Bauchspeicheldrüsenentzündung - Wie gefährlich ist das?

Unter einer Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) versteht man eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Die Bauchspeicheldrüsenentzündung kann mehrere Ursachen haben. Es kann sich um ein einmaliges Ergeignis handeln (akute Pankreatitis) oder wiederholt auftreten (chronische Pankreatitis).
Neben einer Erkrankung der Gallenwege spielt beispielsweise auch der Missbrauch von Alkohol eine bedeutende Rolle.

Symptome & Diagnose

Symptome der Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung gibt es so genannte Leitsymptome:

Leitsymptome sind für eine bestimmte Krankheit typische und in der Regel immer auftretende Beschwerden und Merkmale.

Bei der Mehrzahl der Patienten (90%) mit Bauchspeicheldrüsenentzündung ist ein akuter Beginn mit heftigsten Bauchschmerzen, die nach der Seite ausstrahlen können. Oft zieht der Schmerz sich wie ein Gürtel um den Körper.

Weitere Symptome der Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Übelkeit und Erbrechen, ein aufgeblähter Bauch und Lähmungen des Darms (Ileus). Fieber, niedriger Blutdruck und Veränderungen im EKG sind ebenso zu beobachten.

Ist das leiden chronischer Natur kommt es oft zu Fettstühlen - das bedeutet Auscheidung von Fett, was durch mangelnde Bauchspeicheldrüsensekrete nicht durch den Darm aufgenommen werden konnte, Gewichtsabnahme und Durchfall.
Außerdem tritt eine Nahrungsintoleranz auf. Fettige Speisen werden also schlecht vertragen und führen zu Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen. Leitsymptom ist hier der immer wiederkehrende Schmerz, der nicht kolikartig ist, sondern über Stunden und Tage anhalten kann.

Schmerzen

Ein sogenanntes Leitsymptom der Bauchspeicheldrüsenentzündung ist der Schmerz, der den Patienten meist früher oder später zum Arzt gehen lässt. In ca. 90% der Fälle einer Bauchspeicheldrüsenentzündung klagen Patienten über einen mäßigen aber immer weiter zunehmenden Schmerz im Bereich des mittigen Oberbauches. Er wird als dauerhaft beschrieben und ist somit von dem Kolikschmerz bei Gallenkoliken gut abgrenzbar. Er kann Tage bis Wochen empfunden werden und lässt in aller Regel zu keiner Tageszeit nach. Tendenziell wird aber vielmehr eine Verstärkung beschrieben. Er wird von den Patienten als ein Tiefenschmerz empfunden, der fernab von der Bauchoberfläche seinen Ursprung hat. Er ist aus diesem Grund bei der ärztlichen Untersuchung oftmals nur nach tiefer Palpation auszulösen (eine Ausnahme ist die stark akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, die ggfs. auch mit einer Peritonitis einhergeht. In diesem Fall reicht oftmals auch schon eine leichte Berührung des mittleren Oberbauchbereiches).Der angegebene Schmerz tritt oftmals verstärkt nach dem Essen auf, aber anders als bei einer Gallenblasenentzündung längere Zeit nach dem Essen. Man kann vielmehr sagen, dass der Grundschmerz bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung den ganzen Tag vorhanden ist, durch die Nahrungsaufnahme aber in Form einer starken Schmerzspitze imponiert.

Charakteristisch wird der Startpunkt des Schmerzes im mittleren Oberbauch angegeben. In vielen Fällen breitet er sich beidseits Richtung Flanke aus und wird in einigen Fällen auch bis in den Rücken ziehend angegeben. Vom Patienten geschilderte Oberbauchschmerzen, die in den Rücken ziehen, sollten den Untersucher immer hellhörig werden und weitere Untersuchungen durchführen lassen. Oftmals wird hier auch der Begriff des gürtelförmigen Schmerzes gebraucht, weil er im mittleren Oberbauch beginnt und sich dann gürtelförmig um den Körper herumlegt ,um am Rücken zusammenzulaufen. Diese Schmerzbeschreibung sollte an eine Bauchspeicheldrüsenentzündung denken lassen, das Fehlen bedeutet aber in keinem Fall, dass keine Pankreatitis vorhanden ist.

Der Schmerzcharakter wird im vorderen Bauchbereich eher als dumpf bis ziehend beschrieben zur Seite und in den Rücken aber oftmals als brennend oder beißend. Aber auch zahlreiche Mischformen des Schmerzes sind beschrieben worden und vielmehr sollten die angegebene Lokalisation als die Schmerzart zum Verdacht einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kommen lassen.

