Lymphödem

Definition

Das Lymphödem ist keine eigene Erkrankung, sondern ein Symptom vieler anderer Erkrankungen. Es handelt sich um eine Unterfunktion des lymphatischen Systems. Die Lymphe kann nicht mehr vollständig abtransportiert werden und sammelt sich im Gewebe an. Das Lymphödem ist an der betroffenen Stelle chronisch.

Die Ursachen können Erkrankungen, aber auch operative Eingriffe und Fehlbildungen sein. Zur Vorbeugung können die Betroffenen Kompressionsstrümpfe tragen und sollten alles vermeiden, was zu einer Lymphbildung führt.

Die Ursachen

Die Ursachen des Lymphödems können genutzt werden, dass Lymphödem in eine primäre und eine sekundäre Form eingeteilt werden.

Die primäre Form ist sehr selten und bezeichnet eine angeborene Form bei der Teile der Lymphgefäße nicht angelegt sind. Dazu gehören auch die Milroy- und die Meige-Krankheit. Ein vollständiges Fehlen des Lymphsystems ist mit dem Leben unvereinbar.

Die sekundäre Form bezeichnet alle anderen Ursachen des Lymphödems, die als Gemeinsamkeit eine mechanische, erworbene Abflussstörung haben. Tumorerkrankungen des Lymphsystems oder umliegender Gewebe können ein Abflusshindernis darstellen. Auch durch Verletzungen oder Operationen können mechanische Hindernisse entstehen. Besonders oft kommt es bei Tumorentfernungen zu Lymphödemen, da hierbei oft auch Teile des Lymphsystems mit entfernt werden. Eine chronische Unterfunktion der Venen kann ebenfalls einen gestörten Lymphabfluss zur Folge haben. Eine Sonderform des Lymphödems ist die Elephantiasis​​​​​​​, eine durch Parasiten ausgelöste Erkrankung. Die Elephantiasis gehört zu den Tropenerkrankungen und kommt in Europa normalerweise nicht vor. Lymphödeme können auch gekoppelt mit anderen Ödemen auftreten.

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Die Bestrahlung als mögliche Ursache

Durch die Bestrahlung im Rahmen von Tumortherapien können Lymphgefäße geschädigt werden. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei nicht um eine alleinige Ursache für ein Lymphödem.

Durch den Tumor selbst können die Abflussbahnen bereits eingeschränkt sein, sodass die Bestrahlung ein intensivierender Faktor ist. Betroffene, die an Morbus Hodgkin erkrankt sind, leiden häufiger an Lymphödemen durch Bestrahlung.

Die Stadien eines Lymphödems

Stadium 1

Lymphödeme lassen sich in drei bis vier Stadien einteilen, wobei Stadium null keine Symptome zeigt.

Das erste Stadium ist ein vollständig reversibles Ödem, welches bei körperlicher Belastung auftritt und meistens erst nachmittags bis abends in Erscheinung tritt. Das Lymphödem ist sehr eiweißreich und noch weich. Die betroffenen Stellen sind mit den Fingern eindrückbar und die Abdrücke bleiben noch kurz sichtbar.
Die Beweglichkeit der Gelenke kann eingeschränkt sein und Betroffene berichten von Empfindungsstörungen und Dumpfheit. Fibrosklerotische - vernarbte und verhärtete- Veränderungen des Gewebes sind meist noch nicht oder nur lokal begrenzt vorhanden.

Durch nächtliches Hochlagern können die Schwellungen verschwinden. Je nach Ursache sind bestimmte Körperregionen betroffen. Bei frühzeitiger Therapie kann eine Weiterentwicklung des Lymphödem des ersten Stadiums zum nächsten Stadium verhindert werden. Betroffene, die diese Symptome an sich entdecken, sollten einen Arzt zu Rate ziehen, da die Ursache gesucht werden sollte.

