Körperhöhlen

Einleitung

Körperhöhlen sind Hohlräume, die in verschieden Bereichen des Körpers vorkommen. Eine Körperhöhle kann erst dann als solche bezeichnet werden, wenn sie von der Rumpfwand vollständig umschlossen wurde. Dadurch ergibt sich eine topographische, also eine lageabhängige Einteilung der Körperhöhlen.

Topographische Einteilung:

  • Brusthöhle (Cavitas thoracis)

  • Bauchhöhle (Cavitas abdominalis)

  • Beckenhöhle (Cavitas pelvis)

Eine klare Abgrenzung dieser Höhlen besteht nur zwischen der Brust- und Bauchhöhle.

Hier bildet das für die Atmung so wichtige Zwerchfell eine klare anatomische Grenzstruktur dieser beiden Höhlen. Bei der Bauch- bzw. Beckenhöhle fehlt eine solche anatomische Grenze. Man spricht hier von einem kontinuierlichen Übergang der Höhlen.

Seröse Höhlen

Unter serösen Höhlen versteht man Spalträume, die innerhalb der gerade beschriebenen topografischen Körperhöhlen liegen. Sie sind ausgekleidet durch eine zweischichtige Tunica serosa, welche maßgeblich zur Verschiebbarkeit der inneren Organe beiträgt. Dies geschieht durch einen Flüssigkeitsfilm, der ihr aufliegt. Auch seröse Höhlen lassen sich wie folgt einteilen:

  • Pleurahöhle (Cavitas pleuralis)

  • Perikardhöhle (Cavitas pericardiaca)

  • Peritonealhöhle (Cavitas peritonealis)
    • Peritonealhöhle des Bauches (Cavitas peritonealis abdominis)
    • Peritonealhöhle des Beckens (Cavitas peritonealis pelvis)

Um die Bauchhöhle (Cavitas abdominalis) nicht mit der Peritonealhöhle des Bauches (Cavitas peritonealis abdominis) zu verwechseln, bezeichnet man Letzteren auch als Bauchraum.

Aufbau von serösen Höhlen

Wie oben erwähnt bilden sich seröse Höhlen aus der Tunica serosa. Diese besteht aus zwei Teilen bzw. „Blättern“. Der Aufbau von serösen Höhlen ist stets gleich.

  • das viszerale Blatt (Serosa visceralis) umgibt die Organe

  • das parietale Blatt (Serosa parietalis) bildet die äußere Abgrenzung. Sie kleidet zudem die Wand der serösen Höhle aus.

Bei der Benennung der „Blätter“ bedarf es wieder einer Unterteilung in den verschiedenen serösen Höhlen.

  • Bei der Peritonealhöhle (Cavitas peritonealis) spricht man vom Peritoneum viscerale als viszerales Blatt und vom Peritoneum parietale als parieltales Blatt

  • Die Pleurahöhle (Cavitas pleuralis) besitzt zum einen eine Pleura visceralis als viszerales Blatt und eine Pleura parietalis als parietalis Blatt

  • Die Perikardhöhle hat ein Pericardium serosum. Beim Begriff „serosum“ bedient man sich einer Zusatzbezeichnung, da es hier auch ein Pericardium fibrosum für den äußeren Teil des Herzbeutels gibt

Oftmals etwas schwer nachzuvollziehen, aber sehr bedeutsam sind die Serosa-Verhältnisse. Sie dienen oft als Leitungsbahnen von Gefäßen und Nerven. Damit dies möglich ist, sind sie komplett von der Serosa umschlossen.

Der Bereich in dem die oben besprochenen Begriffe des viszeralen bzw. parietalen Blätter ineinander übergehen bezeichnet man als Meso. Ihnen kommt eine ganz besondere Funktion zu. Es handelt sich also um eine Duplikatur der Serosa. Die Befestigung dieser Duplikatur an der Rumpfwand bezeichnet man als Radix. Leitungsbahnen, die in Bindegewebesträngen verlaufen und so auch Organe untereinander verbinden, nennt man auch Bänder (Ligamenta). Diesen Begriff kennt man auch aus der Anatomie des Bewegungs- und Stützapparates. Die Festigkeit dieser Bänder ist jedoch nicht zu vergleichen mit Bändern des Bandapparates des Sprung- oder Handgelenks. Die seröse Flüssigkeit, die sich zwischen den beiden Blättern befindet hat zudem eine wichtige physiologische Bedeutung. So besitzt sie eine Kapillaradhäsion, die einen gleitenden Zusammenhalt der Kontaktflächen verursacht. Definitionsgemäß versteht man unter seröser Flüssigkeit ein Transudat, also ein Filtrat des Blutplasmas ohne zelluläre Anteil.