Erste Anzeichen vor einer Bauchspeicheldrüsenentzündung

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann akut oder chronisch verlaufen und je nachdem, welche Form vorliegt, unterscheiden sich auch die Anzeichen, durch welche diese sich bemerkbar macht.

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) fällt häufig anfangs durch plötzlich einsetzende, heftige Oberbauchschmerzen auf, die gürtelförmig auch in den Rücken ausstrahlen können. Hinzu kommen oftmals Übelkeit und Erbrechen. Außerdem kann eine Darmverschluss (Ileus) vorliegen, sodass ein Stuhlverhalt besteht.

Die chronische Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung verläuft in der Regel zunächst symptomlos. Erst in einem späteren Stadium können Symptome, wie bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung auftreten. Die Schmerzen des Oberbauchs sind meistens zwar nicht von so starker Intensität, treten dafür aber wiederholt auf.

Im weiteren Verlauf können die Schmerzen zunehmen oder dauerhaft bestehen. Wird die Bauchspeicheldrüse durch die chronische Entzündung zunehmend zerstört, so kommt es zu einem fortschreitenden Funktionsverlust und die Verdauungsenzyme werden in zu geringen Mengen produziert und in den Darm abgegeben. Dadurch können Durchfälle auftreten und es kommt zu fettigen Stühlen (Steatorrhö).

Darüber hinaus können Blähungen und Bauchkrämpfe auftreten. Der Patient nimmt mit der Zeit immer mehr an Gewicht ab. Da die Bauchspeicheldrüse für die Insulinproduktion zuständig ist, kann sich bei chronischer Entzündung ein Diabetes mellitus entwickeln. Ist die Entzündung sehr weit fortgeschritten, so können auch die Gallenwege verengt sein und eine Gelbfärbung der Haut (Ikterus) kann auftreten.

Diagnose

Die Diagnose der Bauchspeicheldrüsenentzündung wird anhand der Symptome und der Anamnese gestellt. Auch die Laborwerte und der Ultraschall sind von Bedeutung.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ultraschall des Bauches

Bei der Blutuntersuchung ist ein Enzym spezifisch für die Bauchspeicheldrüse: die Lipase. Mit Hilfe dieses Enzyms kann das Fett besser vom Darm aufgenommen werden.

Wenn dieses Enzym im Blut ansteigt, kann man die Diagnose mit großer Wahrscheinlichkeit stellen.
Im Ultraschall lassen sich Steine, welche die Ausführungsgänge verlegen (Gallensteine), nachweisen. Auch die Schwellung der Bauchspeicheldrüse kann man im Ultraschall erkennen.
Wenn tatsächlich ein Stein den Ductus Choledochus (Ausführungsgang von Sekreten der Leber und Bauchspeicheldrüse) verlegt, steigen die Transaminasen (bestimmte Leberenzyme) im Blut an.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Lipasewert

Blutwerte

Da bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung das Gewebe des Organs zugrunde geht, werden die Enzyme, die dort produziert werden, in höherem Maße als normalerweise im Blut gefunden werden. Es handelt sich dabei um die Lipase und die Amylase, wobei die Lipase am aussagekräftigsten ist. Hinzu kommen vor allem bei der akuten Form der Entzündung allgemeine Entzündungszeichen, die sich im Blut nachweisen lassen. Hierzu zählen ein erhöhter CRP (C-reaktives Protein) –Wert und eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Bei sehr schweren Verläufen ist zudem der Blutzuckerspiegel und der Hämatokritwert erhöht. Dieser ist ein Marker für die Zelldichte im Blut.

Die Veränderungen des Blutes treten sowohl bei der akuten Entzündungsform, als auch bei einem Schub der chronischen Pankreatitis auf.

Je nachdem, was die Ursache für die Bauchspeicheldrüsenentzündung ist, können bei Gallensteinen zum Beispiel auch die Leberenzyme (GOT, Gamma-GT und Alkalische Phosphatase) und der Gallenfarbstoff (Bilirubin) erhöht sein.

