Entzündung der Hüfte

Synonyme

Definition

Eine Entzündung der Hüfte entwickelt sich oftmals im Hüftgelenk, und kann von den typischen Entzündungszeichen wie Schmerzen, Schwellung, Fieber und allgemeinen Unwohlsein begleitet sein.

Häufigkeit

Die infektiöse Entzündung der Hüfte tritt bei 100.000 Patienten ungefähr zwei- bis zehnmal auf und wird am häufigsten verursacht durch die Verschleppung von Keimen durch die Blutbahn oder durch offene Verletzungen oder Operationen am Hüftgelenk.

Einteilung

Bei einer Hüftgelenksentzündung kann zwischen einer infektiösen und einer nicht infektiösen Entzündung unterschieden werden.

Die Infektiöse wird durch Bakterien hervorgerufen, während der nicht infektiösen oftmals eine rheumatische Erkrankung oder eine Arthrose zugrunde liegt.
Bei der aktivierten Arthrose, einer degenerativen Erkrankung, führt abgeriebenes Knochenmaterial oder Knorpel im Gelenkspalt zu einer Entzündungsreaktion.

Bei beiden Varianten haben die Betroffenen starke Schmerzen und nehmen eine Schonhaltung ein.
Eine flüchtige Hüftenzündung (Coxitis fugax), die auch oftmals als „Hüftschnupfen“ bezeichnet wird und zu den nichtinfektiösen Hüftgelenksentzündungen gerechnet wird, kann bei Kindern im Alter von fünf bis acht Jahren etwa zwei bis drei Wochen nach einem Atemwegsinfekt vorkommen.

Bei Kindern kann zusätzlich eine Hüftkopfnekrose, die auch als Morbus Perthes bekannt ist, vorkommen und dessen Ursache bisher noch unbekannt ist.
Morbus Perthes tritt im Alter von vier bis zehn Jahren auf, und kann eine schwerwiegende Störung der Funktion der Hüfte zur Folge haben.

Lesen Sie mehr zum Thema: Entzündung der Hüfte beim Kind

Ursachen

Bei der infektiösen Entzündung werden Bakterien in das Gelenk verschleppt, und lösen eine Entzündungsreaktion aus.
Bei den Bakterien handelt es sich oft um Staphylokokken oder Streptokokken, die durch die Blutbahn von anderen Entzündungsstellen im Körper zum Gelenk gelangen können.
Solch eine Keimverschleppung kann zum Beispiel von Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Tripper (sexuell übertragbare Krankheit; auch als Gonorrhoe bezeichnet) oder Syphillis (ebenfalls eine sexuell übertragbare Krankheit). Die Bakterien können zusätzlich auch durch operative Eingriffe, Gelenkpunktion oder offene Knochenfrakturen in das Hüftgelenk gelangen.

Bei der nicht infektiösen Entzündung kann eine aktivierte Arthrose die Ursache sein. Kleine abgeriebene Anteile vom Gelenkknorpel lösen in der Gelenksflüssigkeit eine Entzündungsreaktion aus, und führen zu den klasssichen Zeichen einer Entzündung wie Schwellung, Überwärmung und besonders starke Schmerzen.

Personen, die an Gicht leiden, können ebenfalls eine Entzündung im Gelenk entwickeln. Bei Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung. Die durch Abbauprozesse entstandene Harnsäure reichert sich vermehrt im Blut an. Da das Löslichkeitsprodukt im Blut schließlich überschritten wird und die Harnsäure nicht ausreichend aus dem System entfernt werden kann, fallen vor allem im Gelenkspalt Harnsäurekristalle aus. Diese Ablagerungen können dann eine Entzündung hervorrufen.

Weitere Grunderkrankungen, die als Begleiterscheinung eine Hüftgelenksentzündung verursachen können sind Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus), Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) und Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit).

Bei der kindlichen Hüftnekrose sind die Ursachen noch weitgehend unbekannt, jedoch wird eine zugrunde liegende Gerinnungsstörung vermutet. Die Blutversorgung wird dadurch verhindert, sodass schließlich eine Minderversorgung des Hüftkopfes zum Absterben des Gewebes führt.

Ebenfalls kann eine fehlerafte Laufhaltung zu Entzündungen in der Hüfte führen. Genauer gesagt kann in diesem Fall eine Knochenhautentzündung an der Hüfte entstehen. Für weitere Informationen empfiehlt die Redaktion den folgenden ArtikelKnochenhautentzündung an der Hüfte

Symptome

Bei der infektiösen Entzündung des Hüftgelenks verursacht die Entzündung starke Schmerzen, die typischerweise in die Leiste ausstrahlen.
Von Patienten werden sie als sehr unangenehm und ziehend beschrieben.

Aufgrund der starken Schmerzen nimmt der Betroffene oftmals eine Schonhaltung eine. Er rotiert das Bein leicht nach außen und hält es in leicht gebeugter Stellung.
So werden die Schmerzen häufig gelindert, und eine volle Belastung ist meistens nicht mehr möglich. Typischerweise führt die Erkrankung auch zu einem pathologischen Gangbild.
Um die Hüfte beim Gehen zu entlasten wird der Oberkörper gegebenenfalls zur gesunden Seite geneigt, und das Gewicht auf das funktionstüchtige Bein verlagert.

Neben den allgemeinen Entzündungszeichen treten auch Fieber, Abgeschlagenheit und Leistungsminderung auf.
Der betroffen fühlt sich schlapp, müde und unwohl.

