Lebenserwartung bei einem Glioblastom

Einleitung

Das Glioblastom ist dabei der häufigste bösartige (maligne) Hirntumor bei Erwachsenen. Sie machen ungefähr die Hälfte aller bösartigen Tumore aus, die sich aus Hirngewebe entwickeln. Neben dem Glioblastom gibt es weitere astrozytäre Tumore (sogenannte Astrozytome), die sich jedoch im mittleren Erkrankungsalter, der Lokalisation, der typischen Symptome, der Therapie sowie der Lebenserwartung voneinander unterscheiden.

Die Einteilung der Gliome erfolgt anhand der WHO-Klassifikation in Grad 1 (gutartig, langsames Wachstum) bis Grad 4 (bösartig, schnelles Wachstum).

Das Glioblastom (auch aufgrund seiner inhomogenen und vielfältigen Erscheinung als Glioblastoma multiforme bezeichnet) zählt zur Tumorgruppe der Gliome (astrozytäre Tumore). Diese leiten sich von Zellen des Stützgewebes des Gehirns (Gliazellen) ab, die fast 90% aller Zellen im Gehirn umfassen. Gliazellen befinden sich überwiegend in der weißen Hirnsubstanz (Hirnmark).

Wie ist die Lebenserwartung mit einer OP?

In Einzelfällen kann lediglich die operative Entfernung (Resektion) des Tumors ohne eine anschließende Chemo- und Strahlentherapie indiziert sein. Das liegt daran, dass die Patienten durch die zum Teil sehr starken Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie in ihrer Lebensqualität sehr stark eingeschränkt werden.

Die mittlere Überlebenszeit ist deshalb bei alleiniger, operativer Entfernung des Tumors meist geringer als bei kompletter Behandlung.

In der Regel besteht die Behandlung eines Glioblastoms aber aus einer Kombination von Operation, Chemo- und Strahlentherapie. Erfolgen alle Schritte dieser Therapie beeinflusst noch die genetische Komponente des Glioblastoms, die sogenannte MGMT-Methylierung die Lebenserwartung. In Abhängigkeit von der genetischen Komponente beträgt die Lebenserwartung im Mittel ca. 1 bis 2 Jahre.

Wie ist die Lebenserwartung bei einem Rezidiv?

Die Therapie eines Glioblastoms besteht aus der operativen Entfernung des Tumors mit anschließender Strahlen- und Chemotherapie. Durch das verdrängende Wachstum des Tumors und die Ausbreitung über die Hirnflüssigkeit (Liquor) in weiter entfernte Hirnareale können durch die operative Entfernung jedoch nie alle Tumorzellen entfernt werden. Aus diesem Grund treten im weiteren Verlauf der Tumorerkrankung Rezidive (erneutes Wachstum des Tumors) auf.

Die mittlere Lebenserwartung bei Auftreten eines Rezidivs beträgt dabei ebenfalls ungefähr ein Jahr. Durch eine erneute operative Entfernung des Rezidivs kann das Wachstum wiederum um wenige Monate verzögert werden, jedoch ist durch die Zunahme an lokal auftretenden Rezidiven keine Heilung möglich. Darüber hinaus zeigen Rezidive in der Regel ein schlechteres Ansprechen auf die anschließende Chemo- und Strahlentherapie. Die operative Entfernung dient daher je nach Patient vor allem der Besserung der Lebensqualität und der Behandlung neurologischer Defizite.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Verlauf eines Glioblastoms

Wie ist die Lebenserwartung, wenn das Glioblastom inoperabel ist?

Bei einem Glioblastom, das inoperabel ist aufgrund seiner Lokalisation, bspw. wenn der Tumor zu tief liegt oder zu nah an überlebenswichtigen Arealen, wird die Prognose im Vergleich zu operativ entfernten Glioblastomen negativ beeinflusst. Es gibt noch nicht viele Studien, die eindeutige wissenschaftliche Aussagen hierzu machen können, aber es wird vermutet, dass die Operation die Überlebenszeit verlängern kann. Es wird in der Therapie immer angestrebt das Glioblastom so komplett wie möglich zu entfernen. Sollte eine operative Therapie nicht möglich sein, wird aber in der Regel eine Behandlung in Form von Chemo- und Strahlentherapie eingeleitet.