Behandlung

Ist die Diagnose einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gestellt, sollte, wenn möglich, die auslösende Ursache abgestellt werden. In den meisten Fällen bedeutet dies, dass der Alkoholkonsum eingestellt werden muss. Auch entsprechende Steine, die sich im Gallengang befinden und den Auslöser für eine Entzündung darstellen, sollten endoskopisch oder auch, wenn notwendig, chirurgisch ausgeräumt werden. Danach wird in aller Regel zunächst versucht die Entzündung konservativ zu beheben. Dies geschieht hauptsächlich durch eine engmaschige Kontrolle des Patienten auf der Intensivstation. Medikamentös werden Schmerzmittel verabreicht sowie auf einen ausgewogenen Flüssigkeitshaushalt geachtet. Auch sollten engmaschig Laboruntersuchungen durchgeführt werden, die deutlich machen sollen, ob sich die Entzündung verschlechtert oder tendenziell zurückgeht. Ist die auslösende Ursache beseitigt, kommt es nicht selten vor, dass eine Bauchspeicheldrüsenentzündung durch diese konservative Behandlung völlig ausheilt. Ebenfalls zur konservativen Behandlung gehört eine entsprechende Nahrungskarenz solange der Patient noch über Schmerzen klagt. Danach kann langsam wieder mit einem Kostaufbau begonnen werden.
Antibiotika können ebenfalls verabreicht werden (sowohl als Tablette als auch als Infusion) sollten aber nur dann zum Einsatz kommen, wenn es sich bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung um eine nekrotisierende Verlaufsform handelt oder wenn bauchspeicheldrüsennah ein Abszess gesehen werden konnte. Ist die konservative Behandlung erfolglos und verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand des Patienten muss darüber nachgedacht werden einen chirurgischen Eingriff vorzunehmen. Er wird in aller Regel endoskopisch durchgeführt. Dabei werden drei Geräte in die Nähe des entzündeten Bereiches vorgebracht und stark entzündetes Gewebe oder bereits abgestorbenes (nekrotisches) Gewebe abgetragen. Handelt es sich um eine stark vorangeschrittene Entzündung oder lassen die anatomischen Gegebenheiten keine Alternative zu, muss auch in Ausnahmefällen die Operation offen durchgeführt werden. Bei sehr ausgeprägten, entzündlichen Befunden kann es auch zu einer Peritonitis (Bauchfellentzündung) gekommen sein. In diesem Fall muss neben der Freilegung und der Abtragung des betroffenen Bereiches auch eine sogenannte Lavage durchgeführt werden. Unter diesem Verfahren versteht man eine Art Spülung des Bauchraumes mit einer sterilen Flüssigkeit, die dafür sorgen soll, dass bakterielle Herde, die nicht auf Anhieb sichtbar sind ausgeräumt werden. Es kann bei sehr ausgedehnten Befunden auch unter Umständen notwendig werden, dass diese Spülung mehrmals wiederholt werden muss. Auch eine begleitende antibiotische Behandlung sollte in diesem Fall erwogen werden.

Ernährung

Je nachdem, wie weit die Bauchspeicheldrüsenentzündung fortgeschritten ist und wie viel Gewebe des Organs bereits zerstört wurde, müssen die Patienten das Enzym Lipase einnehmen. Dieses spielt eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung. Zudem sollten Betroffene sich von einem Ernährungsexperten beraten lassen, wie sie durch Umstellen ihrer Ernährung mit der Krankheit besser umgehen können.

Wird die Entzündung der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert, so sollte die Bauchspeicheldrüse zunächst entlastet werden und der Patient sollte keine Nahrung zu sich nehmen. Die Nährstoffversorgung erfolgt über das Blut (parenteral).

Bei einem milden Verlauf der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung reihen hierzu in der Regel 3 bis 5 Tage. Nachdem sich Symptome gebessert haben, kann mit dem Kostaufbau begonnen werden. Zunächst sollte der Patient leicht verdauliche Kohlenhydratkost zu sich nehmen, die aus Zwieback, Weißbrot mit Marmelade, Getreidebrei und gesüßtem Tee besteht. Wenn dies gut vertragen wird können eiweißreiche, fettarme Lebensmittel, wie fettarme Milch und Käse, mageres Geflügelfleisch, fettarmer Fisch, Gemüse und säurearmes Obst, hinzukommen.

Anschließend kann der Fettanteil der Nahrung langsam gesteigert werden, sollte aber zunächst in sehr kleinen Portionen erfolgen. Sind alle Symptome abgeklungen, ist der Kostaufbau abgeschlossen und der Patient kann alles essen, was er verträgt.

