Schädelhirntrauma

Synonym

Schädel-Hirn-Verletzung (SHV), SHT

Englisch: intracranial injury, traumatic brain injury

Definition

Von einem Schädel-Hirn-Trauma spricht man bei Verletzungen der Kopfschwarte, des Schädels und des Gehirns, welche durch äußere Gewalteinwirkung entstanden sind.
Die Verletzungen können einzeln oder kombiniert vorliegen – in jedem Fall jedoch wird das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Eine reine Platzwunde am Kopf macht noch kein Schädelhirntrauma – wie der Name schon sagt.

Zusammenfassung

Unter einem Schädelhirntrauma versteht man eine Verletzung des äußeren Schädels in Verbindung mit einer Hirnschädigung.
Es gibt unterschiedlich schwere Verletzungen: von der Gehirnerschütterung bis hin zu offenen SHT mit Verbindung der Nervenwassers zur Außenwelt. Je nach diesem Schweregrad richten sich auch Symptome, Diagnose, Therapie und Prognose.

Ursache

Allgemein gesprochen kommt für ein Schädel-Hirn-Trauma jede äußere Gewalteinwirkung auf den Schädelknochen in Frage. Dies können direkte Gewalteinwirkungen, wie Schläge auf den Kopf sein oder aber das Schädel-Hirn-Trauma wird indirekt beispielsweise durch Stürze (in Sport, Haushalt usw.) verursacht. Bei Verkehrsunfällen ist dies die häufigste Verletzung.

Grundvoraussetzung des SHT ist die Schädelknochenfraktur. Unmittelbar unter dem Knochen (umhüllt von Hirnhäuten und in Nervenwasser gebettet) liegt unser Gehirn. Durch diese unmittelbare Nähe ist es leicht vorstellbar, dass die Gefahr der Hirnverletzung groß ist.

Symptome / Beschwerden

Die Symptome richten sich nach der Schwere des Befundes. Es erfolgt eine Einteilung in folgende Untergruppen:

  • Commotio (Gerhirnerschütterung)
  • Contusio (Gehirnquetschung)
  • Schädel-Hirn-Trauma schwerer Ausprägung

Je nach Schweregrad leiden die Betroffenen unter folgenden Beschwerdebildern:

Bei Gehirnerschütterung kommt es zur Bewusstseinsstörung mit Übelkeit und Erbrechen. Neurologische Ausfälle entstehen keine, eventuell tritt ein lediglich geringer Gedächtnisverlust für Ereignisse vor, aber auch nach dem Trauma auf. In der Regel heilt die Commotio folgenlos ab.

Die Gehirnprellung oder –quetschung kommt es zu einem anfänglichen Bewusstseinsverlusst. Der Patient ist nach 24 Stunden in aller Regel wieder wach und orientiert.

Bei Schädel-Hirn-Traumen schwerer Ausprägung bestehen die Bewusstseinsstörungen länger als 24 Stunden, da es zu einer Schädigung des Hirngewebes kommt.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Gedächtnisverlust.

Diagnose

Zur Beurteilung des Patienten erfolgt vor allem anhand dessen Bewusstseinslage. Internationaler Standard hierfür ist der so genannte Glasgow-Coma-Scale (GCS).
Es handelt sich um ein Punktesystem für die drei wesentlichsten Reaktionen eines Menschen: Augenöffnen, verbale Antwort und motorische Reaktion (Bewegungen).
Die höchst mögliche Punktezahl liegt bei 15 Punkten, das Minimum bei 3 Punkten. Auch die Reaktion der Pupillen und deren Weite, sowie der Muskeltonus werden zur Beurteilung hinzu gezogen. Die Atmungsform lässt gewisse Rückschlüsse auf die Lokalisation der Schädigung zu.

Neben der GCS gibt es bildgebende Verfahren, die die Diagnose eines Schädelbasisbruchs bestätigen wie:

Lesen Sie mehr zum Thema: Was sind die Folgen einer Hirnblutung

Formen

Es gibt zwei verschiedene Arten des Schädel-Hirn-Trauma: gedecktes und offenes Schädel-Hirn-Trauma. Das Einteilungskriterium ist eine intakte oder verletzte Hirnhaut. Das menschliche Gehirn, sowie das Rückenmark sind von Hirnhäuten umgeben. Beim Schädel-Hirn-Trauma ist die äußerste Hirnhaut, die so genannte harte Hirnhaut (med.: Dura mater) die entscheidend betroffene. Ist sie intakt so spricht man vom gedeckten Schädelhirntrauma, ist sie hingegen verletzt so spricht man von einem offenen Schädelhirntrauma.

