Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Die akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse zeichnet sich durch eine Selbstverdauung (Autodigestion) des Organes aus. Bei den betroffenen Patienten werden verschiedene Verdauungsenzyme (beispielsweise: Trypsinogen und Phospholipase A) bereits im Inneren der Bauchspeicheldrüse aktiviert. Die ausschlaggebende Rolle bei der Entstehung einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird in diesem Zusammenhang dem Verdauungsenzym Trypsinogen zugesprochen. Bei diesem Enzym handelt es sich um einen Stoff, der gewöhnlich erst im Bereich des Zwölffingerdarms (Duodenum) in seine aktive Form (Trypsin) zerlegt wird. Geschieht diese Aktivierung zu früh, also bereits innerhalb der Bauchspeicheldrüse, so kommt es zu proteolytischen und lipolytischen Ereignissen. Es kommt zu einer Selbstverdauung des Organes und zur Entstehung ausgeprägter entzündlicher Prozesse.

Bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse handelt es sich um eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die dringend ärztlicher Intervention bedarf. Im Durchschnitt kommt es innerhalb der Bundesrepublik zu ungefähr fünf bis zehn Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Symptome & Diagnose

Bei der akuten Verlaufsform der Entzündung der Bauchspeicheldrüse treten die Symptome plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Die meisten der betroffenen Patienten verspüren zu Beginn heftige Schmerzen im Bereich des Oberbauches (sogenanntes Epigastrium). In den meisten Fällen strahlen diese Schmerzen gürtelförmig in den unteren Rücken aus. Während der körperlichen Untersuchung lassen sich deutliche Schmerzphänomene durch die Ausübung von Druck auf den Bauch provozieren. Darüber hinaus gehört der sogenannte „Gummibauch“, der durch starke Blähungen und eine ausgeprägte Abwehrspannung hervorgerufen wird, zu den typischen Symptomen der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Einige der betroffenen Patienten berichten von Schmerzen im Bereich der unteren Brustwirbelsäule die in ihrer Intensität stetig zunehmen sollen. Weitere Symptome die bei Vorliegen der akuten Verlaufsform der Entzündung der Bauchspeicheldrüse auftreten sind Übelkeit und Erbrechen. Viele der Patienten leiden unter starken Verstopfungen und Allgemeinsymptomen wie Fieber und Schüttelfrost. In schweren Fällen der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse treten Gelbsucht (Ikterus), Wassereinlagerungen im Bereich des Bauches (Aszites), Pleuraergüsse und Schocksituationen auf.

Des Weiteren lassen sich bei den betroffenen Patienten während der körperlichen Untersuchung blau-grünliche Verfärbungen im Bereich des Bauchnabels (Cullen-Zeichen) oder in den Flanken (Grey-Turner-Zeichen) finden.

Diagnose

Bereits die Befragung des Patienten bezüglich der von ihm verspürten Schmerzen liefert einen entscheidenden Hinweis auf das Vorliegen einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Lassen sich während der klinischen Untersuchungen weitere Anzeichen feststellen, so sollte umgehend eine laborchemische Untersuchung in die Wege geleitet werden. Labordiagnostisch lassen sich bei Patienten die an einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse leiden erhöhte Serumkonzentrationen der Bauchspeicheldrüsen-Enzyme Trypsin, Amylase und Pankreaslipase nachweisen. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass die Höhe dieser Pankreasenzyme die im Blutserum nachgewiesen werden kann den Grad der entzündlichen Prozesse innerhalb des Organes wiederspiegelt.

Darüber hinaus zeigen sich sowohl die Normwerte für Magnesium, Natrium und Kalium, als auch die Konzentrationen an Bikarbonat, Zucker und Fetten bei Patienten die an einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse leiden, als deutlich erhöht. Die Calcium-Konzentration im Blutserum hingegen ist in vielen Fällen vermindert.

Behandlung

Wie wird eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung behandelt?

Die Therapie sollte beim Vorliegen einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse schnellstmöglich eingeleitet werden. Sobald der Verdacht besteht, dass entzündliche Prozesse im Bereich der Bauchspeicheldrüse vorliegen muss umgehend mit einer intravenösen Flüssigkeitsgabe (Infusion) begonnen werden. Diese Maßnahme kann der Entstehung eines lebensbedrohlichen Volumenmangelschocks vorbeugen.

Darüber hinaus stellt eine Anpassung der Nahrungsgewohnheiten einen entscheidenden Schritt in der Behandlung der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse dar. Bei schweren Verlaufsformen kann unter Umständen eine spezielle Nasen-Dünndarmsonde eingelegt werden.

Vor allem die Schmerztherapie stellt einen wichtigen Schritt in der Behandlung der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse dar.

Wird die Pankreatitis durch eine Verlegung der Gallengänge verursacht, muss der Gallenstein unbedingt entfernt werden.

Sollte der Verdacht auf das Vorliegen einer Infektion bestehen, muss eine antibiotische Therapie begonnen werden.

Ursachen & Prophylaxe

Die akute Verlaufsform der Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann unterschiedliche Ursachen haben.

