Hüftprothese verursacht Schmerzen

Einleitung

Der Einsatz einer künstlichen Hüftprothese ist in Deutschland ein häufig durchgeführter Eingriff, der in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringt. Dennoch kommt es in einigen Fällen zu Komplikationen, sodass eine Hüftprothese Schmerzen verursacht.

Die Schmerzen können sich an der Hüfte, über den Oberschenkel bis ins Knie ausbreiten und treten oft im Zusammenhang mit einer Hüftprothesenlockerung auf. Auch direkt nach OP können nach einer Hüftprothese Schmerzen auftreten, z.B. wenn das Implantat nicht optimal eingesetzt wurde. Im Folgenden wird genauer auf die Ursachen und Ausprägung der Symptome eingegangen sowie kurz über Diagnose, therapeutische Möglichkeiten, die Prognose und Prophylaxe berichtet.

Ursachen

Es gibt eine Reihe verschiedener Ursachen, die nach Einsatz einer Hüftprothese Schmerzen verursachen können. So kann es im Laufe der Zeit zur Hüftprothesenlockerung kommen, denn auch nach OP ist nicht immer eine fest sitzende Hüftprothese garantiert.

Hüftprothesenlockerung

Bei einer Hüftprothesenlockerung sitzt das eingebrachte Implantat nicht mehr fest an einem vorgegebenen Platz, was zu starken Schmerzen und Instabilität führt. Man unterscheidet eine aseptische, also ohne die Beteiligung von Bakterien verursachte Hüftprothesenlockerung von einer septischen.
Bei der septischen Hüftprothesenlockerung verursacht eine Infektion der Hüftprothese Schmerzen durch Entzündung.

Oft sind kleinste Mengen an Erregern, die während der OP in das Operationsgebiet gelangt sind, ausreichend, um nach Verschluss der Wunde im Innern weiter zu wachsen und das um die Hüftprothese liegende Gewebe zu schädigen.
Eine Hauptursache für die aseptische Hüftprothesenlockerung, bei der nach der Hüftprothese Schmerzen auftreten, sind Verschleißerscheinungen. Zum einen ist eine Hüftprothese nach 20-30 Jahren am Ende ihrer Haltbarkeit angelangt, zum anderen kommen äußere patientenbezogene Faktoren hinzu. So sind Extremsportarten oder häufige übermäßige Belastung ein Risikofaktor für eine vorzeitige Hüftprothesenlockerung.
Ebenso sollte man als Patient versuchen, sein eigenes Gewicht zu kontrollieren, da Übergewicht eine große Belastung für die Prothese darstellt und Schmerzen verursachen kann. Eine Reaktione des Knochens um das Fremdmaterial herum können nach der OP für Schmerzen sorgen.

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Schmerzen nach der OP

Kommt es relativ früh nach OP zu Schmerzen der Hüftprothese, fallen Ursachen wie Verschleiß und dauerhafte Überbelastung weg, da sich diese erst nach einer gewissen Zeit bemerkbar machen.

Verursacht die Hüftprothese Schmerzen nach OP, muss zunächst an eine Infektion der Prothese gedacht werden. Diese sind eher selten, aber aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit komplizierter zu therapieren als eine Infektion an anderer Stelle. Durch steriles Arbeiten wird das Risiko für Infektionen minimiert - die Häufigkeit an der Hüfte wird mit ca. 1% angegeben -, dennoch lassen sie sich nie ganz vermeiden.
Des Weiteren kann es nach OP vorkommen, dass eine Hüftprothese Schmerzen im Rahmen einer allergischen Reaktion hervorruft. Direkt nach OP kommt der Körper in Kontakt mit dem prothetischen Fremdmaterial. Meist werden allergische Reaktionen nicht gegen die Kunststoffteile der Hüftprothese beobachtet, sondern gegen metallische Komponenten, die aus Chrom, Nickel oder Kobalt bestehen. Weitere Ursachen, weswegen eine Hüftprothese Schmerzen verursacht, die direkt nach OP auftreten, können knöcherne Reaktionen auf das Fremdmaterial sein. Dabei kann es sowohl zu einer übermäßigen Knochenneubildung um die Hüftprothese kommen als auch zu einem Knochenschwund. Beides kann zu einer Hüftprothesenlockerung und Schmerzen führen.

Grundsätzlich stellt eine Operation unabhängig vom Eingriff eine massive Verletzung von Muskeln, Bindegewebe und Knochen dar, sodass Schmerzen nach Einsatz einer Hüftprothese direkt nach der OP die Regel sind. Diese lassen sich jedoch, sofern keine weiteren Komplikationen auftreten, mit Schmerzmitteln gut beherrschen.

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Charakter der Schmerzen

Wichtig zu unterscheiden ist, ob sich die Schmerzen nach einer Hüftprothese schleichend über Wochen und Monate entwickeln oder abrupt auftreten. Im Falle einer langsamen Hüftprothesenlockerung, z.B. durch Verschleiß, kommt es zunächst nur unter starker Belastung des Gelenks zu Schmerzen. Infektionen können rasch an der Hüftprothese Schmerzen auslösen, dann treten weitere Symptome wie Rötung und Schwellung auf. Akute Traumata schmerzen natürlich direkt nach dem Ereignis. Die Schmerzen können dabei je nach Ursache als stechend, pochend oder dumpf, teils auch elektrisierend in Erscheinung treten. Verursacht eine Hüftprothese Schmerzen, treten diese nicht nur an der betroffenen Hüfte auf, sondern strahlen oft in bestimmte Bereiche wie den Oberschenkel aus.

