Risiken einer Narkose

Einleitung

Wie jeder Eingriff am Menschen, so hat auch die Narkose ein gewisses Risiko, welches es gilt zu erkennen und möglichst gering zu halten.

Die Risiken einer Narkose hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum einen hängt das Risiko von dem geplanten operativen Eingriff und der Dauer, sowie Form der Narkose ab. Zum anderen spielt die Konstitution des Patienten und seine Vorerkrankungen eine wesentliche Rolle.

Daher wird vor jeder Narkose durch ein Gespräch mit einem Narkosearzt das individuelle Risiko des Patienten abgeschätzt und entsprechende Maßnahmen getroffen, um das Risiko bestmöglich zu minimieren.

Übersicht über die Risiken einer Narkose

Die Risiken einer Narkose hängen stark vom gewählten Narkoseverfahren, der Dauer der Narkose und den verwendeten Materialien ab. Bei einer Vollnarkose wird im Regelfall ein Beatmungsschlauch in die Luftröhre eingelegt. Dieser ist nötig, da durch die Narkosemedikamente der eigene Atemantrieb ausfällt. Der Beatmungsschlauch reizt allerdings die Schleimhaut, sodass es zu Schädigungen an den Stimmbändern oder auch den Zähnen kommen kann.

In seltenen Fällen kommt es zu einer Fehlintubation in die Speiseröhre. Der Beatmungsschlauch kann dann unter Umständen die Schleimhaut der Speiseröhre verletzen. Durch die Narkosemedikamente werden auch alle Schutzreflexe des Menschen inhibiert. Dies kann bei einer Narkose dazu  führen, dass Mageninhalt in die Lunge gelangt (Aspiration). Dieser kann sich dann in der Lunge entzünden und eine Lungenentzündung hervorrufen.

Weiterhin hängen die Risiken einer Narkose sehr stark von den Grunderkrankungen des Patienten ab. Menschen zum Beispiel mit Diabetes mellitus oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems haben ein wesentlich höheres Narkoserisiko als gesunde.

Ein weiteres Risiko, welches besonders Frauen und junge Patienten betrifft, ist die postoperative Übelkeit, welche auch mit Erbrechen einhergeht (PONV).

Risiken einer Narkose werden im Wesentlichen vom Patienten selbst, sowie von dem bevorstehenden Eingriff geprägt.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Narkosearten - welche gibt es?

Komplikationen während einer Narkose

Kommt es zu Komplikationen während einer Narkose, so kann man dies relativ schnell anhand der Kreislaufwerte, wie Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Körpertemperatur erkennen. Diese werden daher ständig vom Narkosearzt beobachtet und notiert, um einen Verlauf zu haben. Außerdem kann es bei zu schwachen Narkosen zu Muskelaktivität kommen.

Ursachen für die Risiken einer Narkose

Ursachen für die Risiken einer Narkose können zum Beispiel ein schlechter Allgemeinzustand eines Patienten durch eine schwere Krankheit sein oder eine unbekannte Unverträglichkeit von bestimmten Narkosemitteln.

Probleme beim Intubieren

Die Zähne sind ein wichtiges Thema, wenn es um die Risiken einer Narkose geht. Da man, um die Luftwege für einer Narkose zu sichern, hauptsächlich über den Mundraum an die Luftröhre kommt, muss man mit dem nötigen Instrumentarium, wie etwa Intubationsspatel und Intubationstubus, daher auch nah an den Zähnen arbeiten. Nun muss man noch beachten, dass durch die Narkosemittel die Muskulatur erschlafft, sodass der Kiefer mit zwei Fingern auseinander gedrückt werden muss, um eine ausreichende Mundöffnung zu erzielen.

Des Weiteren ist zu beachten, dass der Spatel aus einem harten Material, meist Stahl, besteht. Um nun mit dem Spatel zuerst die Zunge, die ja auch erschlafft ist, aus dem Weg zu schieben und dann zum Kehldeckel zu gelangen, wird ein bestimmter Bewegungsablauf durchgeführt, bei welchem mit dem Spatel möglichst nicht gehebelt wird. Die Folge wäre nämlich, dass man durch die Bewegung die Schneidezähne mit dem Spatel im schlimmsten Fall beschädigt.

Die Narkoseärzte sind bei der Intubation sehr geübt, jedoch kann es immer mal wieder vorkommen, dass zum Beispiel in einer lebensbedrohlichen Situation oder bei einer Fehlstellung des Mund-Kiefer-Apparats, es zum Touchieren der Zähne kommt. Zwar gibt es Zahnschutzschienen, diese behindern jedoch den Ablauf der Intubation meist mehr, als dass sie nutzen.

