Autismus Tests - Welche gibt es?

Einleitung

Die Autismus-Spektrum-Störung gehört zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die vor allem im Kindesalter festgestellt wird. Die Hauptsymptome einer Autismus-Spektrum-Störung sind die erschwerte soziale Interaktion und erschwerte Kommunikation.

Es gibt eine Reihe von Tests, die zu der Diagnosestellung einer Autismus-Störung beitragen können. Da diese sehr schwierig ist und oftmals eine Ausschlussdiagnose darstellt, können die Tests nur unterstützend aussagekräftig sein, nicht jedoch aber beweisend. Es existieren sowohl Tests für Kinder, als auch Fragebögen für deren Eltern, wobei natürlich nur die ehrlichen Antworten von allen Beteiligten bei der Diagnosestellung helfen können.

Eine schwere Autismus-Spektrum-Störung wird oft bereits im Kindesalter diagnostiziert, jedoch existieren auch für Erwachsene spezifischen Testungen auf eine Autismus-Spektrum Störung, bei der meistens die leichteren Formen der Störung diagnostiziert werden.

Da sich die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung als sehr schwierig erweist und häufig durch andere psychische Probleme wie Angststörungen, Depressionen oder ADHS überdeckt werden kann, kommt es häufig zu Fehldiagnosen.

Welche Tests für Kinder gibt es?

Für Kinder gibt es verschiedene Tests, die die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung erhärten können. Gemeinsam ist allen Tests, dass sie auf die sozialen und sprachlichen Fähigkeiten des Kindes, sowie auf das Empathieempfinden und die Intelligenz abzielen.

Die am meisten gebrauchten Tests sind der CARS, ARI-I und ADOS Test (ADOS Test siehe unten).

Der CARS Test steht für „Childhood Autism Rating Scale“. Mit diesem werden motorische und sprachliche Fähigkeiten, sowie soziale Fähigkeiten und Emphatieempfinden geprüft. Wichtig ist, dass die Aufgaben, die dem Kind gestellt werden, dem Alter des Kindes angemessen sind.

Geprüft werden verschiedene Situationen:

1. Das Kind wird in Situationen gebracht, in denen es auf bestimmte Weise mit dem Untersucher interagieren muss. Geachtet wird auf das Empathieempfinden, den Blickkontakt und das Verhalten in Konfliktsituationen.

2. Das Kind wird angehalten, dem Alter entsprechend Sprache zu imitieren.

3. Das Kind wird in unangenehme Situationen gebracht, in welchen der Affekt des Kindes beurteilt wird. Das heißt, es wird beurteilt, ob das Kind unangemessen ärgerlich wird oder ob das Kind unangemessen gleichgültig ist.

4. Die Motorik des Kindes wird geprüft. Hier kommt es vor allem auf die Feinmotorik an, die bei autistischen Kindern vermindert sein kann oder sogar fehlen kann.

5. Es wird die Möglichkeit des Kindes Beziehung zu Dingen aufzubauen getestet. Dies beinhaltet zum Beispiel das Spielen und Vermenschlichen eines Kuscheltieres.

6. Es wird getestet, ob das Kind in der Lage ist, sich an verschiedene, auch fremde Situationen anzupassen und in diesen angemessen zu agieren. Bei vielen autistischen Kindern ist diese Fähigkeit vermindert, sodass sie viel Struktur und sich wiederholende Abläufe brauchen, um sich wohlzufühlen.

7. Es wird getestet, ob das Kind in der Lage ist, Blickkontakt zu dem Untersucher aufzubauen. Viele autistische Kinder vermeiden diesen.

8. Das Hörvermögen wird getestet. Viele autistische Kinder hören nicht auf ihren eigenen Namen. Differentialdiagnostisch muss hier eine Schwerhörigkeit oder Taubheit ausgeschlossen werden.

9. Es wird das Riechen, Schmecken und das Schmerzempfinden erfasst.

10. Angstreaktionen werden getestet. Dieses geschieht entweder durch Trennung von den Eltern oder durch furchteinflößende Gegenstände.

11. Die Intelligenz des Kindes wird getestet. Abhängig von der Art der Autismus-Spektrum-Störung kann der Test unterdurchschnittlich oder überdurchschnittlich ausfallen.

