Lymphknotenbiopsie

Was ist eine Lymphknotenbiopsie?

Bei einer Lymphknotenbiopsie erfolgt in einer kleinen Operation die Entnahme einer oder mehrerer Lymphknoten aus einem bestimmten Bereich. In manchen Fällen kann auch nur Gewebe aus einem Lymphknoten entnommen werden. Im Anschluss werden die Proben von einem Pathologen histologisch unter dem Mikroskop untersucht. Lymphknotenbiopsien werden bei Verdacht auf eine Entartung eines Lymphknotens oder Streuung eines Tumors in die Lymphknoten durchgeführt.

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Indikationen

Eine Lymphknotenbiopsie wird durchgeführt wenn bei einer Tumorerkrankungen sogenannte Tochtergeschwülste (Metastasen) vermutet werden oder ausgeschlossen werden sollen. Ein bösartiger Tumor kann entlang seiner Lymphabflusswege streuen und die Lymphknoten im Abflussgebiet befallen.

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Ein weiterer Grund für eine Lymphknotenbiopsie kann ein auffälliger Lymphknoten sein. Bei länger bestehender, schmerzloser und sehr starker Vergrößerung kann es notwendig sein den Lymphknoten zu entnehmen um die Ursache für die Vergrößerung herausfinden zu können. Diese Ursache könnte z.B. eine Infektion oder auch ein Lymphknotenkrebs (Lymphom) sein. Die Entnahme dient jedoch nur der Diagnostik und wird nicht als therapeutische Maßnahme durchgeführt.

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Vorbereitung

Bevor eine Lymphknotenbiopsie durchgeführt wird, sollte erst einmal eine ausführliche Anamnese erfolgen. Falls eine Lymphknotenvergrößerung aufgetreten ist sollte erfragt werden seit wann diese besteht, ob sie langsam oder schnell entstanden ist und ob noch weitere Symptome bestehen.

Im Anschluss sollte eine Bildgebung des Lymphknotens erfolgen. Meist ist eine Ultraschalluntersuchung ausreichend. In seltenen Fällen kann auch eine CT- oder MRT-Untersuchung erfolgen.

Der Patient sollte im Anschluss über den Ablauf und die Risiken der Biopsie aufgeklärt werden und zusätzlich von einem Narkosearzt über die Form und Risiken der Narkose aufgeklärt werden.

Ablauf

Je nach Lage des Lymphknotens kann der Eingriff entweder in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden. Bei oberflächlichen Lymphknoten kann eine örtliche Betäubung, bei der der Patient wach ist, ausreichend sein. Tiefer gelegene Lymphknoten werden in Vollnarkose entfernt.

Als erstes wird ein Hautschnitt gesetzt und der Lymphknoten freigelegt. Bei diesem Schritt wird darauf geachtet, dass umliegende Gefäße und Nerven geschont werden. Der Lymphknoten wird anschließend entnommen. Im letzten Schritt werden die zu- und abführenden Lymphwege verödet und die Hautschichten in mehreren Schritten zugenäht. Bei größeren Wunden kann die Einlage einer Drainage notwendig sein um Wundflüssigkeit aus der Wunde abzuleiten. Über der Operationswunde wird ein Verband angelegt und der Eingriff ist für den Patienten überstanden.

Die entnommenen Lymphknoten werden in bestimmte Lösungen zur Konservierung eingelegt und dann zur Untersuchung in die Pathologie geschickt.

Wie schmerzhaft ist das?

Die Lymphknotenbiopsie sollte während des Eingriffs keine Schmerzen bereiten, da der Eingriff entweder in örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt wird. Nach der Operation kann es im Wundgebiet zu leichten Schmerzen kommen, da durch den Eingriff das Gewebe und auch kleinere Hautnerven verletzt wurden. Die Schmerzen können bis zur vollständigen Heilung anhalten, verschwinden jedoch meist nach wenigen Tagen wieder. Sie sind jedoch mit leichten Schmerzmitteln wie Ibuprofen und Paracetamol in den Griff zu bekommen. Ein leichtes Kühlen der betroffenen Stelle kann ebenfalls helfen die Schmerzen zu lindern.

Braucht man dafür eine Narkose?