Bei schwererem Verlauf der Entzündung kann es sein, dass der Patient künstlich ernährt werden muss. Dies geschieht über eine Dünndarmsonde und wird in der Regel etwa 2 bis 3 Wochen beibehalten, bevor der Kostaufbau langsam begonnen werden kann. Dieser erfolgt in den gleichen Stufen wie oben genannt.

Wichtig ist, bei jeder Art einer Bauchspeicheldrüsenentzündung dauerhaft auf Alkohol und Nikotin zu verzichten.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung

Man unterscheidet eine akute von einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung. Entsprechend unterschiedlich sind auch die häufigsten Auslöser der Erkrankung.
Akute Bauchspeicheldrüsenentzündungen, die plötzlich auftreten und mit einer entsprechenden Behandlung wieder völlig ausheilen, werden zum Großteil der Fälle durch Erkrankungen des Gallengangsystems ausgelöst. Zu nennen wären hier vor allem Steine, die sich im Gang des Gallensystems festsetzen und neben Schmerzen auch zu Abflussstörungen in diesem System führen können. Ein entsprechender Rückstau kann zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung akuter Genese führen.
Als zweite wichtige Ursache ist der Alkoholmissbrauch zu nennen, der zu akuten Bauchspeicheldrüsenentzündungen führen kann (siehe auch: Bauchschmerzen durch Alkohol). Er ist etwas seltener als oben genannte Gallengangserkrankungen aber mit ca. 35% immer noch recht häufig. Noch seltener kann eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse von Medikamenten ausgelöst werden sowie von einer Untersuchungsmethode zur Darstellung des Gallengangsystems, die auch als ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie) bezeichnet wird. Da hierbei Kontrastmittel in den Gallengang hineingespritzt wird kann es in einigen nicht gerade seltenen Fällen zu entzündlichen Veränderungen im Bereich der Bauchspeicheldrüse kommen.
Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, die nicht richtig ausheilt und immer wiederkehrt wird vor allem durch chronischen Alkoholmissbrauch ausgelöst. Dies macht ca. 80% der Fälle aus. Auch kann die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu einer chronischen Entzündung führen. Zu den Medikamenten zählen u.a. Blutdruckmedikamente vom Beta Blocker-Typ oder ACE -Hemmer, Wassermedikamente, einige Antibiotika, einige Krampfmittel und einige Chemotherapeutika.
Neben den Medikamenten können auch erhöhte Blutfettwerte die chronisch vorhanden sind zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen. Der Grund wird darin gesehen, dass die Bauchspeicheldrüse ständig versuchen muss fettspaltende Enzyme zu produzieren, um den erhöhten Blutfettwert zu senken und dies zu einer Überbelastung führt.
Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse kann ebenfalls zu einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen. Die Häufigkeit ist aber im Vergleich zu den vorherig genannten Ursachen eher selten. Noch seltener führen Gendefekte zu angeborenen und immer wiederkehrenden Entzündungen im Bereich der Bauchspeicheldrüse. Vor allem bei der asiatischen Bevölkerung kann es zudem durch Autoimmunerkrankungen zu solchen Entzündungen kommen. Der genaue Grund ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt, meistens liegen aber in solchen Fällen auch andere Autoimmunerkrankungen vor.

Zudem führen Papillenkarzinome ebenfalls zur Entstehung von Bauchspeicheldrüsenentzündung. Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Papillenkarzinom

Prophylaxe

Die Prophylaxe der Bauchspeicheldrüsenentzündung besteht in der Beseitigung von Ursachen, z. Bsp.: Alkohol und bestimmte Medikamente vermeiden oder Gallensteine aus den Gallenwegen entfernen.

Bei immer wieder auftretenden Gallensteinen ist eine Entfernung der Gallenblase in Erwägung zu ziehen.
Das Risiko Gallensteine zu bilden, kann durch eine fettarme und ausgewogene Ernährung gesenkt werden.

Verlauf & Prognose

Wie gefährlich ist die Entzündung?

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann akut auftreten oder sich als chronisches Krankheitsbild manifestieren. Symptome sind neben Übelkeit und Erbrechen auch gürtelförmige Schmerzen um den Bauch. Typisch sind Oberbauchschmerzen.
Die häufigste Ursache einer akuten Entzündung ist die Behinderung des Abflusses der Verdauungssäfte durch einen Gallenstein, wohingegen sich die chronische Form vor allem im Zusammenhang mit jahrelangem Alkoholmissbrauch entwickelt.

