So kann man eine Histaminintoleranz testen

Einleitung

Die Testung einer Histaminintoleranz findet über ein schrittweises Verfahren statt.
Der Trend geht dabei dazu hin die Histaminintoleranz nicht-invasiv und klinisch zu diagnostizieren. Hierzu gehören das Führen eines Symptomtagebuchs und eine Histamin-arme Diät. Durch diese zwei Maßnahmen kann, eventuell in Kombination mit einem Provokationstest, die Diagnose gestellt werden.

Aufwendigere Tests, wie die Blut- oder Urinanalyse nehmen mittlerweile nur noch einen geringen Stellenwert ein.

Diese Tests gibt es

Die Testung der Histaminintoleranz wird weitestgehend klinisch durchgeführt.

Im ersten Schritt erfolgt ein ausführliches Arztgespräch in dessen Rahmen auch andere mögliche Diagnosen ausgeschlossen werden. Darauf folgt das Führen eines Symptomtagesbuches über einige Wochen. In dieser Zeit sollte man nicht bewusst auf bestimmte Lebensmittel verzichten, um keine verzerrten Ergebnisse zu erlangen.

Im dritten Schritt beginnt man im Regelfall eine sogenannte Eliminationsdiät. Man verzichtet bewusst und unter ärztlicher Beratung auf Histamin-reiche Speisen und Alkohol. In dieser Zeit wird weiterhin das Symptomtagebuch geführt, um Veränderungen wahrnehmen zu können. Die Diät sollte im besten Falle 2-4 Wochen eingehalten werden. Kommt es zu einer Verbesserung der Symptome, ist die Diagnose Histaminintoleranz wahrscheinlich.

Zusätzlich kann man unter kontrollierten Bedingungen einen Provokationstest durchführen.

Im Rahmen dieses Tests bekommt man mehrere Flüssigkeiten zu trinken. In einigen dieser Flüssigkeiten ist Histamin enthalten. Im besten Falle wissen weder Patient noch Untersucher, welche Flüssigkeiten Histamin enthalten und welche nicht (doppel-blind Prinzip).
Die Histaminintoleranz kann auch über die Testung von Blutproben diagnostiziert werden. Hierfür bestimmt man in einem ersten Schritt die Aktivität der Diaminooxidase (DAO) und den Gesamtgehalt an Histamin im Blut.
Führen diese Tests zu keinen eindeutigen Ergebnissen, können in einem zweiten Schritt über molekulargenetische Verfahren weitere Informationen erlangt werden. Darüberhinaus ist es möglich Urin oder Stuhl zu untersuchen. Beide Tests haben aber keine gute Aussagekraft und werden daher selten verwendet.

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Dieser Arzt testet

Eine Histaminintoleranz wird normalerweise von Hausärzten oder vom Allergologen durchgeführt.

Der Arzt trifft in diesem Rahmen auch die Entscheidung, ob die Diagnosefindung über einen Prick-Test oder über eine Blutentnahme stattfindet. Beim Bluttest muss der Arzt mit einem Labor zusammenarbeiten, welches die Proben adäquat auf die Histamin-verarbeitenden Enzyme und den Histamingehalt im Blut untersuchen kann.

Wie sinnvoll sind online-Tests?

Im Internet werden eine Vielzahl von Tests zur Diagnose einer Histaminintoleranz angeboten. Diese beinhalten zum Beispiel Fragebögen, die als Selbsttest angeboten werden.
Diese Fragebögen können zwar als Orientierungshilfe genutzt werden, allerdings sollte man dabei folgendes beachten:

  • Die Symptome einer Histaminintoleranz ähneln den Symptomen anderer Erkrankungen.
  • Durch einen starren Fragebogen ist es kaum möglich die Nuancen auszuleuchten, welche aber gerade wichtig sind um andere Diagnosen ausschließen zu können.
  • Ein solcher Fragebogen ersetzt also nicht den Besuch beim Arzt, welcher in einem interaktiven Gespräch und seiner Erfahrung qualifizierte Aussagen über die Ursache der Beschwerden geben kann.

Des Weiteren werden online Sets angeboten, mit denen man Zuhause mit einer kleinen Blut- oder Urinprobe direkt testen kann, ob einer Intoleranz vorliegt oder nicht. Diese Sets werden von teils unseriösen Anbietern angeboten und sollten daher keinesfalls den Arztbesuch ersetzen.

