Zahnspange hinter den Zähnen

Definition

Die Kieferorthopädie entwickelt sich immer weiter und versucht sich den ästhetischen Anforderungen der Patienten anzupassen. Die innenliegende Zahnspange oder Lingualtechnik ist eine innovative Form der kieferorthopädischen Therapie, die für Außenstehende unsichtbar erscheint. Individuell angepasste Brackets werden auf der Innenfläche der Zähne befestigt, sodass auch der Draht hinter der Zahnreihe liegt und die Zähne formt.

Vor allem bei erwachsenen Patienten ist die Lingualtechnik eine beliebte Variante um eine unbemerkte Therapie in deren Alltagsleben zu integrieren, ohne dass das Umfeld etwas davon sieht. Die Lingualtechnik stellt eine hochästhetische Therapiemöglichkeit dar, die bei Kindern und Jugendlichen nur selten Anwendung findet, da es eine Privatleistung bei der Krankenkasse ist.

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Indikationen für eine Zahnspange hinter den Zähnen

Generell hat eine Zahnspange hinter den Zähnen die gleichen Indikationen wie eine außenliegende Apparatur und die Ergebnisse beider therapeutischer Ansätze sind gleich. Unterschiedlich ist, dass die Lingualtechnik eine hochästhetische Therapieform darstellt, die durch die Positionierung der Brackets die Therapie für das Umfeld nahezu unsichtbar macht. Für Patienten, die beispielsweise in der Öffentlichkeit stehen, ist die Lingualtechnik die perfekte Variante um kieferorthopädisch tätig zu werden.

Weiterhin muss beachtet werden, dass sich während der Eingewöhnungszeit Sprachstörungen entwickeln können (6-12 Wochen). Generell ist die Therapieform besonders beliebt bei Jugendlichen und Erwachsenen. Zahnfehlstellungen wie eine Drehung der Zähne oder eine Kippung der Zahnwurzeln kann durch die Lingualtechnik reguliert werden. Auch eine Bewegung des kompletten Zahnkörpers ist durch die innenliegende Zahnspange möglich. Daher gibt es kaum Fälle, die eine Lingualtechnik nicht indiziert.

 

Was kostet eine Zahnspange hinter den Zähnen?

Die Kosten für die Lingualtechnik sind wesentlich höher als für eine außenliegende Zahnspange. Generell bezahlt die Krankenkasse kieferorthopädische Behandlungen lediglich im Kindheits- und Jugendalter, Erwachsenenbehandlungen sind komplette Privatleistungen. Dabei ist zu beachten, dass die Krankenkasse nur die Grundversorgung übernimmt, andere Materialien der Brackets und andere Techniken werden nicht getragen. In der Regel muss mit einer Kostenerhöhung von 30% bis 100% gerechnet werden, was eine Preisspanne von 8000 – 16000 Euro bedeutet, da das Verfahren und die Zeitspanne wesentlich aufwendiger und länger sind.

Weiterhin wird diese Technik nur bei Kieferorthopäden mit bestimmter Weiterbildung und viel Erfahrung angeboten, da sie wesentlich komplizierter in der Planung ist und das Anbringen der Apparatur schwierig ist. Diese Faktoren begründen den Kostenunterschied um die geplante Zahnsituation zu erreichen. Generell muss individuell abgewogen werden, ob die für das Umfeld unsichtbare Therapie den massiv höheren Zeit- und Kostenaufwand rechtfertigt.

Tragedauer

Die Tragedauer einer Zahnspange in Lingualtechnik ist nicht mit einer außenliegenden Zahnspange vergleichbar, da sie immer wesentlich länger andauert. Ursache dafür ist der kompliziertere Behandlungsweg. Die Anwendung ist von dem individuellen Schweregrad der Situation und Position der Zähne abhängig und kann stark variieren. Generell muss mit einer Mindestanwendungsdauer von etwa einem Jahr gerechnet werden, die allerdings auch wesentlich länger sein kann.

Weiterhin ist es möglich, dass nach Abschluss der Therapie mit der Lingualtechnik eine nachfolgende Therapie mit Schienen angeschlossen werden muss, um das vorab geplante Ergebnis zu erreichen. Nach Erreichung des Therapieziels wird nach Entfernung aller Brackets und Schienen ein Retainer eingebracht. um die Position zu bewahren und eine Wanderung der Zähne in die ursprüngliche Situation zu verhindern.

