Weiße Blutkörperchen

Einleitung

Das Blut besteht zum einen aus einem flüssigen Anteil, dem Blutplasma, und zum anderen aus festen Bestandteilen, den Blutzellen.

Es gibt drei große Gruppen von Zellen im Blut:

die jeweils spezifische Merkmale haben und sehr wichtige Aufgaben für unseren Körper und unser Überleben erfüllen. Die Leukozyten besitzen eine essenzielle Funktion bei der Immunabwehr des menschlichen Körpers, wobei einige Zellen zum unspezifischen und wieder andere zum spezifischen Immunsystem gezählt werden.

Eigenschaften der weißen Blutkörperchen

Die weißen Blutkörperchen bezeichnet man als weiß, da sie im Gegensatz zu den Erythrozyten nicht den roten Farbstoff Hämoglobin beinhalten, weshalb sie neben diesen weißlich erscheinen.
Je nach ihrer Art können sie stark in der Größe variieren.
Die kleinsten weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten, sind etwa so groß wie die roten Blutkörperchen, also ungefähr 7 µm, die größten, die Monozyten, erreichen Größen von bis zu 20 µm.
Sie überleben zwischen wenigen Tagen bis zu mehrere Monate.

Lesen Sie hier mehr zu dem Thema Aufgaben vom Blut

Abbildung weiße Blutkörperchen

Leukozyten -
weiße Blutzellen
weiße Blutkörperchen

  1. A - Granulozyten
    (Körnchenzellen)
    A1 - Neutrophile
    Granulozyten (50-70%)
    A2 - Eosinophile
    Granulozyten (2-4%)
    A3 - Basophile 
    Granulozyten (0-1%)
  2. B - Monozyten
    (2-8%)
  3. C - Lymphozyten
    (20-45%)
    T - Lymphozyten
    B​​​​ - Lymphozyten
    NK - Zellen

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Entwicklung

Die Entwicklung der Leukozyten beginnt im roten Knochenmark, das sich bei Erwachsenen im Brustbein und im Beckenkamm befindet.
Bei Kindern findet man dieses rote Knochenmark außerdem noch in den langen Röhrenknochen von Beinen und Armen.
Die Bildung der weißen Blutkörperchen erfolgt hier aus Stammzellen.
Diese differenzieren sich weiter, wobei immer eine Vorläuferzelle (eine determinierte Stammzelle, die also sozusagen schon in eine bestimmte Richtung geht) und eine weitere ursprüngliche Stammzelle entstehen, die sich erneut zu teilen und in jede mögliche Richtung weiterentwickeln zu vermag (pluripotent).
Aus der Vorläuferzelle entwickeln sich dann, abhängig von den Wachstumsfaktoren, die auf die Zelle einwirken, die verschiedenen Blutkörperchen.
Die Granulozyten entstammen, genau wie Blutplättchen und Erythrozyten, der myeloischen Stammzelle, die Lymphozyten der lymphoiden Stammzelle.

Nachdem sie gebildet sind, müssen manche weiße Blutkörperchen noch in ein anderes Organ wandern, um geprägt zu werden, bevor sie ihre Aufgaben ausführen können.
Diese Prägung findet vor allem in Thymus und Knochenmark, aber auch in der Milz, den Lymphknoten und den Mandeln statt.
Dort „lernen“ die Leukozyten, welche Stoffe / Zellen zum Körper gehören und somit ungefährlich sind und welche als fremd angesehen werden und deshalb bekämpft werden müssen.

Referenzbereiche

Ein gesunder Erwachsener besitzt im Schnitt 4.000 bis 10.000 weiße Blutkörperchen pro µl Blut.
Werte darüber bezeichnet man als eine Leukozytose, bei Werten darunter spricht man von Leukopenie.
Diese Gesamtzahl lässt sich noch weiter in die verschiedenen Typen von weißen Blutkörperchen untergliedern. Dies nennt man dann Differentialblutbild.

