Lipase im Blut - Was sagt der Wert aus?

Einleitung

Der Begriff "Lipase" beschreibt mehrere Enzyme, die in chemischen Reaktionen eine Spaltung von Fetten bewirken. Lipasen kommen in der Natur und auch im menschlichen Körper in großer Zahl vor und bewirken an verschiedenen Stellen, Organen und Zellen unterschiedliche Reaktionen.

Die Spaltung der Fette spielt etwa im Fettstoffwechsel des Körpers eine wichtige Rolle. Durch die Aktivierung der Lipase werden Fette in sogenannte „freie Fettsäuren“ gespalten, die anschließend weiter abgebaut und in Energie umgewandelt werden können. Zum Beispiel beim Ausdauersport oder Fasten kommt es zu einer vermehrten Aktivität der Lipase und einem Abbau der Fette in den Fettzellen.

In der Medizin wird mit der Lipase in den meisten Fällen die Pankreaslipase gemeint. Sie ist Teil der Verdauungssekrete der Bauchspeicheldrüse, die bei Nahrungsaufnahme im Zwölffingerdarm in den Speisebrei ausgeschüttet werden. Die Lipase kann hierbei die Fette aus der Nahrung aufspalten und dadurch verdaulich machen, um sie in den Blutkreislauf aufzunehmen.

Normwerte

Der Wert der Pankreaslipase wird im Blut gemessen, um die Funktion der Bauchspeicheldrüse abschätzen und bei Abweichungen des Wertes auf eventuelle Erkrankungen des Organs schließen zu können.

Normale Lipasewerte sprechen für eine geregelte Funktion der Bauchspeicheldrüse, wobei die Werte abhängig vom Ernährungszustand stark schwanken können.

Mit der Nahrungsaufnahme wird vermehrt Lipase produziert und ausgeschüttet. Bei Erwachsenen sollte der Lipasewert zwischen 5-60 U/l liegen. Die Einheit steht für Einheiten („units“) pro Liter. Der Wert kann in unterschiedlichen Laboren abweichen. Jedes Labor gibt bei der Untersuchung im Regelfall die eigenen Normwerte neben dem gemessenen Wert an.

Umfassende Informationen erhalten Sie auch auf unserer Seite "Bauchspeicheldrüsenenzyme".

Ursachen für erhöhte Lipasewerte

Erhöhte Lipasewerte müssen nicht immer auf eine Erkrankung hindeuten. Bei Beschwerdefreiheit und sonstigen unauffälligen Blutuntersuchungen, ist eine Erkrankung sehr unwahrscheinlich. Erhöhte Werte können in diesen Fällen auf eine ungefährliche Lipaseausschüttung im Rahmen der Verdauung hinweisen.

Typischerweise in Kombination mit Schmerzen im Oberbauch und Rücken kann ein erhöhter Lipasewert jedoch auch auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse hindeuten. Die häufigste Ursache ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die zum Beispiel durch erhöhten Alkoholkonsum entstehen kann. Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann erhebliche Schmerzen hervorrufen und im schlimmsten Fall zu starken Schäden und einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild führen. Im Regelfall werden bei der Blutuntersuchung weitere Enzyme wie die Amylase bestimmt, die den Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung weiter erhärten können.

Ein weiterer, aber seltener Grund für eine Lipasenerhöhung kann auch der Bauchspeicheldrüsenkrebs sein. Dies ist eine seltene, aber hochaggressive Krebserkrankung. Sie führt zu Fehlfunktionen der Bauchspeicheldrüse und somit auch zu Abweichungen der Pankreasenzyme, wie auch der Lipase.

Weitere Gründe für erhöhte Lipasewerte im Blut können

sein.  

Ursachen für erniedrigte Lipasewerte

Erniedrigte Lipasewerte haben in den meisten Fällen keinen Krankheitswert. Bei vielen Menschen kann der Lipasewert deutlich zwischen den Mahlzeiten absinken, ohne dass eine Erkrankung oder Störung der Bauchspeicheldrüsenfunktion auftritt.

Nur in seltenen Fällen steckt eine tatsächliche Erkrankung hinter einer erniedrigten Lipase. Dabei kann es sich um eine eingeschränkt funktionierende Bauchspeicheldrüse nach einer chronischen Entzündung handeln.

Auch die seltene, chronische Erkrankung „Mukoviszidose“ führt zu Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse, was sich in einem erniedrigten Lipasewert zeigen kann.

Folgen einer Störung der Lipase

Eine alleinige Veränderung des Lipasewertes muss nicht mit Beschwerden einhergehen. Liegt jedoch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung vor, kann dies schwere Folgen haben. Eine akut entzündete Bauchspeicheldrüse kann unkontrolliert Verdauungssekrete freisetzen und sich im schlimmsten Fall selbst verdauen. Das führt zu einem lebensbedrohlichen, septischen Krankheitsbild mit heftigen Schmerzen und weiteren Beschwerden.

Eine Funktionseinschränkung der Bauchspeicheldrüse kann weiterhin schwere Folgen für die Verdauung und den Zuckerhaushalt des Körpers haben, da die Bauchspeicheldrüse auch für die Insulinausschüttung verantwortlich ist.

Durch das Fehlen der Lipase im Verdauungssaft können fettige Speisen schlechter verdaut werden, wodurch es zu hochvolumigen Durchfällen und Fettstühlen kommen kann.

Die Nahrung kann schlechter vom Körper aufgenommen werden, wodurch zusätzlich ein Mangel an Nährstoffen trotz ausreichender Nahrungsaufnahme entstehen kann.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.03.2020 - Letzte Änderung: 22.10.2021