Scheidentrockenheit

Einleitung

Scheidentrockenheit ist ein weit verbreitetes Symptom, mit dem viele Frauen zu kämpfen haben. Die Scheide produziert natürlicherweise Sekrete, welche die Schleimhäute feucht halten und deren Besiedlung mit Krankheitserregern erschweren sollen.
Trockene Schleimhäute hingegen sind anfälliger für Infektionen aller Art, da sich Keim an trockenen, rauen Schleimhäuten besser anheften können. Scheidentrockenheit ist oftmals ein subjektives Empfinden der betroffenen Frau. Objektive Messwerte, ab wann es sich tatsächlich um Scheidentrockenheit handelt, gibt es nicht.

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Scheidentrockenheit äußert sich bei betroffenen Frauen besonders häufig im Rahmen des Geschlechtsverkehrs, da auch dabei die Sekretproduktion der Scheide deutlich eingeschränkt ist.

Feuchtigkeit ist jedoch besonders beim Geschlechtsverkehr wichtig, damit es bei der Frau durch die Reibung nicht zu Verletzungen und Schmerzen im Genitalbereich kommt. Frauen mit ausgeprägter Scheidentrockenheit erleben demnach häufig deutliche Einschränkungen in ihrem Sexualleben, was für die Betroffenen sehr belastend sein kann. Frauen, die unter einer trockenen Scheide leiden, sollten daher nicht zögern und ihren Frauenarzt beziehungsweise ihre Frauenärztin um Rat fragen.

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Ursachen

Die Ursachen für Scheidentrockenheit können sehr unterschiedlich sein.
Je nachdem in welchem Alter die Beschwerden auftreten, kann es sich um unterschiedliche Ursachen handeln. Besonders häufig sind hormonelle Gegebenheiten der Grund für die Scheidentrockenheit. Demnach sind am häufigsten Frauen nach den Wechseljahren von Scheidentrockenheit betroffen. Das liegt daran, dass der Spiegel der weiblichen Sexualhormone (Östrogene) mit Einsetzen der Wechseljahre deutlich abnimmt. Östrogene sind jedoch bei der Befeuchtung der Vagina, der Durchblutung des Genitaltraktes und der Funktionstüchtigkeit der weiblichen Sexualorgane maßgeblich beteiligt. Durch die sinkenden Geschlechtshormonspiegel nehmen diese Funktionen dementsprechend ab. Die Durchblutung der Scheide wird geringer, das Gewebe wird mit der Zeit abgebaut, was sich in dünneren Schamlippen und empfindlicherer Haut im Genitalbereich äußert, und auch die Feuchtigkeit der Scheide kann deutlich reduziert sein. Schätzungsweise jede dritte Frau leidet mit Einsetzen der Wechseljahre daher unter Scheidentrockenheit.

Auch in anderen Lebenssituationen können Hormonschwankungen auftreten, die eine Scheidentrockenheit bedingen können. Beispiele sind eine Schwangerschaft oder Stillperiode. Auch wenn hormonelle Verhütungsmittel eingenommen, oder einer Frau die Eierstöcke entfernt werden, kommt es zu Veränderungen im Hormonhaushalt, die sich in Scheidentrockenheit niederschlagen können. Die Beschwerden verschwinden im Falle von Scheidentrockenheit während Schwangerschaft oder der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel jedoch in der Regel mit Beendigung dieser Umstände.
Gleiches gilt für verschiedene weitere Medikamente, die als Nebenwirkung Scheidentrockenheit verursachen können. Besonders häufig tritt Scheidentrockenheit bei Frauen auf, die mittels antihormoneller Medikamente gegen Brustkrebs behandelt werden. Durch die Hormonblocker entsteht ein Wechseljahrs-ähnlicher Zustand und die Frau kann Scheidentrockenheit entwickeln.