Ein gewisses Gefahrenpotential geht von den freiwerdenden Verdauungssäften aus, die unter anderem zur Spaltung von Fetten gedacht sind. Diese können zum Einen das Pankreas selbst angreifen beziehungsweise zum anderen umliegende Strukturen schädigen. Ist beispielsweise der Ausführungsgang durch Gallensteine verlegt, staut sich das relativ aggressive Sekret bis ins Pankreas zurück und induziert durch Andauung die Entzündung des Organs.

Bei Vorliegen der akuten Entzündung nimmt die Durchlässigkeit der Gewebsschranken innerhalb des Pankreas deutlich zu, was zum Austreten großer Flüssigkeitsmengen aus den Gefäßen in das entzündete Pankreasparenchym und umliegendes Gewebe führt. Dies resultiert in einem Flüssigkeitsmangel innerhalb der Gefäße, was typische Nebenwirkungen, wie niedrigen Blutdruck, schnellen Herzschlag, Müdigkeit oder auch Kopfschmerzen hervorruft.
Außerdem wird dem Blut oft Kalzium entzogen, welches durch die freiwerdenden Fettsäuren gebunden wird und somit dem restlichen Körper nicht mehr zur Verfügung steht. Dies zeigt sich in den regelmäßig durchzuführenden Blutkontrolluntersuchungen im Sinne eines Kalziummangels (Hypokalziämie), welcher als Hinweis auf einen schwerwiegenderen Verlauf der Pankreasentzündung gewertet wird, da nur durch eine solche relevante Mengen an Fettsäuren durch die Zerstörung des Gewebes entstehen.

Die zunehmende Zerstörung des Organs setzt große Mengen an Entzündungsstoffen frei, die sekundär eine systemische Entzündung (Sepsis) und in folgedessen ein lebensbedrohliches Krankheitsbild hervorrufen kann.

Liegt eine chronische Pankreatitis vor, sind die primär vorliegenden Symptome oft unspezifisch und entwickeln sich erst über einen längeren Zeitraum. Deutlich häufiger treten Mangelzustände infolge unzureichender Fettverdauung und -aufnahme, sowie sekundär entstehender Vitaminmangel auf. Mit zunehmendem Untergang an Gewebe kommt es auch zum Ausfall der sogenannten endogenen Pankreasfunktionen im Rahmen des Zuckerstoffwechsels (Eintreten bei mehr als 90% Gewebsverlust).
Zur Behandlung können die jeweilig fehlenden Enzyme und Hormone problemlos durch Medikamente ersetzt werden; man spricht hierbei von einer Substitution.

Die chronisch bestehende Entzündung der Bauchspeicheldrüse stellt einen relevanten Risikofaktor für die Entstehung einer Krebserkrankung des Pankreas dar. Generell geht sie immer mit einer deutlich reduzierten Lebenserwartung einher, wobei diese meist auf die weiteren Erkrankungen des Betroffenen zurückgeht.

Akuter Verlauf

Der Verlauf einer akuten Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) verläuft in drei Phasen:

  1. Aufgrund einer Schwellung und absterbenden Gewebe der Bauchspeicheldrüse kommt es zu einem Anstieg der Pankreasenzyme, des Entzündungsparameters CRP und der weißen Blutkörperchen im Blut. Diese Veränderungen können anhand der Laborwerte diagnostiziert werden.
  2. Die zweite Phase besteht aus der Ausheilung.
  3. Falls sich die Bauchspeicheldrüse teilweise in absterbendes (nekrotisches) Gewebe umgebaut hat, ist eine Entzündung dieser Areale möglich.
    In gravierenden Fällen ist sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) möglich.

Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung

Hierunter wird ein chronischer Entzündungsprozess verstanden, der ohne große Linderung oder Abheilung den Bereich um die Bauchspeicheldrüse betrifft. Die Ursachen sind in fast allen Fällen in einem chronischen Alkoholkonsum zu sehen. Alkoholsuchtkranke Menschen haben das größte Risiko für eine solche, auch als chronische Pankreatitis bezeichnete Erkrankung. Daneben können noch einige Medikamente (Blutdruckmedikamente, Antibiotika, Krampfmittel und Chemotherapeutika) zu einer chronischen Entzündung führen.

Neben einer Erhöhung des Blutfettspiegels kann auch eine Überfunktion der Nebenschilddrüse als Ursache angesehen werden. Trotz der ausgiebigen medizinischen Erforschung lässt sich in ca. 15% der Fälle keine genaue Ursache herausfinden.