Je nach Lage des Lymphknotens kann eine Narkose notwendig sein. Bei sehr oberflächlich gelegenen Lymphknoten kann einer lokale Betäubung möglich sein und der Patient kann während des Eingriffes wach bleiben. Liegen die Lymphknoten jedoch tiefer oder sollen gleich mehrere Lymphknoten auf einmal entfernt werden, so ist eine Vollnarkose notwendig.

Ist das ambulant möglich?

Prinzipiell ist eine ambulante Lymphknotenbiopsie, bei der der Patient wenige Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause geht, möglich. Die Entscheidung muss jedoch individuell getroffen werden, je nachdem wie groß der Eingriff ist und wie sich der Verlauf der Operation gestaltet. Auch der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten und seine Vorerkrankungen sollten in Betracht gezogen werden.

Wenn im Anschluss an die OP eine Drainage eingelegt werden muss, ist es ebenfalls notwendig, dass der Patient einige Tage stationär im Krankenhaus verbleibt bis die Drainage entfernt werden kann.

Ergebnisse

Nach der Entnahme werden die Lymphknoten zur Konservierung in eine Lösung eingelegt und in die Pathologie geschickt. Hier werden sie erst im Ganzen untersucht und dann in dünne Schichten geschnitten und unter einem Mikroskop angeschaut. Je nach Fragestellung kann hier geklärt werden ob ein Tumor in den Lymphknoten gestreut hat. Es lässt sich erkennen um welche Zellart es sich handelt und somit können Rückschlüsse auf den Primärtumor gezogen werden.

Bei einer Lymphknotenvergrößerung kann geklärt werden ob die Vergrößerung eine entzündliche Ursache hat oder ob der Lymphknoten bösartig verändert ist. Aus diesen Informationen können auch Entscheidungen über eine anschließende Therapie gefällt werden.

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Dauer bis zu den Ergebnissen

Erste Ergebnisse einer Lymphknotenbiopsie können bereits wenige Stunden nach der Entnahme vorliegen. Bis allerdings eine vollständige Untersuchung des Materials stattgefunden hat und die endgültigen Ergebnisse vorliegen kann es einige Tage dauern. Entscheidend für die Dauer ist auch die Tatsache ob in der Klinik, in der die Biopsie durchgeführt wurde, auch eine Pathologie vorhanden ist, oder ob die Proben an eine externe Klinik verschickt werden müssen.

Was können die Nebenwirkungen / Risiken sein?

Wie jede Operation hat auch die Lymphknotenbiopsie einige Komplikationen, die auftreten können, auch wenn dies selten der Fall ist.
Nach der Operation kann es zu einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe (Serome) kommen. Diese Serome können jedoch mit Hilfe einer Drainage entleert werden oder bauen sich mit der Zeit von alleine ab. Durch die Verletzung von Lymphgefäßen kann es ebenfalls zu einem Aufstau der Lymphflüssigkeit kommen. Dieser Lymphstau kann, je nachdem wo der Lymphknoten entfernt wurde, im Bereich des Armes oder Beines auftreten. In den meisten Fällen bessert sich ein Lymphstau mit der Zeit von alleine wieder. Unterstützend kann eine Lymphdrainage probiert werden.

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Im Rahmen der Operation kann es noch zu allgemeinen Komplikationen kommen. Es kann zu Verletzungen von Strukturen wie Nerven oder Blutgefäßen im Operationsgebiet kommen. Des Weiteren kann es zu allergischen Reaktionen auf die verabreichten Medikamente oder das verwendete Material kommen.

Es kann im Bereich der Wunde zu Wundheilungsstörungen kommen und es kann, obwohl die Schnitte möglichst klein gehalten werden, eine Narbenbildung auftreten. Die Narbenbildung kann allerdings durch eine gute Hautpflege eingedämmt werden und auch die Narben verblassen mit der Zeit ein wenig.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: ​​​​​​​Narbenpflege​​​​​​​

Dauer

Die Dauer des Eingriffes hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Lage der Lymphknoten, die Anzahl der entfernten Lymphknoten und welche Methode der Operateur wählt entscheiden dabei maßgeblich über die Dauer. Die Länge des Eingriffs kann zwischen wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden variieren.

Kosten

Über die Kosten einer Lymphknotenbiopsie können keine genauen Angaben gemacht werden. Sie variieren ebenfalls je nach Dauer des Eingriffs, Art der Narkose und dem gewählten Operationsverfahren.

