Fettgewebe

Definition

Fettgewebe ist eine Art von Bindegewebe des menschlichen Körpers, welches eine Vielzahl von überlebenswichtigen Funktionen übernimmt.

Fettgewebe besteht aus einzelnen Fettkörperchen, welche unter dem Mikroskop als vergleichsweise große, leere (da ehemals Fett-gefüllte) rundliche Zellen erscheinen. Die Fettzellen sind durch lockeres Bindegewebe zu Gruppen zusammengelagert, die dadurch teilweise eine läppchenartige Struktur besitzen.

Der Anteil von Fettgewebe im Körper hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, maßgeblich jedoch vom Verhältnis von körperlicher Aktivität zu Energiezufuhr.

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Funktionen vom Fettgewebe

Man unterscheidet verschiedene Arten von Fettgewebe, und mit Ihnen auch verschiedene Funktionen:

1. das Speicher - oder Depotfett. Wie der Name schon erahnen lässt, dient dieses Fettgewebe hauptsächlich als Energiespeicher, falls der Körper über längere Zeit nicht auf Energiezufuhr in Form von Nahrungsmitteln zurückgreifen kann. Ein Mensch kann von diesem Speicherfett je nach Konstitution bis zu 40 Tage lang überleben. In der heutigen Zeit ist diese Tatsache vielen Menschen mehr Last als Nutzen, denn das Speicherfett setzt sich vor allem an Bauch und Hüfte an.

Der Anteil des Speicherfettes variiert zwischen 10-15% bei Sportlern, 15-25% bei Normalgewichtigen, und bis zu über 50% bei adipösen, sprich fettleibigen Patienten. Bodybuilder können in Wettkampfphasen Körperfettanteile von unter 6% erreichen, ein Mindestanteil von 3-5% (Männer) bzw. 10-13% (Frauen) wird jedoch als überlebensnotwendig angesehen.

2. das Isolierfett: Fettgewebe ist ein exzellenter Wärmespeicher. Nicht umsonst haben Robben oder Eisbären, die in kalten Gegenden überleben müssen, eine große Fettschicht, um sich warm zu halten. Dies liegt daran, dass Fettgewebe weit schlechter Wärme leitet, als alle anderen Körpergewebe wie zum Beispiel Muskelgewebe.

Das Fettgewebe liegt zu 65% in der Unterhaut (Subcutis) des Menschen, der restliche Anteil liegt im Bauchraum.

3. Fettgewebe ist sehr weich und beweglich, es dient daher als Puffer und Schutz gegen äußere mechanische Einflüsse. Vor allem Gelenke und innere Organe bedürfen eines besonderen Polsters, da sie sehr empfindlich und gleichzeitig sehr wichtig für den Körper sind.

So befindet sich beispielsweise im Bauchraum auf Höhe der Rippen eine große Fettschürze, das so genannte Omentum majus (großes Bauchnetz). Es bedeckt die vorderen Bauchorgane wie den Dünndarm und Teile des Magens.

Auch über den Nieren, den Wangen, oder in der Augenhöhle befindet sich Fettgewebe. Dieses wird jedoch nur in äußersten Notfällen zu Energie umgewandelt, sprich bei extremen Hungerzuständen. Bei stark abgemagerten Menschen sehen daher die Augen auch stets eingefallen aus, da die dahinterliegenden Fettpolster mobilisiert wurden, und die Augen "zurückfallen".

4. die Stoffwechselfunktion: Mit 9,4 Kalorien pro Gramm ist Fett das energiereichste Gewebe im Körper. Freie Fettsäuren können können aus den Fettzellen mobilisiert werden, und ins Blut abgegeben werden. Dort haben sie eine Halbwertszeit von nur 1-2 Minuten – das heißt, sie werden sehr schnell verstoffwechselt.

Muskulatur und Organe bevorzugen die freien Fettsäuren gegenüber den ebenfalls im Blut schwimmenden Zuckermolekülen.

Die Fettsäuresynthese (Lipogenese) wird durch das Hormon Insulin stimuliert, Fettsäureabbau (Lipolyse) durch das Hormon Glukagon.

Ein hoher Blutzuckerspiegel, zum Beispiel nach dem Essen, bedingt eine Insulinausschüttung, stimuliert die Fettsäuresynthese, und somit die Speicherung des Blutzuckers in Form von Fettsäuren im Fettgewebe. Nicht umsonst wird Insulin daher auch oft als das "Dickmacherhormon" bezeichnet.

