Wie sehen die Überlebenschancen bei einer Lungenembolie aus?

Für die Überlebenschancen nach einer Lungenembolie spielen multiple Faktoren eine Rolle. Besonderer Wert sollte auf die unmittelbare ärztliche Versorgung nach einer Embolie gelegt werden, da dies die Überlebenschancen unabhängig von der Schwere der Erkrankung entscheidend verbessert. Natürlich spielt auch die Größe der Lungenembolie eine Rolle.

Hier gilt die Faustregel: je größer die Embolie, desto schlechter sind die Überlebenschancen. Wer an Vorerkrankungen im Bereich der Lunge, des Herzens oder des Kreislaufsystems leidet, hat zudem schlechtere Überlebenschancen als ein ansonsten kerngesunder Mensch.

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Wie hoch ist die Überlebenschance nach einer Lungenembolie?

Die Überlebenschancen nach einer Lungenembolie sind einerseits von der Schwere der Embolie abhängig, andererseits spielen auch andere Vorerkrankungen besonders im Herz-Kreislauf-System eine Rolle.

Die Lungenembolie wird in drei Schweregrade eingeteilt, die eine Aussage über die Frühsterblichkeit nach der Embolie treffen.

Ein niedriges Risiko (unter 1%) liegt vor, wenn das Kreislaufsystem nicht belastet ist, sich in den Laborwerten keine Anzeichen für eine Herzschädigung finden lassen und das auslösende Blutgerinnsel schnell entfernt werden kann. Als Auslöser der Lungenembolien sind hier meist eher kleine bis mittelgroße Thromben (Gerinnsel) zu finden.

Von einem mittleren Risiko spricht man, wenn die Frühsterblichkeit bei 3 bis 15% liegt. In diesen Fällen ist das Herz von der Lungenembolie mitbetroffen. Es zeigen sich entweder erhöhte Troponin-Werte in der Laboruntersuchung oder es wird eine Dysfunktion der rechten Herzkammer festgestellt. Hier muss die Behandlung im Krankenhaus erfolgen, damit langfristigen Schäden frühzeitig entgegengewirkt werden kann.

Der höchste Schweregrad geht mit einer Frühsterblichkeit von über 15% einher. Dabei ist das Kreislaufsystem unmittelbar von der Lungenembolie betroffen. Dies macht sich durch einen Schockzustand oder einen äußerst niedrigen Blutdruck bemerkbar. Hier muss eine unmittelbare Entfernung des Blutgerinnsels durch Blutverdünner oder mittels einer Operation erfolgen.

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Überlebenschance bei einer fulminanten Lungenembolie

Die fulminante Lungenembolie bezeichnet die Embolie in ihrer schwersten Form. Fulminant bedeutet, dass die Embolie sehr plötzlich eintritt und sich ein sehr schnell fortschreitender und kritischer Verlauf anschließt.

Die Frühsterblichkeit liegt hier bei über 15%. Meist kommt es bei einer fulminanten Lungenembolie zu lebensgefährlichen Komplikationen wie Herzstillstand und anschließender Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Je nachdem wie schnell die Embolie und die Komplikationen behandelt werden können, steigen die Sterblichkeitsraten bis über 50%.

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Überlebenschance bei einer beidseitigen Lungenembolie

Eine beidseitige Lungenembolie verläuft meist fulminant, da das gesamte Gefäßsystem der Lunge betroffen ist. Dadurch, dass alle Gefäße verstopft sind, findet keine Sauerstoffversorgung mehr statt.

Dies hat vor allem Folgen für die Lunge, das Herz und das Hirn. Zusätzlich ist das Herz sehr stark betroffen, da es praktisch gegen einen unendlich großen Widerstand in den Lungengefäßen anpumpen muss. Dies führt innerhalb von wenigen Minuten zum Herzstillstand.

Eine sofortige Reanimation ist nötig, um überhaupt Überlebenschancen zu sichern. Zudem muss der auslösende Thrombus (Blutgerinnsel) sehr schnell entfernt werden. Da das Herz meistens schwer geschädigt ist (Herzinsuffizienz/Herzschwäche), ist auch das langfristige Überleben stark negativ beeinflusst.

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Welche Voraussetzung beeinflussen die Überlebensrate positiv?