Wie ist die Lebenserwartung ohne Behandlung?

Durch das sehr schnelle, verdrängende Wachstum ist die Lebenserwartung bei Diagnose eine Gliobastoms nur sehr gering. Es bilden sich innerhalb weniger Wochen zahlreiche lokale Ansammlungen des Tumorgewebes im gesamten Gehirn. Durch das schnelle Wachstum kommt es zu einem Druckanstieg im knöchernen Schädel und zur Kompression überlebenswichtiger Zentren im Hirnstamm (unter anderem des Atemzentrums). Die mittlere Überlebenszeit beträgt daher ohne die umfassende Behandlung aus operativer Entfernung (Resektion), Chemo- und Strahlentherapie lediglich circa zwei Monate.

Ist eine Heilung möglich?

Die Heilung eines Glioblastoms ist zum jetzigen Stand der Wissenschaft nicht möglich. Durch das verdrängende Wachstum und die Ausbreitung über die Hirnflüssigkeit im gesamten Hirngewebe kann durch die operative Entfernung, Chemo- und Strahlentherapie das Wachstum des Tumors lediglich verzögert werden. In Einzelfällen (vor allem bei jüngeren Patienten unter 50 Jahren) werden mittlere Überlebenszeiten von bis zu 5 Jahren beschrieben. Der aktuelle Stand der Forschung zeigt auch keine vielversprechende Therapie, die zu einer Heilung eines Glioblastoms führen könnte.

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Einteilung und Klassifikation

Grad 4

Das Glioblastom (WHO-Grad 4) zählt zu den bösartigen Hirntumoren. Durch das sehr schnelle und verdrängende Wachstum hat es eine sehr schlechte Prognose. Glioblastome entwickeln sich in der Regel erst im hohen Erwachsenenalter (circa um das 60. Lebensjahr). Die Initialsymptomatik ist dabei abhängig von der Lokalisation des Tumors. Durch das schnelle Wachstum des Tumors kommt es zu einem schnellen Druckanstieg innerhalb des Schädels, wodurch andere Hirnareale komprimiert werden. In der Folge sind Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und starke Kopfschmerzen möglich. Im weiteren Verlauf können durch das weitere Wachstum auch Bewusstseinsstörungen und bei Einklemmung des Hirnstamms auch Atemlähmungen auftreten.

Die Therapie der Wahl stellt dabei unter Berücksichtigung der Lokalisation, der Größe des Tumors und des Allgemeinzustand des Patienten die operative Entfernung in Kombination mit einer Strahlen- und Chemotherapie dar. Dadurch kann das Wachstum des Tumors verlangsamt und etwaige Symptome gelindert werden. Durch das verdrängende Wachstum des Tumors in das umliegende Hirngewebe können durch eine operative Entfernung jedoch nie alle Tumorzellen entfernt werden. Die Therapie kann daher das Fortschreiten des Tumorwachstums lediglich um wenige Monate verzögern. Die mittlere Lebenserwartung nach Diagnose eines Glioblastoms beträgt 10 bis 15 Monate.

Lesen Sie mehr dazu unter Glioblastom Grad 4

Wie ist die Lebenserwartung bei einem Glioblastom Grad 4?

Das Glioblastom, also das Gliom Grad 4, ist ein sehr aggressiver und schnell wachsender Tumor. Nach Diagnosestellung besteht in der Regel nur eine Lebenserwartung von wenigen Jahren. Beim Glioblastom besteht in Abhängigkeit von der genetischen Beschaffenheit (der sogenannte MGMT-Methylierungsgrad) des Tumor eine etwas unterschiedliche Lebenserwartung. So beträgt je nach genetischem Status die mittlere Lebenserwartung nur 1-2 Jahre.