Die Befeuchtung der Scheide hängt zudem maßgeblich von psychischen Faktoren ab. Frauen, die viel Stress haben und generell gedanklich sehr beschäftigt sind, haben gerade auch beim Geschlechtsverkehr häufiger Probleme mit Scheidentrockenheit. Nicht zuletzt kann Scheidentrockenheit als Begleitsymptom bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Einige Nervenkrankheiten können in späteren Stadien die Sexualfunktionen beeinträchtigen und dadurch auch Scheidentrockenheit hervorrufen. Ein Beispiel ist die Multiple Sklerose (MS). Auch bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann Scheidentrockenheit vorkommen. Nicht zuletzt beeinflussen auch die Lebensgewohnheiten die Befeuchtung der Scheide. Alkoholkonsum und Rauchen sowie eine übertriebene Intimhygiene können sich negativ auswirken.

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Östrogenmangel

Ein Mangel des Hormons Östrogen ist in vielen Fällen ursächlich für eine Scheidentrockenheit.
Dies ist unabhängig davon, ob es sich um einen natürlicherweise vorkommenden Mangel handelt, wie beispielsweise im Rahmen der Wechseljahre, vor Eintritt in die Pubertät und während der Stillzeit oder aber durch Medikamente hervorgerufen wird. Dazu zählen die Anti-Baby-Pille und Östrogenblocker im Rahmen einer Brustkrebsbehandlung. Östrogenmangel bedingt eine reduzierte Durchblutung der Scheide, beeinflusst negativ die Elastizität und Dicke der Schleimhaut und beeinträchtigt zudem die Tätigkeit der im Intimbereich vorkommenden Drüsen. Diese Faktoren können einzeln oder häufig auch in Kombination zu einer trockenen Scheide führen.

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Schilddrüsenerkrankungen als Ursache

Schilddrüsenerkrankungen kommen in der Bevölkerung häufig vor. Dabei handelt es sich meist entweder um eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, wobei daraus resultierend zu viele oder zu wenige Schilddrüsenhormone produziert werden. Beide Krankheitsbilder sind mit einer Vielzahl möglicher Symptome vergesellschaftet.
Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse, der sogenannten Hypothyreose, kann es neben einigen anderen Beschwerden zu vermehrter Trockenheit der Haut kommen. Dies kann auch die Schleimhaut des Intimbereichs betreffen. Wichtig ist zu erwähnen, dass sowohl einige Schilddrüsenerkrankungen als auch der Beginn der Wechseljahre einen gemeinsamen Erkrankungsgipfel haben, das heißt, dass beide Erkrankungen häufig in einer ähnlichen Altersspanne am häufigsten diagnostiziert werden.
Als Folge muss bei Scheidentrockenheit im mittleren Alter sowohl an die möglicherweise beginnenden Wechseljahre gedacht werden, die häufig mit Scheidentrockenheit einhergehen, als auch eine Schilddrüsendiagnostik bei Vorliegen weiterer Symptome ins Auge gefasst werden. Eine Unterscheidung ist meist aufgrund charakteristischer Blutwerte möglich.

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Begleitende Symptome

Scheidentrockenheit kann sich mit verschiedenen Begleitsymptomen äußern.

Die trockenen Schleimhäute sind deutlich anfälliger für eine Besiedelung mit Krankheitserregern, wie beispielsweise Scheidenpilz. Diese können an den trockenen Oberflächenzellen besonders gut haften und dort eine Infektion hervorrufen. Vaginale Infektionen äußern sich besonders häufig durch einen veränderten Ausfluss aus der Scheide, der beispielsweise eine gelbe oder grünliche Farbe annehmen oder auch übel riechen kann. Zudem ist er in seiner Menge häufig vermehrt. Nebenbei kann es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen, die dann nicht nur allein durch die trockene Scheide sondern auch durch die Entzündungsreaktion bedingt sind.