Langkettige Zucker, wie sie beispielsweise in Reis oder Vollkornprodukten enthalten sind, müssen vor der Aufnahme ins Fettgewebe meist erst zerkleinert werden- dafür benötigt der Körper wiederum Energie. Das macht sie gesünder, als kurzkettige Kohlenhydrate wie in Weißbrot und Bier enthalten.

Medizinische Problematik

Ein übermäßiger Anteil von Fettgewebe kann sowohl aus kosmetischen als auch aus medizinischen Gründen störend sein.

Einerseits geht mit hohen Körperfettanteilen oft eine psychische Bleastung einher.

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Andererseits hat Fettgewebe ein hohes Gewicht (Rund 940 Gramm pro Liter), und stellt damit eine große mechanische Belastung für Knochen und Gelenke da. Auch Gefäße und Organe leiden unter zu viel Fettgewebe und können in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Aderverkalkung oder auch Arteriosklerose.

Um lebensbedrohlichen Folgen wie Thrombosen oder Herz-Kreislauf Erkrankungen vorzubeugen bemüht sich der behandelnde Arzt in erster Linie um eine natürliche Gewichtsreduktion in Form von mehr körperlicher Bewegung und gesünderer/bewussterer Ernährung.

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Der Grundgedanke ist dabei, das Speicherfett, welches die Energiereserven des Körper bereithält zu verringern, indem ein Energiedefizit geschaffen wird. Einfach gesagt, wenn der Körper mehr Energie verbraucht, als er aufnimmt, greift er auf das Speicherfett zurück - Man nimmt ab.

Falls diese Therapieform auf Grund fehlender Mitarbeit des Patienten oder anderer Umstände nicht erfolgreich ist, kann man auf invasive Maßnahmen wie zum Beispiel eine Magenverkleinerungs-OP zurückgreifen. Hierbei wird ein Band um einen Teil des Magens gelegt, und dieser künstlich verkleinert. Der Körper kann in der Folge weniger Nahrung aufnehmen, weniger Energiereserven bilden, und in der Folge weniger Fettgewebe anlegen. Durch gesteigerte körperliche Aktivität kann somit innerhalb eines halben bis ganzen Jahres das Fettgewebe deutlich reduziert werden.

Andere, nicht invasive Maßnahmen zielen ebenfalls darauf ab, den Magen zu verkleinern, beispielsweise durch Aufnahme eines Art Schwamm, der sich im Magen ausdehnt und dessen Volumen verkleinert.

Allgemein ist festzustellen,dass ein Verzicht auf kurzkettige Kohlenhydrate (Wie Weißbrot, Süßigkeiten und Softdrinks) sowie auf sehr fettreiche Kost (Schweinenacken, Salami) stets eine Verminderung des Fettgewebes nach sich zieht.

Im gegenteiligem Fall, bei starker Unterernährung,ist eine hochkalorische Ernährung indiziert. Diese kann durch spezielle Nahrungspräparate erfolgen, welche meist einen Energiegehalt von über 2 Kalorien pro Gramm aufweisen. Ziel ist auch hier, die Schutz,-Isolier,- und Energiespeicherfunktion des Fettgewebes wiederherzustellen.

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist übrigens, man könne durch gezieltes Training einzelner Körperpartien, wie zum Beispiel Bauch oder Po alleine an diesen Stellen Fettgewebe abbauen.

Der Abbau des Fettgewebes erfolgt zentral, die Fettverteilungsmuster (also die Stellen an denen man bevorzugt Fett ansetzt) sind geschlechtsspezifisch und individuell unterschiedlich. Grob kann man sagen, dass Männer bevorzugt im Bauchbereich Fettgewebe ansetzen, Frauen eher im Hüftbereich. Man spricht bei Männern auch von einem apfelförmigen, bei Frauen von einem birnenförmigen Verteilungsmuster.

Eine Verminderung des dort ansässigen Fettgewebes ist nur durch eine generelle Lebensstiländerung und nicht alleine durch lokal konzentriertes Training möglich. Schließlich befinden sich die Zellen des Körpers in einem stetigem Umbauprozess, weswegen sich das Fettgewebe stets gemäß dem genetisch vorbestimmten Verteilungsmuster umverteilt.

Natürlich wird jedoch auch durch isoliertes Training einer einzelnen Körperpartie Energie verbrannt, und Fettgewebe reduziert- nur eben nicht zwangsläufig genau an der trainierten Körperregion.

