Autismus-Spektrum-Störung

Die Autismus-Spektrum-Störung gehört zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen im Kindesalter.

Die Hauptsymptome einer Autismus-Spektrum-Störung sind die erschwerte soziale Interaktion und erschwerte Kommunikation.

Die Autismus-Spektrum-Störung wird in zwei Formen aufgeteilt: Der frühkindliche Autismus und das Asperger-Syndrom.

Unterschieden werden diese beiden Form anhand des Erkrankungsalters und den Symptomen: Während der frühkindliche Autismus meistens innerhalb der ersten drei Lebensjahre entsteht, kommt es zum Asperger-Syndrom erst nach dem vierten Lebensjahr. Im Gegensatz zum frühkindlichen Autismus, der mit verminderter Intelligenz einhergeht, ist beim Asperger-Syndrom ein normaler bis hoher Intelligenzquotient festzustellen.

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Symptome & Diagnose

Symptome

Die Symptome können von Patient zu Patient verschieden und unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Als erstes fällt meist eine Kommunikationsstörung mit anderen Menschen auf. Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zeigen sich als nicht so gute Gesprächspartner. Die Unterhaltung ist oft emotionslos und Betroffene haben meist einen neutralen Gesichtsausdruck, was schwierig für Gesprächspartner sein kann.

Kinder mit Autismus zeigen oft besondere Begabungen und sind in diesen Fächern hochbegabt. Interesse an anderen Dingen, wie Hobbies oder das Spielen mit anderen Kindern fehlt dagegen.

Es zeigt sich im Vergleich zu Altersgenossen ein erhöhter Intelligenzquotient, was typisch für das Aspergersyndrom ist. Vor allem sprachlich sind diese Kinder sehr weit entwickelt und können sich sehr gewählt ausdrücken.

Anders als beim Frühkindlichen Autismus: diese Kinder fallen eher mit einem verminderten Intelligenzquotient und unterentwickelten sprachlichen Fähigkeiten auf.

Viele Patienten zeigen stereotype Handlungen, wie zum Beispiel wiederholende Handlungen beim Spielen oder einen stets gleichen Tagesablauf bei älteren Patienten.

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Diagnose

Um die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung stellen zu können, müssen zuerst andere psychische Erkrankungen und Entwicklungsstörungen ausgeschlossen werden, dh Autismus-Spektrum-Störung ist eine Ausschlussdiagnose. Wichtige Diagnosekriterien sind klinische Symptome, sowie das Alter des Kindes. Differenziert werden kann zwischen dem frühkindlichen Autismus und dem Apergersyndrom. Unterschiede findet man neben dem Erkrankungsalter, durch Beurteilung der Sprache. Während die Aspergerpatienten in der Regel sehr wortgewandt sind und sehr eloquent im Verhältnis zu ihren Altersgenossen erscheinen, hat der typische Patient mit frühkindlichem Autismus sprachliche Probleme und spricht schlechter als seine Altersgenossen.

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Welche Tests gibt es für die Autismus-Spektrum-Störung?

Hinweise auf eine Autismus-Spektrum-Störung geben verschiedene Tests. Es gibt Selbsttests die anhand von Fragebögen zuhause beantwortet werden können oder gemeinsam mit einem Psychiater oder Psychologen. Im Mittelpunkt der Tests stehen Empathieempfinden und das Erkennen von Emotionen. Daneben werden stereotype Handlungen, spezielle Begabungen und Hochbegabung getestet. Dadurch wird außerdem der Intelligenzquotient bestimmt.

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Ein weiterer Test ist der Gesichtertest, dabei werden Menschen mit verschiedenen Emotionen gezeigt, wie zum Beispiel Personen die lachen, weinen oder wütend sind. Autismus-Patienten können häufig Emotionen nicht richtig deuten, so kann die Krankheit aufgedeckt werden.

Welche Fragebögen gibt es zur Diagnose der Autismus-Spektrum-Störung?

Es gibt eine Vielzahl von Fragebögen, die eine Autismus-Spektrum-Störung aufdecken können.

Neben Selbsttest, die der Patient selbst zu Hause ausfüllen kann, existieren viele Fragebögen, die Eltern für oder zusammen mit ihren Kindern ausfüllen können, je nachdem wie alt das Kind ist.

Inhalt der Bögen ist das soziale Verhalten, spezielle Begabungen, stereotypische Handlungen und schulische Leistungen.

Je nach Altersstufe gibt es unterschiedliche Fragebögen, mit verschiedenen Inhalten.

Behandlung

Eine Heilung der Autismus-Spektrum-Störung ist nicht möglich. Durch psychotherapeutische Therapie und ärztlicher Behandlung der Begleiterkrankungen kann den Patienten eine normale Lebensführung ermöglicht werden.