Scheidentrockenheit äußert sich des Weiteren oftmals durch ein unangenehmes Jucken oder Brennen im Intimbereich, da die trockenen Schleimhäute aneinander reiben und eine Reizung hervorrufen. Durch die unmittelbare Nachbarschaft von Vaginaleingang und Harnröhre ist letztere oftmals ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, wenn Scheidentrockenheit auftritt. Die Folge ist eine Anfälligkeit für Harnwegsentzündungen wie Blasenentzündungen, die sich vornehmlich durch vermehrten Harndrang und ein Brennen beim Wasserlassen äußern.

Beim Geschlechtsverkehr kommt es meist zu Schmerzen durch die deutlich erhöhte Reibung, die durch den Feuchtigkeitsmangel der Schleimhäute bedingt ist. Auch für den Mann kann die Scheidentrockenheit unangenehm sein, da es dadurch auch bei ihm zu einer erhöhten Reibung kommt. Frauen mit Scheidentrockenheit klagen zudem nach dem Geschlechtsverkehr über leichte Blutungen der Schleimhäute. Diese kommen ebenfalls dadurch zustande, dass die trockenen Schleimhäute deutlich verletzungsanfälliger sind und durch die Reibung beim Geschlechtsverkehr schnell einreißen können. Da die Scheide gut durchblutet ist, treten in der Folge leichte Blutungen auf, die jedoch im Regelfall schnell wieder stoppen.

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Scheidentrockenheit mit Juckreiz

Ist die Scheide zu trocken, handelt es sich bei einem vermehrten Juckreiz um ein häufiges begleitendes Beschwerdebild. Durch die häufig ursächlich reduzierte Durchblutung der Vagina oder den Eingriff in die natürliche Flora der Scheide über falsche Waschlotionen kann es zur Trockenheit kommen. Wie auch an anderen Stellen des Körpers ist trockene Haut beziehungsweise Schleimhaut mit einem vermehrten Spannungsgefühl verbunden, zudem neigen die betroffenen Stellen leichter zu Verletzungen. Dieser Zustand kann sich leicht verschlimmern, da ein vermehrter Juckreiz häufig zum Kratzen führt, um dem unangenehmen Gefühl Linderung zu verschaffen. Dadurch kann jedoch die beanspruchte und trockene Schleimhaut leichter verletzt werden und Infektionen häufiger auftreten. Juckreiz kann auch ein Symptom einer bakteriellen Infektion der Scheide darstellen und bei bestehender Scheidentrockenheit durchaus Symptom beider Erkrankungen sein. Eine gynäkologische Abklärung ist deshalb insbesondere bei gleichzeitigem Auftreten von Ausfluss, verändertem Vaginalgeruch oder Scheidenbelägen sinnvoll.

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Therapie

Da Scheidentrockenheit für betroffene Frauen sehr belastend sein kann, ist eine adäquate Therapie umso wichtiger.
Liegt den Beschwerden eine hormonelle Störung zugrunde, beispielsweise durch das Einsetzen der Wechseljahre, so kann dies mit Hormonpräparaten ausgeglichen werden. Da diese jedoch einige Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen, sollte die Einnahme gut abgewogen werden. Eine ausführliche Beratung beim Gynäkologen kann helfen, diesbezüglich die richtige Entscheidung zu treffen. Alternativ werden inzwischen auch einige hormonfreie Präparate angeboten, die bei einigen Frauen ebenfalls helfen, die Beschwerden zu lindern z.B. Vagisan® Creme. Auch Homöopathie in den Wechseljahren kann versucht werden.

Ist die Scheidentrockenheit eher durch psychische Anspannung und Nervosität bedingt, so können Entspannungsverfahren helfen, die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Betroffene Frauen können es beispielsweise mit Yoga oder autogenem Training versuchen. Regelmäßige körperliche Bewegung hilft zudem, Stress abzubauen und Bewegungsmangel im Alltag auszugleichen.

