Neben seinem Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, bewirkt Cortisol eine Freisetzung von Energiereserven und eine Modulation unseres Elektrolyt- und Wasserhaushalts. Weiterhin wirkt es immunsuppressiv und entzündungshemmend. Ein Anstieg des Cortisols ist meist erst bei länger anhaltendem Stress zu verzeichnen.

Die Katecholamine hingegen nehmen die Hauptrolle in der akuten Stresssituation ein. Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Sie bewirken eine schnelle Steigerung der Herzfrequenz und des Blutdrucks, ein vermehrtes Schwitzen und die Steigerung unseres Muskeltonus.

Neben den genannten wichtigsten Stresshormonen gibt es noch eine Reihe weitere Hormone wie das Prolactin und das β-Endorphin, bei denen eine Spiegelerhöhung unter Stress zu verzeichnen ist. Ihre Rolle in der Stressreaktion ist jedoch noch nicht bis ins Detail geklärt.

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Cortisol

Das Cortisol ist eines der wichtigsten Hormone in unserem Körper. Es wird der Gruppe der sogenannten Glukokortikoide zugerechnet, die wiederum der Gruppe der Steroidhormone angehören.

Die Hauptaufgabe des Cortisols ist die Mobilisierung von Energiereserven, eine Regulierung unseres Immunsystems und die Steigerung unserer Aufmerksamkeit. Zudem bewirkt es, dass die Schlagkraft unseres Herzens zunimmt, was eine Steigerung des Blutdrucks zur Folge hat. All diese Funktionen sind wesentliche Bestandteile der körperlichen Reaktion auf länger anhaltenden Stress.

Die Bildung des Cortisols ist ein sehr regulierter Prozess, der über verschiedene Signalwege läuft. Der Hypothalamus, eine Region im Mittelhirn, schüttet das Hormon ACTH aus, welches wiederum auf die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) wirkt. Diese schüttet infolge das Hormon CRH aus, welches die Nebennierenrinde dazu anregt, Cortisol zu bilden. Die genannten Funktionen des Cortisols sind unerlässlich für unseren Körper, um mit beanspruchenden körperlichen und geistigen Situationen fertig zu werden. Hält die Belastung jedoch an, überwiegen mit der Zeit die negativen Wirkungen des Cortisols, was mit Erschöpfungszuständen und Fehlregulationen in unserem Körper enden kann.

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Adrenalin

Das Hormon Adrenalin gehört der Gruppe der sogenannten Katecholaminen an. Weitere bekannte Hormone aus dieser Gruppe sind das Noradrenalin und Dopamin. Adrenalin wird hauptsächlich in der Nebennierenrinde produziert und in Gefahrensituationen, bei Kälte und Wärme, körperlicher Arbeit und psychischem Stress ausgeschüttet.

Adrenalin übt in seiner Funktion als Stresshormon verschiedenste Wirkungen in unserem Körper aus. So bewirkt es am Herzen eine Steigerung der Kontraktionsfähigkeit und einer schnellen Herzfrequenz. Zudem verengt Adrenalin die Gefäße, was zu einem erhöhten Blutdruck führt. Zudem bewirkt es eine Erweiterung der Luftwege. Neben der Mobilisierung von Energiereserven, hemmt Adrenalin Körperfunktionen, die in einer Stresssituation unnötig Energie verbrauchen würden, wie die Verdauung.

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Schilddrüsenhormone

Auch wenn die Schilddrüsenhormone grundsätzlich nicht zu den klassischen Stresshormonen gezählt werden, gibt es doch eine große Überschneidung zwischen ihrer Wirkung und der von Adrenalin oder Cortisol.
Ihr Blutspiegel hängt jedoch nicht von dem Auftreten von Stresssituationen ab. Wie der Name bereits sagt, werden diese Hormone in der Schilddrüse gebildet. Die wichtigsten Vertreter sind das Tyroxin (T4) und das Triiodthyronin (T3).  Auch wenn letzteres die deutliche aktivere Form der Schilddrüsenhormone darstellt, bildet die Schilddrüse zu 90% Tyroxin. Dieses wird jedoch in den Zellen des Zielorgans zu dem wirksameren T3 umgewandelt.