Die Überlebenschancen sehen besser aus, je kleiner die vorliegende Lungenembolie ist.

Außerdem bieten junges Alter und möglichst wenige Vorerkrankungen eine besonders günstige Prognose. Gerade wenn keine Lungen- oder Herz-Kreislauferkrankungen vorliegen, sind die Überlebenschancen sehr gut.

Auch die Thromboseprophylaxe hat einen großen Einfluss auf die Überlebenschancen, denn wer einmal eine Lungenembolie hatte, läuft schneller Gefahr, erneut ein Blutgerinnsel in der Lunge zu haben. Wer sich daher regelmäßig bewegt und beim Vorliegen von Risikofaktoren Kompressionsstrümpfe trägt, hat sehr günstige Voraussetzungen.

Körperliche Fitness beeinflusst die Überlebenschance nicht nur aufgrund des verminderten Thromboserisikos positiv. Zusätzlich hat ein fitter Mensch bessere Kapazitäten, die Folgen einer Lungenembolie zu kompensieren. Dadurch kann der Genesungsprozess nach einer Lungenembolie deutlich verbessert und beschleunigt werden.

Personen, die bereits an Vorerkrankungen leiden, können ihre Voraussetzungen verbessern, indem sie diese Erkrankungen medikamentös gut einstellen lassen. Gerade Gerinnungsstörungen, Bluthochdruck und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes (Blutzuckerkrankheit) und ein Ungleichgewicht der Blutfettwerte lassen sich mit entsprechenden Medikamenten und einer gesunden Ernährung äußerst positiv beeinflussen.

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Welche Faktoren beeinflussen die Überlebenschancen einer Lungenembolie negativ?

Faktoren, die die Überlebenschancen nach einer Lungenembolie negativ beeinflussen, betreffen einerseits die Embolie selbst, andererseits müssen auch Vorerkrankungen der betroffenen Person in Betracht gezogen werden.

Für die Lungenembolie gilt der Grundsatz: je größer die Embolie, desto ungünstiger ist die Prognose.

Vorerkrankungen, die die Überlebenschancen negativ beeinflussen, sind zum einen alle Arten von Lungenerkrankungen. Dazu zählen vorangegangene Lungenembolien ebenso wie chronische Erkrankungen (COPD=chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Asthma, chronische Bronchitis, etc.). Auch immer wiederkehrende Atemwegserkrankungen oder Lungenkrebs sind schlechte Voraussetzungen.

Außerdem haben vorliegende Herzerkrankungen einen negativen Einfluss auf die Überlebenschancen. Da die Lungenembolie oftmals auch das Herz mitbetrifft ist eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ein negativer Prognosefaktor. Als ebenso negativ ist ein bereits stattgefundener Herzinfarkt, eine koronare Herzerkrankung oder eine Erkrankung der Herzmuskulatur zu bewerten. Weitere Risikofaktoren für eine negative Prognose sind zusätzliche Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes (Blutzuckerkrankheit), schlechte Blutfettwerte, etc.

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Wie kann man seine Überlebenschancen verbessern?

Wer nach einer Lungenembolie seine Überlebenschancen verbessern möchte, sollte zunächst darauf achten, dass er/sie blutverdünnende Mittel einnimmt. Nach einer Lungenembolie sind die Chancen, eine weitere Embolie zu bekommen, deutlich erhöht.

Daher sollten Blutverdünner unbedingt über mindestens einige Monate eingenommen werden. Auch eine schnelle Mobilisation hat positive Auswirkungen, da körperliche Aktivität der Entstehung einer neuen Thrombose (die anschließend eine Lungenembolie auslösen kann) entgegenwirkt.

Weiterhin sollten für eine Verbesserung der Überlebenschancen andere bereits vorliegende Erkrankungen gut eingestellt werden. Für die jeweiligen Vorerkrankungen sollten Fachärzte konsultiert werden, sodass die verschiedenen Therapien gut aufeinander abgestimmt werden können. Für eine langfristige gute Prognose ist es außerdem ratsam, sich körperlich zu betätigen. Dadurch verbessern sich die Lungenfunktion und die Lungendurchblutung, auch das Herz-Kreislaufsystem wird gestärkt. So können zukünftige Ereignisse vermieden oder zumindest besser kompensiert werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.10.2017 - Letzte Änderung: 12.01.2023