Zusätzlich sollten Frauen mit Scheidentrockenheit einige Dinge beachten, die dazu führen können, dass die Symptome sich bessern.
Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf Tampons. Während der Regelblutung sollten ausschließlich Binden benutzt werden, da Tampons durch ihren direkten Sitz in der Scheide sehr viel Feuchtigkeit aus den Schleimhäuten ziehen. Diese werden in der Folge noch trockener und noch anfälliger für Infektionen. Der Verzicht auf Tampons ist daher bei Frauen mit Scheidentrockenheit sehr wichtig.

Auch sollte eine angemessene Intimhygiene verfolgt werden. Häufiges Waschen mit Seifen oder sonstigen Präparaten ist nicht zu empfehlen, da die Schleimhäute dadurch ausgetrocknet werden. Klares Wasser reicht völlig aus, um den Intimbereich schonend zu reinigen und den Schleimhäuten möglichst wenig Feuchtigkeit zu entziehen. Um die Scheidentrockenheit beim Geschlechtsverkehr zu lindern, sollten betroffene Paare Gleitcremes benutzen. Diese helfen effektiv, die Reibung zu mindern, sodass es nicht zu Schmerzen oder Verletzungen beim Geschlechtsverkehr kommen kann. Auch nachfolgenden Infektionen und Entzündungen wird dadurch vorgebeugt.

Homöopathie bei Scheidentrockenheit

Es gibt einige homöopathische Behandlungsmöglichkeiten, welche die Beschwerden bei Scheidentrockenheit reduzieren sollen. Diese finden häufig bei trockener Scheidenschleimhaut im Zuge der Wechseljahre Verwendung.

So zum Beispiel Kapseln oder Teeaufgüsse aus Rotklee, welche die Durchblutung und Befeuchtung der Scheide über pflanzliche Östrogene unterstützen sollen. Auch andere pflanzliche Präparate mit Phytoöstrogenen können hilfreich sein. Weitere einsetzbare homöopathische Mittel können wilde Yamswurzel enthalten, welche vor allem beim hormonellen Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron greifen. Auch die Traubensilberkerze kann Beschwerden lindern.
Auf Wunsch können Schüßler Salze Verwendung finden, wobei bei Scheidentrockenheit insbesondere Calcium Fluoartum Nr. 1 und Silicea Nr. 11 (zur Erhöhung der Hautelastizität), Kalium Chloratum Nr.4 (Linderung der Scheidentrockenheit) und Natrium Chloratum Nr. 8 (zur Regeneration der Scheidenschleimhaut) angewendet werden können.
Als weitere homöopathische Globuli können Sepia officinalis, Graphites und Thuja occidentalis eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, mit dem Arzt oder Apotheker Rücksprache zu halten, insbesondere im Hinblick auf mögliche Interaktionen bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme.

Welche Hausmittel helfen?

Bei Scheidentrockenheit können zunächst einige Hausmittel ausprobiert werden, um die Beschwerden zu lindern und die Scheide wieder zu befeuchten.
Um die Geschmeidigkeit und Elastizität der Schleimhaut zu erhöhen, eignen sich besonders Naturöle. Dazu zählen zum Beispiel Oliven-, Ringelblumen-, Sesam- und Weizenöl. Beim Kauf sollte auf gute Qualität geachtet werden. Auch Sitzbäder mit ätherischen Ölen eignen sich gut, da auf diese Weise die Durchblutung der Geschlechtsorgane angeregt wird. Aufgrund der enthaltenen Milchsäurebakterien kann Naturjoghurt im Intimbereich angewendet werden, wobei spezielle Kuren aus der Apotheke meist einen weitaus höheren Wirkspiegel haben und zielführender sind.