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Grad 3

Als anaplastische Astrozytome werden Gliome des WHO-Grades 3 bezeichnet. Im Gegensatz zu diffusen Astrozytomen besteht die Tumormasse dabei bereits überwiegend aus bösartigen Zellen, die verdrängend in das umgebende Hirngewebe wachsen. Der weitere Übergang in ein Glioblastom (Grad 4) ist möglich.

Anaplastische Astrozytome manifestieren sich ebenfalls im Erwachsenenalter (circa 35. Lebensjahr). Die Symptomatik und Therapie entspricht dabei ungefähr der der diffusen Astrozytome. Die mittlere Lebenserwartung nach Diagnose des Tumors liegt bei circa 9 Jahren.

Wie ist die Lebenserwartung bei einem Glioblastom Grad 3?

Das Gliom Grad 3, also das anaplastische Astrozytom ist ein aggressiverer Tumor. Die Lebenserwartung ist nicht so gut wie bei dem Gliom Grad 1 und 2 und beträgt im Mittel lediglich 3 bis 4 Jahre. Auch hier spielen aber die genetischen Faktoren des Tumors (die sogenannte IDH-Mutation) eine wichtige Rolle. Bei einem günstigen genetischen Profil kann die Lebenserwartung auch bis zu 6-8 Jahre betragen.

Grad 2

Als diffuse Astrozytome werden Gliome des WHO-Grades 2 bezeichnet. Im Gegensatz zum pilozystischen Astrozytom können diese Tumore bereits vereinzelt bösartige Zellen enthalten. Ein weiteres Wachstum und der Übergang zu einem Gliom Grad 3/4 ist daher möglich.

Diffuse Astrozytome manifestieren sich in der Regel im Erwachsenenalter (circa 35. Lebensjahr). Je nach Lokalisation sind zahlreiche Symptome möglich. In der Regel kommt es durch die operative Entfernung nicht zu einer vollständigen Entfernung des Tumors, weshalb die Resektion mit einer Strahlen- und Chemotherapie kombiniert wird. Die mittlere Lebenserwartung nach Diagnose eines diffusen Astrozytoms liegt bei circa 11 Jahren.

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Wie ist die Lebenserwartung bei einem Glioblastom Grad 2?

Bei einem Gliom Grad 2, also den diffusen Astrozytomen besteht eine Lebenserwartung von mehreren Jahren. Im Mittel beträgt sie 7-8 Jahre, ist aber stark abhängig von verschiedenen genetischen Eigenschaften des Tumors (der sogenannten IDH-Mutation) und kann im günstigen Fall auch 10 Jahre betragen.

Grad 1

Das gutartige Gliom (WHO-Grad 1) wird auch als pilozystisches Astrozytom bezeichnet. Es ist der häufigste primäre Tumor im Kindesalter. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 10 Jahren. Pilozystische Astrozytome metastasieren nicht. Eine durch den Tumor auftretende Symptomatik (z.B. Erbrechen, Koordinationsstörungen) tritt durch die Kompression umliegender Hirnareale auf. In diesem Fall ist eine operative Entfernung des Tumors erforderlich. Durch diese Resektion kann der Patient von dem Tumor geheilt werden.

Wie ist die Lebenserwartung bei einem Glioblastom Grad 1?

Das Gliom Grad 1, also das pilozytische Astrozytom hat eine deutlich bessere Lebenserwartung als das Glioblastom (Gliom Grad 4). Bei dem im Grunde gutartigen pilozytischen Astrozytom überleben nach 5 Jahren über 90% der Erkrankten. Bei einer kompletten Entfernung des Tumors besteht die Möglichkeit der Heilung, da dieser Tumor in der Regel nicht bösartig wird.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.10.2017 - Letzte Änderung: 06.11.2021