Gallensteine (Choledocholithiasis) stellen in diesem Zusammenhang die häufigste Ursache für die Entstehung einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse dar. Nach dem Ausschwemmen dieser Gallensteine aus der Gallenblase können sie sich in der Mündung des Gallenganges in den Zwölffingerdarm festsetzen. Da diese Mündung gleichzeitig die Austrittsstelle des Bauchspeicheldrüsenganges (Papilla vateri) darstellt, wird ein Rückfluss der Synthetisierten Sekrete ausgelöst. In Folge dessen kommt es zu einer durch die Gallensäure ausgelösten Schädigung des Bauchspeicheldrüsengewebes.

Darüber hinaus zählt der regelmäßige exzessive Genuss von alkoholischen Getränken eine der Hauptursachen für die Entstehung einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse dar. Durch den chronischen Alkoholmissbrauch kommt es im Inneren der Bauchspeicheldrüse zu einer Permeabilitätssteigerung (Steigerung der Durchlässigkeit) des Gangsystems und in Folge dessen zu einschlägigen Veränderungen von Sekretion und Zusammensetzung des Gallensaftes. Darüber hinaus werden verschiedene Verschlusssysteme des Gallen- und Bauchspeicheldrüsengangsystems durch den regelmäßigen Konsum von alkoholhaltigen Getränken negativ beeinflusst.

Bei ungefähr 15% der von einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse betroffenen Patienten lässt sich jedoch trotz umfangreicher Ursachensuche keine direkte Begründung für die Entstehung des Krankheitsbildes finden. In diesen Fällen spricht man von einer sogenannten „idiopathischen akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse“.

Weitere Ursachen der akuten Pankreatitis sind:

Verlauf & Prognose

Komplikationen

Eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann bei Unterlassung einer zeitnahen umfangreichen Behandlung zu ernstzunehmenden Komplikationen führen. Zu den häufigsten Problemen die im Zuge dieser Erkrankung beobachtet werden, gehört die tryptische Andauung benachbarter Organe und Strukturen.

Auch die Bildung sogenannter „Pseudozysten“ und die Entstehung von Blutgerinnseln innerhalb der Portalvene gehören zu den häufigsten Komplikationen der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Neben mögliche Schädigungen von Organen, kann eine akute Pankreatitis zudem zu Beeinträchtigungen des Herz-Kreislaufsystems führen. Betroffene Patienten entwickeln im Zuge der Erkrankung oftmals Dehydrierungen, einen steilen Abfall des Blutdrucks oder einen lebensbedrohlichen Schock.

Darüber hinaus kann es bei mangelhaft behandelter akuter Entzündung der Bauchspeicheldrüse zu Herz-, Lungen- oder Nierenversagen kommen.

Chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Bei der chronischen Verlaufsform der Entzündung der Bauchspeicheldrüse handelt es sich um eine Erkrankung mit anhaltenden entzündlichen Prozessen innerhalb des Gewebes des Organes. Die betroffenen Patienten weisen starke Schmerzen im Bauchraum und/oder einen dauerhaften Funktionsausfall der Bauchspeicheldrüse auf.

Die Inzidenz der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse liegt derzeit bei 10/100.000. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Betroffenen um Männer im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Das Geschlechterverhältnis beträgt bei der akuten Verlaufsform der Entzündung der Bauchspeicheldrüse etwa 9:1 (Männer im Verhältnis zu Frauen).

Symptome & Diagnose

Stetig wiederkehrende Schmerzen die nicht kolikartig sind und über Stunden bis Tage andauern können, gelten als Leitsymptom der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Typischerweise lokalisiert sich der Schmerz bei den betroffenen Patienten auf den Oberbauch.

Auch bei der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse können die vom Patienten wahrgenommenen Schmerzen bis in die Flanken und den unteren Rücken ausstrahlen.

Während die Schmerzen gerade zu Beginn der Erkrankung sehr stark sein können, nehmen die Beschwerden im späteren Verlauf oftmals ab. Viele Patienten sind bei fortgeschrittener chronischer Entzündung der Bauchspeicheldrüse sogar vollkommen schmerzfrei.

Bei den Betroffenen lässt sich oftmals eine ausgeprägte Nahrungsintoleranz beobachten. Ob diese Nahrungsintoleranz durch die entzündlichen Prozesse selbst oder lediglich durch die Angst vor Schmerzen nach der Nahrungsaufnahme verursacht wird, ist bislang unklar.

Darüber hinaus verursacht die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse häufig Übelkeit und Erbrechen. Die betroffenen Patienten verlieren während des Krankheitsverlaufes zunehmend an Gewicht. Durch die eingeschränkte Funktion der Bauchspeicheldrüse werden weniger Verdauungsenzyme in den Dünndarm freigesetzt. In Folge dessen können verschiedene Nahrungsbestandteile nicht mehr verdaut werden. Es kommt zur Entstehung von Fettstühlen, Durchfällen und Blähungen.

Zudem kann auf Grund Der eingeschränkten Freisetzung von Insulin ein sekundärer Diabetes mellitus entstehen.

Wie wird die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung diagnostiziert?

Bereits die Befragung der betroffenen Patienten kann einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse liefern.