Die Wirkung der Schilddrüsenhormone ist äußerst divers. So bewirken sie grundsätzlich eine Steigerung der körperlichen Aktivität, im Sinne einer Steigerung der Herz- und Atemfrequenz, bewirken eine vermehrte Produktion von roten Blutzellen und führen zu einer vermehrten Motilität des Darms.
Die genauen Mechanismen sind zwar noch nicht bis ins Detail geklärt, jedoch sind viele der Wirkungen der Schilddrüsenhormone auf eine Steigerung der Wirkung von Katecholaminen zurückzuführen. Neben den genannten Funktionen, nehmen die Schilddrüsenhormone noch eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des Körpers und dessen Anpassung an die Umweltbedingungen ein.

Wie kann man Stresshormone am besten abbauen?

Da die Stärke des wahrgenommenen subjektiv empfundenen Stresses maßgeblich mit den Spiegeln der Stresshormone zusammenhängt, bedeutet eine Senkung der Stresshormonspiegel zunächst eine Senkung des empfundenen Stresses.
Um dieses Ziel zu erreichen gibt es mittlerweile eine Reihe von verschiedenen Methoden, die in Ihrem Wirksamkeit von Person zu Person sehr variieren können. Somit gilt hier primär das Motto des Probierens um das individuell wirksamste Mittel gegen den Stress zu finden. Die Methoden zu Stressreduktion reichen über das Einführen von kleinen Ritualen im Alltag, über das Durchführen sportlicher Aktivität, Yoga, Entspannungstechniken, Meditation und viele weitere Möglichkeiten.

Eine der bekanntesten Übungen, die den Entspannungstechniken zugeordnet werden kann, stellt die progressive Muskelrelaxation  (PMR) dar. Bei dieser werden aus der vollkommenen Ruhe heraus spezifisch einzelne Muskelgruppen angespannt und wieder entspannt. Der Fokus liegt hierbei auf der Wahrnehmung der Entspannung im Muskel. Eine vollständige Sitzung mit der PMR umfasst das Durchführen der Technik mit allen Muskelgruppen des Körpers. Bei sportlicher Aktivität bieten sich vor allem ruhige Sportarten an bei denen man die Gedanken kreisen lassen kann, wie es beispielsweise beim Joggen der Fall ist.

Auch viele verschiedene Arten des Yogas konnten in Studien zu einer deutlichen Stressreduktion führen, wie zum Beispiel die Yogaform des Yoga Nidra. Bei diesem steht weniger die sportliche Bewegung, als vielmehr die Wahrnehmung des eigenen Körpers im Fokus. Wer jedoch im Alltag nicht die Zeit hat Yoga, viel Sport oder Meditation durchzuführen, kann versuchen sich kleine Rituale in den Alltag einzubauen. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass bereits das tiefe und bewusste Durchatmen für 1 Minute vor dem Beginn einer stressigen Aufgabe, den empfundenen Stress deutlich senken kann.

Weitere Informationen: Stressabbau

Wie kann man die Stresshormone messen?

Die meisten Stresshormone wie Cortisol, Adrenalin, Noradenalin usw. können zum einen im Blut, im Urin und im Speichel nachgewiesen werden.
Die Werte bei der Spiegelbestimmung durch das Blut und dem Speichel können hierbei jedoch im Tagesverlauf stark schwanken. Bei einer Messung der Hormonspiegel anhand der Konzentration im Urin ist darauf zu achten, dass dieser in einem Behälter für 24h gesammelt wird und daraus die Konzentration ermittelt wird, um die beschriebenen starken Schwankungen auszugleichen und eine Aussage über den mittleren Hormonspiegel treffen zu können.
Für Cortisol liegen die Normwerte bei der Blutprobe zwischen 30 und 225 µg/l. Bei der Ermittlung mittels Sammelurin liegt der Wert zwischen 21 und 150 µg/l.

Prolaktin

Die Hauptfunktion des Hormons Prolaktin stellt im weiblichen Körper der Umbau der Brust während der Schwangerschaft und die Förderung der Milchsekretion in der Stillzeit dar.
Zudem löst es unter anderem die psychische Reaktion der sogenannten „Brutpflege“ aus. So ist es verwunderlich, dass Prolaktin auch einen Anstieg der Konzentration bei Stress zeigt, da dessen Funktion zunächst in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit der Ausbildung der Stressreaktion zusammenhängen. Aus diesem Grund wird es auch nur bedingt den Stresshormonen zugeordnet.
Bekannt ist jedoch, dass Prolaktin den Eisprung verhindern bzw. verzögern kann. So könnte der Anstieg des Prolaktins bei Stress dadurch begründet sein, dass hierdurch eine Schwangerschaft in einer stressigen Phase durch den Körper verhindert wird, die negative Folgen für die Mutter und das Kind haben könnte.