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Welche Narkoseform hat das höchste Narkoserisiko?

Die Narkoseverfahren und die Überwachung der Patienten sind in den letzten Jahren immer sicherer geworden, weshalb das Risiko nicht mehr so sehr von der Narkoseform abhängt, sondern viel mehr von der Konstitution des Patienten und seinen Vorerkrankungen.

Vergleicht man dennoch die verschiedenen Narkoseformen, kann man sagen, dass die sogenannte Rapid Sequence Induction oder Crash-Einleitung das höchste Risiko aufweist. Diese Narkoseform wird bei Patienten angewandt, die nicht nüchtern sind und trotzdem dringend Intubiert werden müssen, um zu verhindern, dass Mageninhalt in die Lunge gelangt. Als nicht nüchtern gelten Patienten mit Nahrungskarenz von weniger als 6 Stunden, aber auch Schwangere und übergewichtige Menschen. Da die Narkoseeinleitung bei diesem Verfahren einen anderen Ablauf hat, als eine standardmäßige Vollnarkose, treten hier vermehrt Risiken auf.

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Risiken einer Narkose bei verschiedenen Altersgruppen

Risiken einer Narkose bei älteren Menschen

Mit zunehmendem Alter erhöhen sich auch die Risiken einer Narkose bzw. einer Operation.
Die Risiken einer Narkose sind im Alter vor allem durch die zahlreichen Komorbiditäten des jeweiligen Patienten geprägt. Im Vordergrund stehen Diabetes mellitus, Bluthochdruck, eine ausgeprägte Herzschwäche, eine Lungenerkrankung, sowie eine verminderte Funktion von Leber und Nieren.
Diese können dazu führen, dass bestimmte Narkosemittel gar nicht gegeben werden dürfen und auf Alternativen umgestiegen werden muss.

Ein narkosespezifisches Problem nach einer Operation ist das postoperative Delirium. Vor allem Patienten ab 60 sind hiervon betroffen und wirken dann verwirrt und desorientiert, auch der Schlaf-Wach-Zyklus und das Gedächtnis können betroffen sein.

Um dem vorzubeugen können Regionalanästhesieverfahren anstatt einer Vollnarkose eingesetzt werden, diese wirken nicht im Gehirn und haben somit ein geringeres Risiko für derartige Nebenwirkungen.

Weitere häufige Komplikationen bei älteren Menschen nach einer OP sind Wundheilungsstörungen, Thrombosen, Embolien und Infektionen.

Aufgrund dieser Risiken ist sowohl die OP-Vorbereitung, als auch die Nachsorge und Überwachung bei Älteren intensiver als bei jungen, gesunden Patienten.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Postoperatives Delir

Risiken einer Narkose bei Säuglingen

Risiken einer Narkose bei einem Säugling betreffen in erster Linie die Sicherung der Atemwege. Hier sollte zum einen zügig gearbeitet werden, da Säuglinge eine kleinere Reserve an Sauerstoff haben und schneller „entsättigen“. Zum anderen wird dieser Arbeitsschritt durch die kleinen, schmalen Atemwege erschwert.

Leitet man ein Säugling mit inhalativen Narkosemitteln ein, so sollte man aufgrund der hohen Empfindlichkeit durch den schnellen Konzentrationsanstieg einem möglichen Zusammenbruch des Kreislaufs entgegenwirken. Neben der Atemwegssicherung ist die Aufrechterhaltung und Zufuhr von Wärme für den Säugling essentiell, da es schnell zur Unterkühlung kommen kann. Ein weiteres Risiko stellt die Verträglichkeit und richtige Dosierung der Narkosemittel dar, welche jedoch von geübtem Personal dem Patienten individuell angepasst und durchgeführt wird.

Je nach operativem Eingriff, kann ein zusätzliches Risiko der Narkose entstehen. Da eine Narkose bei einem Säugling für gewisse Eingriffe unabdingbar ist, ist daher auch deren Nutzen nicht zu vernachlässigen. Da auch individuelle Risiken eines Säuglings hinzukommen können, sollten bei weiteren Fragen der Narkosearzt am besten darauf angesprochen werden, wobei vor jedem Eingriff ohnehin eine ausführliche Aufklärung durch einen Arzt stattfindet.

Risiken einer Narkose bei Kleinkindern

Zunächst sollte man sich klar machen, dass ein Kleinkind nicht mit einem kleinen Erwachsenen zu vergleichen ist, somit auch nicht alle Risiken einer Narkose bei einem Erwachsenen eins zu eins auf ein Kleinkind übertragen werden können.