Schmerzen am Oberschenkel

In den meisten Fällen breiten sich Schmerzen, die durch eine Hüftprothese ausgelöst wurden, am Oberschenkel der gleichen Seite entlang aus. Diese Schmerzen werden meist außen und vorne am Oberschenkel beobachtet. Teilweise wird eine Hüftprothesenlockerung zunächst durch dumpfe Schmerzen am Oberschenkel wahrgenommen, bevor Schmerzen an der Hüfte selbst auftreten. Besonders bei langem Gehen oder Stehen ist der Oberschenkel mit betroffen. In vielen Fällen, in denen eine Hüftprothese Schmerzen nach sich zieht, strahlt der Schmerz auch über die Oberschenkel hinaus ins Kniegelenk aus, welches somit immer bei Patienten mit Hüftprothese auf Beschwerden wie Schmerzen hin untersucht werden sollte. Bei Schmerzen am Oberschenkel sollte man somit bedenken, dass hier auch eine Hüftprothese für die Schmerzen verantwortlich sein kann.

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Diagnose

Zur Diagnose von Schmerzen an einer Hüftprothese gehört zunächst eine genaue Befragung (Anamnese).

Seit wann treten die Schmerzen auf, wie stark sind sie, gibt es auslösende Faktoren oder strahlen sie aus?

Auch die Beweglichkeit der Hüftprothese sollte körperlich untersucht werden. Zur definitiven Diagnose, warum die Hüftprothese Schmerzen verursacht, gehören ein Röntgenbild und eventuell eine Computertomografie sowie, bei infektiöser Genese, einige Blutuntersuchungen und ein Erregernachweis.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Ursache für die Schmerzen, symptomatisch muss anfangs eine geeignete Schmerztherapie eingeleitet werden. Dabei kommen Substanzen wie Diclofenac oder Paracetamol, aber auch stärkere Mittel wie Oxycodon oder Tramadol zum Einsatz. Im Falle einer Hüftprothesenlockerung kommt man nicht an einer Revision, das heißt einer zweiten Operation herum. Dabei wird falls möglich die Hüftprothese gewechselt, infektiöse Herde können ausgeräumt werden.

Eine bessere Stabilität für die zweite Hüftprothese kann durch zusätzliche Verankerungen oder künstlichen Knochenaufbau gewährleistet werden. Eine für die Schmerzen der Hüftprothese eventuell ursächliche Infektion muss mit hochdosierten, auch direkt ins Gewebe gegebenen Antibiotika behandelt werden. Ebenso müssen Risikofaktoren wie Übergewicht, extreme Belastungen, Diabetes oder Rauchen und Alkohol gut kontrolliert werden, um die Lebensdauer einer Hüftprothese ohne Schmerzen zu verlängern.

Prognose

Verursachst eine Hüftprothese Schmerzen, hängt die Prognose von vielen Faktoren ab. Kann die Ursache behoben werden, steht einer weiter guten Lebensqualität nichts im Wege. Oft ist ein Prothesenwechsel nötig. Dabei muss gesagt werden, dass die Prognose nach einer Revisionsoperation im Schnitt schlechter ist als nach der ersten OP, da wieder gesundes Material verletzt und entfernt wird. Auch Infektionen können sich kompliziert darstellen, was die Prognose verschlechtert, insbesondere bei Übergreifen auf den Knochen (Osteomyelitis). Das Infektionsrisiko ist deutlich erhöht. Die Chance auf einen komplikationslosen Verlauf wird nach Revision jedoch immer noch mit 85-90% angegeben.

Prophylaxe

Auf vieles hat der Patient Einfluss bevor eine Hüftprothese Schmerzen verursacht, auf manches weniger. Die Belastung des Gelenks sollte minimiert werden, es dürfen keine übermäßigen Bewegungen wie extremes Beugen oder Rotieren des Beines vollführt werden.

Der Patient ist darauf angewiesen, eventuell vorhandenes Übergewicht abzubauen und auf das Rauchen zu verzichten. All dies kann die komplikationsfreie Lebensdauer einer Hüftprothese deutlich verlängern. Ebenso erhöht Muskeltraining im Rahmen einer angeleiteten Physiotherapie die Stabilität des Gelenks. Gegen allergische Reaktionen oder eine abnormale Knochenreaktion nach OP ist eine Prophylaxe schwierig, nur das Erfragen bekannter Allergien kann bei der Wahl des Materials hilfreich sein.

Eine Infektion gilt es durch steriles Arbeiten und eine schon während der Operation eingeleitete Antibiotikaprophylxe zu vermeiden, was in den Händen der behandelnden Ärzte liegt. Trotz all dieser Maßnahmen kann eine Hüftprothese früher oder später Schmerzen verursachen. Dann sollte möglichst schnell ärztlicher Rat gesucht werden, um früh eingreifen zu können und so ernsthafte weitere Komplikationen zu verhindern.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Hüftprothese verursacht Schmerzen:

Eine Übersicht aller Informationen der Orthopädie finden Sie unter: Orthopädie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.11.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024