Die Diagnose einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung erfolgt mittels Ultraschall zum einen aber auch durch Blutuntersuchungen zum anderen, bei denen Bauchspeicheldrüsenwerte untersucht werden. Sind diese stark erhöht (Lipase) deutet dies auf einen entzündlichen Prozess hin. Im Ultraschall würden verkalkende Strukturen (weißlich im Ultraschall sichtbar) oder aber eine wolkige Aufhebung der normalen Struktur der Bauchspeicheldrüse auf eine Entzündung hindeuten. Ob es sich aber um einen akuten Prozess oder einen chronischen Vorgang handelt würde man lediglich an der Dauer und der bereits stattgefundenen Schüben festmachen. Handelt es sich also um eine Ersterkrankung würde man den Vorgang eher als akut bezeichnen, während ein Verlauf, der sich immer mal wiederholt oder nie ganz unterbrochen ist zu einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung gezählt werden würde.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Lipase erhöht

Ist die Diagnose einer chronischen Entzündung gestellt, sollte auf jeden Fall jeglicher Alkoholkonsum eingestellt und eine längere Nahrungskarenz durchgeführt werden. Nur so kann eine Erholung der Bauchspeicheldrüsenzellen garantiert werden. Versuche einer konservativen Behandlung, wie Schonung, Schmerzmittel und ggfs. Antibiotikagabe unter engmaschiger Kontrolle des Patienten sollten auf jeden Fall zunächst versucht werden. Kommt es aber zu keiner Besserung sollte auch ein chirurgisches Vorgehen in Betracht gezogen werden. Dabei wird endoskopisch der entzündete Bereich inspiziert und chirurgisch abgetragen. Vor allem wenn Zellbereiche, die bereits abgestorben sind, vorhanden sind, sollte dieses Vorgehen gewählt werden. Eine ausgedehnte Entzündung muss unbedingt durch sterile Spüllösungen zusätzlich behandelt werden. Ein chronischer oder schwerer Verlauf einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kann in einigen Fällen auch tödlich verlaufen. Hier sind vor allem Patienten von betroffen, die trotz immer wiederkehrenden Schüben den Alkoholkonsum nicht unterlassen.

Prognose

Der Verlauf einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung ist schwer vorhersehbar. Für die Prognose ist entscheidend, dass der Patient regelmäßig in kurzen Zeitabständen überwacht und kontrolliert wird.
Dies ist notwenig um eventuelle Komplikationen schnell zu erkennen und zu behandeln, oder besser sie ganz zu vermeiden.
Die Sterblichkeit bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Wenn sich das absterbende Gewebe infiziert ist die Prognose allgemein schlechter, als mit sterilem = nicht - infiziertem Gewebe.

Komplikationen

Wie bei fast allen Erkrankungen kann es auch bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung zu Komplikationen kommen. Hierzu zählen beispielsweise bakterielle Infektionen des narbig umgebauten Gewebes, Kreislaufschock, sowie umkapselte Eiteransammlungen im Pankreas (Bauchspeicheldrüse).

Dauer der Behandlung

Die Dauer der Behandlung und des Aufenthaltes im Krankenhaus bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung richtet sich nach dem Ausmaß und dem Fortschreiten der Erkrankung. Während bei einer milden Form der Entzündung einige Tage Nahrungskarenz ausreichend sind, bevor mit dem Kostaufbau begonnen werden kann, handelt es sich bei einem komplizierteren Verlauf um ein Zeitintervall von 2 bis 3 Wochen ohne feste Nahrung.

Dauer des Krankenhausaufenthalts

Das bedeutet, dass der Patient bei einem komplizierten Verlauf auf jeden Fall etwa 3 Wochen im Krankenhaus liegen muss und auch zu Beginn des Kostaufbaus sollte er sich dort befinden, damit er gut überwacht werden kann. Kommt es zu Komplikationen und muss der Betroffenen eventuell operiert werden, so verlängert sich diese Zeit natürlich noch.

Bei einem milden Verlauf sollte der Patient nach etwa ein bis 2 Wochen aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Dauer der Krankschreibung

Die Dauer der Krankschreibung richtet sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf. Sie beträgt bei mildem Verlauf etwa zwei bis drei Wochen, ist aber nach oben hin nahezu unbegrenzt, je nachdem, welche Komplikationen auftreten.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.07.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023