Neben den Hausmitteln können auch Verhaltensmaßnahmen die Symptome bei Scheidentrockenheit lindern. So sollte auf Seifen und aggressive Waschlotionen im Intimbereich verzichtet werden, damit die Scheidenschleimhaut nicht austrocknet. Klares Wasser oder speziell auf den pH-Wert der Vagina abgestimmte Waschgele eignen sich besser für die Intimhygiene. Zudem kann bei Scheidentrockenheit, die auch bei sexueller Erregung nicht besser wird, Gleitgel zum Einsatz kommen. Damit wird Schmerzen und Verletzungen während des Geschlechtsakts vorgebeugt. Bei Neigung zu Scheidentrockenheit sollten während der Periode eher Binden als Tampons verwendet werden, da letztere die Scheide zusätzlich austrocknen können. Zudem kann Schwimmen in gechlortem Wasser die Scheide austrocknen. Daher sollte für den Zeitraum der Beschwerden auf den Besuch von Schwimmbädern verzichtet werden.

Olivenöl

Olivenöl stellt eine natürliche Methode dar, den Intimbereich wieder weicher und geschmeidiger zu machen und die Beschwerden durch Scheidentrockenheit, wie zum Beispiel Jucken und Brennen, zu lindern.
Wie auch bei der Verwendung anderer Naturöle sollte darauf geachtet werden, diese in reiner Form zu verwenden und beim Kauf auf gute Qualität zu achten. Damit kann verhindert werden, dass etwaige beigefügte Substanzen die ohnehin bereits beanspruchte Scheidenschleimhaut zusätzlich zu reizen.

Welche Cremes helfen?

Es gibt zahlreiche Cremes und Gele in der Apotheke, die bei Scheidentrockenheit Linderung verschaffen sollen. Die meisten Produkte sind frei verkäuflich und nicht rezeptpflichtig. Sind der Creme allerdings Hormone beigemengt und diese damit östrogenhaltig, wird sie in der Regel durch einen Arzt verschrieben. Eine Kombination eines feuchtigkeitsspendenden Präparats mit einer Milchsäurekur kann sinnvoll sein, um die Scheidenflora zu stabilisieren und den pH-Wert durch die erleichterte Ansiedlung von Laktobazillen wieder auf natürliche saure Werte zu senken. Damit kann Infektionen vorgebeugt werden, deren Auftretenswahrscheinlichkeit bei Scheidentrockenheit erhöht ist. Darüber hinaus verfügen die Kuren häufig über einen zusätzlich befeuchtenden Effekt.

Um sich bei dem breiten Angebot der rezeptfreien Produkte gegen Scheidentrockenheit zurechtzufinden und die individuell beste Creme oder Gelart zu wählen, können Erfahrungsberichte anderer Betroffener hilfreich sein. Auch Mitarbeiter der Apotheke können Produkte empfehlen. Der Unterschied zwischen Gelen und Cremes besteht darin, dass letztere im Gegensatz zu Gelen Fett enthalten und damit eine andere Konsistenz aufweisen. Den hormonfreien Cremes beziehungsweise Gelen ist gemeinsam, dass sie meist langanhaltend Feuchtigkeit spenden, geruchlos, einfach in der Handhabung und häufig auch als Gleitgel verwendbar sind. Sie können sowohl im Akutfall als auch über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Auch als Überbrückung bis zum Einsatz hormonenthaltender Präparate kann die Verwendung sinnvoll sein, um ein möglichst schnelles Abklingen der Symptome zu erreichen.

Hormonenthaltende Präparate sollten nur nach ärztlicher Rücksprache verwendet werden, da diese nur bei nachgewiesen Östrogenmangel eingesetzt werden sollten und darüber hinaus bei einigen Patientinnen kontraindiziert sind, besonders bei Frauen, die sich einer Brustkrebstherapie unterziehen. Bei bestehendem Hormonmangel vor allem in den Wechseljahren kann die lokale Zufuhr von Östrogen sinnvoll sein, da über die Hormonwirkung die Durchblutung der Vagina und die Regeneration der Schleimhaut erreicht werden kann. So wird die Scheidentrockenheit reduziert und die Haut der Vagina wieder elastischer und unempfindlicher.