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Lispeln

Dadurch dass die einzelnen Brackets bei der Lingualtechnik an den Innenflächen der Zähne befestigt werden, wird die ursprüngliche Raumgröße der Zunge verkleinert und sie dadurch eingeschränkt. Das bedarf in vielen Fällen eine Eingewöhnung, da sich auch die Lautbildung ändern kann. Betroffene entwickeln anfangs Lispeln, was sich allerdings nach einer kurzen Eingewöhnungszeit und einigen Sprechübungen sehr schnell einstellt. Wenn der Patient sich nur schlecht an die innenliegende Zahnspange gewöhnt, kann eine kurze logopädische Behandlung von Nöten werden, die allerdings schnell den gewünschten Erfolg erzielt. Die Aussprache kann die ersten 6 – 12 Wochen eingeschränkt sein.

Material

Innenliegende Zahnspangen sind in verschiedenen Werkstoffen erhältlich. Sie sind Maßanfertigungen, da sie an jeden Zahn einzeln angepasst werden, im Gegensatz zu den außenliegenden Brackets, die Einheitsgrößen sind. Übliche Werkstoffe sind Metalle wie Gold oder Stahllegierungen. Des Weiteren gibt es auch Keramikbrackets, die allerdings teurer sind. Die einzelnen Brackets können heutzutage sogar durch CAD/CAM- Software gefertigt werden, was eine sehr schnelle Herstellung ermöglicht. CAD/CAM ist eine Technik, die die Zähne scannt und dreidimensional am Computer die Brackets erstellt. Diese werden mit dem virtuell erstellten Modell aus einem Werkstoff gefräst. Die in den Brackets befestigten Drähte sind alle aus Nickel-Titan Legierungen und sehr biokompatibel. Es sind literarisch nur wenige Allergiefälle bekannt.

Wie reinigt man diese Form der Zahnspange?

Generell ist eine innenliegende Zahnspange bereits durch die anatomische Lage besser gereinigt, da die Zunge diese ständig unbewusst säubert. Der Zungenmuskel schabt und berührt die innenliegende Zahnspange permanent und entfernt so Essensreste. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass innenliegende Zahnspangen besser gereinigt sind, als außenliegende. Dennoch ist es für den Anwender schwieriger die Zahnspange zu reinigen, da sie schwer zu erreichen ist. Für die Reinigung empfehlen sich Zwischenraumbürsten und eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung etwa 1- 2mal im Jahr.

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Was ist ein Dauer-Retainer?

Ein Retainer ist ein kieferorthopädischer Draht, der nach abgeschlossener Behandlung der Begradigung der Zähne eingebracht wird. Dieser Draht liegt sowohl im Oberkiefer als auch im Unterkiefer innen an den Zähnen im Frontbereich von Eckzahn zu Eckzahn und wird mit einem flüssigen Kunststoff befestigt. Funktionell ist er dafür da, um die nach der Behandlung eingestellte Position der Zähne zu erhalten. Dieser Draht muss eingebracht werden, da Zähne immer die Tendenz haben die ursprüngliche Position zu erreichen, selbst nach der kieferorthopädischen Behandlung.

Daher ist die Lehrmeinung den Retainer ein ganzes Leben lang zu tragen, er stellt allerdings keinerlei Einschränkung da. Nach kurzer Eingewöhnungszeit ist er für die Patienten kaum noch spürbar. Ratsam ist es den Retainer jedes halbe Jahr kontrollieren zu lassen, um den optimalen Sitz und die Funktion zu gewährleisten und ein Lösen des Kunststoffes schnell zu bemerken, da sich unbemerkt Bakterien an dieser Stelle vermehren können und als Folge Karies bilden. Daher ist es wichtig den Retainer gut zu reinigen und regelmäßig beim Kieferorthopäden oder dem Zahnarzt den Zahnstein entfernen zu lassen, damit sich Karies nicht erst bilden kann. Auch eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung ist empfehlenswert.

Schmerzen durch die innen liegende Zahnspange

Die innen liegende Zahnspange kann, dadurch dass sie den Zungenraum verkleinert, diese irritieren. Die Zunge wird eingeengt und kann während der Eingewöhnungszeit auch schmerzen, da der Draht an die Zunge schabt und diese verletzt. Die Zunge muss sich zuerst an das verkleinerte Platzangebot gewöhnen. Diese Schmerzen und Verwundungen verschwinden allerdings nach einer kurzen Eingewöhnung komplett, da die Zunge sich an den neuen Zustand anpasst und adaptiert. Bei einer sehr großen Zunge ist von der Lingualtechnik eher abzuraten, da sich der Tragekomfort nicht einstellen lässt und die Eingewöhnungsschmerzen nicht verschwinden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.06.2017 - Letzte Änderung: 10.08.2022