Stadium 2

Die zunächst reversiblen Lymphödeme können sich zu irreversiblen, chronischen Ödemen verändern. Das Gewebe verändert sich fibrosklerotisch (verhärtetes und vernarbtes Bindegwebe) und dauerhaft. Weiterhin beginnt eine Neubildung von Fettgewebe in der betroffenen Körperregion. Die Ödeme sind nicht mehr weich und wegdrückbar, sondern werden hart und fest. Ein Abschwellen durch Hochlagerung ist nicht mehr zu beobachten.
Die Bewegungseinschränkung der Gelenke nimmt zu und die Sensibilität der Haut ab. Die Haut ist zudem spröde und rissig und kann schmerzhaft sein.

Eine Behandlung kann nur zu einer Symptomlinderung führen und das Lymphödem nicht vollständig beenden. Es bleibt dauerhaft ein hohes Rückfallrisiko bestehen. Die Schäden am Bindegewebe sind nicht reversibel. Bei fehlender Behandlung und fehlender Hautpflege kann das Lymphödem das Stadium der Elephantiasis erreichen. Die Elephantiasis beschreibt ein Krankheitsbild, welches durch eine massive Schwellung von Körperteilen in Folge eines Lymphstaues gekennzeichnet ist. 

Stadium 3

Das dritte Stadium des Lymphödems wird normalerweise nur erreicht, wenn im Frühstadium keine Therapie eingeleitet wird. Daher ist das dritte Stadium fast nur in Entwicklungsländern anzutreffen und dort vor allem eine Folge der Parasitenerkrankung Elephantiasis (diese Erkrankung ensteht durch eine eine massive Schwellung von Körperteilen in Folge eines Lymphstaues).

Im Gewebe sammeln sich mehrere Liter Lymphflüssigkeit, die eine normale Bewegung unmöglich machen und die betroffenen Körperteile entstellen. Auch die Haut zeigt starke Veränderungen. An dem betroffenen Körperteil ist die Haut rissig und es bilden sich Blasen, Narben, Fisteln und eine Papillomatose. Im Extremfall wird die Haut trocken und gräulich und wirkt dabei wie Elefantenhaut, was dem Stadium seinen Namen verleiht. Weiterhin kommt es zu Wundheilungsstörungen. Bei fehlender Behandlung kann sich ein Lymphangiosarkom, ein bösartiger Tumor, bilden.

Bei dem Lymphödem ist die Prognose wie bei vielen Erkrankungen stark vom Zeitpunkt der Diagnose und dem Therapiebeginn abhängig. In späteren Stadien kann nur noch eine Linderung von Spätfolgen und Schmerzen erfolgen.

Die begleitenden Symptome

Das Lymphödem selbst ist eigentlich keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Dieses Symptom tritt bei vielen verschiedenen Erkrankungen auf und je nach Ursache sind auch die anderen Symptome unterschiedlich. Bei allen Lymphödemen ist die Bewegungseinschränkung eine schwere Begleiterscheinung.

Bei einer angeborenen Fehlbildung sind die Lymphödeme oft lediglich von Schmerzen, Hautveränderungen und lokalen Wundheilungsstörungen begleitet.
Bei einer Tumorerkrankung stehen die Symptome der Tumorerkrankung selbst im Vordergrund. Hierbei handelt es sich unter anderem um die sogenannte B-Symptomatik, welche sich aus Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust zusammensetzt. Je nach Art des ursprünglichen Tumors leiden Betroffene unter Schwäche, Störungen des Immunsystems und Schmerzen

Bei der Parasitenerkrankung Elephantiasis kann es durch die Lymphödeme im Hodensack zur Unfruchtbarkeit kommen. Vor dem eigentlichen Lymphödem entwickeln Betroffene Fieber, allergische Reaktionen und Kopfschmerzen. Im Extremfall kann es zu bakteriellen Superinfektionen und Blutvergiftungen kommen. Die Gewebsveränderungen können zudem entarten und bösartige Tumore hervorbringen.

Beinschmerzen als begleitendes Symptom

Die Beine sind die am häufigsten von Lymphödemen betroffenen Körperpartien. In den Beinen können sich viele Liter Lymphflüssigkeit sammeln und durch den Druck auf das Gewebe starke Schmerzen auslösen. Auch die Abflussstörung selbst, beispielsweise ein Tumor, kann Schmerzen verursachen.
Die Schmerzen können entweder selbst Druckschmerz ausüben oder auch Blutgefäße einengen, was dann in dem betroffenen Bein zu Schmerzen wegen der Sauerstoffunterversorgung führt. Genau wie die Blutgefäße können auch Nerven direkt betroffen sein und durch den Druck belastet werden. Des Weiteren bedeutet eine große Menge Lymphflüssigkeit auch ein erhebliches Gewicht, das der Körper tragen muss.