Gedecktes SHT:

Das gedeckte SHT lässt sich in 3 verschiedene Untergruppen gliedern, welche oben bereits beschrieben sind.

  1. Commotio: Das wichtigste Symptom hierbei ist die unmittelbar auf das Hirntrauma folgende Bewusstseinsstörung, welche lediglich kurz (Sekunden bis Minuten) anhält. Dies wird begleitet von Übelkeit und Erbrechen.
  2. Contusio: Der Unterschied zur Gehirnerschütterung (Commotio) ist die Tatsache, dass sich in der Bildgebung (z. Bsp. im CT) eine Schädigung der Hirnsubstanz nachweisen lässt. Außerdem hält die Bewusstseinsstörung mit Tagen bis Wochen wesentlich länger an.
  3. Compressio: Hier können beispielsweise Blutungen in der Hirnsubstanz vorliegen, aber auch Blutansammlungen um das Gehirn herum (unter bzw. zwischen den verschiedenen Hirnhäuten).

Offenes SHT:

Ein Schädelhirntrauma (SHT) wird als „offen“ bezeichnet, wenn die harte Hirnhaut (Dura mater) verletzt ist und somit Nervenwasser (Liquor) austreten kann. Ein solches SHT geht mit einer Fraktur des Schädelknochens einher. Hierbei stellt weniger der Liquorfluss, als die Eintrittspforte für Bakterien ins Gehirn das Problem dar. Hat das Nervenwasser die Möglichkeit nach außen zu treten, so besteht für Bakterien und Viren auch die Möglichkeit auf gleichem Weg in den Körper einzudringen. So können schwere Infektionen entstehen.

Diagnose

Gedecktes SHT:

Die Befragung des Patienten gibt Auskunft zum Verletzungshergang. Eine Untersuchung des Schädels mittels CT (Computer–Tomographie) zeigt eventuelle Schäden der Hirnsubstanz. Je nach den Ergebnissen wird die Einteilung (Commotio, Contusio usw.) vorgenommen.

Offenes SHT:

Der Nachweiß von Liquorfluss (Austritt von Hirnwasser) kann sich äußerst schwierig gestalten. Hilfreich sind Markierungen des Nervenwassers mittels Farbstoffen oder ein Nachweis von Glukose (Schnelltest auf Station) in der eventuell abgehenden Flüssigkeit. Wichtiges jedoch sind die Röntgenaufnahmen im CT. Hier lassen sich Knochenbrüche in der Regel gut erkennen. Selbstverständlich ist die Befragung des Patienten – falls möglich - ein weiterer wichtiger Parameter.

Therapie

Die Therapie richtet sich je nach Form und Ausmaß des Schädel-Hirn-Traumas.

Gedecktes SHT:

Liegt lediglich eine Gehirnerschütterung vor, so besteht akut meist kein Handlungsbedarf. Dieser kann jedoch durchaus in den nächsten Stunden entstehen. Bei jeglicher Veränderung der Bewusstseinslage ist ein CT zu veranlassen.

Bei einer Gehirnquetschung greifen konservative Behandlung, Überwachung des Patienten und eventuell neurochirurgische Intervention ineinander.

Offenes SHT:

Beim offenen Schädel-Hirn-Trauma ist neben der operativ notwendigen Maßnahmen nicht nur um den Schädel zu schließen und Frakturen zu kitten, sondern auch Blutungen zu entlasten, die Antibiotikatherapie mindestens ebenso wichtig. So sollen aufsteigende Infektionen, wie Hirnhaut oder Hirnentzündungen verhindert werden.

Prognose

Die Prognose richtet sich ebenso wie die Therapie nach der Schwere des Schadens. Eine Gehirnerschütterung (Commotio) heilt folgenlos wieder ab, da die Hirnsubstanz nur sehr gering betroffen war. Neurologische Ausfälle liegen keine vor. Komplikationen wie Nachblutungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen sind äußerst selten. Es besteht eine geringe Anzahl an Todesfällen nach Schädelhirntraumen. Diese werden durch Gehirnblutungen hervorgerufen.

Eine substanzielle Hirnschädigung fand jedoch bei einer Hirnquetschung statt. Die zu Beginn bestehenden neurologischen Ausfälle bilden sich in der Regel wieder vollständig zurück.

Anders sieht die Lage bei schweren oder offenen SHT aus. Eine generelle Aussage zur Prognose kann hier schlecht getroffenen werden. Jeder Patient erholt sich unterschiedlich gut von unterschiedlich schweren Verletzungen im Bereich des Schädels und Hirns. Jedoch ist von einer erheblichen Beeinträchtigung auszugehen. Manche Patienten erliegen ihren Verletzungen.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.03.2009 - Letzte Änderung: 06.11.2021