Holiday-Heart-Syndrom

Unter dem Holiday-Heart-Syndrom versteht man eine durch Alkoholmissbrauch ausgelöste Herzrhythmusstörung. Das Holiday-Heart-Syndrom reiht sich damit in die Kategorie von Rhythmusstörungen ein, welche durch extrakardiale Faktoren hervorgerufen werden. Unter anderem kommt es, neben einigen weiteren Rhythmusstörungen, vor allem zu einem paroxysmalen Vorhofflimmern.

Darunter versteht man ein "anfallsartiges" Eintreten einer pathologisch gesteigerten Vorhoffrequenz zwischen 350 bis 600/ Minute. Folgen dabei sind unproduktive Kontraktionen im Vorhof des Herzens und damit verbunden ein reduziertes Weiterleiten des Blutes in die Herzkammer. Die Bezeichnung des Holiday-Heart-Syndroms geht zurück auf das plötzliche Auftreten der beschriebenen Symptome vor allem an oder nach Urlauben bzw. arbeitsfreien Zeiten durch exzessiven Alkoholkonsum. Die Symptomatik tritt also folglich häufig erst in der Erholungsphase nach strapaziösen Freizeitaktivitäten auf.

Symptome und Diagnose

Symptome des Holiday-Heart-Syndroms

Es ist mit einer Gesamtprävalenz von 1-2% in Deutschland vertreten und damit die häufigste Herzrhythmusstörung.
In einem Drittel der Fälle wird ein symptosfreier Verlauf beobachtet.
Bei den restlichen zwei Drittel zeigen sich mögliche Symptome:

  • Palpitationen und Herzrasen
  • Atemnot mit Kurzatmigkeit
  • unregelmäßiger Puls
  • Schwindel mit konsekutiven Synkopen
  • Angst verbunden mit innerer Unruhe und erhöhter Schweißproduktion
  • Symptome einer Herzinsuffizienz 

Die Herzinsuffizienz ("Herzmuskelschwäche") stellt sich jedoch vor allem bei Vorliegen eines chronischen Vorhofflimmerns ein. Hierbei handelt es sich um das Bestehen der Rhythmusstörung von Wochen bis über ein Jahr. Dennoch besteht beim Vorhofflimmern die Komplikationsgefahr einer Thrombenbildung. Diese kommt durch die unkontrollierten Kontraktionsbewegungen im Vorhof zu Stande und ist potentiell lebensgefährlich. Nach Lösen eines Thrombus im Vorhof des Herzens kann dieser z.B. die Hirnarterien verstopfen und folglich zu einem Hirninfarkt führen.

Mehr zu den Symptomen finden Sie auf Symptome einer Herzinsuffizienz

Diagnose des Holiday-Heart-Syndroms

Diagnostisch kommen neben der Anamnese eine klinische sowie apparative Diagnostik in Betracht. Anamnestisch wichtig ist hierbei für den Arzt ein Feststellen der möglichen Auslösefaktoren: Alkoholkonsum bei exzessivem Feiern verbunden mit kardialer Symptomatik, wie oben beschrieben. Im Zuge der apparativen Diagnostik greift der behandelnde Arzt auf das EKG zurück. Hierbei fallen irreguläre bzw. unregelmäßige Zeitintervalle und ggf. asynchrone Herzerregungen zwischen Vorhof und Kammer (z.B. fehlende p-Welle) auf.

Behandlung des Holiday-Heart-Syndroms

Therapeutisch gibt es neben der Möglichkeit einer medikamentösen Antikoagulation ("Blutverdünnung") das Verfahren der Frequenzkontrolle. Dabei setzt man auf die Wirkung von spezifischen Antiarrhythmika wie z.B. das Amiodaron. Antikoagulatorisch lassen sich Standardpräparate wie ASS etc. einsetzen. Auch chirurgisch lässt sich das Holiday-Heart-Syndrom mit Auftreten eines Vorhofflimmerns therapieren.
Hierbei versucht man durch Ablation ("Verödung") der verursachenden, detektierten Vorhofzellen das Auslösen eines Vorhofflimmerns prinzipiell zu reduzieren. Prophylaktisch empfiehlt sich neben einem ausgeglichenen Lebensstil mit mäßigem Stress ebenfalls eine gesunde Ernährung.

Fettreiche und ballaststoffarme Nahrungsmittel führen auf Dauer zu jenen Krankheitsbildern, welche als Vorerkrankungen ein Holiday-Heart-Syndrom begünstigen. Prophylaktisch lassen sich darüber hinaus noch einige grundsätzliche Regeln festhalten. Im Sommer ist das Aufhalten in der Mittagshitze zwischen 11 und 15 Uhr zu vermeiden. Gerade das Zusammenspiel von starker Sonneneinstrahlung und Konsum von alkoholischen Getränken sowie Energydrinks belasten das Herz in starkem Maße. Beim Feiern sollte man darauf achten, neben dem Alkoholkonsum auch Wasser oder ungesüßte Tees als Ausgleich zu sich zu nehmen.

Ursachen des Holiday-Heart-Syndroms

Im Zusammenspiel mit dem Alkohol lassen sich einigeTriggerfaktoren für dieses Krankheitsbild finden.
Die wichtigsten sind:

  • Alkohol
  • Stress: Dabei begünstigen sowohl psychischer (z.B. laute Musik oder große Menschenmenge) als auch physischer Stress (z.B. Schlafmangel) das Auftreten der oben beschriebenen Symptomatik.
  • Feiern

Vor allem ein mit Stress verbundener Lebensstil mit all seinen Facetten soll ursächlich für das Krankheitsbild sein. Meist handelt es sich bei den Betroffenen dieses Krankheitsbildes um Herzgesunde, weshalb ein spontaner Rückfall in den normalen Herzrhythmus häufig zu beobachten ist.
Dennoch gibt es einige prädisponierende Vorerkrankungen, welche die Auftretenswahrscheinlichkeit erhöhen können. Hierzu zählen die typischen kardiovaskulär belastenden Erkrankungen, wie der arterielle Hypertonus (Bluthochdruck), eine vorbestehende Herzmuskelschwäche, Adipositas, Diabetes mellitus, ein Herzinfarkt in der Anamnese oder auch chronische Lungenerkrankungen.
Auch eine genetische Komponente mit möglicher Vererbung wurde beschrieben.

Prognose und Dauer des Holiday-Heart-Syndroms

Normalerweise tritt die Rhythmusnormalisierung innerhalb von 48 Stunden bis maximal 7 Tagen ein.
In der Regel handelt es sich beim Holiday-Heart-Syndrom um ein prognostisch günstiges Krankheitsbild. Da vor allem Menschen mit strukturell gesunden Herzen betroffen sind, scheint es sich hierbei um eine akute Stressreaktion des Herzens zu handeln, welches bei komplikationslosem Verlauf nicht direkt lebensbedrohlich ist. Ein spontanes Konvertieren in den Sinusrhythmus bei Auftreten von Vorhofflimmern ist in den meisten Fällen zu beobachten.
Dennoch kann es in wenigen Fällen und eben dann, wenn exzessives Feiern und sonstiger Alltagsstress ohne Erholungsphasen über längere Zeit andauern, zu Folgeerkrankungen des Herzens wie z.B. einem persistierenden Vorhofflimmern kommen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.01.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023