Die am stärksten von zusätzlichem Gewicht geschädigten Körperbereiche sind die Kniegelenke. Die Abnutzung der Kniegelenke passiert schneller als bei einem gesunden Menschen und bedeutet besonders unter Bewegung zusätzliche Schmerzen.
Zusätzlich sind spätestens im dritten Stadium die Risse und Ausschläge der Haut schmerzhaft und trocken. Diese Hautveränderungen sind dauerhaft. Die Schmerzen in den Beinen haben also nicht eine Ursache, sondern sind eine Kombination aus vielen Gründen, die auch nicht bei jedem Betroffenen auftreten müssen.

Die Lokalisation des Ödems

Lymphödem am Bein

Die Beine sind je nach Ursache des Lymphödems oft die erste Körperregion, welche den Betroffenen auffällt. Dies hat als Ursache, dass der Körper in den Beinen gegen die Schwerkraft arbeiten muss, um die Lymphe und auch das sauerstoffarme Blut zur Körpermitte zurück zu transportieren. Die Schwerkraft bildet also ein zusätzliches Hindernis zu der eigentlichen Ursache des Lymphödems. Dies erklärt auch die Beobachtung vieler Betroffener, dass die Beinödeme im ersten Stadium zurückzugehen sobald die Betroffenen die Beine hochlegen.

Gerade in den Beinen sind entwicklungsbedingte Ursachen, wie das Fehlen der Venenklappen oder Klappen der Lymphgefäße ein großer Risikofaktor, da diese normalerweise der Schwerkraft entgegenwirken. Betroffene haben oft starke Schmerzen in den Beinen und entwickeln auch Hautbeschwerden in den Beinen.

Bei Lymphödemen müssen nicht zwangsweise beide Beine betroffen sein, da die Ursache, wie zum Beispiel ein unfallbedingtes, kaputtes Lymphgefäß einseitig liegt. Bei geschwollenen Beinen ist immer abzuklären, ob es sich tatsächlich um ein Lymphödem oder um ein anderes Ödem handelt, da auch Herzunterfunktionen zu Ödemen führen, ohne dass es sich dabei um Lymphe handeln muss.

Informieren Sie sich hier rund um das Thema: Lymphgefäßsystem

Lymphödem am Fuß

Lymphödeme, welche die Beine betreffen, beginnen nahezu immer am Fuß und gehen hoch bis zu der Abflussstörung. Wenn also die Abflussstörung der Lymphgefäße im Unterschenkel ist, betrifft das Lymphödem dauerhaft nur den Fuß, während eine Abflussstörung in der Leiste ein Lymphödem im ganzen Bein bedeutet. Aufgrund der Schwerkraft sammelt sich die Lymphflüssigkeit immer zuerst im Unterhautfettgewebe des Fußes.

Eine Untersuchungsmöglichkeit zur Diagnose eines Lymphödems ist daher die Beweglichkeit der Zehen. Diese ist bereits bei einem leichten Lymphödem frühzeitig eingeschränkt. Betroffene bekommen Schwierigkeiten beim Laufen und können schlecht normales Schuhwerk tragen. Bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen sind beide Füße ödematös, da die Ursache oberhalb der Verbindungsstelle der beiden Abflusswege liegt. Im ersten Stadium bilden sich die Ödeme zurück, wenn der Betroffene die Beine hochlegt.
Die Ödeme treten nach Belastung erneut auf. Enge Kleidung und bei den Beinen und Füßen besonders enge Gürtel können die Ödembildung verstärken und sollten daher bei bekannten Lymphödemen gemieden werden. Bei den Füßen und Beinen muss bei beidseitigem Auftreten immer auch an eine herzbedingte Ödembildung gedacht werden, da diese üblicherweise in den Beinen beginnt.