Arten von Weißen Blutkörperchen

Die Weißen Blutkörperchen lassen sich in verschiedene Typen unterteilen:

  • Am häufigsten kommen die Neutrophilen Granulozyten vor, die etwa 40-60% der Leukozyten ausmachen sollten.
    Wie alle Granulozyten zählen auch die Neutrophilen zu der unspezifischen Immunabwehr. Sie sind die wichtigsten Zellen, wenn es darum geht, von außen eingedrungene Erreger zu vernichten.
    Diese Aufgabe erledigen sie mithilfe eines Vorgangs, der sich Phagozytose nennt: sie „fressen“ die Bakterien, Viren oder Pilze praktisch auf.
  • Mengenmäßig an zweiter Stelle stehen mit 20-40% die Lymphozyten, der bedeutende Bestandteil der spezifischen Abwehr, die man noch einmal in B- und T-Lymphozyten unterscheidet.
    • Die B-Lymphozyten entwickeln sich nach einem bestimmten Reiz zu sogenannten Plasmazellen weiter, deren Funktion darin besteht, Antikörper zu bilden, die dann ganz gezielt an spezielle Strukturen binden können, wodurch diese entweder direkt zerstört werden oder zumindest markiert sind, sodass andere Zellen sie als fremd erkennen und gegen sie zu Werke ziehen können.
    • Bei den T-Lymphozyten gibt es nochmals diverse Untergruppen. Die wichtigsten sind: (1) die T-Helferzellen, die über die Ausschüttung verschiedener Botenstoffe die Immunreaktion des Körpers koordinieren, indem sie eine „Kommunikation“ zwischen den einzelnen Bestandteilen des Abwehrsystems ermöglichen und (2) die T-Killerzellen, die dazu in der Lage sind, Tumorzellen oder Körperzellen, die von Viren befallen sind, direkt abzutöten.
  • Als nächstes kommen mit etwa 8% die Monozyten, die ebenfalls zur Phagozytose fähig sind.

  • Schließlich gibt es in sehr geringer Menge noch Eosinophile Granulozyten, die vor allem der Abwehr von Parasiten, insbesondere Würmern, dienen, und

  • Basophile Granulozyten, die eine wichtige Rolle im Rahmen von allergischen Reaktionen und Entzündungen spielen.

Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Weißen Blutkörperchen

Da weiße Blutkörperchen für unseren Körper essentiell sind, um sich gegen Einflüsse von außen (Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten) und innen (Entstehung von Tumorzellen, Bakterien der eigenen Flora, die potenziell krankheitsverursachend sind) zu schützen, versteht es sich von selbst, dass sich eine Funktionsstörung oder ein Mangel an Leukozyten für uns als sehr gefährlich und sogar lebensbedrohlich erweisen kann.
Wichtige Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Leukozyten sind:

  • Leukämien: hier ist die Anzahl der Leukozytenzahl zwar in den meisten Fällen erhöht, wobei die Zellen allerdings funktionslos sind. Zudem verdrängen sie auch noch das restliche Blut , weshalb es darüber hinaus noch zu Mangelerscheinungen der roten Blutkörperchen (Blutarmut) und Blutplättchen kommt.
  • HIV: ein Virus, das die T-Helferzellen befällt, wodurch früher oder später das komplette Abwehrsystem zusammenbricht und ein Betroffener letztendlich meistens an einer eigentlich relativ banalen Infektion erkrankt oder sogar verstirbt, weil der Körper nicht mehr angemessen auf diese reagieren kann.

  • Autoimmunerkrankungen: Krankheitsbilder, bei denen die weißen Blutkörperchen aus einem meist unbekannten Grund nicht mehr in der Lage sind fremde von körpereigenen Zellen zu unterschieden und sich deshalb die Abwehr gegen bestimmte notwendige Körperzellen richtet, wichtige Beispiele sind der systemische Lupus erythematodes, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Morbus Basedow und noch viele weitere.

    Lesen Sie mehr zum Thema: Was ist eine Autoimmunkrankheit?

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Weiße Blutkörperchen finden Sie hier:

Alle Themen der Inneren Medizin finden Sie unter Innere Medizin A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.07.2012 - Letzte Änderung: 22.10.2021