Wer zahlt die Kosten?

Wenn die Lymphknotenbiopsie aus medizinischer Sicht sinnvoll und notwendig ist werden die Kosten für die Operation, die anschließende histologische Untersuchung und Nachbehandlungen von der gesetzlichen oder privaten Krankenkasse des Patienten übernommen.

Was sind die Alternativen?

Bevor eine Lymphknotenbiopsie durchgeführt wird, sollte in jedem Fall eine Bildgebung stattfinden. Diese kann in vielen Fällen schon Auskunft über die Ursache für eine Vergrößerung der Lymphknoten geben.

Besteht jedoch der Verdacht, dass ein Tumor in die Lymphknoten gestreut hat ist eine Biopsie die einzige Methode um diesen Verdacht zu bestätigen. Da die Biopsie und ihr Ergebnis auch Konsequenzen für die weitere Therapie haben sollte diese auch durchgeführt werden.

Nach Lokalisation

Sentinel-Lymphknotenbiopsie

Unter Sentinel-Lymphknoten, auch Wächterlymphknoten genannt, versteht man die ersten Lymphknoten im Abflussgebiet eines Tumors. Sie weisen in der Regel als erstes Tochtergeschwülste (Metastasen) auf.

Vor allem bei Brustkrebs, aber auch bei anderen Krebserkrankungen, wird die Sentinel-Lymphknotenbiopsie durchgeführt. Hier wird als erstes der Wächterlymphknoten mit Hilfe von Kontrastmittel dargestellt und anschließend freigelegt und entfernt. Dieser Lymphknoten wird dann im sogenannten Schnellschnittverfahren an die Pathologie geschickt. Nach etwa 20-30 Minuten bekommt der Operateur das Ergebnis der Untersuchung. Ist der Lymphknoten befallen, so werden weitere Lymphknoten im Abflussgebiet entnommen. Ist der Wächterlymphknoten jedoch frei von Tumorzellen bedeutet dies, dass auch die Lymphknoten im weiteren Abflussgebiet tumorfrei sind.

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Am Hals

Gerade im Bereich des Halses befinden sich unzählige Lymphknoten. Diese können schnell, z.B. im Rahmen eines Infektes der oberen Atemwege anschwellen. Sollte ein Lymphknoten jedoch verdächtig sein kann die Lymphknotenbiopsie meistens in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Dies liegt daran, dass die Lymphknoten am Hals relativ dicht an der Oberfläche liegen. Sie können gut mit Hilfe eines Ultraschallgerätes dargestellt werden und die anschließende Biopsie dauert in der Regel nur wenige Minuten.

Tumore, die Tochtergeschwülste in den Lymphknoten des Halses bilden sind vor allem Zungen- und Kehlkopfkrebs.

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In der Leiste

Auch in der Leiste liegen die Lymphknoten relativ nah an der Oberfläche und können in der Regel in lokaler Betäubung entfernt werden. Lymphknotenschwellungen im Bereich der Leiste können auch harmlose Ursachen wie eine Infektion haben. Hinter der Schwellung kann jedoch auch ein bösartiger Lymphknotenkrebs (Lymphom) liegen.  Besteht der Verdacht auf eine bösartige Schwellung sollte eine Lymphknotenbiopsie in der Leiste durchgeführt werden um den Verdacht zu bestätigen oder zu widerlegen. 

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Lymphknotenschwellung in der Leiste

In der Achsel

Auch eine Schwellung von Lymphknoten in der Achsel kann harmlose Ursachen wie eine Infektion im Bereich der Hände oder der Arme haben. Eine Ursache kann jedoch auch Brustkrebs sein. Hier sind die Lymphknoten meistens schmerzlos vergrößert. Durch eine Lymphknotenbiopsie in der Achsel kann herausgefunden werden ob wirklich eine Krebserkrankung vorliegt. 

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Anzeichen von Brustkrebs

Ist bereits ein Brustkrebs diagnostiziert kann auch im Rahmen der Wächterlymphknotenbiopsie herausgefunden werden, ob der Krebs bereits in die Lymphknoten der Achsel gestreut hat.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Lymphknotenschwellung in der Achsel

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Lymphknotenbiopsie finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Diagnostik finden Sie unter: Diagnostik A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.12.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021