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Lymphödem am Arm

Anders als bei den Beinen tritt das Lymphödem an den Armen fast immer nur einseitig auf. Bei den Beinen sind die Abflusswege der Lymphgefäße im Körperstamm gekoppelt, während die Arme eigene Abflusswege haben. Auch die Arme sind in den meisten Situationen tagsüber tiefhängend und daher muss der Körper gegen die Schwerkraft die Lymphflüssigkeit bewegen.

Ein Ödem an einem Arm ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Lymphödem, da ein herzbedingtes Ödem immer zuerst in den Beinen sichtbar wird. Auch bei den Armen ist das Ödem zunächst rückläufig, wenn der Arm hochgelegt wird. Eine häufige Ursache für ein Lymphödem im Arm ist eine Operation bei Brustkrebs. Hierbei werden in den meisten Fällen auch Lymphknoten im Achselbereich entfernt, welche auch Stationen für den Lymphabfluss der Arme darstellen. Bei dieser Operation könne also Lymphwege dauerhaft geschädigt werden und so Lymphödeme ausgelöst werden.
Zu Beginn der Erkrankung lässt sich ein Lymphödem durch die Messung des Armumfangs auf beiden Seiten untersuchen. Zur Vorbeugung sollten Brustkrebspatientinnen nach der Operation keine enge Kleidung tragen, da diese als zusätzlicher Risikofaktor gilt.

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Lymphödem in der Brust

Grundsätzlich können Lymphödeme im ganzen Körper auftreten. Nach einer Brustkrebsoperation, bei der meist auch Lymphknoten entfernt und oder bestrahlt werden, kann es auch in den Brüsten zu Lymphödemen kommen.

Das Auftreten von Lymphödemen in der Brust ist jedoch deutlich seltener als in den Armen oder Beinen. Oft fallen leichte Lymphödeme im Brustbereich auch nicht auf, da die Brustgröße auch bei einer Gewichtszunahme zunehmen kann und auch nicht immer beidseitig gleich ist.

Lymphödem im Gesicht

Im Gesicht sind Lymphödeme sehr selten, kommen aber durchaus vor. Die Ursachen reichen von Krebs Erkrankungen bis zu angeborenen Abflussstörungen.
Anders als bei den Beinen sind die Gesichtsödeme morgens deutlicher als abends. Dies liegt daran, dass tagsüber die Schwerkraft beim Abtransport hilft. Das Ziel der Lymphe sind venöse Blutgefäße unterhalb des Schlüsselbeins und damit unterhalb des Gesichts.

Das größte Problem bei Gesichtslymphödemen sind soziale Ausgrenzung und die damit verbundenen Depressionen.

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Lymphödem im Bauchraum

Auch im Bauchbereich kann sich ein Lymphödem bilden. Da es jedoch viele verschiedene Gründe für eine Volumenzunahme im Bauch und auch für Schmerzen im Bauch gibt, wird dieses oft nicht als Lymphödem erkannt. Sicherheitshalber müssen andere Ursachen für die Volumenzunahme ausgeschlossen werden.
Lymphödeme sind im Bauch eher selten, da die Lymphgefäße dort groß sind und der Weg zum Venenwinkel, dem Ziel der Lymphe, nicht mehr weit ist. In den meisten Fällen sind auch die Beine betroffen, da die Lymphe sich zurückstaut und die Lymphgefäße im Bauch von denen im Bein gespeist werden.

Lymphödem im Genitalbereich, Hodensack

Im Hodensack kann sich genau wie im Rest des Körpers Lymphe anstauen. Bei Operationen in der Leistengegend können Lymphgefäße verletzt werden und so ein Lymphödem entstehen.

Ein Lymphödem im Hoden ist auch ein typisches Symptom der parasitenbedingten Elephantiasis, welche jedoch eher in Tropenregionen vorkommt. Die Elephantiasis beschreibt ein Krankheitsbild, welches durch eine massive Schwellung von Körperteilen in Folge eines Lymphstaues gekennzeichnet ist.
In Europa sind eher Tumorentfernungen im Genitalbereich oder der Leistengegend ein Grund für Lymphödeme. Im Extremfall können sich viele Liter Flüssigkeit im Hodensack ansammeln.

