Kompressionsstrümpfe

Bei Kompressionsstrümpfen handelt es sich um ein medizinische Hilfsmittel sowohl in der Therapie als auch in der Prophylaxe einer Thrombose zur Unterstützung des venösen Blutflusses. Aus bestimmten Gründen kann sich die Blutzusammensetzung aber auch das Strömungsverhältnis in den venösen Gefäßen der Beine ändern, sodass der Blutstrom aus der Peripherie der Beine in Richtung Herz gestört sein kann.

Kompressionsstrümpfe

Was sind Kompressionsstrümpfe?

Bei den Kompressionsstrümpfen handelt es sich um ein medizinische Hilfsmittel sowohl in der Therapie als auch in der Prophylaxe einer Thrombose zur Unterstützung des venösen Blutflusses. Aus bestimmten Gründen kann sich die Blutzusammensetzung aber auch das Strömungsverhältnis in den venösen Gefäßen der Beine ändern, sodass der Blutstrom aus der Peripherie der Beine in Richtung Herz gestört sein kann. Betroffene erleiden dann Schmerzen, klagen über geschwollene Beine oder das vermehrte Auftreten von Krampfadern.  

In diesem Fall können die Kompressionsstrümpfe als erste therapeutische und nicht invasive Maßnahme eingesetzt werden, da sie auf eine simple Art und Weise die Symptome lindern können. Da das Blut entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen fließt, müssen Mechanismen des Körpers gut funktionieren, damit der Transport funktioniert.

Erwähnenswert im Zusammenhang mit den Kompressionsstrümpfen ist die sogenannte Muskelpumpe zur Stabilisierung der Blutzirkulation. Da die Venen keine Muskulatur besitzen bzw. sich nicht aktiv kontrahieren können um das Blut weiter zu transportieren, sind sie auf andere Mechanismen angewiesen. Die Muskulatur kann diese Arbeit leisten, da die venösen Gefäße in der Tiefe in enger Beziehung zur Muskulatur verlaufen und durch deren Kontraktion ebenfalls komprimiert werden.
Als Widerlager gelten dabei die Faszien der Muskeln, also deren Hüllen oder gegebenenfalls ein Knochen. Zusammen mit der Muskelpumpe und den Venenklappen zur Verhinderung des Blutrückflusses, ist ein Aufwärtstransportieren des Blutes möglich.

Kompressionsstrümpfe unterstützen genau diesen Mechanismus indem sie von außen, wie der Name schon sagt, komprimierend auf das Gefäßsystem einwirken und das Versacken des Blutes verhindern. Der Kompressionsstrumpf bringt von außen Druck auf das Bein und gilt als eine Art Widerlager. Somit wird die Blutzirkulation gefördert.

Zusätzlich wirkt sich der Mechanismus neben dem venösen Blutsystem auch auf das lymphatische Drainagesystem aus, da die Lymphe ebenfalls von peripher nach zentral fließen muss. Der Kompressionsstrumpf ist also ein elastischer Strumpf der so eng um das Bein sitzen muss, dass es zu einer Komprimierung des Beingewebes kommt.

Indikation

Die Indikationsstellung für Kompressionsstrümpfe zielt in der Regel immer auf einer der folgenden Aspekte ab: als therapeutische Maßnahme werden Kompressionsstrümpfe zur Behandlung von ThrombosenVarizen (Krampfadern), offenen Beinen und Lymphödemen angewendet. Auch bei Lipödemen sind Kompressionsstrümpfe hilfreich.

Aus prophylaktischen Aspekten können weite Flugreisen, langes Stehen oder Liegen, beispielsweise nach einer Operation oder sportliche Betätigung das Tragen von Kompressionsstrümpfen notwendig machen.

Je nachdem wie ausgeprägt die Beschwerden sind oder wie hoch das Risiko für eine dieser Beschwerden ist, kann die Tragedauer der Kompressionsstrümpfe variieren und auch deren Materialstärke. Die Indikationsstellung kann daher individuell erfolgen mit der Auswahl verschiedener Kompressionsstrümpfe mit unterschiedliche Stärke.

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Klassifizierung

Die Einteilung der Kompressionsstrümpfe in verschiedene Klassen erfolgt anhand dessen, wie stark der Druck ist, der durch den Strumpf auf das Beingewebe ausgeübt wird. Somit können Kompressionsstrümpfe immer je nach Bedarf in variabler Stärke verschrieben werden.