Bei Kindern kann die Entzündung im Hüftgelenk (Coxitis fugax) oftmals eitrig werden. Die Ansammlung von Eiter im Gelenkspalt übt dann einen enormen Druck auf das noch nicht so stabile Gelenk wie bei einem Erwachsenen aus.
Dadurch kann es je nach Ausprägung zu einem Auskugeln des Gelenks (Luxation) oder zur Minderversorgung der knorpeligen Anteile des Gelenks.

Kinder können die Schmerzen noch nicht so genau angeben. Sie sind oft unspezifisch und werden meistens als Schmerzen im Kniegelenk angegeben. Auffällig bei den Kindern ist der hinkende Gang, die Bewegung ist oftmals eingeschränkt und schmerzhaft. Besonders die Rotation (Drehung des Beines im Hüftgelenk) löst Beschwerden aus.

Hier ist eine Behandlung dringend erforderlich, da es sonst unter Umständen auch zu Schäden an den Wachstumsfugen führen kann, und diese eventuell während des Wachstums des Kindes Fehlstellungen begünstigen.

Die Hüftnekrose (Morbus Perthes) zeigt ähnliche Symptome.

Diagnose

Die Diagnostik umfasst im Allgemeinen zunächst eine Untersuchung des Blutes.

Dabei sprechen eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins (CRP), ein Protein, das in der akuten Phase einer Entzündung erhöht im Blut vorliegt, und eine Zunahme der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) für eine Entzündung im Körper.
Zusätzlich erhöht ist die Blutkörperchenrsenkungsgeschwindigkeit (BSG).

Zur Bestimmung der Krankheitserreger kann eine Punktion notwendig sein: Nachdem die Haut über dem Hüftgelenk gründlich desinfiziert wurde, führt der Arzt eine dünne Hohlnadel, auch Trokar genannt, in den Gelenkspalt ein, und saugt mit einer daran befestigten Spritze etwas Flüssigkeit an.
Im mikrobiologischem Labor kann diese Probe genauestens auf Bakterien untersucht werden.

Diese Bestimmung ist besonders für die anschließende Behandlung mit Antibiotika wichtig, da die verschiedenen Bakterien auch unterschiedlich gut durch die Medikamente abgetötet werden.

Mittels einer Röntgenaufnahme oder in manchen Fällen auch Computertomographie oder Magnetresonmanztomographie der Hüfte (auch MRT der Hüfte) zur besseren Darstellung der Weichteile, kann die genaue Lokalisation des Entzündungsherdes ermittelt werden und das Ausmaß beurteilt werden, nach der dann eine angemessene Therapie eingeleitet werden kann.

Bei der kindlichen Hüftgelenksentzündung (Coxitis fugax) beinhaltet die weiterführende Diagnostik eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie). Bei Kindern können die Strukturen dadurch noch sehr gut dargestellt werden, während Röntgenaufnahmen in diesem Fall unauffällig sind. In der Sonographie kann man einen Erguss im Gelenk erkennen.

Differenzialdiagnostisch sollte von der Coxitis fugax, dem Hüftschnupfen bei Kindern, die Hüftnekrose unbekannter Ursache (Morbus Perthes) abgegrenzt werden. Diese Form der Entzündung kann mittels Röntgen und Ultraschall von dem Hüftschnupfen unterschieden werden.

Therapie

Bei eine infektiösen Entzündung der Hüfte wird diese zeitnah nach der Bestimmung des Krankheitserregers mit dementsprechenden Antibiotikum behandelt.

Während einer stationären Behandlung im Krankenhaus erfolgt diese Behandlung meistens intravenös mittels Infusionen für mehrere Tage, was den Vorteil hat, dass das Antibiotikum schneller ins Blutsystem gelangt, und die Entzündung oftmals schneller abklingt.
Aber eine Einnahme von Tabletten ist ebenfalls möglich.

Zusätzlich ist die Behandlung der Symptome erforderlich. Der Patient kann zusätzlich schmerzlindernde Medikamente wie zum Beispiel Ibuprofen erhalten.

Er sollte zudem das Gelenk entlasten und schonen. Dies trägt ebenfalls zur Linderung der Schmerzen bei.

Bleibt die medikamentöse und konservative Behandlung erfolglos, und ein Rückgang der Entzündung aus, kann eine Operation notwendig werden. Bei dieser Operation wird der Entzündungsherd ausgeräumt und das entzündete Material entfernt. In der Operationswunde verbleibt anschließend für mehrere Tage eine Drainage, die weiterhin Flüssigkeit aus dem entzündlichen Gebiet ableitet und somit ein erneutes Aufkeimen der Entzündung verhindert.

Prognose

Eine Entzündung der Hüfte ist meistens sehr gut und schnell therapierbar und heilt in den meisten Fällen sehr gut aus.

In schwerwiegenderen Fällen, wenn eine Operation erforderlich war, können dadurch ebenfalls sehr gut Folgeschäden an den beteiligten Gelenkstrukturen verhindert werden.

Bei Kindern erfolgt die Heilung einer Hüftgelenksentzündung in der Regel sehr schnell, und die Hüfte wird in ihrer Funktion nicht beeinträchtigt.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Entzündung Hüfte finden Sie unter:

Eine Übersicht über alle Themen der Orthopädie finden Sie immer auch unter: Orthopädie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.07.2015 - Letzte Änderung: 21.07.2023