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Die Folgen eines Lymphödems

Bei fehlender Behandlung kann das Lymphödem viele Spätfolgen mitbringen. Die Haut entwickelt Blasen und Ekzeme, welche mit der Zeit immer schlechter heilen. Im Stadium der Elephantiasis wird die Haut ledrig und grau. Weiterhin kann der Druck Gefäße und Muskeln schädigen.

Die Einlagerung der Lymphe kann den Körper um viele Kilogramm schwerer machen und so auf Dauer auch die Gelenke schädigen. Das Gewebe verändert sich und kann im Extremfall auch bösartige Tumore hervorbringen.

Die Hautveränderungen als Folge

Zu Beginn sind an der Haut noch keine Schädigungen zu sehen. Ab dem zweiten Stadium bilden sich Blasen und Ausschläge, welche in einigen Fällen entzündet sein können.
Später treten Wundheilungsstörungen auf und schon kleine Verletzungen verursachen große Ekzeme.

Bei fehlender Behandlung kann die Haut das Stadium der Elephantiasis erreichen. Die Elephantiasis beschreibt ein Krankheitsbild, welches durch eine massive Schwellung von Körperteilen in Folge eines Lymphstaues gekennzeichnet ist. Eine Heilung der Haut ist in diesem Stadium dann nicht mehr möglich. Bei frühzeitiger Erkennung sollte eine Hautpflege regelmäßig durchgeführt werden und Wunden sollten regelmäßig kontrolliert werden.

Mehr Informationen zum Thema Wundheilungsstörungen finden Sie hier. 

Die Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Lokalisation des Ödems, der Ursache und dem Stadium. Die primäre Therapie ist eine Entstauung. Durch eine manuelle Lymphdrainage wird die Lymphflüssigkeit in nicht gestaute Bereiche verschoben und kann dadurch auf natürlichem Weg weitertransportiert werden. Dies ist möglich, da zwischen den verschiedenen Lymphgefäßen kleine Verbindungen, sogenannte Anastomosen, bestehen und nicht die vollständige Bahn blockiert ist.

Im nächsten Schritt wird das erneute Anstauen verhindert, indem Kompressionsstrümpfe oder Kompressionsverbände an den betroffenen Gliedmaßen angelegt werden. Um die Gelenke beweglich zu halten kann Krankengymnastik und Bewegung hilfreich sein. Die eigentliche Ursache des Lymphödems ist nicht behandelbar. In späteren Stadien kann das Ödem oft nicht mehr vollständig entfernt werden.

Neben der Therapie des Ödems selbst ist eine Behandlung und Pflege der Haut notwendig. Hierfür können entzündungslindernde Salben und Feuchtigkeitscremes verwendet werden. Diese sollten jedoch Parfümfrei sein, da die bereits geschädigte Haut dies oft nicht gut verträgt. Die genaue Therapie sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen und von diesem auch regelmäßig kontrolliert werden.

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Die Kompressionsstrümpfe

Nachdem die Lymphe durch eine manuelle oder maschinelle Lymphdrainage entfernt wurde ist das Ziel die Ödeme weiterhin zu verhindern. Hierfür eignen sich zum Beispiel Kompressionsstrümpfe, da diese ein Anreichern der Lymphe reduzieren.

Kompressionsstrümpfe sind ein medizinisches Produkt und sollten nicht ohne Absprache mit einem Arzt genutzt werden. Es gibt verschiedene Stärken und Längen der Strümpfe und je nach Art des Ödems sind andere Strümpfe sinnvoll. Es ist ebenfalls notwendig die Strümpfe regelmäßig auszuwechseln, da die Stärke nachlassen kann.

Mehr Informationen zu dem Thema Kompressionsstrümpfen finden Sie hier. 

Welche Medikamente können helfen?

In den meisten Fällen wird eine medikamentöse Therapie nur zur Unterstützung der Haut genutzt. Für die Haut gibt es verschiedene Salben, welche die Heilung unterstützen und Bakterien bekämpfen. Eine ursächliche Behandlung ist nicht möglich.

Sogenannte Wassertabletten helfen bei Lymphödemen nicht und können sogar schädlich sein, da sie den Eiweisgehalt im Gewebe erhöhen und den Lymphtransport verschlechtern. Diese Wassertabletten sind bei herzbedingten Ödemen sinnvoll.