Vagisan®

Die Vagisan®-Feuchtcreme ist ein vielfach beworbenes Produkt, das bei Scheidentrockenheit angewendet kann. Es handelt sich um ein hormonfreies Präparat zur Symptomlinderung, welches Feuchtigkeit spendet und pflegende Lipide beinhaltet.
Es ist auf den natürlichen sauren pH-Wert der Scheide abgestimmt und ist als klassische Creme, in Form von Vaginalzäpfchen oder in einer Kombination aus beidem erhältlich. Neben diesem Produkt eignen sich eine Vielzahl weitere Cremes und Gele aus der Apotheke, welche sowohl hormonfrei erhältlich sind als auch Östrogen beinhalten können. Sind Hormone Inhaltsstoff des Mittels, ist dieses in der Regel rezeptpflichtig und muss von einem Arzt verschrieben werden.

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Vorbeugung

Scheidentrockenheit lässt sich nicht in allen Fällen vermeiden, da den Beschwerden häufig Hormonschwankungen, zum Beispiel im Rahmen der Wechseljahre, zugrunde liegen. Auch Chemotherapien oder sonstige wichtige Medikamente, die Scheidentrockenheit hervorrufen können, lassen sich manchmal nicht umgehen.
Um Scheidentrockenheit jedoch generell vorzubeugen, können verschiedene Dinge beachtet werden. Wichtig ist, dass keine übertriebene Intimhygiene praktiziert wird. Häufiges Waschen des Genitalbereichs, insbesondere mit Seifen, Duschgels und Shampoo, macht die Schleimhäute sehr anfällig für Austrocknung und nachfolgende Infektionen. Alternativ können milde Intimwaschlotionen oder besser noch lediglich klares Wasser zur Reinigung des Intimbereichs eingesetzt werden. Dies reicht völlig aus und ist deutlich schonender für die Schleimhäute.
Auch sollten nach Möglichkeit keine Tampons benutzt werden, da diese den Vaginalschleimhäuten sehr viel Feuchtigkeit entziehen. Eine bessere Alternative sind Binden. Zudem sollte auf eine gesunde und ausgewogene Lebensweise geachtet werden. Regelmäßiger Alkohol- und Tabakkonsum sollten vermieden werden. Stattdessen ist auf ausreichend körperliche Bewegung, eine gesunde Ernährung und eine adäquate tägliche Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Um bei bestehender Scheidentrockenheit Infektionen zu vermeiden, können von Zeit zu Zeit Kuren mit Milchsäurebakterien durchgeführt werden. Diese können in Form von Vaginalkapseln eingeführt werden und helfen, das gesunde Milieu der Scheide aufrechtzuerhalten.

Scheidentrockenheit in den Wechseljahren

Scheidentrockenheit stellt in den Wechseljahren und auch nach der Menopause ein häufiges Beschwerdebild dar.
Als häufigste Ursache kommen hormonelle Einflüsse in Frage. Das Hormon Östrogen spielt eine wesentliche Rolle bei der Durchblutung der weiblichen Geschlechtsorgane und ist maßgeblich an den natürlichen Auf- und Umbauprozessen der Vaginalschleimhaut beteiligt. Zudem wird die Tätigkeit der im Intimbereich ansässigen Drüsen reguliert, welche ein natürliches, dünnes Feuchtigkeitssekret produzieren. Auch hält das Hormon den natürlichen sauren pH-Wert der Vagina aufrecht, indem die Bereitstellung von Glykogen in der Scheide gewährleistet wird. Dieses wird im Anschluss von den in der Vagina natürlicherweise vorkommenden Laktobazillen zu Milchsäure verstoffwechselt.

Mit dem Eintritt in die Wechseljahre wird die Arbeit der Eierstöcke, welche den Produktionsort des Östrogens darstellen, reduziert. Dadurch kommt es zum Abfall des Hormonspiegels mit einer daraus resultierenden reduzierten Durchblutung und Feuchtigkeit der Vagina. Neben der Scheidentrockenheit kann es auch zur sogenannten vaginalen Atrophie kommen, was bedeutet, dass die Schleimhaut der Scheide dünner und weniger elastisch wird.

