Bauchnabelpiercing ist entzündet - Was tun?

Einführung

Dadurch, dass das Piercen heutzutage weit verbreitet ist und als allgemein bekanntes Schmuckstück angesehen wird, wird häufig vergessen, dass es sich dabei um einen Fremdkörper handelt. Dieser befindet sich in einem künstlich dafür gestochenen Kanal in der Haut. Bis zum vollständigen Abheilen dieses Stichkanals hat das Piercing dabei direkten Kontakt zu „offenem“ Gewebe und zum Blut. So können Krankheitserreger jeglicher Art, bei nicht korrekter Pflege, eindringen und Entzündungen verursachen.

Gerade der Bauchnabel ist eine Stelle des Körpers, bei der das Risiko für eine Entzündung erhöht ist, da es sich um einen schlecht durchbluteten Bereich, mit länger dauernder Heilungstendenz handelt.

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Ursachen für ein entzündetes Bauchnabelpiercing

In dem meisten Fällen entzündet sich ein Bauchnabelpiercing in der unmittelbaren Zeit nach dem Stechen – also in der Heilungsphase. Diese dauert bei dem Bauchnabelpiercing recht lang, da der Bauchnabel wenig durchblutet ist und demnach auch lange für die Regeneration und für das Abheilen des Stichkanals braucht. In der Zeit können Krankheitserreger leicht in das Gewebe und das Blut eindringen und eine Entzündungsreaktion hervorrufen.

Die häufigsten Ursachen für eine Infektion direkt nach dem Stechen können zum einen ein unsauberes Arbeiten beim Stechvorgang selbst sein. Zum anderen aber auch ein unzureichendes Reinigen und Desinfizieren des frisch gestochenen Piercings.

Aber auch viel Bewegung und zu enge Kleidung können das Bauchnabelpiercing in der sensiblen Heilungszeit durch Reibung reizen und das Abheilen verzögern. Ebenso kann es auch zu einer allergischen Reaktion des Körpers auf das Piercingmaterial kommen und zu einer Entzündungsreaktion führt. Allein aber auch die Wahl der falschen Piercinggröße bzw. Länge kann Reizen. Ist das Bauchnabelpiercing zu kurz kann durch einen permanenten Druck und durch Reibung das Bauchnabelgewebe gereizt werden, sodass Krankheitserreger eher eindringen können.

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Symptome

Entzündet sich das Bauchnabelpiercing, fällt dies meist durch die klassischen Symptome einer Entzündung auf:

  • der Hautbereich um das Bauchnabelpiercing wird rot,
  • möglicherweise warm, dick, verhärtet sich und
  • schmerzt – entweder erst nur bei Druck und Berührung, später möglicherweise auch bereits in Ruhe

Ist die Entzündung leicht und noch lokal begrenzt, wird sie meist von keinen weiteren Symptomen begleitet. Breitet sie sich aus und wird stärker, kann sich zudem Eiter bilden und aus dem Stichkanal austreten oder im noch schlimmeren Fall ein Abszess (Ansammlung von Eiter in einem abgekapselten Gewebsraum) bilden. Tritt zudem Fieber auf, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Entzündung ins Blut übergegangen sind und das Immunsystem auf Hochtouren läuft, um diese zu bekämpfen. Hier ist äußerste Vorsicht angebracht und allerspätestens dann sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.

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Eitrige Entzündung

Das Piercing ist ein Fremdkörper, an den sich Erreger anheften und eine Entzündung auslösen können. Eiter ist klassischerweise ein Hinweis auf eine bakterielle Entzündung.
Das Immunsystem bekämpft die Erreger und zerstört dabei sich selbst, in Form der weißen Blutkörperchen, sowie das umliegende Gewebe. Dieser Vorgang äußert sich dann in Form von Eiter.
Bekommt man die Entzündung mit den unten genannten Tipps nicht in den Griff, sollte man einen Arzt oder den Piercer aufsuchen, da es im schlimmsten Fall zur Verschleppung der Erreger und somit zu einer Blutvergiftung kommen kann.

Schmerz

Schmerz gehört zu den fünf klassischen Entzündungszeichen. Ergänzt werden sie durch Rötung, Überwärmung, Schwellung und einer eingeschränkten bzw. aufgehobenen Funktion.
Auf Verletzungen mit Schmerz zu reagieren, ist eine sinnvolle Reaktion des Körpers, um die betroffene Stelle vor unnötigen Berührungen zu schützen. Hierfür werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet.
Man sollte also die Signale des Körpers achten und auf keinen Fall an dem Piercing herumspielen oder -drücken. Außerdem empfehlen wir, weite Klamotten zu tragen oder das entzündete Piercing locker mit einem Kosmetiktuch abzudecken, sodass die Kleidung nicht an dieser Stelle hängen bleibt.

Was kann ich gegen die Entzündung tun?

Ist das Bauchnabelpiercing erst einmal entzündet, sollte möglichst schnell gehandelt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Handelt es sich zunächst um eine leichte Entzündung, bei der der Bauchnabelbereich „nur“ gerötet und etwas schmerzhaft ist, kann erst einmal noch selbstständig versucht werden, der Entzündung entgegenzuwirken:

Der Bauchnabelbereich kann etwas gekühlt, regelmäßig und vorsichtig gereinigt und desinfiziert werden. Schwillt das Hautgewebe des Bauchnabels durch die Entzündung an, sollte möglichst darauf geachtet werden, dass eventuell ein längeres Piercing eingesetzt wird. Damit wird ein Quetschen und eine Spannung der entzündlichen Haut vermeiden. Zudem sollten die Finger von dem entzündeten Bauchnabelpiercing gelassen werden. Keinesfalls darf an dem Piercing herumgespielt, herumgedrückt und herum geschoben werden. Die Gefahr, dass gerade dadurch noch mehr Krankheitserreger in die Wunde gelangen, ist hoch. Genauso sollte auch auf selbst-angewendete, heilungsfördernde Cremes und Salben verzichtet werden, da diese den Stichkanal verstopfen und die Entzündung gegebenenfalls noch provozieren können.