Die Homöopathie

Das Lymphödem ist eine ernstzunehmende Erkrankung, welche immer schulmedizinisch abgeklärt und behandelt werden sollte. Ohne adäquate Behandlung entwickelt sich das Lymphödem bis zur sogenannten Elephantiasis (eine massive Schwellung von Körperteilen aufgrund eines Lymphstaus). 

Homöopathen empfehlen Lycopodium clavatum und Gingko Biloba. Dies kann unterstützend eingenommen werden. Von einer rein homöopathischen Therapie wird abgeraten.

Welche Übungen können helfen?

Mit einigen Bewegungsübungen und Krankengymnastik kann der Lymphabfluss im Körper unterstützen. Hilfreiche Sportarten sind Gymnastik, Schwimmen und Radfahren.

Außer beim Schwimmen sollten bei diesen Sportarten die verordneten Kompressionsstrümpfe getragen werden. Beim Schwimmen unterstützt der gleichmäßige Wasserdruck von außen den Lymphtransport. In Ruhephasen sollten die betroffenen Körperregionen hochgelagert werden. Von einer klassischen Massage der Körperbereiche wird abgeraten, da diese die Produktion von Lymphe fördern. Bestimmte Bewegungen können gezielt den Abtransport unterstützen, jedoch könne andere Übungen auch schädlich wirken, weshalb die Übungen im Rahmen der Krankengymnastik erlernt werden sollten.

Grundsätzlich gilt, dass gehen besser ist als stehen und auch langes Sitzen verhindert werden sollte. Gymnastische Übungen fördern zudem die Durchblutung und den Muskelaufbau. Gesunde Muskulatur kann den Transport der Lymphe und des venösen Blutes steigern, weshalb dies auch Muskelpumpe genannt wird. Gemieden werden sollten die Sportarten Skilanglauf oder Dauerlauf mit einer Überlastung der Beine. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Sportarten gänzlich gestrichen werden müssen.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Krankengymnastik

Kann eine OP helfen?

Eine konservative Therapie des Lymphödems kann für den Betroffenen sehr anstrengend sein und muss normalerweise lebenslänglich fortgesetzt werden.
Eine Alternative kann eine Operation sein. Hier gibt es verschiedene Ansätze, um den Lymphabfluss wieder zu ermöglichen. Zwei Verfahren zielen über eine Transplantation von Lymphgewebe aus gesunden Körperbereichen darauf ab neue Wege für die Lymphflüssigkeit zu schaffen. Das verpflanzte Gewebe bildet an dem neuen Ort frische Lymphgefäße. Dieses System nennt sich lympholymphatische Anastomose.
Ein anderes Verfahren leitet die Lymphflüssigkeit direkt in die Venen, was sich lympho-venöse Anastomose nennt.

Eine andere Möglichkeit, welche jedoch nur bei durch Bestrahlung und Operationen eingeengte Lymphgefäßen funktioniert, ist die Entfernung des störenden Narbengewebes. Die letzte operative Möglichkeit ist die Entfernung von Gewebe. Dies ist keine heilende Therapie, sondern nur eine Linderung, da in weniger Gewebe auch Flüssigkeit weinger Platz besitzt. Durch diese Resektion können Kompressionstherapien wieder besser funktionieren. Eine Operation ist immer auch mit Risiken verbunden und sollte daher die letzte Option sein

Welcher Arzt behandelt das Lymphödem?

Das Lymphödem ist eine Erkrankung an deren Therapie viele verschiedene Ärzte beteiligt sind. Die ersten Symptome fallen oft dem Hausarzt des Betroffenen auf. Nach onkologischen Operationen können auch die behandelnden Onkologen in Nachuntersuchungen ein Lymphödem diagnostizieren.

Die Behandlung erfolgt teilweise in lymphologischen Fachkliniken und beim Hausarzt. Wenn eine Operation hinzukommt, wird ein Chirurg eingeschaltet. Bei einer parasitenbedingten Elephantiasis ist unter Umständen ein Tropenmediziner notwendig.