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Scheidentrockenheit in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft erfährt der weibliche Körper beträchtliche Einflüsse durch Hormone. Sind dabei Spiegelschwankungen die Regel kann es im Zuge dessen zu Scheidentrockenheit kommen, da eine regelrechte Befeuchtung der Vagina eng mit der richtigen Östrogendosis gekoppelt ist.
Auch psychische Einflüsse können besonders in der Schwangerschaft eine Scheidentrockenheit bedingen. Durch die Nervosität bezüglich der anstehenden Geburt und der neuen Alltagsherausforderungen können häufiger Beschwerden im Intimbereich auftreten. Auch kann eine übertriebene Intimpflege die Schleimhaut austrocknen.

Während der Schwangerschaft sollte bei Scheidentrockenheit mit dem behandelnden Frauenarzt Rücksprache gehalten werden. Zum Einen kann so die optimale Behandlung in Form von Cremes oder Gelen bestimmt werden, da einige Produkte für den Einsatz in der Schwangerschaft nicht geeignet sind und die Patientin damit nicht Gefahr läuft, das falsche Produkt zu erwerben.
Zum Anderen kann je nach Ausprägung der Trockenheit das Risiko für Infektionen ansteigen, da die trockene Vaginalhaut rissiger und anfälliger für Verletzungen ist. Darüber hinaus treten Harnwegsinfektionen oder Entzündungen der Geschlechtsorgane durch Bakterien oder Hefepilze in der Schwangerschaft allgemein häufiger auf. Solche Infektionen sind stets behandlungsbedürftig, da sie mit einem höheren Komplikationsrisiko für den Verlauf der Schwangerschaft vergesellschaftet sind.

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Scheidentrockenheit nach der Geburt

Die Schwangerschaft und der nachfolgende Geburtsprozess sind bei jeder Frau mit starken hormonellen Veränderungen verbunden, die in zahlreichen Ausprägungsformen Einfluss auf den Körper der Mutter nehmen. So fällt der zuvor in der Schwangerschaft sehr hohe Östrogenspiegel mit der Geburt des Kindes rapide ab. Niedrige Östrogenspiegel können, durch die daraus resultierende reduzierte Durchblutung der Geschlechtsorgane und der beeinträchtigten Umbauprozesse der Vaginalschleimhaut, zu vermehrter Scheidentrockenheit führen.

Im Rahmen der Stillzeit wird der Östrogenspiegel vom Körper gezielt niedrig gehalten, da das Hormon milchhemmend wirkt und nur so eine ausreichende Bereitstellung von Milch gewährleistet werden kann. Daher hält die aufgrund des Östrogenmangels bedingte Scheidentrockenheit bei einigen Frauen die gesamte Stillzeit über an. Selbst wenn die frisch gewordene Mutter aus medizinischen Gründen nicht stillen kann oder dies von vorneherein nicht wünscht, braucht der Östrogenhaushalt einige Zeit um sich wieder einzupendeln. Daher ist die Scheidentrockenheit unmittelbar nach der Geburt ein häufiges Beschwerdebild.

Scheidentrockenheit in der Stillzeit

Östrogen spielt als Hormon eine wichtige Rolle in der Schwangerschaft, weshalb es währenddessen vermehrt ausgeschüttet wird. Da es in seiner Wirkung laktationshemmend ist, fällt der Hormonspiegel natürlicherweise mit der Geburt des Kindes in nur kurzer Zeit stark ab, um die Milchproduktion nicht weiter zu verhindern. Da Östrogen jedoch eine wichtige Rolle bei der Durchblutung des Intimbereichs spielt und darüber hinaus wesentlich für eine gesunde Vaginalschleimhaut ist, kann es im Rahmen des Hormonabfalls zu einer vermehrten Scheidentrockenheit kommen. Die Schleimhaut der Scheide kann selbst bei sexueller Erregung trocken bleiben, was beim Geschlechtsverkehr mit einer erhöhten Gefahr von Mikrorissen und -verletzungen der Vaginalschleimhaut verbunden sein kann. Nach dem Abstillen kommt es häufig ganz von selbst wieder zu einer Besserung der Beschwerden, da die Östrogenproduktion wieder ansteigt.