Der ARI-I Test ist ein Fragebogen für Eltern. Dieser Test sollte nach Möglichkeit immer parallel zu anderen Testungen gemacht werden. Hierdurch können die erhobenen Defizite des Kindes besser beurteilt werden und es kann genauer abgeschätzt werden, wie das Verhalten des Kindes im Alltag wirklich ist.

Lesen Sie hierzu mehr unter Intelligenztest

Welche Tests für Erwachsene gibt es?

Für Erwachsene stehen viele Fragebögen zur Verfügung. Da das Verhalten Erwachsener schwieriger zu beurteilen ist als das von Kindern, helfen diese Tests bei der Findung der Diagnose im Erwachsenenalter die meiste Anwendung.

Besteht eine schwere Autismusform, wird diese bereits im Kindesalter diagnostiziert. Dieses impliziert, dass Autismusformen im Erwachsenenalter meist milder sind und die Betroffenen trotz der Erkrankungen ein normales Leben führen können, auch wenn dieses von Einschränkungen geprägt ist. Die häufigsten Einschränkungen zeigen sich hierbei in der sozialen Interaktion, in der Partnerschaft oder im Job.

ADOS-Test

Der ADOS (Diagnostische Beobachtungsskala für autistische Störungen) ist ein Test, in welchem ein ausgebildeter Untersucher das Kind in unterschiedlichen Situationen beobachtet. Der Test kann ab einem Alter von zwei Jahren durchgeführt werden.

Das Kind wird verschiedenen sozialen Situationen ausgesetzt, um sein Verhalten zu beurteilen und soziale oder sprachliche Defizite aufzudecken. Nach Möglichkeit sollten die Situationen standardisiert ablaufen, um eine Möglichst objektive Aussage des Tests zu gewährleisten.

Der ADOS Test ist ein gängiger Test für Kinder mit einer wahrscheinlichen Austismus-Spektrum-Störung und wird in der Regel von Kinderpsychiatern oder ausgebildeten Psychologen durchgeführt. Er dauert etwa 30 bis 75 Minuten.

Gesichtertest

Der Gesichtertest ist einer der bekanntesten Tests im Zusammenhang mit Autismus.

Da ein wichtiges Symptom der Autismus-Spektrum-Störung die Verkennung von Emotionen anderer Menschen und vermindertes Empathieempfinden ist, zielt dieser Test auf das Erkennen von Emotionen ab. Hierbei werden dem Patienten nacheinander Bilder von Gesichtern mit den Emotionen glücklich, traurig und wütend gezeigt, die er richtig erkennen muss. Ist der Patient dazu nicht in der Lage, kann dieses die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung erhärten.

Welcher Arzt testet Autismus?

Für Kinder sind die sogenannten U-Untersuchungen beim Kinderarzt vorgesehen. Dabei wird in regelmäßigen Abständen die Gesundheit des Kindes überprüft und sowohl ein Screening auf häufige Erkrankungen durchgeführt als auch die Entwicklung des Kindes beobachtet. Es existieren die Untersuchungen U1-U9 sowie J1.

Die U1 erfolgt direkt nach der Geburt durch die Hebamme oder einen Kinderarzt. Die restlichen U-Untersuchungen erfolgen beim Kinderarzt, meist fällt im Rahmen dieser Untersuchung ein abnormales Verhalten des Kindes auf.

Die weitere Diagnostik und Diagnosestellung erfolgt dann in der Regel nicht mehr durch den Kinderarzt, sondern durch einen Kinder- und Jugendpsychiater.

Möglich ist auch, dass Eltern ein auffälliges Verhalten ihres Kindes selbst erkennen. In diesem Fall ist es sinnvoll, sich zuerst an den behandelnden Kinderarzt zu wenden, da dieser das Kind meist von Geburt an kennt und auch das betroffene Kind eine Vertrauensbeziehung zu dem Arzt hat. Der Kinderarzt kann dann nach seinem Ermessen alle weiteren Schritte einleiten.

Lesen Sie hierzu mehr unter U 9 Untersuchung

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.09.2017 - Letzte Änderung: 16.03.2022