Die Lymphödemprophylaxe

Zur sogenannten Primärprophylaxe gehören alle Maßnahmen, welche ergriffen werden können, um ein Lymphödem direkt zu verhindern. Hierzu zählen Nikotinverzicht und eine Gewichtsabnahme bei starkem Übergewicht. Auch regelmäßige Bewegung fördert den Transport der Lymphflüssigkeit. Nach Operationen in der Leiste sollten keine engen Gürtel getragen werden und auch nach Brustkrebsoperationen ist Krankengymnastik sinnvoll.

Sekundäre Prophylaxemaßnahmen bezeichnen Maßnahmen um nach erfolgter Therapie einen Rückfall und eine Neubildung von Ödemen zu verhindern. Hierzu gehört das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder Kompressionsverbänden. Auch bestimmte Gymnastikübungen und Schwimmen können den Lymphtransport verbessern. Auf enge Kleidung sollte verzichtet werden.
Betroffene Körperbereiche sollten vor Überwärmung und Kälte geschützt werden. Die Wassertemperatur beim Duschen oder Baden sollte lauwarm sein. Auch Verletzungen und Insektenstiche sollten verhindert werden, da beides die Bildung von Lymphflüssigkeit steigert. Die Hautpflege sollte keine Parfüme enthalten, da auch eventuelle allergische Reaktionen zu einer Steigerung der Lymphbildung führen.

Ist ein Lymphödem heilbar?

Die Ursache für ein Lymphödem kann nicht beseitigt werden und daher ist eigentlich nicht von einer Heilung zu sprechen. Die Symptome können jedoch bei frühzeitiger Diagnose und direktem Behandlungsbeginn beinahe vollständig verschwinden. ´
Die Propyhlaxemaßnahmen, wie das Tragen der Kompressionsstrümpfe, müssen oft lebenslänglich durchgehalten werden. In einigen Fällen können operative Maßnahmen weitere Behandlungen einschränken.

Betroffene sollten jedoch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Langes Stehen und lange Autofahrten sollten gemieden werden und bestimmte Sportarten können schützend wirken. Ab dem zweiten Stadium ist eine vollständige Beseitigung des Ödems meist nicht mehr möglich. Besonders im dritten Stadium, der Elephantiasis (massive Schwellung von Körperteilen infolge eines Lymphstaues) kann die stark geschädigte Haut und das umliegende Gewebe nicht mehr geheilt werden.

Unterschied zu einem Lipödem

Zu Beginn der Erkrankung sind sich das Lymphödem und das Lipödem sehr ähnlich. Bei beiden kommt es zu einer Volumenzunahme an bestimmten Körperregionen. Lymphödeme können am ganzen Körper auftreten, während Lipödeme in nahezu allen Fällen in den Beinen auftreten.

Bei Lymphödemen sind sowohl Männer als auch Frauen betroffen, beim Lipödem jedoch fast nur Frauen. Die betroffenen Männer haben in den meisten Fällen Hormonstörungen. Während bei dem Lymphödem die Ursache meist mechanisch ist wird bei dem Lipödem eine hormonelle Ursache vermutet. Diese Vermutung besteht, da Lipödeme meist nach hormonellen Umstellungen wie den Wechseljahren auftreten.

Das Lipödem ist eine krankhafte, strukturelle Veränderung des Unterhautfettgewebes, welches daraufhin zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung neigen. Beim Lymphödem ist das Ödem im ersten Stadium weich und wegdrückbar. Das Lipödem ist schon zu Beginn nicht wegdrückbar. Lymphödeme können asymmetrisch an nur einem Bein oder Arm auftreten, während Lipödeme immer symmetrisch sind. Beim Lipödem wird zudem eine genetische Veranlagung beobachtet.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Lipödem. 

Darf ich mit Lymphödem in die Sauna

Betroffene Körperregionen sollten vor Temperaturschwankungen und besonders vor Überhitzung geschützt werden, da dies die Bildung von Lymphflüssigkeit steigert und den Abtransport behindert. Von einem Saunabesuch muss daher abgeraten werden. Die entstehenden Temperaturen in einer Sauna würden das Lymphödem verstärken.

 

Weiterführende Information

Mehr Information zum Thema Lymphe finden Sie hier:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.12.2018 - Letzte Änderung: 25.07.2023