Zum einen ist die Aussage von Blut- bzw. Urintests sowieso umstritten und man nimmt eher Abstand dazu. Zum anderen ist es fraglich ob ein kleiner Tropfen Blut oder Urin ausreicht um eine umfassende Enzymdiagnostik durchführen zu können.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass online Tests eher nicht sinnvoll sind und nicht den Besuch beim Arzt ersetzen sollten.

Welche Tests gibt es aus der Apotheke?

Das Apotheken Tests für die Histaminintoleranz anbieten ist eher untypisch.

Allenfalls können sie Blut- oder Urintests verkaufen, welche man auch im Internet erhalten kann. Von diesen Tests ist eher abzuraten.

Eine Apotheke ist in der Phase der Diagnosefindung auch gar nicht nötig, da die wichtigsten Schritte das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs, sowie eine histaminarme Diät sind.
Ein Apotheker kann natürlich genauso wie der Arzt beratend tätig werden und bei der Ernährungsumstellung unterstützen.

Kosten für einen Test

Sind die Tests für eine Histaminintoleranz indiziert, also begründet, kann der Arzt diese kassenärztlich oder privatärztlich abrechnen.

Oftmals ist auch keine invasive Diagnostik nötig, um die Diagnose einer Histaminintoleranz zu stellen, sodass allein die Beratungskosten anfallen, welche auch von der Krankenkasse übernommen werden.
Blut- oder Urintests im Internet können sehr variabel preislich gelegen sein. Es gibt Tests ab ca. 30 Euro, aber dem Kostenlimit ist online keine Grenze gesetzt.

Pricktest

Beim Pricktest wird eine kleine Menge Histamin zwischen die Hautschichten gespritzt.

Nach einer ersten kurzen Wartezeit schaut man das Hautareal an und beurteilt die Hautreaktion. Eine Hautreaktion mit Rötung und Quaddel auf Histamin ist völlig normal und daher wird Histamin auch als Positivkontrolle bei anderen Allergie-Pricktests verwendet.
Um Aussagen zu einer Histaminintoleranz zu erlangen wartet man nach Entstehung der Hautreaktion erneut 50 Minuten. Sollte sich bis dahin die Quaddel nicht verändert haben, kann man von einem verlangsamten Abbau des Histamins ausgehen.

Allerdings liefert der Pricktest keine Aussage darüber, wie der Patient oral, also über den Mund, aufgenommenes Histamin verarbeitet. Da es sich aber bei den meisten Histaminintoleranzen um orale Intoleranzen handelt, hat der Pricktest nur eine geringe Aussagekraft.

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Testung im Blut

Histamin wird von zwei Enzymen abgebaut. Zum einen von der Diaminooxidase (DAO) und von der Histamin-N-Methyltransferase (HNMT).

Die Aktivität der DAO kann man im Blut messen, genauso wie den Gehalt an Histamin. Ist die Aktivität der DAO vermindert, kann man auf eine Histaminintoleranz schließen.

Es gibt auch Fälle in denen die Aktivität der DAO normal ist, aber ein Überschuss von Histamin im Blut vorhanden ist. Dies kann zum Beispiel bei Heuschnupfen der Fall sein.
Die Aktivität der HNMT kann man nicht im Blut messen. Um eine Störung in diesem Enzym nachzuweisen, muss man eine molekulargenetische Diagnostik durchführen, die über einen einfachen Bluttest hinausgeht.
Die Bluttests spielen bei der Histaminintoleranz nur noch eine kleine Rolle. Dahingegen ist es weiterhin sinnvoll bei einer erfolgreichen Histamin-armen Diät sowohl Vitamin B6 und Kupfer im Blut zu bestimmen. Diese beiden Stoffe sind wichtig für die Arbeit der DAO. Ein Mangel könnte also auch ein Grund für eine Histaminintoleranz sein.

Testung im Urin

Im Urin kann das Methylhistamin gemessen werden. Der Gehalt von Methylhistamin ist dabei aber nicht nur abhängig vom aufgenommenen Histamingehalt, sondern wird auch durch proteinreiche Nahrung beeinflusst.
Das bedeutet, dass im Urin auch dann ein erhöhter Gehalt von Methylhistamin vorhanden sein kann, wenn zwar histaminarm, aber dafür proteinreich, gegessen wurde.

Daraus kann geschlossen werden, dass der Urintest bei der Diagnose der Histaminintoleranz kaum eine Rolle spielt und seine Ergebnisse kritisch hinterfragt werden müssen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.09.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023