Übertragen sich Stresshormone auch in die Muttermilch?

Viele verschiedene Untersuchungen der letzten Jahre konnten bestätigen, dass sich Stresshormone in die Muttermilch übertragen und somit auch in den Organismus des Kindes gelangen. Doch grundsätzlich hat dies erstmal keine relevanten Folgen für das Kind, sofern die Spiegel nicht über eine längere Dauer auf einem sehr hohen Niveau bleiben.

Was die Folgen einer länger anhaltenden Exposition des Kindes durch Stresshormone in der Muttermilch sind, wird aktuell in der Forschung rege diskutiert. Unter anderem werden mögliche Verhaltensveränderungen, wie eine geringe Impulsivität und eine gesteigerte Nervosität und motorische Koordinationsstörungen diskutiert. Erwähnt werden muss jedoch, dass die meisten dieser Studien lediglich an Affen durchgeführt wurden.
Auch wenn der wissenschaftliche Beleg noch aussteht, sollte somit trotzdem versucht werden, eine möglichst stressfreie Umgebung für den Nachwuchs zu schaffen und das eigene Stresslevel als Mutter möglichst gering zu halten.

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Wie wirkt Sport sich auf die Stresshormone aus?

Den genauen Mechanismus durch den leichter bis moderater Sport zur Senkung des Stresslevels und damit zu einer Senkung der Stresshormone führt ist noch nicht vollständig geklärt.
Vermutet wird jedoch, dass diese Wirkung auf zwei verschiedenen Mechanismen aufbaut. Zum einen findet durch das Treiben von Sport oft eine psychische Entspannung statt, da der Sport als Ablenkung von anderen Problemen dienen kann.
Es wird jedoch auch vermutet, dass ein direkter biochemischer Prozess in unserem Körper bei der Stressreduktion durch Sport eine Rolle spielt. So steigen bei sportlicher Aktivität die „Glückshormone“ Serotonin und Dopamin an. Postuliert wird, dass diese den Abbau von Stresshormonen fördern und somit auch zu einer Minderung der Stressreaktion führen.

Haarausfall durch Stresshormone

Der direkte Zusammenhang zwischen einem hohen Stresslevel und damit erhöhten Stresshormonspiegeln und Haarausfall konnte in den letzten Jahren immer genauer aufgeklärt werden.
So wird vermutet, dass hohe Spiegel der Stresshormone, hier vor allem das Noradrenalin, zu einer verstärkten Ausbildung von Nervenzellen um die Haarfollikel führen. Geschieht dies während des Übergang der Haarfollikel von der Wachstumsphase in die sog. Übergangsphase, ist die Folge eine lokale Entzündungsreaktion, die dann zu einem vorzeitigen Ausfall der Haare führen kann.

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Gewichtszunahme durch Stresshormone

Inwieweit sich Stress auf das Gewicht auswirkt, hängt zunächst von der Art des Stresses ab.
So wird bei akutem Stress vor allem Adrenalin und Noradrenalin produziert, die eine verminderte Nahrungsaufnahme und einen erhöhten Energieumsatz zur Folge haben. Bei akutem Stress nimmt man somit tendenziell eher ab.

Hält dieser Stress jedoch länger an, wird das vermehrt das Stresshormon Cortisol produziert, dass zur Folge hat, dass man vermehrt zucker- und fetthaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt. Zudem führt Cortisol dazu, dass das neugebildete Fett eher am Bauch und Nacken ansetzt, als an anderen Stellen des Körpers. Man spricht hier bei schweren Fällen von der sogenannten Stammfettsucht. Inwiefern die Stärke des chronischen Stresses sich auf das Gewicht auswirkt ist bisher noch kontrovers, da es hierzu unterschiedliche Ergebnisse gibt. 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.10.2018 - Letzte Änderung: 25.07.2023