Feinbau der Tunica serosa

Da die Tunica serosa das Grundgerüst für jede seröse Höhle bildet, ist es sinnvoll ihren Aufbau näher zu beschreiben. Wie oben erwähnt, besteht sie aus 2 Schichten:

  • Serosaepithel (Lamina epithelialis)

Einschichtiger Zellverband, der primär aus plattem Mesothel, einem aus der Embryonalzeit ausgebildetem Bindegewebe, besteht

  • Serosabindegewebe (Lamina propria)

sie besteht aus einem Netzwerk von Blut- und Lyphgefäßen

Wie werden nun aber diese wichtigen serösen Häute mit Blut versorgt? Wie auch bei Organen ziehen die (kleinen) Blutgefäße und Nerven im Bindegewebe an die serösen Häute heran. Somit ist die Lage dieser Strukturen „submesothelial“.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Versorgung des viszeralen- bzw. parietalen „Blattes“ mit Nervengewebe. Denn das viszerale „Blatt“ gilt als schmerzunempfindlich, während beim parietalen „Blatt“ das Gegenteil der Fall ist und hier eine sehr hohe Schmerzempfindlichkeit herrscht.

Die Nervenversorgung der Pleura parietalis wird durch den Nervus phrenicus übernommen, der auch das Zwerchfell versorgt.

Auch das Perikard (Herzbeutel) wird erbenfalls durch den N. Phrenicus versorgt. Zusätzlich durch Teile des Nervus Vagus.

Das parietale „Blatt“ der Peritonealhöhle wird auch hier durch den Nervus phrenicus versorgt, jedoch aus einem anderen Segment.

Entstehung seröser Höhlen

Alle beschriebenen Körperhöhlen entstehen aus einer einheitlichen Körperhöhle, der sogenannten Zolomhöhle. Durch Ausformungen der Lungen, Nieren, des Herzens usw. gegen Ende der dritten Embryonalwoche aus diesem Raum entwickelt sich die Pleura-, Peritoneal- und Perikardhöhle. Durch die fortschreitende Entstehung des Zwerchfells entsteht die anatomische Grenzstruktur, die zur einer Abtrennung der Peritonealhöhle von der Brusthöhle führt. Auch die Verbindung der Pleurahöhle mit der Perikardhöhle wird durch den Zusammenschluss der beiden „Pleuroperikardialfalten“ zu einer serösen Höhle.

Blutungen in Körperhöhlen

Es kann durch verschiedene Ursachen zu Blutungen in Körperhöhlen, wie zum Beispiel der Brust- oder Bauchhöhle kommen. Eine mögliche Ursache kann ein traumatisches Erlebnis, beispielsweise ein Verkehrsunfall sein. Durch einen starken Aufprall können innere Organe verletzt werden, die dann in die entsprechende Körperhöhle bluten.

Einblutungen in eine Körperhöhle zeigen oft eine typische Symptomatik, wie Kreislaufversagen, Herzrasen oder auch Bewusstseinsstörungen.  

Therapiert wird die innere Blutung durch einen operativen Eingriff, bei dem die Blutung gestillt werden soll. Zusätzlich werden die akuten Beschwerden, wie zum Beispiel das Kreislaufversagen durch Medikamentengabe, behandelt. Wichtig bei einer inneren Blutung ist, dass der Patient so schnell wie möglich behandelt wird, da ansonsten der Blutverlust zu groß wird. In diesem Fall droht ein kompletter Kreislaufzusammenbruch, der unbehandelt zum Tod führen kann.

Flüssigkeitsansammlungen in Körperhöhlen

In den verschiedenen Körperhöhlen können sich Flüssigkeiten ansammeln. Dies kann zum einen Blut sein, wenn ein Organ verletzt ist und in den Hohlraum blutet.

Wenn sich jedoch kein Unfall oder Ähnliches ereignet hat, kann es sich auch um Wasser handeln, welches sich beispielsweise im Bauchraum befindet. Dieser Wasserbauch wird Aszites genannt und deutet zum Beispiel auf eine Leberfunktionsstörung hin. Hierbei werden zu wenige Proteine vom Körper herstellt, sodass das Wasser aus den Gefäßen hinausschwemmt und sich im Bauch sammelt. Diese Flüssigkeitsansammlung wird auch als Erguss bezeichnet und kann auch in anderen Körperhöhlen vorkommen. Hier spricht man je nach Lokalisation beispielsweise von einem Pleuraerguss (Flüssigkeit in der Brusthöhle) oder auch Perikarderguss (Flüssigkeit im Herzbeutel).

Metastasierung in die Körperhöhle

Metastasen sind meist kleinere Ableger eines primären Tumors. Diese können sich an allen möglichen Stellen des Körpers bilden, so auch in Körperhöhlen. In diesem Fall spricht man von cavitären Metastasen (Cavitas = Höhle). Generell ist eine solche Metastasierung selten und befällt in der Regel die Bauchhöhle. Diese Art der Metastasen entsteht überwiegend durch Verschleppung der Tumorzellen des Primärtumors.

Ausgelöst wird dieser Verschleppung durch Organbewegung oder den vorbeirauschenden Blutstrom. Die losgelösten Krebszellen setzen sich an beliebiger Stelle wieder ab und beginnen mit ihrem Wachstum, zum Beispiel im Bauchraum auf dem Bauchfell (Peritoneum).

Tumormetastasen, die auf diesem Weg entstehen, werden als Implantationsmetastasen bezeichnet.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.11.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023