Zum einen sind die Organe von einem Kleinkind noch nicht völlig ausgereift, was bei der Medikamentengabe wichtig zu wissen ist. Zum anderen ist die Stoffwechsellage eines Kleinkinds zu beachten. Fehlbildungen des Mund- und Kieferapparats, etwa beim Pierre-Robin-Syndrom oder eine vergrößerte Zunge beim Down-Syndrom können bereits Schwierigkeiten bei der Beatmung und der Intubation bereiten. Außerdem kann ein kürzlich gewesener Infekt der Atemwege ein Risiko einer Narkose beim Kleinkind darstellen, da die Bronchien stärker gereizt werden können und verkrampfen, sodass eine Beatmung erschwert wird.

Zudem ist der hohe Bedarf an Wärme während einer Narkose zu beachten und zu decken, um damit verbundene Komplikationen zu vermeiden. Auch der Verbrauch an Flüssigkeit und Nährstoffen muss individuell kontrolliert und verabreicht werden, um einer etwaigen Unterzuckerung oder Austrocknung aus dem Weg zu gehen. Noch wichtiger als beim Erwachsenen ist die Versorgung mit Sauerstoff. Die Zeit zwischen Sauerstoffanreicherung des Blutes und Anschließen des Beatmungsgeräts sollte daher sehr kurz gehalten werden, da ein Kleinkind viel schneller wieder entsättigt als ein Erwachsener.

Hinzu kommen die Risiken des operativen Eingriffs selbst, welche sich zusätzlich auf den Verlauf der Narkose auswirken können. Über die speziellen Risiken einer Narkose wissen die Narkoseärzte natürlich Bescheid und können sich dementsprechend vor einer OP darauf einstellen, sodass die Risiken im Allgemeinen relativ gering gehalten werden. Zudem findet im Voraus ein ausführliches Gespräch mit einem Narkosearzt zur Aufklärung über Risiken einer Narkose statt, bei welchem auch immer Zeit für Fragen ist.

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Risiken bei übergewichtigen Patienten und Rauchern

Risiken bei Übergewicht

Übergewichtige Patienten gelten als Risikopatienten, dies trifft vor allem bei starkem Übergewicht zu. Durch die zusätzliche Körpermasse kann es zu zahlreichen Komplikationen vor, während und nach der Narkose kommen.

Patienten mit Übergewicht leiden häufig unter Begleiterkrankungen wie z.B. Diabetes und Bluthochdruck. Außerdem gibt es oft Probleme mit der Herzleistung und Atmung, welche die Narkose- und OP-Risiken erhöhen.

Das Einbringen des Tubus in die Luftröhre vor der OP kann durch die Fettmassen deutlich erschwert werden. Diese können die Atemwege verlegen und somit das Risiko einer Fehlintubation erhöhen, hierbei wird der Tubus versehentlich in die Speise- anstatt in die Luftröhre eingeführt. Um dem vorzubeugen werden bei schwierigen Intubationen häufig fiberoptische Instrumente mit Kamera verwendet.
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Ein weiteres Problem kann die richtige Dosierung der für die Narkose notwendigen Medikamente sein, da für Übergewichtige eine stärkere Dosis benötigt wird um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Auch nach dem Eingriff gilt es die Patienten genau zu überwachen, denn Übergewichtige haben ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und daraus folgenden Embolien, welche z.B. im Fall der Lungenembolie lebensgefährlich sein können.

Risiken einer Narkose bei Rauchern

Rauchen hat zahlreiche negative Effekte auf den Körper und birgt somit auch ein erhöhtes Risiko für Narkosekomplikationen. Zum einen kann es durch Rauchen zu einer Einschränkung der Herz-, Gefäß- und Lungenfunktion kommen, wodurch das allgemeine OP-Risiko erhöht wird.

Des Weiteren regt das Rauchen die Produktion von Magensaft an. So kann es trotz vermeintlicher Nüchternheit des Patienten durch Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz zu einer großen Ansammlung von Mageninhalt kommen, wodurch das Risiko des Erbrechens und anschließenden Eindringens des Magensaftes in die Atemwege (Aspiration) erhöht wird. Hier besteht nicht nur die Gefahr des Erstickens, sondern der saure Magensaft kann auch Schäden am Lungengewebe anrichten.

Außerdem hat eine Studie gezeigt, dass Raucherinnen im Vergleich zu Nicht-Raucherinnen eine höhere Dosierung an Narkose- und Schmerzmitteln benötigen um den gewünschten Effekt erzielen.