Fettgewebe und Metabolismus

Fettgewebe ist für den Körper überlebensnotwendig, ein zu hoher Körperfettanteil allerdings schädlich.

Ab 30% Fettgewebe im Körper spricht man von Adipositas (Fettleibigkeit).

In Deutschland zielen viele Präventivmaßnahmen darauf ab, den Verbraucher vor ungesunder Ernährung zu warnen. Ein Beispiel sind die auf den Nahrungsmitteln vorgeschriebenen Energiewerttabellen, die den prozentualen Anteil des Produktes angeben, welchen es vom täglichen Bedarf deckt. Richtwert sind für Männer 2500 und für Frauen 2000 Kalorien pro Tag. Je nach sportlicher Aktivität können diese Werte natürlich nach oben oder unten abweichen. Professionelle Rennradfahrer oder Extrembergsteiger nehmen beispielsweise bis zu 10.000 Kalorien täglich zu sich, um ihren Energiebedarf zu decken.

Menschen mit einem normalen Stoffwechsel sollten jedoch stets darauf achten, im Bereich von 2000-2500 Kalorien zu bleiben, und gegebenenfalls mit sportlicher Aktivität ausgleichen. So zählt beispielsweise Squash oder Spinning zu den Sportarten, bei denen besonders viel Energie verbrannt wird. Hier wird also eine große Menge an Fettgewebe verbraucht.

Andererseits kann auch eine Ernährungsumstellung auf mediterrane Kost eine Gewichtsreduktion begünstigen. Als Faustregel gilt: Führt man dem Körper mehr Energie zu, als er braucht, wird die überschüssige Energie im Fettgewebe gespeichert.

Begleiterkrankungen und Risiken bei Übergewicht

Begleiterkrankungen,die mit einer Erhöhung des Fettgewebe-Anteils im Körper einhergehen sind Kurzatmigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Bluthochdruck, Antriebslosigkeit, aber auch psychische Symptome wie Depression, oder sozialer Rückzug.

Bei starker, ungewollter Gewichtszunahme sollte aber auch immer eine Schilddrüsenunterfunktion abzuklären.

Diese führt auf Grund mangelnder Produktion der Hormone Thyroxin und Trijodthyronin zu einem verminderten Energieumsatz im Körper und damit zu einem verstärktem Aufbau von Fettgewebe, spricht Gewichtszunahme. Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich beim Hausarzt durch Blutentnahme und anschließender Blutuntersuchung im Labor bestimmen.

Auch Typ 2 Diabetes (sogenannter Altersdiabetes) und Arteriosklerose gehören zu den Risiken von Übergewicht.

In jedem Fall ist eine Ernährungs- und Lebensstiländerung anzuraten, um das überschüssige Fettgewebe los zu verringern.

Braunes Fettgewebe

Vom sogenanten "weißem Fettgewebe" ist das "braune Fettgewebe" abzugrenzen.

Während ersteres das übliche, "normale" Fett ist, stellt letzteres eine besondere Form von Fettgewebe da, die man in aktivierter Form vor allem bei Neugeborenen findet, und dort primär im Hals und Brustbereich.

Seine Funktion ist die Wärmeproduktion, die bei Neugeborenen besonders wichtig ist, da sie verstärkt von Unterkühlung betroffen sind.

Seine braune Farbe erhält das braune Fettgewebe von einer besonders hohen Anzahl an Mitochondrien - den sogenannten "Kraftwerken der Zelle". Diese produzieren die benötigte Wärme.

Bis vor wenigen Jahren nahm man an, Erwachsene besäßen kein braunes Fettgewebe mehr, da es schlicht nicht mehr benötigt würde. Neuere Forschungen zeigten jedoch, dass auch im erwachsenen Menschen über 10% braunes Fettgewebe vorhanden ist -allerdings in inaktivierter Form. Dies spielt insofern eine Rolle, als dass eine künstliche Aktivierung dieses Fettgewebes einen erhöhten Energieverbrauch bedingt, und Patienten beim Abnehmen helfen könnte.

Nagetiere können beispielsweise aktiv weißes in braunes Fettgewebe umwandeln, und dieses während dem Winterschlaf zur Wärmeproduktion nutzen. Eine tatsächliche Realisierbarkeit ist Stand 2015 noch Gegenstand der Forschung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.06.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023