Klinisch zeigen die Patienten typischerweise eine ausgeprägte Abmagerung (Kachexie). Der Bauch eines unter einer chronischen Pankreatitis leidenden Menschen zeigt sich in der Regel gebläht und prallelastisch. In der medizinischen Fachsprache bezeichnet man dieses Phänomen als „Gummibauch“.

Des Weiteren sind die Darmgeräusche auf Grund der Minderfunktion der Bauchspeicheldrüse oftmals abgeschwächt. Beim Abtasten des Bauches kann typischerweise ein Druckschmerz provoziert werden.

Bei anhaltendem Verdacht auf das Vorliegen einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse liefert die Blutuntersuchung häufig Gewissheit. Im Serumblut zeigen sich die Pankreasenzyme (Amylase und Lipase) in der Regel als deutlich erhöht. Im Stuhl können bei den betroffenen Patienten abgesenkte Chymotrypsin- und Elastasekonzentrationen nachgewiesen werden.

Zum Nachweiseiner Minderfunktion des exokrinen Anteils der Bauchspeicheldrüse kann der sogenannte „Sekretin-Pankreozymin-Test“ durchgeführt werden. Der verdächtige Patient erhält zu diesem Zwecke eine intravenöse Injektion des Hormons Sekretin. Anschließend wird das von der Bauchspeicheldrüse abgesonderte Sekret durch eine Dünndarmsonde aufgefangen und die Konzentrationen von Bicarbonat, Chymotrypsin, Amylase und Lipase bestimmt.

Verkalkungen die im Zuge der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse entstehen können in den meisten Fällen mittels Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden. Weitere diagnostische Methoden sind die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie.

Behandlung

Therapie der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung

Patienten die unter einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse leiden sollten dringend den Konsum von alkoholischen Getränken und Nikotin meiden. Darüber hinaus stellt eine adäquate Schmerztherapie einen wichtigen Schritt in der Behandlung chronisch entzündlicher Veränderungen des Pankreas dar. In diesem Zusammenhang kommen vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (kurz: NSAR) und Opioide zur Anwendung.

Darüber hinaus müssen häufig verschiedene Enzyme der Bauchspeicheldrüse zugeführt werden.

Patienten die auf Grund der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse einen sekundären Diabetes mellitus entwickeln werden zusätzlich durch Gabe von Insulin therapiert.

Ursachen & Prophylaxe

Die häufigste Ursache für die Entstehung einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse ist ein über einen längeren Zeitraum anhaltender Alkoholmissbrauch (ungefähr 80% der bekannten Fälle). Der für die Auslösung entzündlicher Prozesse im Bereich der Bauchspeicheldrüse notwendige Alkoholkonsum beträgt durchschnittlich mehr als 80g über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Jahren. Der regelmäßige Konsum alkoholischer Getränke alleine stellt jedoch keinen Risikofaktor für die Entstehung einer chronischen Pankreatitis dar. Vielmehr handelt es sich um einen entscheidenden Kofaktor, da lediglich zehn Prozent der starken Alkoholiker im Laufe ihres Lebens eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse entwickeln.

Darüber hinaus gilt der regelmäßige Konsum von Nikotin als Risikofaktor für die Entstehung einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Handelt es sich bei einem betroffenen Patienten um ein Kind, so kann es sich um eine sogenannte „hereditäre autosomal-dominante Pankreatitis“ handeln. Diese Form der Entzündung der Bauchspeicheldrüse führt über wiederholte Erkrankungsschübe (akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse) mit selbstverdauenden Nekrosen zur chronischen Verlaufsform. Unmittelbare Ursache ist in diesen Fällen eine Mutation im für die Synthese des Pankreasenzyms Trypsinogen kodierenden Gens (PRSS1) oder im Gen des Serinproteaseinhibitors SPINK1. Ausgelöst durch diese beiden entscheidenden Mutationen kommt es innerhalb der Bauchspeicheldrüse zu einer Autoaktivierung von Trypsinogen zu Trypsin und einer damit einhergehenden Autodigestion des Pankreasgewebes.

Die sogenannte „autoimmune chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse“ wird ebenfalls durch eine genetische Fehlfunktion ausgelöst.

Weitere Ursachen für die Entstehung einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse:

Verlauf & Prognose

Komplikationen der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung

Eine unbehandelte chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. Zu den häufigsten Problemen die im Zuge einer chronischen Pankreatitis entstehen, gehören Pseudozysten innerhalb des Gewebes der Bauchspeicheldrüse und Abszesse.

Des Weiteren kann es im Krankheitsverlauf zur Thrombose des Milz- und Pfortadersystems und einer damit einhergehenden portalen Hypertension kommen.

Viele der betroffenen Patienten entwickeln zusätzlich Stenosen im Bereich des Gallengangsystems. Folge dieser Verengung ist ein Rückstau der Gallenflüssigkeit mit sichtbarer Gelbfärbung der Skleren und der Haut (Ikterus).

Als Spätkomplikation insbesondere bei hereditären Formen der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse gilt die Entstehung von bösartigen Veränderungen des Pankreasgewebes (Pankreaskarzinom).

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.01.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023