Für das Narkosemittel Propofol musste bei Raucherinnen eine 38% höhere Dosis zur Narkoseeinleitung und eine 33% höhere Dosis zur Narkoseaufrechterhaltung verwendet werden. Der Grund hierfür ist noch unklar, aber vermutet wird der Effekt des Nikotins. Raucher haben außerdem ein höheres Risiko für Wundheilungsstörungen und Thrombosen nach der OP.

Risiken einer Narkose bei einer OP

Die Risiken einer Narkose bei einer OP hängen immer von dem Risikoprofil, welches der Patient mitbringt, sowie von der OP selbst ab. Wird eine notfallmäßige OP durchgeführt, bei der keine Zeit zur ausreichenden Vorbereitung bleibt, so steigt das Risiko für Komplikationen stark an. Ein Beispiel ist das Fließen von Speisebrei in die Luftröhre bei nicht nüchternem Patienten. Hier wird jedoch meist im Vorfeld eine Magensonde gelegt, die den Mageninhalt auffängt.

Ist der Patient besonders krank, so kann sich der Zustand während einer OP durch den Stress, der auf den Organismus wirkt, schnell verschlechtern. Dies kann auch relativ schnell durch die Kreislaufparameter angezeigt werden, welche der Narkosearzt ununterbrochen während einer OP im Blick hat. Da es für jede OP auch jeweilige Standards gibt, welche den Ablauf und das nötige Equipment festlegen, gibt das Einhalten derer der Narkose und der OP zusätzlich Sicherheit und minimiert die Risiken.

Risiken der Narkose bei einer Magenspiegelung

Bei einer Magenspiegelung kommen in der Regel eine örtliche Betäubung des Rachens und gegebenenfalls eine kurze Narkose zur Beruhigung der Patienten zum Einsatz. Da es sich dabei nicht um eine Vollnarkose handelt, bedarf es meist auch keiner Beatmung.

Zu den Risiken einer Narkose sei hier eine Unverträglichkeit des Narkosemittels zu nennen. Während der Magenspiegelung kann als Risiko dazu kommen, dass das Narkosemittel schneller unwirksam wird, als gedacht und man eine Dosis zusätzlich geben muss, damit der Patient ausreichend tief schläft. Nach dem Eingriff kann es sein, dass man sich noch nicht ganz fit fühlt, sodass es gut wäre, wenn man eine Begleitperson zur Betreuung dabei hat.

Auch die Fahrtüchtigkeit kann beeinträchtigt ein, sodass das Führen eines Pkws oder ähnliches vermieden werden sollte. Ansonsten gilt eine Magenspiegelung mit Narkose als relativ risikoarm.

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Therapie zur Versorgung der Risiken einer Narkose

Die Therapie zur Versorgung der Risiken einer Narkose richtet sich nach der Ursache. Es ist sicherlich von Vorteil im Vorfeld therapierbare Risiken anzugehen, indem beispielsweise der Bluthochdruck eingestellt wird oder um die Gabe von Schmerzmittel während einer Narkose zu sparen, vorher eine Nervenblockade durchgeführt wird.

Diagnose für Risiken einer Narkose

Die Diagnose für Risiken einer Narkose kann man vor der Narkose schon durch Abfragen von Risikofaktoren, die man berücksichtigen muss, klären. Während der Narkose helfen die Werte des Kreislaufs, die ständig auf dem Monitor angezeigt werden, um Risiken der Narkose früh zu erkennen.

Prognose nach einer Narkose

Dank des stetigen Fortschritts im Bereich der Anästhesie in den vergangenen Jahren konnten bereits die Risiken einer Narkose stark gesenkt werden. Auch für die Zukunft sind weitere Verbesserungen der Narkose in Aussicht.

Prophylaxe von Risiken einer Narkose

Zur Prophylaxe von Risiken einer Narkose ist eine gut funktionierende Organisation sehr wichtig für einen reibungslosen Ablauf. Das Team aus Ärzten und Pflegern sollte gut eingespielt sein. Des Weiteren sorgen standardisierte Bögen zur Aufklärung und Anamnese dafür, dass man ein genaues Bild vom Risikoprofil des jeweiligen Patienten erhält.
Alle Unterlagen werden in einer Akte gesammelt und mehrmals vor einer OP kontrolliert. So wird ein besonderes Augenmerk auf vermeidbare Komplikationen gelegt, etwa durch Allergien gegen bestimmte Medikamente oder relevante angeborene Fehlbildungen.

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema "Risiken einer Narkose" finden Sie auf folgenden Seiten:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.02.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021