Insgesamt unterscheidet man 4 Klassen: mäßig mit Drücken von 18-21 mmHg, mittelkräftig (23-32 mmHg), kräftig (34-46 mmHg) und extrakräftig (mindestens 49 mmHg). Die Einteilung orientiert sich zwar an den unterschiedlichen Kompressionsdrücken, erlaubt aber auch eine Einteilung der Indikationsstellungen je nach Klasse.

Jenen Patienten, die über ein Schweregefühl mit dezent ausgeprägten Krampfadern klagen, wird die Kompressionsklasse I verschrieben. Weitere Kriterien sind das Fehlen von Ödemen und als Krampfaderprophylaxe in der Schwangerschaft.
Die mittelkräftigen Strümpfe, also Klasse II werden bei zunehmender Symptomatik notwendig, d.h., dass es zur Ausprägung von Krampfadern mit gleichzeitiger Ödembildung kommt. Auch in der Therapie der tiefen Beinvenenentzündung (Thrombophlebitiden), Ulzerationen oder nach operativen Eingriffen aufgrund von Krampfadern werden Kompressionsstrümpfe der Klasse II verschrieben.
Die Kompressionsstrümpfe der Klasse III sind bei schweren Ödembildungen, sekundär entstandenen Krampfadern, extreme Hautveränderungen, immer wiederkehrenden Ulzerationen und einer starken venösen Insuffizienz indiziert, da bei dieser Symptomatik nur höhere Kompressionsdrücke einen wirksamen Effekt zeigen.

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Die letzte Klasse IV mit Drücken von mindestens 49 mmHg stellen die letzte mögliche Instanz der Kompressionsstrumpf-Therapie dar. Die Indikationsstellung beschränkt sich daher auf therapeutische Aspekte und weniger bis gar nicht auf prophylaktische Maßnahmen.
Das Lymphödem mit extremen Schwellungen und Ödemen benötigen Kompressionsdrücke der Klasse IV.

Das Anziehen der Kompressionsstrümpfe stellt für einige Patientengruppen eine Schwierigkeit dar, da sie extrem eng sitzen und mit steigender Klasse immer weniger elastisch werden. Für diese Fälle gibt es spezielle Anziehhilfen. Außerdem besteht die Möglichkeit, durch das Übereinandertragen von zwei Strümpfen einer niedrigeren Klasse eine Summierung der Drücke zu erzielen.

Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Größen und Längen, sodass je nach Beinumfang / Beinlänge die Passform individuell wählbar ist. Betroffene sollten sich bewusst sein, dass die Kompressionsstrümpfe zwar den Blutkreislauf fördern und entstauend wirken, dass die Voraussetzung vor dem Anziehen jedoch „entleerte“ / entstaute Beine sind. Die Kompressionsstrümpfe können den Zustand nur erhalten oder vorbeugend wirken; sind also kein aktiv wirkendes medizinisches Hilfsmittel. Eine aktive Entleerung erfordert zuvor andere Maßnahmen.

Kompressionsstrümpfe beim Sport

Beim Laufen ist zwar die Muskelpumpe aktiv und fördert den Blutrückfluss, jedoch können andere Faktoren nichtsdestotrotz das Tragen von Kompressionsstrümpfen notwendig machen bzw. eine positive Auswirkung auf die sportliche Leistung haben.

Durch die komprimierende Wirkung der Strümpfe ist ein nahe liegender Effekt, das Anschwellen der Beine durch Wassereinlagerungen zu verhindern. Besonders wegen den beiden folgenden Aspekten sind Kompressionsstrümpfe im Sport immer beliebter:
Zum einen kann die Beinmuskulatur mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen über das arterielle Gefäßsystem versorgt werden.
Zum anderen kommt es zu einer nennenswerten Reduktion von Muskelkater.

Die verbesserte Sauerstoffversorgung kommt deshalb zustande, weil der Druck durch die Kompressionsstrümpfe einen gewissen Widerstand bietet, der entsprechend weniger von den Muskeln (im Sinne der Muskelpumpe) aufgebracht werden muss. Durch die geringere Durchmesserzunahme der Muskeln haben die Arterien mehr Platz um sich auszudehnen. Damit geht ein gesteigerter Blutfluss mit folglich besserer Sauerstoffversorgung einher. Der zweite Aspekt verfolgt die Theorie, dass die Kompressionsstrümpfe während dem Sport kleinste Bewegungen in Form von Erschütterungen oder Vibrationen abfangen können. Diese sind u.a. ursächlich für kleinste Läsionen in den Muskeln, was sich letztlich als Muskelkater äußert.
Da Kompressionsstrümpfe auch einen positiven Effekt auf die Regeneration der Muskel haben, sollten sie nicht direkt nach dem Sport ausgezogen werden sondern noch anbehalten werden, um die Regenerationsphase zu unterstützen und die funktionelle Wirkung der Kompressionsstrümpfe komplett auszuschöpfen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Kompressionsstrümpfe nicht so hohe Drücke haben wie die therapeutisch indizierten Strümpfe. Somit ist der Tragekomfort um einiges höher und der Strumpf wird nicht als einengend empfunden.