Ist die Entzündung sehr stark, tritt Eiter oder sogar Blut aus, sollte möglichst schnell ein Arzt aufgesucht werden: eventuell ist dann sogar eine antibiotische Salbe oder eine richtige Einnahme von Antibiotika unumgänglich. Im schlimmsten Fall können in einigen Fällen auch das Entfernen des Piercings und das Zuheilen lassen des Stichkanals unumgänglich sein.

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Hausmittel

Bevor man sich eine Salbe in der Apotheke oder beim Piercer kauft, kann man versuchen, das entzündete Piercing mit Hausmitteln zu behandeln.
Eine gute und simple Behandlungsmöglichkeit bei Entzündungen ist Kühlung. Dazu legen Sie am besten ein Handtuch mit Eiswürfeln auf die gerötete Haut. Das Eis sollte die Haut nicht direkt berühren, da es ansonsten zu Verbrennungen kommen kann.
Desweiteren kann Aloe Vera helfen, die Entzündung zu bessern, da es antibakteriell und lindernd wirkt. Falls Sie eine Aloe-Vera-Pflanze besitzen, können Sie das Gel aus einem aufgeschnittenen Blatt extrahieren und auf die Entzündung auftragen. Nach 20 minütiger Einwirkzeit wird das Gel mit kaltem Wasser abgewaschen. Alternativ gibt es Aloe-Vera-Gel auch käuflich zu erwerben.
Ein weiteres natürliches Mittel zur Wundheilung ist Teebaumöl. Nachdem die Stelle gereinigt wurde, können 6 Tropfen Teebaumöl mit nativem Olivenöl gemischt und auf ein Wattepad aufgetragen werden. Nach 10 Minuten Einwirkzeit sollte das ganze gründlich mit Wasser abgespült werden. 

Salzwasser zur Entzündungslinderung

Ein weiteres altbewährtes Hausmittel ist eine Salzwasserlösung aus 250 ml lauwarmem Wasser und 1 TL Salz.
Diese Lösung können Sie mit Hilfe eines darin eingeweichten Wattepads auf das entzündete Piercing geben oder das Salzwasser direkt auf die Wunde tropfen. Diese Prozedur sollte zwei- bis dreimal am Tag durchgeführt werden. Währenddessen können Sie das Piercing sanft drehen, damit die Lösung den Stichkanal von innen erreichen kann.

Welche Creme kann helfen?

Eine gute Möglichkeit, die Entzündung in den Griff zu bekommen, sind antibiotische Salben. Diese sind rezeptfrei in der Apotheke zu erwerben und eignen sich besonders bei einer eitrigen Entzündung. Sie sollten die Salbe mehrmals täglich über mehrere Tage anwenden.
Falls dies keine Besserung bringt, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann entscheiden, ob eine Cortisonsalbe nötig ist oder das Piercing heraus genommen werden muss.

Wie kann ich eine Entzündung vermeiden?

Das beste Mittel, um eine Entzündung des Bauchnabelpiercings vor allem in der sensiblen Heilungsphase vorzubeugen ist, es regelmäßig und korrekt zu pflegen. Der Piercer gibt in der Regel eine konkrete Anleitung zur richtigen Handhabung der Bauchnabelwunde nach dem Stechen mit. Ein regelmäßige Reinigen der Wunde, das vorsichtige Entfernen von Verschmutzungen durch lauwarmes Wasser und das anschließende Desinfizieren ist wichtig, um eine gute Heilung zu ermöglichen.

Krusten und Schorf sollten möglichst nicht abgelöst werden, da hierdurch immer wieder neue kleine Wunden entstehen. Keine Angst, im Rahmen der Heilung gehen Krusten und Schorf von alleine ab. Auch auf zu enge, reibende Kleidung sollte in der Heilungszeit möglichst verzichtet werden, damit es nicht zu einer zusätzlichen Reizung kommt. Auch auf Schwimmbadbesuche sollte zunächst verzichtet werden, da sich im Wasser zu viele Keime befinden. Zudem sollte auch auf die richtige Materialwahl geachtet werden, um allergisch-entzündliche Reaktionen des Körpers von vorneherein zu vermeiden.

Wie gefährlich ist ein entzündetes Piercing in der Schwangerschaft?

Prinzipiell ist eine Entzündung in der Schwangerschaft nie gut, da sich erhöhte Entzündungswerte im Blut der Mutter negativ auf das Kind auswirken können. Inwieweit dies der Fall ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
Definitiv gefährlich für Mutter und Kind ist es aber, wenn sich die Erreger ausbreiten und so beispielsweise eine Blutvergiftung entsteht. Der Körper und das Immunsystem sind mit der Schwangerschaft ohnehin schon einer Belastung ausgesetzt, daher fällt die Bekämpfung der Erreger umso schwerer. Gehen Sie also frühzeitig zu einem Arzt, wenn Sie Entzündungszeichen bemerken.
Prophylaktisch ist es ratsam, sich während einer Schwangerschaft kein Piercing stechen zu lassen. Normalerweise sollten Sie in einem Piercingstudio darauf aufmerksam gemacht werden. Hat man bereits ein Piercing, sollte man es gegen ein spezielles Schwangerschaftspiercing ersetzen, welches länger und elastischer ist, wodurch es sich der steigenden Hautspannung anpasst.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.01.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021