An erster Stelle steht die Verhaltenstherapie, dabei soll der Patient seine sozialen Defizite erkennen und Methoden lernen, die ihm einen normalen Umgang mit Mitmenschen ermöglicht. Darüberhinaus soll der Patient durch die Behandlung mehr in seine soziale Umgebung (Schule, Kindergarten, Beruf) integriert werden. Daher ist es wichtig auch nahestehende Personen, wie Eltern oder Lebenspartner in die Therapie mit ein zu beziehen.

Ziel ist es dem Betroffenen ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Klare Strukturen im Tagesablauf, mit genauen Terminen und Uhrzeiten helfen den Patienten und geben ihnen Sicherheit und Ruhe. Ungeplante Ereignisse verursachen oft Konflikte und Patienten verschließen sich vor ihren Mitmenschen. Durch einen konstanten Alltag soll das vermieden werden und Vertrauen, vor allem zwischen Kindern und Eltern geschaffen werden.

Symptome der Begleiterkrankungen werden je nach Patient und Schweregrad behandelt. Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) kann beispielsweise mit Methylphenidat (Ritalin) therapiert werden. Leidet der Patient an Angst-, oder Zwangsstörungen können Antidepressiva, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), in Kombination mit einer Psychotherapie verschrieben werden. Antipsychotika können eine Schizophrenie lindern.

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Ursachen & Prophylaxe

Ursachen

Laut aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen, spielt bei den Ursachen der Autismus-Spektrum-Störung vor allem eine genetische Komponente eine wichtige Rolle.

Hierbei zeigte sich, dass Geschwister eines an Autismus erkrankten Kindes ein erhöhtes Risiko aufweisen, ebenfalls an einer Autismus-Spektrum-Störung zu erkranken. Auch betroffene Eltern vererben die Krankheit gehäuft an ihre Kinder weiter.

Neben erblichen Komponenten werden Umweltfaktoren als Ursache diskutiert. Hierfür gibt es jedoch noch keine gesicherten wissenschaftlichen Studien.

Lange Zeit wurde angenommen, dass es einen Zusammenhang zwischen Autismus und der Mumpsimpfung gibt. Dies kann heute durch gesicherte große Studien widerlegt werden! Es gibt keinen Zusammenhang!

Verlauf & Prognose

Welche psychischen Störungen sind mit der Autismus-Asperger-Störung assoziiert?

Patienten mit Autismus-Spektrum-Störung neigen dazu im Laufe des Lebens andere psychische Erkrankungen zu bekommen, wie zum Beispiel Depressionen und Tic-Störungen.

Daneben entwickeln diese Menschen eventuell Zwangsstörungen oder Angststörungen.

Kinder können zusätzlich unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom leiden. Schizophrenie mit Symptomen wie sozialem Rückzug, Wahnvorstellungen und Halluzinationen ist ebenfalls mit Autismus-Spektrum-Störungen assoziiert.

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Die Symptome können mit antipsychotischen Medikamenten und dauerhafter ärztlicher Behandlung verringert werden.

Folgen in der Schule

Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung können sowohl einen überdurchschnittlich hohen Intelligenzquotienten haben, als auch einen eher niedrigen Intelligenzquotienten.

Das Problem der Hochbegabung ist, dass diese oft nur in einigen Bereichen vorliegt, für andere Fachgebiete besteht kein Interesse und werden daher vernachlässigt. Dies ist vor allem in der Schule ein großes Problem, da hier eine allgemeine Ausbildung in sehr unterschiedlichen Bereichen stattfindet.

Durch Desinteresse an manchen Fächern kommt es oft zu Konzentrationsstörungen und daraus resultieren schlechte Schulnoten, obwohl die Kinder sehr intelligent sind. Die Hochbegabung hilft den Betroffenen meist erst im Berufsleben, da sie sich dort auf einen Fachbereich spezialisieren können.

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Das Verhalten der betroffenen Kinder führt oft zur Ablehnung durch Mitschüler, die Kinder werden sozial isoliert und ausgegrenzt. Vor allem im Kindesalter kann sich aus der Konzentrationsstörung ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) entwickeln. Die Kinder fallen durch mangelnde Aufmerksamkeit im Unterricht auf. Eine professionelle schulbegleitende Psychotherapie ist daher sehr wichtig!

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Autismus-Spektrum-Störung beim Erwachsenen

Die Erkrankung wird meist im Kindesalter erkannt und eine Therapie eingeleitet.

Vereinzelt gibt es aber Fälle, die erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden. Auch hier stehen Symptome, wie erschwertes soziales Verhalten, stereotypische Handlungen und spezielle Begabungen im Vordergrund.

Fehlende Empathie bringen den Patienten vor allem ernstzunehmende Probleme im Job und in Beziehungen.

Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen können dazu neigen, ihre sexuellen Fantasien ohne Rücksicht auf den Partner auszuleben. Beziehungen können so scheitern und es kann zu sozialer Ausgrenzung führen.

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Autor: Dr Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 24.05.2017 - Letzte Änderung: 16.03.2022