Waschen

Das Material der Kompressionsstrümpfe ist heutzutage sehr angenehm sowohl im Tragekomfort als auch in der Pflege. In der Regel handelt es sich um elastisches Material, welches zudem atmungsaktiv und luftdurchlässig ist. Da die Kompressionstrümpfe regelmäßig getragen werden und eng anliegend sind, kann trotz des speziellen Materials nicht vermieden werden, dass Gerüche oder Schweiß aufgezogen werden. Daher sollten die Kompressionsstrümpfe hin –und wieder gereinigt werden. Glücklicherweise sind die Strümpfe pflegeleicht und somit waschbar. Die genaue Gradzahl bei der die Kompressionsstrümpfe gewaschen werden, sollte man je nach Produkt und Hersteller individuell nachschauen. Wichtig ist, dass die Strümpfe nach dem Waschen gut getrocknet sind bevor sie wieder zum Einsatz kommen. Das Material der heutigen Kompressionsstrümpfe ist im Vergleich zu früher (Wolle gemischt mit elastischem Material) um einiges robuster, da es sich meistens um synthetische Stoffe handelt. Natürlich sind die Kompressionsstrümpfe nicht unbegrenzt haltbar. Nach etwa fünf Monaten lässt selbst das gut verarbeitete Material an Elastizität nach.

Kompressionsstrümpfe im Flugzeug

Die Kompressionsstrümpfe sollen den Blutkreislauf der venösen Gefäße unterstützen und das Versacken des Blutes in der Peripherie der Beine verhindern. Genau diese Eigenschaften sind bei Langstreckenflügen gefordert, sodass Personen mit bestehender Thrombose, Krampfadern oder erhöhtem Risiko für jene Erkrankungen unbedingt Kompressionsstrümpfe tragen sollten. Grund dafür ist, dass durch das lange Sitzen und die geringe Beinfreiheit die Beweglichkeit auf ein Minimum reduziert ist und somit das unterstützende System der Muskelpumpe wegfällt.

Ohne den Druck von außen durch die Kompressionsstrümpfe ist die Wahrscheinlichkeit für Risikogruppen erhöht, dass sich das Blut zurückstaut und nicht ausreichend von der Peripherie zum Herz gepumpt werden kann. Abgesehen von starken Schwellungen besteht dann die Gefahr einer Lungenembolie. Dabei handelt es sich um einen Verschluss von Lungengefäßen durch ein Blutgerinnsel, welches sich in der Tiefe der Beinvenen gebildet und gelöst hat und dann über das Herz in die Lunge gepumpt wird. Durch den reduzierten Blutfluss und die herabgesetzte Beweglichkeit während eines Fluges ist die Bildung eines solchen Blutgerinnsels um einiges wahrscheinlicher. Risikogruppen sollten aus prophylaktischen Gründen daher unbedingt getragen werden.

Kompressionsstrümpfe in der Nacht

In der Regel werden die Kompressionsstrümpfe lediglich am Tag getragen. Die Tragedauer kann individuell je nach Schwere der Symptomatik variieren. Meistens sind mindestens 8 Stunden pro Tag indiziert. In der Nacht können die Strümpfe weggelassen werden, da die Schwerkraft in liegender Position weniger Einfluss auf den Blutfluss nimmt, als wenn man den Tag über lange läuft oder steht.
Sollten nachts leichte Beschwerden auftreten hilft es den meisten Betroffenen bereits, die Beine mit einem Kissen hoch zu lagern um den Blutfluss aus der Peripherie Richtung Herz zu unterstützen.

Eine Ausnahme stellt allerdings der stationäre Aufenthalt nach einer Operation dar. Hierbei müssen die Kompressionsstrümpfe kontinuierlich, außer beim Duschen oder Waschen, getragen werden. Grund dafür ist, dass Patienten nach einer Operation lange Bettruhe haben und teilweise komplett immobil sind. Das Risiko für eine Thrombose und Lungenembolie ist zu hoch, als dass das Tragen der Kompressionsstrümpfe für ein paar Stunden am Tag ausreichend wäre.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.01.2017 - Letzte Änderung: 12.01.2023