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Scheidentrockenheit durch Medikamente

Eine Vielzahl von Medikamenten kann Einfluss auf den Intimbereich nehmen und zur Scheidentrockenheit führen. Dazu zählt die Einnahme von Kontrazeptiva. Insbesondere die Mikropille, also ein Kombinationspräparat aus Gestagenen und Östrogenen, kann zur Austrocknung der Schleimhaut führen. Auch im Zuge einer Brustkrebsbehandlung, welche den Östrogeneinfluss auf den Körper durch eine Antihormontherapie herunterfährt, kann Scheidentrockenheit bedingen. Darüber hinaus können als weitere Beispiele einige Antibiotika, Mittel gegen Allergien (Antihistaminika), Herzmedikamente (Betablocker) und entwässernde Medikamente (Diuretika) zu Scheidentrockenheit führen.

Scheidentrockenheit nach Antibiotikaeinnahme

Nach einer Antibiotikaeinnahme kommt es häufig nicht nur zum Niedergang des eigentlich bekämpften und für die Erkrankung ursächlichen Erregers, sondern häufig auch zur Abtötung wichtiger, natürlicherweise vorkommender Bakterien. Dazu zählen, die im weiblichen Intimbereich vorkommenden, Milchsäurebakterien. Diese sogenannten Laktobazillen sind für eine regelrechte Vaginalflora entscheidend und tragen einen großen Teil zur Intimgesundheit bei.
Gehen diese nützlichen Bakterien im Zuge einer antibiotischen Behandlung zugrunde, kann es zu Infektionen durch Pilze oder andere Bakterien kommen, die Überhand gewinnen im natürlichen Bakteriengleichgewicht der Vagina. Insbesondere Hefepilzerkrankungen durch Candida können zu Scheidentrockenheit führen. Daher kann es sinnvoll sein, nach Antibiotikaeinnahme Milchsäurekuren im Intimbereich anzuwenden oder Milchsäurebakterien der Scheide zuzuführen, um den Aufbau einer gesunden Vaginalflora zu unterstützen.

Scheidentrockenheit durch die Pille

Eine regelmäßige Pilleneinnahme kann als Nebenwirkung bei einigen Frauen zu Scheidentrockenheit führen.
Dies ist besonders bei sogenannten Mikropillen in niedriger Dosierung der Fall, also einer Kombinationspille aus den Hormonen Gestagen und Östrogen beziehungsweise deren Abkömmlinge. Durch die Zufuhr von nur kleinen Mengen an Östrogen durch die Pille und bei unzureichender körpereigner Produktion des Hormons, die durch die externe Östrogenzufuhr herabgesetzt sein kann, kommt es in einigen Fällen zur Scheidentrockenheit. Diese ist durch den Mangel an Östrogen bedingt, was zu einer verminderten Gewebedurchblutung des Intimbereichs und zu einem Schleimhautabbau führt und so die Scheidentrockenheit verursacht.
Falls diese Nebenwirkung mit der Einnahme der Pille in Verbindung gebracht wird, sollte mit dem Frauenarzt Rücksprache gehalten werden. Dieser kann bei Bedarf entweder die Dosis des Präparats verändern oder die Pille eines anderen Herstellers verordnen, um auszuprobieren, ob sich die Beschwerden auf diese Weise beseitigen lassen. Ist dies nicht der Fall, kann ein Umstellen auf alternative Verhütungsmethoden sinnvoll sein.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.12.2016 - Letzte Änderung: 04.11.2021